Marantz SR5014 (Test)

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Gut und bewährt: Die Fernbedienung besitzt große und übersichtlich untergliederte Tasten, die im Dunkelen glühen bzw. fluoreszieren, aber nicht aktiv beleuchtet sind. Die Buttons zur Decoder-Wahl sind farblich hervorgehoben.

Beim Preis kann der SR5014 gegenüber seinem Vorgänger schon mal punkten, denn er ist mit 800 Euro genau 100 Euro günstiger. Trotz dieser Reduzierung wurde bei der Ausstattung nicht abgespeckt, sondern aufgestockt.

Für Surround-Freunde mit eingeschränkten Raumverhältnissen ist Dolbys Height Virtualizer die vermeintlich wichtigste Neuerung. Der Decoder simuliert 3D-Sound auch ohne Höhenboxen. Das DTS-Pendant namens Virtual:X hat der Receiver ebenso an Bord, wie schon der SR5013.

Neu ist auch die Sprachsteuerung via Apple Siri und Google Assistant; mit Amazons Alexa kommunizierte hingegen schon das Vormodell. Ein neuer DSP-Downmix erlaubt es ferner, die gleiche Quelle in der Haupthörzone im nativen Mehrkanalformat und in Zone 2 im Stereo-format zu hören. Der 2-
Kanal-Downmix lässt sich auch kabellos an HEOS-Geräte von Denon und Marantz streamen.

Ein Ende 2019 erschienenes Firmware-Update reichte einen Bluetooth-Transmitter nach, der es ermöglicht, Bluetooth-Kopfhörer direkt mit dem Receiver zu verbinden. Dabei kann Musik an den Kopfhörer alleine oder im Verbund mit den Lautsprechern ausgegeben werden. Die Sache funktio-niert allerdings nicht, sobald der Bluetooth-Empfänger des 5014er externe Signale empfängt; dann wird der Bluetooth-Transmitter automatisch deaktiviert. Ein Novum ist zudem die automatische Benennung von Eingängen nach den angeschlossenen Geräten, etwa „UDP-203“ wie bei unserem Oppo-Blu-ray-Player. Ferner kann man den All-Zone-Stereo-Modus jetzt auch auf einer der Schnellwahltasten („Smart Select“) speichern.

Auf der Videoseite wurde der Receiver mit dem eARC für die Zuspielung von HD-Ton via HDMI vom TV aufgerüstet. Zudem besitzt der Amp ALLM, der „Auto Low Latency Modus“ minimiert im Zusammenspiel mit der Xbox One Latenz-Zeiten für eine bessere Gaming-Performance.

 

Ausstattung und Technik

Als Kleinster der SR-Receiver-Reihe von Marantz muss der 5014 naturgemäß einige Federn bei der Ausstattung lassen, schließlich sollen die größeren Modelle ihren Aufpreis wert sein: So besitzt der SR5014 lediglich 7 integrierte Endstufen. Eine 7.1.4-Kanalverarbeitung ist nicht möglich, hierfür fehlen die Pre-outs für die Höhen-boxen. Mit nur 7.1-Kanälen funktioniert auch IMAX Enhanced nicht, da die Vorgaben mindestens ein 9.1-Processing vorschreiben. Bei den Decodern muss man zudem auf Auro 3D verzichten, das Marantz nur in die beiden Topmodelle SR7013 und SR8012 sowie seinen AV-Vorstufen verbaut.        

Aufgedeckt: Im vorderen Drittel des SR5014 hat Marantz die Endstufen für alle 7 Kanäle verbaut; sie schmiegen sich an die Kühlrippen. Das HEOS-Modul für Bluetooth, WLAN (2,4- und 5-GHz-Band) und Multiroom-Streaming befindet sich auf dem Digital-Mainboard. Es sitzt mittig auf einer grünen Platine und wird von 2 Alu-Körpern gekühlt.

Wer auf besagte Features verzichten kann, findet im SR5014 aber so ziemlich alles, was ein moderner AV-Receiver benötigt. Das in Schwarz und Silbergold erhältliche Modell ist solide aufgebaut und sauber verarbeitet, Front und geschwungene Wangen bestehen allerdings aus Plastik. Typisch für Marantz ist das Bullauge mit doppelzeiligem Display, das naturgemäß nicht übermäßig auskunftsfreudig ist. Das Display kann man nicht nur dimmen, sondern auch ganz abschalten.

Gute Konnektivität: Die üppige Anzahl von Video- und Audio-Schnittstellen reicht auch für XXL-Heimkinos aus. Leider kann man nur 7 Paar Boxen verkabeln, ein fliegender Wechsel zwischen Back-Rear- und Höhen-Speakern fällt damit flach; Pre-outs für Höhen-Lautsprecher fehlen. Üppig fällt hingegen die Zahl analoger Videobuchsen aus.

