Nubert nuBoxx-Set (Test)

0

Nubert hat seine Einsteigerserie komplett neu aufgelegt und mit Technik aus den Top-Baureihen versehen. So bekommt man für gut 3.000 Euro eine außerordentliche Klangqualität.

Kaum ist bei Nubert die Entwicklung einer Baureihe abgeschlossen, geht´s daran, die dabei aufgetretenen Probleme und Kompromisse zu lösen oder zumindest abzumildern. So auch bei der nuBox-Baureihe, was darin mündete, dass die verwendeten Treiber komplett neu entwickelt wurden. Durch das Hinzufügen eines zweiten X, was nuBoxx ergibt, machen die Schwaben klar, dass die neue Serie mit der alten kaum vergleichbar ist.

Technik
Wer sich im Nubert-Programm auskennt, dem werden die Ähnlichkeiten der Tief- und Mitteltöner mit den Treibern der Topserie nuVero auffallen. Vor allem das mit dieser Serie begonnene Konzept der breiten Gummisicken, die einen großen verzerrungsfreien Membranhub ermöglichen. Mit einer extra langen Schwingspule sowie einem sehr kräftigen Magneten, dessen Feld im Luftspalt durch einen Kupfer-Kurzschlussring linearisiert wird, wurde auch der Antrieb auf großen Hub bei möglichst geringen Verzerrungen optimiert. Der stabile Alu-
Druckgusskorb der Treiber ist in dieser Preisklasse eine echte Besonderheit.

Auch in dieser Preisklasse stattet Nubert die Tieftöner mit einem stabilen Alu-Druckgusskorb aus. Zahlreiche Belüftungsöffnungen sorgen für eine deutlich verringerte Kompression.

Im Test als Front dienen die größten Stand boxen der Serie, die B-70. Sie sind als Dreiweg-Lautsprecher konzipiert und verfügen über zwei Tieftöner in der neuen, von Nubert mit B2 bezeichneten Technik mit je 18 Zentimetern Durchmesser. Der über ihnen montierte, auf gleiche Weise konstruierte Mitteltöner misst 12,3 Zentimeter. Der gleiche Treiber fungiert im Center B-50 in doppelter Ausführung als Tieftöner. In den Surrounds B-30 sitzt hingegen ein Tiefton-Treiber, der mit 15 Zentimetern den Mittelplatz bei der Treibergröße einnimmt. Allen gemein ist die auf geringe Resonanzen optimierte Membran aus Polypropylen.

Die bei allen Boxentypen verwendete 26-Millimeter-Seidenkalotte ist eine Weiterentwicklung der in der mittleren Nubert-Serie nuLine verwendeten nuOva-Technologie. Bei dieser optimierten die Entwickler Form und Dämpfung des großen Volumens hinter der Kalotte, so dass keine Resonanzen den Wohlklang trüben. Zum anderen versah Nubert die Frontplatte des Hochtöners mit einer kurzen Schallführung, die die Abstrahlung ab sieben Kilohertz verbreitern und optimieren soll. Die unsymmetrische Anordnung auf der Frontplatte der nuOva-Treiber übernehmen die Neuentwicklungen nicht.

Abdeckungen gehören zum Lieferumfang der meisten Lautsprecher. Manchmal, wie bei der nuBoxx-Serie können Sie dem Design das i-Tüpfelchen aufsetzen. Von Vielen wird diesen Abdeckungen allerdings ein negativer Einfluss auf den Klang nachgesagt, schließlich muss das Schallsignal ja erst mal durch sie hindurch. Zudem fühlen sich viele Fans wohler, wenn sie den unverstellten Blick auf die Chassis ihrer Boxen genießen und ihnen bei der Arbeit zusehen können. Damit dieser Anblick nicht ungebührlich durch Befestigungsöffnungen beeinträchtigt wird, lasen viele Hersteller die Abdeckungen mittels Magnetkraft haften. Die Eisen-Gegenstücke sind in den Frontplatten versteckt untergebracht, diese bleiben dadurch glattflächig.

Einige Kontrollmessungen zeigen schnell, dass man im Fall der nuBoxx-Lautsprecher auf die Abdeckung verzichten sollte, wenn man den optimalen Klang genießen will. Im unteren Mitteltonbereich bis zwei Kilohertz hebt der Stoff den Pegel an, darüber werden die Frequenzgänge recht unregelmäßig, mit Einbrüchen bei 3,5 und 7 KHz. Diese Effekte dürften hörbar sein und die ausgewogene Abstimmung der Lautsprecher etwas aus der Waage bringen.

