Medion Life X16523 (Test)

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Medion baut sein kürzlich ins Leben gerufenes OLED-Sortiment aus. Nach dem 55-Zöller Life X15564 (Test in Ausgabe 7-2022) hat der Aldi-Lieferant jetzt mit dem Life X16523 auch einen 65-Zöller mit selbstleuchtenden Pixeln für konkurrenzlos günstige 1.500 Euro ins Portfolio aufgenommen. Käufer können sich auch hier über wichtige Ausstattungsmerk male wie 100-Hertz-Display, Dolby Vision und Dolby Atmos freuen. Schon aufgrund des Gewichts von 33,9 Kilogramm merkt man, dass Medion beim Material nicht gespart hat. Der Standfuß besteht aus Metall, auch das super schlanke Panel mit einer Tiefe von 5 Millimeter ist von einem dünnen Metallrahmen umgeben. Als nettes Accessoire dient eine silberne Aluminiumblende unterhalb des Displays. Alles wirkt hochwertig, der vergleichsweise niedrige Preis macht sich am Gerät selbst nicht bemerkbar. Die Gehäusetiefe von 5,3 Zentimeter inklusive Anschlüssen ist noch akzeptabel. Für die Wandmontage unterstützt der 65-Zöller die VESA-Norm 400 x 200 Millimeter.

Ausstattung und Praxis
Auch der Life X16523 werkelt wie andere Medion-Fernseher mit einem Linux-Betriebssystem. Die bereits bekannte Benutzeroberfläche hat sich seit Längerem nicht verändert. Sie ist funktional, übersichtlich und beschert hohen Bedienkomfort, ist aber kein wirklicher Hingucker. Die im Testfeld vertretene Konkurrenz gestaltet ihre Oberflächen liebevoller und individueller. Das Bedientempo des X16523 ist durchwachsen, teilweise war bei Menüwechseln (zu) viel Geduld gefragt, und die Umschaltzeiten dürften gerne kürzer ausfallen. Auch der Mediaplayer ist mitunter recht träge: Hier dauert die Vorschau einer umfangreichen Fotosammlung schon mal einen kleinen Tick länger.

Ausbaufähig ist das App-Angebot: Bekannte
Portale wie Netflix, Amazon Prime Video, Videociety und meinVOD sind zwar an Bord, dafür fehlen Disney+, AppleTV+ oder DAZN. Auch bei Musik und Nachrichten-Apps ist der Medion eher dürftig bestückt. In dieser Preisklasse wenig überraschend ist die Tuner-Konfiguration. So sind die Empfangswege für Kabel, DVB-T2 und Satellit jeweils nur einfach verbaut. Das erweist sich allerdings nur bei TV-Aufnahmen auf USB-Festplatte als Nachteil: Während eines TV-Mitschnitts ist jetzt keine freie Senderwahl mehr möglich. Im Test gelang es uns allerdings nicht, eine Aufnahme zu realisieren. Wir scheiterten mit drei USB-Festplatten, deren Inhalte zwar erkannt wurden. Aber nach einer erforderlichen Formatierung am TV selbst erschien nach einem Druck auf die Aufnahmetaste immer der Hinweis „Kein Wechsellaufwerk angeschlossen oder Initialisierung fehlgeschlagen“. Es spielte auch keine Rolle, ob wir die USB-Festplatten zuvor am PC bereits mit FAT32 oder mit NTFS formatiert hatten.

Solider Steuerstab: Die leichte Medion-Fernbedienung ist aus Kunststoff gefertigt und liegt angenehm in der Hand. Über die Medion-Taste erreicht man das App-Portal, für Netflix und Amazon Prime Video hat der Signalgeber Direktwahltasten verbaut. Die Fernbedienung muss exakt auf den TV ausgerichtet werden, damit der Apparat reagiert.

