Mit der nuZeo-Serie bringt Nubert eine Aktivboxen-Reihe auf den Markt, die höchste Klanganforderungen erfüllen soll. Entsprechend spitzten wir die Ohren.
Aktive Streaming-Lautsprecher spielen auch bei Nubert eine immer wichtigere Rolle. Mit der nuZeo-Reihe hat der schwäbische Boxenbauer jetzt eine weitere Modellreihe inklusive Elektronik auf den Markt gebracht und den bisherigen nuPro- und nuBoxx-Modellen zur Seite gestellt. Oder, besser gesagt, übergeordnet – denn der Paarpreis von 9.600 Euro der hier getesteten nuZeo 15 stieg gegenüber dem bisherigen Aktiv-Flaggschiff nuPro XS-8000 RC (Test in 5-2023) um mehr als das Doppelte. Hier nehmen die Schwaben also High-End-Kundschaft ins Visier.
Und zwar deshalb, weil in diesem Bereich der Schall häufig von Wand zu Wand respektive Boden und Decke reflektiert wird und sich diffus im Raum verteilt – deshalb Diffus- oder Raumfeld. Die Entfernung, bei der Direkt- und Diffusschall gleich laut sind, heißt Hallradius. Dieser ist hauptsächlich von der Größe des Raumes und den Reflexionseigenschaften seiner Wände abhängig, befindet sich aber bei den meisten Wohnräumen doch recht nah an der Quelle, sprich den Lautsprechern. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass sich der Hörplatz in den meisten Fällen im Diffusfeld befindet und dass der Klang eines Lautsprechers stark von seinem Rundstrahlverhalten bestimmt wird.
Dieses konnte Thomas Bien bei der Abstimmung der nuZeo 15 vorzüglich optimieren. Unsere Messung zeigt, dass die Boxen bis nahezu 10 Kilohertz extrem breit und homogen abstrahlen und damit ein sehr ausgeglichenes Klangbild erwarten lassen. Dass Bien auch ein sehr linearer Frequenzgang auf Achse gelungen ist, soll dabei nicht unerwähnt bleiben.
Die Grundlage dafür bietet, wie bei Nubert üblich, im eigenen Hause entworfenes Treiber- Material, das in diesem Fall sogar speziell für die Serie entwickelt wurde. Als Membranwerkstoff setzen die Schwaben doppellagige Karbonfaser ein, die mit einem dämpfenden Polymer-Einstrich noch unempfindlicher gegen Resonanzen gemacht wurde. Dieses Material verwendet Nubert sowohl bei den vier 20-Zentimeter-Tieftönern als auch bei den beiden Mitteltönern, die es auf je 12 Zentimeter Durchmesser bringen. Und zwar jeweils als durchgehende Schwingeinheit ohne Staubschutzkalotte in der Mitte – auch Vollkonus genannt. Das macht die Fertigung zwar aufwändiger, neigt aber zu weniger unerwünschten Schwingungen als die übliche Bauweise. Für die hohen Frequenzen ist eine 26-Millimeter-Kalotte aus Polyester-Kunstseide im Einsatz, die mit einem großen, feinmaschigen Gitter gegen allzu neugierige Finger geschützt ist.
Mit Musik-Strömen versorgt werden die Treiber über sechs ebenfalls von Nubert entwickelte Endstufen, die jeweils 220 Watt zur Verfügung stellen können. Vier davon sind für die Basstreiber reserviert, von denen die beiden unteren schon bei 100 Hertz aus dem Spiel genommen werden, während die anderen beiden bis 200 Hertz arbeiten und direkt an die von einer Endstufe gemeinsam versorgten Mitteltöner anschließen. Die wiederum geben bei 1.900 Hertz den Staffelstab an den Hochtöner weiter, gleichfalls mit eigenem Leistungsverstärker. Die beiden Mitteltöner rahmen den Hochtöner oben und unten ein, sind also in der so genannten D´Appolito-Anordnung auf der Schallwand untergebracht. Mittlere Frequenzen werden dadurch vertikal gebündelt und gerichtet abgestrahlt, was störende Reflexionen von Boden und Decke merklich minimiert. Sämtliche Frequenzweichen-Funktionen – Nubert setzt durchwegs Linkwitz-Riley-Filter mit 24-Dezibel-Flankensteilheit ein – übernimmt ein DSP. Der ist leistungsfähig genug, um sich um weitere Funktionen zu kümmern, beispielsweise Klangregelung und Loudness, nicht zu vergessen die sehr gut funktionierende Raumkorrektur, die mit iOS-Smartphones auf Anhieb funktioniert. Für Android-Handys ist ein Zusatz-Mikrofon nötig, das Nubert für 40 Euro anbietet.
