Die neue ZX-Serie verfügt laut Hersteller Mission über die technologisch fortgeschrittensten Boxen des britischen Boxenbauers. Entsprechend waren wir gespannt, wie sich das auf die Klangqualität auswirkt.
Mission ist einer der traditionsreichen britischen HiFi-Hersteller, die von fernöstlichen Firmen übernommen wurden – in diesem Falle vom auf Audiotechnik spezialisierten IAG-Konzern im Jahr 2005. Die Fertigung der Lautsprecher wurde nach China verlagert, die Abteilungen für Innovation und Design aber blieben in England. Entwicklungs-chef ist der renommierte Peter Comeau, der seinen Produkten ein anspruchsvolles Motto gegeben hat: „Music is master, technology is slave.“ Dieser musikalische Vorrang soll insbesondere für die neue ZX-Boxenserie gelten.
Technik
Dass es für dieses 3.200 Euro teure Set keinen passenden Subwoofer gibt, ist nicht wirklich tragisch, verfügen die Frontboxen ZX-5, die größten der Serie, über je zwei dedizierte Tieftonchassis mit 17 Zentimetern Durchmesser. Das bedeutet mehr Membranfläche als das 30-Zentimeter-Chassis eines Subwoofers. Die Basstreiber wurden zudem speziell für die ZX-Serie entwickelt: Sie basieren auf der hauseigenen Dia-drive-Technologie, bei der ein Aluminium-Vollkonus ohne Montageöffnung für die Schwingspule – und somit auch ohne Staubschutzkalotte – auskommt. Die Kraftübertragung von der Schwingspule übernimmt ein von hinten aufgeklebter Subkonus.
Für die neuen Chassis versahen die Entwickler diesen Subkonus mit Entlüftungsöffnungen, die einen Luftstau hinter der Membran vermeiden helfen. Zudem wurde die inverse Sicke nicht an den zur Stabilisierung umgebördelten Rand der Aluminium-Membran geklebt, sondern etwas nach innen versetzt. An dieser Stelle dämpft das Sicken-Gummi erheblich besser als am Außenrand, wodurch Verzerrungen und Resonanzen vermieden werden. Zusätzlich versah Mission die Tieftonchassis mit einer gelochten Abdeckung, welche die – im Wesentlichen unerwünschte, aber unvermeidliche – Schallabstrahlung von der Sicke im Zaum hält. Auch die 13-Zentimeter-Mitteltöner der ZX-5 sowie die gleich großen Tieftöner von Center ZX-C2 und Bipol-Surrounds ZX-S sind mit diesen Features versehen.
Der Center bringt davon immerhin vier Stück mit: Die beiden außen sitzenden sind nur für den Tieftonbereich zuständig, die beiden inneren übertragen auch den Mitteltonbereich bis etwa 2,5 Kilo-hertz. Darüber übernimmt der zentral montierte Hochtöner, ebenfalls eine Neuentwicklung. Er ist als Ringstrahler aufgebaut. Der besteht aus zwei konzentrischen sickenförmigen Ringen, an deren Verbindungslinie die Schwingspule angeklebt wurde. Das Zentrum des mittleren Membranteils ist am Chassis fixiert und wurde mit einem kleinen Kegel zur Optimierung der Schallabstrahlung versehen.
Durch die kleineren Membranflächen und -abmessungen vermeidet diese Konstruktion störende Resonanzen und verleiht dem Treiber einen Frequenzgang bis über 30 Kilohertz. Das Volumen hinter der Ringmembran wurde von den Entwicklern zudem recht groß ausgelegt und mit Dämmstoff versehen, damit die Membran nicht in ihren Schwingungen gehindert wird und Resonanzen gar nicht erst auftreten können.
Bei den Frontboxen und Surrounds wird dieser Hochtöner ebenfalls eingesetzt. Bei Ersteren platzierte der Hersteller ihn zwischen die beiden 13-Zentimeter-Mitteltöner am oberen Ende der Schallwand. Die ZX-S bringen als bipolar aufgebaute Boxen zwei komplette Zweiweg-Abteile mit, die in um je 90 Grad versetzten Schallwänden untergebracht sind.
Material und Verarbeitung der Mission-Lautsprecher überzeugen ebenfalls: Die Qualität der Hochglanz-Oberflächen ist der Preisklasse mehr als angemessen, Fräsungen und Chassis-Anmutung lassen auf sorgfältiges Arbeiten beim Zusammenbau und hohe Aufmerksamkeit auf Details schließen.