Für Gamer ist der 65-Zöller wahrscheinlich nicht das optimale Gerät. Denn die Features Variable Refresh Rate (VRR) und die 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz fehlen, lediglich der Auto Low Latency Mode (ALLM) ist vorhanden. Wer gerne Inhalte vom Smartphone auf den großen Bildschirm streamt, kann sich über die Unterstützung von Google Chromecast, Miracast und Bluetooth freuen. Außerdem eignet sich die kostenlos für Android und iOS erhältliche App „Medion Life Remote“ zum Steuern des Flachmanns. Über das Mikrofon im Smartphone steht so auch der Google Assistant zur Verfügung. Ansonsten ist für Sprachbefehle mittels Alexa oder Google ein smarter Lautsprecher erforderlich, die Fernbedienung selbst gestattet keinerlei Sprachbefehle. Diese setzt nach wie vor auf einen klassischen Ziffernblock. Für Netflix und Amazon Prime Video gibt es Direktwahltasten, über die „Medion“-Taste greift man auf das gesamte App-Portal zu.

Während man rechts eine TV-Sendung verfolgt, kann man sich links die Sendervorschau anzeigen lassen. Über verschiedene Filterfunktionen ist es möglich, gewünschte Programme deutlich schneller zu finden.

Linux-Basis: Die Medion-Benutzeroberfläche ist eher schlicht, dafür aber funktional. Das Bedientempo unseres Testgeräts konnte allerdings nicht ganz überzeugen.

Alexa hilft: Um die Sprachassistentin zu nutzen, benötigt man ein Alexa-fähiges Gerät wie einen Lautsprecher. Über dieses kann man dann mit dem TV kommunizieren.

Bei modernen OLED-Fernsehern ist die Gefahr für Einbrenneffekte zwar relativ gering. Dennoch besteht ein Restrisiko, dass sich ein statisches Motiv nach extrem langer Darstellung dauerhaft in das Panel einbrennt, also ein permanentes Restbild angezeigt wird. Auch Gamer müssen ein wenig aufpassen, dass sich statische Inhalte aus Videospielen nicht in einigen Teilen des Bildschirms verewigen. Medion hat in seinem 65-Zöller drei Funktionen integriert, um Einbrenneffekten vorzubeugen. Dazu muss man in die „Bild“-Einstellungen zu den „OLED Settings“ navigieren. Die „Schnelle OLED-Panel-Reinigung“ dauert rund zehn Minuten. Anschließend wird der Fernseher ausgeschaltet, während des Vorgangs darf man nicht den Netzstecker ziehen. Nicht wundern, die Reinigung erfolgt nicht geräuschlos. Mehr als einmal pro Jahr sollte man die intensivere „OLED-Panel-Reinigung“ nicht durchführen, für die man rund eine Stunde einplanen muss. Dauerhaft aktivieren kann man die „OLED-Pixelverschiebung“. Auswählen darf man zwischen den beiden Optionen „Halb“ und „Voll“, hierin unterscheidet sich die Intensität dieses OLED-Pflegeprogramms. Durch die Pixelverschiebung wird verhindert, dass sich Bildinhalte für längere Zeit auf derselben Stelle befinden. Ein hässliches Einbrennen ist damit so gut wie unmöglich.

OLED-Verwöhnprogramm: Medion hat spezielle Reinigungsvorgänge an Bord des 65-Zöllers, damit Einbrenneffekte vermieden werden.

Bild- und Tonqualität
Ein grundsätzliches Problem von OLED-Fernsehern ist der Helligkeitsverlust bei zunehmendem Weißanteil im Bild. Hier offenbart auch der Medion eine Schwäche. Ist das gesamte Panel in Weiß getaucht, leuchtet er je nach Modus nicht heller als 80 bis 86 Candela. Das ist schon arg wenig. Bei 50-prozentigem Weißanteil haben wir eine Helligkeit zwischen 160 Candela („Kino“-Modus) und 177 Candela („Dynamisch“) ermittelt. Bei der Spitzenhelligkeit kamen wir auf 485 Candela im „Dynamisch“-Setting. Mit bis zu 445 Candela leuchtet der 65-Zöller im „Natürlich“- und mit maximal 400 Candela im „Kino“-Modus. Deutlich besser schneidet der OLED beim ANSI-Kontrast ab: Der Wert von 2.450:1 kann sich durchaus sehen lassen. Im Setting „Warm“ lieferte der 65-Zöller direkt ab Werk eine Farbtemperatur von 6.274 Kelvin. Indem wir im „Weißabgleich“ den Schieberegler ein wenig in Richtung Rot bewegt haben, war die Farbtemperatur mit 6.513 Kelvin perfekt abgestimmt.

