Medion Life X16522 (Test)

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Dolby Vision und USB-Aufnahme ja, HDMI 2.1 und Disney+ nein: Für nur 650 Euro hat Medions 65-Zöller Life X16522 verständlicherweise nicht nur bei der Ausstattung Stärken und Schwächen. Welche das sind, klärt unser Test.

Günstiger geht es kaum: Gerade mal 650 Euro verlangt Medion für den 65-Zöller Life X16522. Dafür gibt‘s mit Dolby Vision, USB-Aufnahmefunktion und Sprachsteuerung mehr Ausstattung als erwartet. Während sich der Aldi-Lieferant beim Fuß nicht lumpen lässt und auf eine hochwertige Metallausführung setzt, kommt beim 7,4 Zentimeter tiefen Gehäuse Plastik zum Einsatz. Das Display des Flachmanns arbeitet mit Edge- LED-Technik und Micro Dimming, um in einzelnen Bildbereichen Details besser darzustellen. Für die Wandmontage wird der VESA-Standard 400 x 200 Millimeter unterstützt.

Solider Steuerstab: Die Medion-
Fernbedienung hat eine logische Tastenanordnung
und Direktwahltasten
für Streamingdienste. Einige Tasten
reagieren etwas zu schwammig. Das
blaue Haus führt zum Hauptmenü,
auch TV-Aufnahmen und TimeShift
lassen sich direkt realisieren.

Ausstattung & Praxis
Am bisherigen Linux-Betriebssystem hat Medion nichts verändert. Hier fi ndet man sich im klar strukturierten Menü mit den fünf Bereichen „TV“, „Einstellungen“, „Anwendungen“, „Quellen“ und „Startseite“ auf Anhieb zurecht. Menüwechsel gelingen flott, wer gerne Apps wie Netflix, Amazon Prime Video oder YouTube nutzt, muss allerdings mit einem Geschwindigkeitsdefizit leben. Die vier HDMI-Ports unterstützen lediglich den HDMI-Standard 2.0, für rassiges Gaming mit 4K-Auflösung und schnellen Bildfolgen ist der 65-Zöller deshalb nicht geeignet. Die Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 sind jeweils nur einfach verbaut, bei Aufnahmen auf USB-Festplatte kann man deshalb nicht den Sender wechseln. Zeitversetztes Fernsehen (Time-Shift) wird ebenfalls unterstützt.

Der Medienplayer gehört zwar nicht zu den Schnellsten, dafür kann er Fotos vergrößern und drehen, außerdem lässt sich eine Diaschau abspielen. 360-Grad-Darstellungen sind aber nicht möglich. Streamen gestattet der Medion über Chromecast und Bluetooth, außerdem über das Feature Wireless Display. Für die Steuerung per Sprache vertraut der X16522 sowohl auf die Unterstützung von Amazon Alexa als auch von Google Assistant – allerdings nur über einen externen Smart-Speaker. Die Fernbedienung ist logisch mit praktischen Direktwahltasten für Streamingdienste konzipiert, jedoch fallen viele Tasten etwas zu schwammig aus.

Bild- und Tonqualität
Es dürfte nicht überraschen, dass der preiswerte Medion nur eine sehr überschaubare Helligkeit darstellen kann. 343 Candela schafft er im „Dynamisch“-Setting, dabei spielt es keine Rolle, ob wir in Spitzlichtern oder bei vollflächiger Weißdarstellung messen. Im „Natürlich“-Modus leuchtet der 65-Zöller konstant mit 310 Candela, und in der „Kino“-Einstellung ist bei recht mageren 270 Candela Schluss. Auch beim ANSI-Kontrast erzielt der Life X16522 mit 350:1 keinen Rekordwert. Um ab Werk von der am besten voreingestellten Farbtemperatur zu profitieren, sollte man „Warm“ mit 6.123 Kelvin auswählen.

Für HDR-Darstellungen unterstützt der Flachmann neben HLG und HDR10 auch Dolby Vision, aber kein HDR10+. Wie sich Dolby-Vision-Titel auf dem 65-Zöller schlagen, können wir leider nicht beurteilen. Sobald ein entsprechender Inhalt über Netflix oder Amazon Prime Video ausgewählt wird, stürzt unser Test-Exemplar ab. Offenbar liegt hier noch ein Software-Bug vor. HDR10-Titel sehen ansprechend aus, scharf und natürlich, der Effekt zusätzlicher Dynamik und höherer Kontraste verpufft jedoch, dafür ist die Leuchtkraft zu gering.

