Medion Life X15564 (Test)

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So günstig geht OLED: Der 1.000 Euro teure Life MD32355 ist nicht nur Medions erster OLED-Fernseher, sondern auch der preiswerteste 55-Zöller und der mit Abstand günstigste OLED in unserem Testfeld, wahrscheinlich gar der günstigste OLED auf dem Markt. Wer beim Aldi-Zulieferer einen größeren Flat-TV mit selbstleuchtenden Pixeln sucht, kann zum ebenfalls neuen 1.500 Euro teuren Life X16523 greifen, der auf eine Bildschirmdiagonale von 65 Zoll kommt.

Der X15564 steht auf einem stabilen Metallfuß, das reine Panel fällt OLED-spezifisch mit 4 Millimetern super dünn aus. Optisch und vom Material her muss sich der Medion vor der teureren Konkurrenz nicht verstecken. So ziert ein dünner Metallrahmen den Bildschirm, und unterhalb des Displays verläuft eine schicke, silberne Aluminiumblende. Inklusive Anschlüssen bringt es der Flachmann auf gerade mal 4,4 Zentimeter. Eine Wandmontage gelingt dank VESA-Norm 200 x 200 Millimeter.

Ausstattung und Praxis
Für gerade mal 1.000 Euro muss man wenig überraschend bei der Ausstattung Kompromisse eingehen. So verfügt der 55-Zöller nur über Single-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2. Während TV-Aufnahmen auf USB-Festplatte hat man somit keine freie Senderwahl mehr. Für Gamer ist der Medion zudem nicht das optimale Gerät. So unterstützt der Apparat lediglich ALLM (Auto Low Latency Mode) – das Feature, das dafür sorgt, dass der Flat-TV automatisch in den Modus mit der niedrigsten Latenz wechselt, muss unter Umständen erst in den „Geräteeinstellungen“ aktiviert werden. Variable Refresh Rate (VRR) und die 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz beherrscht der Medion hingegen nicht. Wer gerne HDR-Inhalte konsumiert, kann sich allerdings über HLG und HDR10 sowie über Dolby Vision freuen, lediglich HDR10+ fehlt.

Funktional: Die Tasten der Fernbedienung sind sinnvoll und übersichtlich angeordnet. Für Netflix und Amazon Prime Video gibt es Direktwahltasten, die Medion-Taste ermöglicht den Zugang zu den Apps. Auch TV-Aufnahmen und Time-Shift sind über den leichten Steuerstab möglich. Ein Mikrofon, um Sprachassistenten zu
nutzen, fehlt. Die Druckpunkte könnten teilweise etwas präziser sein.

Wie gehabt setzt Medion auf ein Linux-Betriebssystem. Die Oberfläche wirkt optisch nicht mehr ganz taufrisch, LG, Panasonic, Samsung oder Sony beispielsweise haben attraktivere Lösungen. Dennoch ist der Bedienkomfort hoch, die fünf Rubriken „Einstellungen“, „TV“, „Suche“, „Startseite“ und „Quellen“ sind selbsterklärend. Das Bedientempo ist ordentlich, Menüwechsel gelingen ebenso recht flott wie das Starten von Apps. Nur bei Senderwechseln braucht man Geduld. Beim App-Angebot hat der 55-Zöller noch Lücken, nicht alle wichtigen Streaming-Portale wie Disney+ oder Apple TV sind an Bord. Zum Portfolio gehören unter anderem Netflix, Amazon Prime Video, Videociety und meinVOD – in diesem Segment kann der Medion mit namhaften Mitbewerbern nicht mithalten.

Blaumann: Medion setzt weiter auf sein blaues Menü. Hier fühlt man sich sofort heimisch, fünf Hauptkategorien enthalten diverse Einstell-Optionen.

Sender-Filter: Um seinen gewünschten TV-Kanal schneller zu finden, bietet der 55-Zöller die Möglichkeit, verschiedene Filterfunktionen zu nutzen.