Mit einer Höhe von gut anderthalb Metern ist die nuZeo 15 unübersehbar. Dabei wirkt sie keineswegs wuchtig, sondern schlank und elegant, was auch an ihren gerundeten Kanten – mit denen zudem Kantenreflexionen vermieden werden – und an der sich nach hinten verjüngenden Form liegt.
Neben symmetrischen und unsymmetrischen Eingängen bieten die nuZeo auf ihrer Rückseite auch zwei Koaxial-Digitaleingänge an. Zudem lässt sich die XLR-Buchse zu einem AES/EBU-Anschluss umwidmen. Alternativ lassen sich Tonsignale über das hauseigene Drahtlosprotokoll X-Connect Surround zuspielen. Das kann zudem bis zu 8 Kanäle in hoher Auflösung separat übertragen – ein 7.1-Heimkinosystem wird damit problemlos möglich. Wie gut das funktioniert, konnten wir beim Test des nuXinema-Sets in Ausgabe 10-2023 feststellen. Natürlich ist auch Streaming via Bluetooth möglich.
Das Smartphone kommt nicht nur als möglicher Zuspieler und für die Raumeinmessung zum Einsatz, sondern übernimmt auch die Steuerung per App. Eine eher rudimentäre Bedienung an der Box ist mit Hilfe eines Dreh-Drück-Reglers auf der Rückseite möglich, eine klassische Fernbedienung liegt nicht bei.
Tonqualität
Das Rundstrahlverhalten (siehe Kasten) und der Frequenzgang fallen vorbildlich aus. Letzterer reicht bis zu 23 Hertz in den Frequenzkeller – das schafft selbst mancher Subwoofer nicht. Was uns sofort auffiel, war die völlig entspannte, lebendige und natürliche Herangehensweise der nuZeo 15. Egal, ob gepflegter Jazz die Füße der Tester mitwippen ließ oder knackiger Rock den Hörraum zum Beben brachte, die Nuberts behielten immer die Übersicht und ließen sich auch von höchsten Lautstärken nicht zu Verzerrungs-Kapriolen hinreißen. Je länger die großen Standboxen spielten, umso klarer wurde: Hier spielen echte Ausnahme-Boxen, denn sie bleiben nicht nur stets sauber, entspannt und unverfärbt, sondern projizieren auch einen ungemein stabilen Raum, der Stimmen und Instrumente sprichwörtlich auf ihren Plätzen zwischen und hinter den Lautsprechern festnagelt. Diesbezüglich überzeugte das Stück „Jazz at the Pawn Shop“, bei dem wir uns wirklich mitten im Konzert wähnten. Nicht minder eindrucksvoll war Bonnie Raitts Soloalbum „Nick of Time“, das diese Nuberts dynamisch, räumlich aufgeräumt und feinst aufgelöst in den Hörraum zaubern.
Dabei zeigt sich auch die ausnehmend stabile, konturierte Basswiedergabe dieser Standboxen. So richtig in Fahrt kommen sie allerdings erst mit brachialem Heimkino-Material á la „Terminator – die Erlösung“, wo sie mit Präzision, unbändiger Kraft und sattem Tiefgang so manchen Subwoofer alt aussehen lassen. Für die bestmögliche Film-Performance braucht es freilich mehr als zwei Lautsprecher, daher werden wir in einer der kommenden Ausgaben eine 5.1-Kombi testen, in der die nuZeo 15 eine zentrale Rolle spielen. Dann gibt es auch eine vollwertige Boxenset-Tabelle inklusive einer exakten Punktewertung.
Der Testbericht Nubert nuZeo 15 (Gesamtwertung: Sehr gut, Preis/UVP: 9.600 Euro) ist in audiovision Ausgabe 2-2024 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Mit dem nuZeo 15 liefert Nubert einen Aktiv-Lautsprecher ab, der nicht nur audiophile Ansprüche erfüllt, sondern auch richtig gut aussieht und obendrein viele Anschlussmöglichkeiten bietet. Ganz billig ist dieser Klang-Spaß aber nicht.
Michael Nothnagel