Bewährtes Bild: Die Medion-Benutzeroberfläche basiert auf Linux. Hier findet man sich auf Anhieb zurecht, die Menüstruktur ist logisch aufgebaut.

HDMI von gestern: Die vier HDMI-Ports unterstützen lediglich den Standard 2.0. Wie in dieser Preisklasse zu erwarten sind die TV-Tuner jeweils nur einzeln verbaut.

Drückt man auf die blaue Home-Taste, listet der 65-Zöller mit Netflix, Amazon Prime Video und YouTube eine erste kleine Auswahl an Streaming-Apps auf. Ein Druck auf die „Medion“-Taste genügt, und schon taucht man in das App-Portal des Flachbildfernsehers ein. Hier findet man neben „Empfohlene Apps“ und „My Apps“ die Rubriken „Filme“, „TV Shows“, „Musik“, „Sport“, „Kids“ und „Apps“. „Filme“ enthalten eine Auswahl von Videociety-Titeln, im Show-Bereich listet der Flat-TV einige Programminhalte der ARD zum Abruf auf. Um sich einen detaillierten Überblick über alle wichtigen Streaming-Apps zu verschaffen, wechselt man in die Gesamtansicht mit allen 270 bzw. direkt in den „Video“-Bereich mit 191 Applikationen. Erwähnenswert sind hier zu den bereits genannten lediglich die Portale von meinVOD, Dailymotion, und Maxdome, hinzu kommen nur noch einige Mediatheken. Apple TV, Disney+, DAZN, Rakuten TV, Sky Ticket und Co. sucht man vergeblich. Das ist schon ziemlich dürftig. Nicht viel besser sieht es im Genre Musik aus. Deezer und Aldi life Musik sind die einzigen relevanten Plattformen, sonst gehört noch viel Kleinkram zum Angebot. Mit 49 Apps ist der Spiele-Bereich besser bestückt. Nachrichten-Junkies müssen sich hingegen mit Tagesschau, Deutsche Welle, Deutscher Bundestag, Aktionär TV, dem Kicker und Euronews begnügen. Insgesamt ist Medions App-Portfolio noch deutlich ausbaufähig.

Überschaubar: Das App-Angebot des Medion-Fernsehers weist deutliche Lücken auf, Disney+, Apple TV, Rakuten TV und Sky Ticket fehlen beispielsweise.

Egal, was man über die Einstellungen probiert: Die Schwarzdarstellung des Medion ist dürftig. An den Seiten entdeckt man Hinterleuchtungen, selbst bei frontaler Draufsicht sind eigentlich schwarze Flächen von Schwarz weit entfernt, und bei seitlichen Blickwinkeln sind große Teile sogar mehr in Sandfarbe als wenigstens in einen Grauton getaucht. Recht ordentlich schneidet der 65-Zöller hingegen bei Bewegungen und – abgesehen von schwarzen Inhalten – bei der Blickwinkelstabilität ab. Am besten gefällt der Life X16522 beim alltäglichen TV-Programm im „Natürlich“-Modus mit schönen Farben, toller Schärfe und einem homogenen Gesamteindruck.

Handarbeit notwendig: Durch Anpassungen im TV-Menü bei „Farbe“, „Farbdeckung“ und „Helligkeit“ erzielt man im SDR-Bereich ein ordentliches Ergebnis.

Erstaunlich gut: Weniger Feinschliff ist im DCI-P3-Spektrum erforderlich. Für HDR-Darstellungen ist der Medion farblich ab Werk gut voreingestellt.

Der integrierte Stereo-Lautsprecher leistet zwei mal 12 Watt. Das ermöglicht eine präzise Stimmwiedergabe. Bei eher gemäßigten Pegeln reicht der Medion auch für akzeptable Film- und Musik-Akustik. Die Klangfülle ist überschaubar. Für brillante Heimkino-Abende ist das Soundsystem allerdings zu schwach. Wird es lauter, gehen Klarheit und Präzision spürbar flöten.

Der Testbericht Medion Life X16522 (Gesamtwertung: 62, Preis/UVP: 650 Euro) ist in audiovision Ausgabe 1-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

62 Befriedigend

Der Medion Life X16522 ist ein preiswerter Einsteiger-Fernseher für den TV-Alltag. Hier überzeugt er mit einem natürlichen Bild und guter Schärfe. Eine echte Schwäche ist seine Schwarzdarstellung. Auch die Leuchtkraft ist sehr limitiert, und das App-Angebot weist noch deutliche Lücken auf.

Jochen Wieloch

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