Der Mediaplayer dürfte gerne einen Tick flotter agieren. Er kann Fotos unter anderem vergrößern und drehen sowie eine Diaschau abspielen, beherrscht jedoch keine 360-Grad-Darstellungen. Alle verfügbaren TV-Sender zeigt der X15564 übersichtlich auf der linken Bildschirmhälfte im Live-Programm an. Kanäle lassen sich verschieben, löschen und umbenennen. Außerdem stehen verschiedene Filter bereit (A-Z, UHD/HD/SD, Favoriten, TV/Radio, Kanaltyp), um bestimmte Programme schneller zu finden.

Wer einen smarten Lautsprecher mit Alexaoder Google Assistant-Support besitzt, kann den 55-Zöller per Sprachbefehl über die Zusatz-Hardware steuern. Direkt über die Medion-Fernbedienung ist dies nicht möglich. Diese zeichnet sich durch eine logische Tastenanordnung aus. Einige Tasten reagieren etwas zu schwammig. Netflix, Amazon Prime Video und das Medion-Portal mit zusätzlichen Apps ruft man direkt auf, die Sternchen-Taste lässt sich frei belegen.

Wer sein Smartphone ohnehin immer in der Hand hält, kann den MD32355 auch über die kostenlose App „Medion Life Remote“ steuern (Android und iOS). So kann man Sender wechseln, Menüs aufrufen und durch diese mittels Touchpad äußerst flott navigieren, über das Mikrofon im Smartphone via Google Assistant Aufnahmen aufrufen, den EPG starten, die Lautstärke verändern, zu einer anderen Quelle springen oder den guten alten Videotext einblenden. Hilfreich: Alle verfügbaren Sprachbefehle werden in der App aufgelistet, so weiß man sofort, was per Stimme funktioniert und was nicht möglich ist.

Möchte man sein Smartphone oder Tablet auf den 55-Zöller spiegeln, so gelingt dies beispielsweise über die Miracast-App, die auf vielen Android-Smartphones bereits ab Werk vorinstalliert ist. Sind beide Geräte im selben drahtlosen Netzwerk eingewählt, wird der Flat-TV automatisch gefunden. Wenig später sieht man die Oberfläche seines Mobilgeräts auf dem Medion-Fernseher eingeblendet und kann jetzt beispielsweise WhatsApp im XXL-Format aufrufen. Google Chromecast eignet sich, um etwa Videos von YouTube oder Netflix drahtlos auf den TV-Apparat zu streamen. Um Musik oder andere akustische Inhalte vom TV-Gerät zu einer Soundbar zu übertragen, ist die kabellose Bluetooth-Variante eine Alternative.

Mehr Optionen: Über die Medion-App reagiert der 55-Zöller auf Sprachbefehle (links). Zum Streamen von Videos unterstützt der Flachmann zudem Chromecast.

Bild- und Tonqualität
Schon ein kurzer Blick auf „Bares für Rares“ im ZDF genügt, um zu erkennen, dass der Life X15564 bildlich überzeugt. Die Sendung ist schön scharf, die Farben sind satt und die Tiefe ist toll. „Energie sparen“ sollte man unbedingt deaktivieren, sonst büßt der 55-Zöller an Helligkeit ein. Den dynamischen Kontrast stellt man sinnigerweise auf „Mittel“ oder „Hoch“, um von einer noch besseren Plastizität zu profitieren.

Bei unserer Helligkeitsmessung ermitteln wir im „Dynamisch“- und im „Natürlich“-Modus jeweils 520 Candela in der Spitze, im „Kino“-Setting sind 440 Candela drin. Die Leuchtkraft bricht dann auf 200 bzw. auf 105 Candela im 50- bzw. 100-Prozent-Weißfenster ein. Rein vom Papier her leistet der Medion damit sogar einen Tick mehr, als wir in seiner Preisklasse erwartet haben. Der ANSI-Kontrast fällt mit 9.000:1 überraschend hoch aus, und auch die voreingestellte Farbtemperatur „Warm“ schneidet mit 6.471 Kelvin exzellent ab. Chapeau, die Medion-Ingenieure haben hervorragende Arbeit geleistet.