Perfekt, dieses Attribut vergeben wir dem Life X16523 auch für seine Schwarzdarstellung. Cinemascope-Balken sind dunkel wie die Nacht, auf störende Aufhellungen um weiße Objekte verzichtet der Fernseher. Auch die sonstige Bildqualität des Fernsehers ist tadellos. Farben sind nicht nur messtechnisch präzise und rein, sondern auch auf dem Bildschirm. „Berlin und Brandenburg von oben“ ist im „Kino“-Modus sehr natürlich, scharf, gut skaliert und mit schöner Bewegungsruhe. Die Detailfreude ist klasse, die Quadriga auf dem Brandenburger Tor oder auch die Dachstruktur des frühklassizistischen Triumphtors sind deutlich zu erkennen. Ein zentraler Sitzplatz ist dabei nicht erforderlich, auch von der Seite ist das Bild des Medion erstaunlich lebendig. Die Dynamik ist höher, als wir bei 400 Candela in der Spitze erwartet hätten. Lediglich wenn sehr viel Weiß im Bild ist, wie etwa die großen Schneeflächen im Januar-Kapitel von „Deutschland von oben“, geht dem 65-Zöller merklich die Puste aus.

Alles im Lot: Abgesehen von den Weiß- und Grautönen liefert der Medion im SDR-Farbraum eine richtig starke Performance, manuelle Anpassungen waren aber nötig.

Respekt: Für einen vergleichsweise preiswerten OLED schneidet der Life X16523 im DCI-P3-Spektrum mehr als ordentlich ab, die Abweichungen sind minimal.

Single-Tuner und kein HDMI 2.1: Bei der Ausstattung weist der Life X16523 im Bereich der TV-Empfänger und der HDMI-Buchsen Defizite auf.

Mit HDR-Material (HLG, HDR10 und Dolby Vision werden unterstützt) gerät der X16523 allerdings an seine Grenzen. Die Dolby-Vision-Doku „Das Leben in Farbe“ knallt bei helleren Fernsehern nur so vor Farbkraft. Im Setting „Dolby Vision Hell“ verpufft die zusätzliche Brillanz. Man muss schon in den „Dynamisch“-Modus wechseln, um zu erahnen, in welche Richtung HDR-Aufnahmen getrimmt sind. Mit teureren Fernsehern kann der Medion zumindest in puncto farblichem Feuerwerk jetzt nicht mehr mithalten. Begeistert sind wir dennoch von seinem insgesamt sehr homogen abgestimmten und komplett rauschfreien Bild, das nur so vor feinsten Strukturen strotzt. Auch in schwarzen Passagen schafft es der Flachmann, einzelne Bereiche voneinander abzuheben. Die Vielzahl der darstellbaren Farben ist klasse. Eine Blumenwiese beispielsweise offenbart eine riesige Fülle an verschiedenen Grüntönen und Abstufungen.

Das 2.1-System mit Dolby-Atmos-Unterstützung erweckt Stimmen angenehm klar und gut verständlich zum Leben. Der Klangkorridor ist bei den Mitbewerbern aus diesem Testfeld ein bisschen breiter, der integrierte Subwoofer mit 12 Watt ist kein Tiefton-Monster. Bei hoher Lautstärke büßt der 65-Zöller tonal an Präzision ein, die ausgewogene Abstimmung geht jetzt ein wenig verloren. Im „Musik“-Modus legt der Medion bei der Fülle zu, die Höhen wirken ein wenig beschnitten.

Der Testbericht Medion Life X16523 (Gesamtwertung: 74, Preis/UVP: 1.500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 9-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

74 Gut

Abgesehen von der überschaubaren Maximalhelligkeit des Life X16523 kann der Medion bildlich überzeugen: Das Schwarz ist satt, Farben sind natürlich und präzise. Ausbaufähig ist noch das App-Angebot des OLEDs. Wer viel im Menü und bei Apps unterwegs ist, wünscht sich mehr Tempo.

Jochen Wieloch

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