Das Anschlussfeld hat sich gegenüber dem Vorgänger kaum verändert, 8 HDMI-Eingänge (einer vorn) sowie 2 HDMI-Ausgänge sind in dieser Preisklasse überdurchschnittlich bemessen. Auch 2 optische sowie 2 elektrische Digitaleingänge sind top und keine Selbstverständlichkeit; eine Phono-Buchse gibt es obendrauf. Dem Rotstift fiel der analoge 7.1-Eingang des SR5013 zum Opfer, was im digitalen Zeitalter allerdings zu verschmerzen ist.

 

Decoder und Boxen-Setup

An Decodern gibt es Dolby Atmos und DTS:X sowie die Upmixer und Virtualizer von Dolby und DTS. Das Cross-Format-Upmixing war zum Testzeitpunkt nur eingeschränkt möglich, Dolby-Streams konnten nicht mit den DTS-Mischern wiedergegeben werden. Marantz möchte diese von Dolby bis vor Kurzem erzwungene und inzwischen obsolete Einschränkung mit einem Firmware-Update aber rückgängig machen.

Als Einmess-Automatik fungiert das bewährte Audyssey MultEQ, jedoch nur in der abgespeckten XT-Variante mit Dynamic Volume und Dynamic EQ, mit weniger Filtern, ohne LFC (Entdröhnschaltung) und die getrennte Einmessung von zwei Subwoofern (Sub EQ HT) der XT32-Version.

Das Boxensetup erlaubt 5.2.2-Layouts mit Front-Height-, Top-Front- und Top-Middle-Speakern sowie Aufsatzboxen auf den Hauptlautsprechern oder Rear-Boxen. Alternativ darf man die Hauptlautsprecher bi-ampen, doppelt betreiben (A/B) oder 2 Schallwandler in einem anderen Hörraum aktiv befeuern. Wenig gibt es an der Lautsprecher-Konfiguration zu bemängeln: Die Pegel- und Distanzschritte fallen mit 0,5-Dezibel- respektive 1-Zentimeter-Schritten optimal aus, die Crossover-Frequenzen lassen sich zwischen 40 und 250 Hertz für alle Speaker-Gruppen getrennt wählen. Kritik müssen wir beim Basskanal üben: Trotz zweier Subwoofer-Pre-outs lässt sich nur ein Basswürfel im Menü steuern, beide Ausgänge liefern also dasselbe Signal. Ebenfalls suboptimal: Der Equalizer greift erst ab aus unserer Sicht zu hohen 63 Hertz, schließt die Subwoofer aus und lässt sich nicht zur Einmess-Automatik aktivieren. Dieses Manko behebt allerdings die 20 Euro teure „Audyssey MultEQ App“ für Android und iOS, mit der man diverse Parameter der Audyssey-Einmessung ändern und Zielkurven selbst ziehen darf.

 

Video und Multimedia

Das Videoboard unterstützt 4K/60p-Bilder samt HDCP 2.3, HDR10, Dolby Vision und HLG. Der Prozessor rechnet eingehende analoge wie digitale Videosignale bis 4K/30p hoch, der Video-Equalizer bietet zudem viele Optionen; obendrauf gibt es 6 vordefinierte Bildmodi, darunter 2 nach ISF-Norm.

Neu: Der Bluetooth-Transmitter sendet Tonsignale direkt an Kopfhörer mit Bluetooth-Empfänger.

Der Media-player akzeptiert auch Hi-Res-Files bis 24Bit / 192kHz (FLAC, ALAC, WAV) sowie DSD bis 5,6 MHz. Die Vernetzung klappt über DLNA, AirPlay 2 und Bluetooth. Für das Musikhören via Spotify, Amazon Music, SoundCloud, TIDAL, Deezer, Napster und Co. muss man zur HEOS-App greifen. Das Internet-Radio TuneIn wurde in den Amp integriert und läuft daher auch ohne App. 

 

Tonqualität

An Power erreichte der SR5014 im Stereo-Betrieb an 4-Ohm-Last beachtliche 193 Watt pro Kanal.  Bei 7 voll ausgelasteten Kanälen waren es noch gute 86 Watt pro Kanal, die im Heimkino-Alltag mehr als ausreichen. Mit 108 Watt im 5.1-Modus an 6 Ohm steht der Receiver ebenfalls gut im Futter. Der zuschaltbare Eco-Modus (Betriebsart „On“) reduzierte den durchschnittlichen Stromverbrauch von hohen 321 auf gute 140 Watt.

Dolby-Sperre: Liegt Dolby-Ton (hier Dolby Digital 5.1) an, werden die Upmixer von DTS ausgesperrt und tauchen in der Tonauswahl nicht auf.