Chapeau: Zwar mussten wir in den Einstellungen des Medion ein wenig nachjustieren, das Ergebnis der SDR-Farbmessung ist dafür aber wirklich beeindruckend.

Überraschend gut: Wir können uns an keinen Fernseher in dieser Preisklasse erinnern, der im DCI-P3-Spektrum so souverän abgeschnitten hat.

Schwachpunkte: Bei seinen Tunern setzt der Medion lediglich auf Single-Varianten, die drei HDMI-Ports unterstützen nicht den aktuellen Standard 2.1.

Im Praxistest zeigt der 1.000-Euro-OLED ebenfalls eine souveräne Performance. Seine Schwarzdarstellung ist perfekt, super satt und extrem dunkel. Die Ausleuchtung des Panels ist so homogen wie auf keinem anderen Medion-Fernseher zuvor, Aufhellungen sucht man vergeblich, die Cinemascope-Balken sind pechschwarz. In der Doku „Berlin und Brandenburg von oben“ punktet der 55-Zöller durch ein klares Bild mit realistischen und kräftigen Farben. Ob der Hauptsitz der Deutschen Bahn oder der Berliner Dom, die Detailfreude der Luftaufnahmen ist klasse, Fassaden sind fein strukturiert, selbst einzelne Treppenstufen lassen sich aus luftiger Höhe gut erkennen. Zudem skaliert der Medion die HD-Aufnahmen gekonnt nach oben, Bildrauschen spielt keine Rolle. Bewegungen gelingen auf dem 100-Hertz-Panel angenehm ruhig und ruckelfrei, diese Disziplin beherrschen deutlich teurere Fernseher wenn überhaupt nur marginal besser.

OLED-spezifisch ist der Life X15564 auch bei der Blickwinkelstabilität fast allen LCD-TVs überlegen. Farben behalten ihre Brillanz bei und bleichen kaum aus. Bei HDR-Titeln kann der Medion logischerweise nicht mit doppelt so hell leuchtenden Geräten mithalten. Aber das spielt für uns in diesem Fall keine Rolle. Denn für einen derart preiswerten OLED machen Titel mit HDR-Inhalt trotzdem Spaß. Bei Dolby-Vision-Material kann man zwischen „Hell“ und „Dunkel“ wählen. Die Formel-1-Doku „Drive to Survive“ beschert ein knackscharfes Bild mit leuchtenden Farben, jeder Menge glänzendem Lack, feinsten Spiegelungen in den schwarzen Pneus und den Visieren der Fahrer. Lediglich in größeren Weißflächen geht dem Medion ein wenig die Puste aus. Und wenn man ganz genau hinschaut, erkennt man, dass an bewegten gewölbten Objekten wie dem Überrollbügel der Formel-1-Autos minimale Zacken zu sehen sind.

Für die Akustik hat Medion zwei jeweils 12 Watt starke Stereo-Lautsprecherboxen und einen 12-Watt-Subwoofer verbaut. Dolby Atmos wird unterstützt. Schauspieler, Nachrichtensprecher und Talkgäste sind gut zu verstehen. Musik und Instrumente könnten aber ein wenig wärmer und präziser klingen. Hohe Pegel mag der 55-Zöller nicht besonders. Sein Bassvolumen und die Breite der Klangbühne sind überschaubar.

Der Testbericht Panasonic TX-65JZW984 (Gesamtwertung: 76, Preis/UVP: 1.000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

76 Gut

Ein besseres Bild als beim Life MD32355 haben wir auf einem 1.000-Euro-Fernseher noch nicht gesehen. Schwarzwert, Farben und Plastizität sind klasse, auch der Bedienkomfort ist gut. Bei der Ausstattung muss man Abstriche hinnehmen, HDMI 2.1 und Doppel-Tuner fehlen. Die Anschaffung einer zusätzlichen Soundbar ist zu empfehlen.

Jochen Wieloch

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