Generalisieren lässt sich dieses Ergebnis nicht, mit anderen Bespannungs- und Stofftypen kann der Einfluss einer Abdeckung geringer sein. Hier hilft nur eines: genau hinhören und die Variante wählen, deren Klang besser gefällt.

Die Abdeckung der B-70 hebt bis 2 kHz den Pegel erkennbar und sorgt für kräftige Einbrüche bei 3,5 und 7 kHz (rote Linie).

Die Gehäuse der nuBoxx-Lautsprecher sind preisklassengemäß einfach gehalten und mit einer schwarzen oder weißen Kunststoff-Oberfläche versehen. Nur die Fronten und bei den Standboxen der Sockel sind in seidenmattem Grau lackiert. Auf Innenverstrebungen, die Gehäuseschwingungen unterbinden, wollte Nubert aber auch bei der nuBoxx-Serie nicht verzichten.

Als Subwoofer stellte Nubert dem Test-Set das derzeitige Topmodell, den nuSub XW-1200, zur Seite. Der verspricht mit seinem 32-Zentimeter-Treiber in Downfire-Anordnung und seinen 360 Watt Verstärkerleistung massive Tieftonunterstützung. Seine Bedienung – einschließlich Raumeinmessung – wird über eine Smartphone-App vorgenommen. Schade, dass trotz integriertem DSP die Phase nur zwischen 0 und 180 Grad umschaltbar ist.

Tonqualität
Der Nubert-Sub zeigte im Messlabor einen Maximalpegel von 109 Dezibel und eine untere Grenzfrequenz von 27 Hertz. Zudem fällt sein Frequenzgang darunter nur fl ach ab, das kompensiert die Aufstellung auf dem Boden problemlos.

Nicht ganz so linear wie normalerweise bei Nubert-Boxen zeigen sich die Frequenzgänge von Front, Center und Surround, eine leichte Höhenanhebung oberhalb 4 kHz und eine leichte Senke kurz darunter lassen aber keine großen Auswirkungen auf die Klangqualität befürchten. Alle drei Boxentypen benötigen Verstärker mit genügend Leistung, denn ihr Wirkungsgrad liegt mit rund 84 Dezibel eher niedrig. Das Rundstrahlverhalten des Centers zeigt einen zwar tiefen, aber eher schmalbandigen Einbruch um zwei Kilohertz. Darüber strahlt er sehr
ausgeglichen und breit ab.

„Ausgeglichen“ ist auch die Beschreibung, die schon bei den ersten Tönen des nuBoxx-Sets in den Sinn kommt. „They Cant´t Take that Away From Me“ mit Jane Monheit und John Pizarelli kommt über die Nuberts angenehm und sauber, die räumliche Darstellung ist stabil, die Ortbarkeit präzise. Auch Klassik gelingt ihnen, wie die entspannte, aber präzise Inszenierung der „Appalachian Suite“ der San Francisco Symphony unter Michael Tilson Thomas unter Beweis stellt. Mit Film-Action weiß das Set ebenfalls problemlos umzugehen, die ausbrechenden Geysire aus „Ice Age – Jetzt taut´s“ kommen brachial und defi niert wie der explodierende Tankwagen aus „Terminator – Die Erlösung“. Dabei scheut das Set auch vor echtem Kino-Pegel nicht zurück und überzeugt mit präzisen Impulsen und magenerschütterndem Tiefgang. Die leicht ansteigenden Frequenzgänge ab vier Kilohertz machen sich übrigens – wenn überhaupt – allenfalls mit einem leicht frischen Klangbild bemerkbar, ohne je unangenehm zu werden.

Der Verzicht auf Subwoofer-Unterstützung im Stereo-Betrieb fällt den nuBoxx B-70 dank ihrer unteren Grenzfrequenz von 33 Hertz leicht. Wenn sich Dire-Straits-Bassist John Illsley bei seinem „Railway Tracks“ ins Zeug legt, steht seine Bassgitarre wie festgenagelt im Raum, ohne auch nur ansatzweise zu dröhnen oder zu wummern. Auch der Rest der Band reiht sich sauber zwischen und hinter den Boxen ein. Der Stimme von Bonnie Raitt auf ihrer CD „Nick Of Time“ verleihen die Nuberts glaubwürdig die ihr typische rauchige Färbung.

Der Testbericht Nubert nuBoxx-Set (Gesamtwertung: 85, Preis/UVP: 3100 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

85 Sehr gut

Nuberts Aufwand hat sich gelohnt: Das neue nuBoxx-Set überzeugt durch saubere Verarbeitung, ausgefeilte Technik und ein ausgewogenes Klangbild. Knackige Heimkino-Pegel sind auch mit basslastigem Material kein Problem.

Michael Nothnagel

Antworten