Die richtige Versteifung
Das Gehäuse eines Lautsprechers ist nicht nur wichtig für das optische Erscheinungsbild, sondern wirkt sich auch maßgeblich auf die Klang-qualität aus. Denn die Materialien, die sich dafür sinnvoll verwenden lassen, führen ein akustisches Eigenleben. Das gilt auch für das im Lautsprecherbau besonders gern verwendete MDF (mitteldichte Faserplatte), das zwar über eine nennenswerte innere Dämpfung verfügt, aber auch einiges an Gewicht mitbringt. Die Wandstärke – und mit dieser skaliert die Resistenz gegen Resonanzen – lässt sich nicht beliebig erhöhen, sonst werden die Boxen zu groß und zu schwer.
Ein Ausweg aus diesem Dilemma ist, die Gehäuse mit zusätzlichen Trennwänden innen zu versteifen und so die großen Gehäuseflächen – mit ebenso großem Resonanz-Potenzial – in kleinere Flächen zu unterteilen, deren Schwingungen weniger stark ausfallen und zu höheren Frequenzen hin verschoben werden.
Mission zeigt bei der ZX-5-Box auf vorbildliche Weise, wie das funktioniert: Die Briten zogen etliche Zwischenwände und Zusatzstreben ein, die die großflächigen Wände gegeneinander verspannen und so am Mitschwingen hindern. Zusätzlich setzt der Hersteller sogar Streben ein, an denen sich die Magneten der Tieftöner abstützen können, die so ebenfalls vor störenden Resonanzen geschützt sind.
Tonqualität Surround
Am ehesten deutlich wird das Fehlen eines Subwoofers bei der unteren Grenzfrequenz des Systems von 60 Hertz. Das ist allerdings nicht sonderlich kritisch, denn die Frontlautsprecher fallen in Richtung 20 Hertz nicht allzu steil ab. Bei artgerechter Haltung, sprich Aufstellung auf dem Fußboden und nicht zu weit von Seiten- und Rückwänden entfernt, fügt der Raum da locker noch eine Oktave an Tiefgang hinzu. Mit 102 Dezibel Bass-Maximalpegel muss das Set auch vor etlichen Subwoofern nicht zurückstehen.
Keinen Anlass zu Kritik bieten die Frequenzgänge aller drei Boxentypen: Sie verlaufen ohne größere Unregelmäßigkeiten und fallen tendenziell zu hohen Frequenzen leicht ab, wie es englische Lautsprecher seit Generationen tun. Das Rundstrahlverhalten des Centers zeigt aber Unregelmäßigkeiten und neben Einbrüchen bei einigen Frequenzen auch Anhebungen unter kleineren Winkeln.
Im Hörtest kann das Mission-Set auf Anhieb punkten: Es bietet ein extrem aufgeräumtes, geradezu ruhiges Klangbild, das definitiv das wiedergegebene Material in den Vordergrund rückt und nicht die Lautsprecher. Dabei ist es gleichgültig, ob krachender Heimkino-Soundtrack á la „Terminator – die Erlösung“ im Blu-ray-Player rotiert oder feinsinnige Musik wie „Crash into Me“ von Dave Matthews und Tim Reynolds aus ihrem Konzert in der New Yorker Radio City Music Hall. Ja, bei Vollgas-Heimkino mag ein wenig Dynamik fehlen und der letzte Druck aus dem Tiefbass-Keller, das Set spielt aber immer glaubwürdig. Dialoge kommen prima verständlich und Effekte mit einhüllender Räumlichkeit, ohne dabei merklich Präzision bei der Abbildung zu verlieren.
Das Gleiche gilt für die Mehrkanal-Musik-wiedergabe. Hier hat uns vor allem die Ruhe im Klangbild, die keinesfalls mit einem Mangel an Dynamik verwechselt werden darf, beeindruckt. Besagte Ruhe transportiert immer gleichsam die Emotionen und sorgte oft für Gänsehaut bei den Testern. Der Mission-Leitsatz „Music is master, technology is slave“ trifft hier vollends zu.
Tonqualität Stereo
Im Stereobetrieb können die ZX-5 nahtlos an das Mehrkanal-Ergebnis anschließen: Es bringt bei Marc Cohns Album „Join the Parade“ aus dem Jahr 2007 die Stimme ansatzlos und schön durchhörbar in die Mitte und sortiert die Instrumente dreidimensional und präzise ortbar drum herum. Einen Subwoofer lassen die Missions in keinem Moment vermissen, den Bass bringen sie im Gegenteil kräftig, präzise und mit glaubwürdigem Tiefgang.
Der Testbericht Mission ZX-Set (Gesamtwertung: 82, Preis/UVP: 3200 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2019 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Wer neben Hollywood-Krachbumm auch viel Musik hört und keinen Platz oder keine Lust auf einen Subwoofer hat, ist mit dem neuen Mission ZX-Set hervorragend bedient.
Michael Nothnagel