Im Hörtest gab es wenig Überraschungen, der SR5014 klang wie ein typischer Marantz: Geschmeidig und tonal mit dezent warmem Einschlag. Bässe spielten kräftig, aber auch recht weich bzw. wenig knackig oder explosiv – auch das ist typisch für die Japaner. Oben herum vermissten wir keine Details, vielmehr löste der Marantz im Hochton fein auf. Die Audyssey-Automatik erledigte ihre Pflichten zuverlässig mit plausibler Justage aller Boxen-Parameter. Mit aktiver Schaltung spielte der Receiver vorne wie seitlich des Hörplatzes überraschend groß und weiträumig – und auch die Plastizität von Effekten überzeugte. In 5.1.2-Konfiguration mit zwei vorderen Höhenboxen hatte der Amp jedoch Probleme, Über-Kopf-Effekte auch direkt über unserem Kopf zu platzieren – vielmehr tönten Höheneffekte von vorn oder gar seitlich. Ebenso vermissten wir etwas Rauminformationen bzw. Raumgröße im Rücken – beides Mankos, mit denen 7.1-Kanal-Receiver fast immer zu kämpfen haben und was ordentlich Punkte kostet. 4 Boxen mehr bei 7.1.4-Kanälen bringen eben mehr Raumklang. Das Actionfinale in „Ghost in the Shell“ (Atmos) rockte trotzdem mit einer weiten Räumlichkeit ohne Klanglöcher, greifbaren Effekten und satten, wenn auch nicht superpräzisen Bässen. Übrigens: Die dreistufige Dynamik-Kompression von Audyssey funktionierte bei Dolby- wie auch DTS-Ton ausgezeichnet.

Zu unserer Überraschung entpuppt sich Dolbys Height Virtualizer nicht als klassischer Decoder wie es DTS Virtual:X ist, der gesondert in der Decoder-Auswahl auftaucht. Stattdessen versteckt sich der Hochmischer als optionale Klangschaltung im Hauptmenü „Audio“ unter dem Reiter „Surround-Parameter“ und taucht dort auch nur auf, sofern im Boxensetup keine Höhenboxen und/oder keine Surround-Boxen aktiviert wurden. Zudem muss Dolbys „Surround-Upmixer“-Decoder aktiv sein, nur dann lässt sich der Virtualizer im Punkt „Ltspr.-Virtualisierung“ blicken.

Das macht durchaus Sinn, denn falls alle Ton­kanäle diskret über reale Boxen wiedergegeben werden, benötigt man den Virtualizer nicht. An virtuellen Lautsprechern simuliert Dolbys Height Virtualizer aber nicht nur Höhenboxen, wie der Name vermuten lässt, auch bei fehlenden Surround-Boxen lässt sich der Virtualisierer zuschalten. Ein Segen also für Leute, die ihr Wohnzimmer-Kino möglichst „boxenfrei“ gestalten wollen. Doch wie klingt das Ganze überhaupt?

Dolbys Height Virtualizer wird im Marantz SR5014 im etwas versteckten Punkt „Ltspr.-Virtualisierung“ unter dem Reiter „Surround-Parameter“ aktiviert; von „Dolby“ ist dort allerdings keine Rede.

Entscheidend ist zu wissen, dass beim Downmix keine Klanginformationen verloren gehen, sondern diese umverteilt werden. Fehlt zum Beispiel die vordere linke Höhenbox, wird deren Toninformation dem vorderen linken Hauptlautsprecher zugeschanzt. Durch die Umrechnung von Laufzeit, Phasendrehung und Frequenz eines Signals versuchen Virtualisierer dem Gehör Schallquellen vorzugaukeln, die gar nicht existieren – im besten Fall tönt besagter Links-Oben-Kanal dann auch von oben links, ganz ohne dort installierte Höhenbox.
Prinzipbedingt ist die Virtualisierung dem Klang echter Lautsprecher unterlegen, was unser Hörtest auch untermauerte. Vorteile brachte die Technik durchaus, ganz besonders, wenn nur vorne Boxen im 2.0- oder 3.1-Modus laufen. Dann wurde das Klangfeld tatsächlich seitlich sowie etwas nach oben erweitert. So klebte zum Beispiel das Glockenspiel in Dolbys Demo-Clip „Audiosphere“ nicht mehr direkt an den Frontboxen, sondern löste sich etwas nach oben hin ab und spielte luftiger. Allerdings geht die Virtualisierung auf Kosten der tonalen Neutralität bzw. Natürlichkeit, teils wurden Klanginformationen auch etwas verschluckt bzw. bedeckter wiedergegeben. Bei einem 5.1-Boxen-Setup war die Wirkung von Dolbys Virtualizer geringer, auch weil hier die beiden Rear-Boxen einen Großteil der Surround- und Höheninformationen wiedergeben. Mit aktivem Virtualisierer klang zwar alles ein Stück räumlicher, jedoch tonal verfärbter, was sich sehr gut mit Testsignalen heraus­hören lässt.

Stereo-Musik im „Pure Direct“-Modus klang sehr klar, durchhörbar, luftig und im Bass konturiert; auch feinste Hochton-Details wurden akkurat aufgedröselt. Bei komprimierten YouTube-Aufnahmen störte aber schon mal das hörbare Codec-Gezirpe. Die Einmess-Automatik ließ den Marantz eine Ecke dunkler schallen, was für Mainstream-Aufnahmen in unseren Ohren die angenehmere Wahl war. 

Der Testbericht Marantz SR5014 (Gesamtwertung: 75, Preis/UVP: 800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

75 gut

Bereits Marantz kleinstes SR-Modell 5014 punktet mit gutem Klang, vielen Multimedia-Features und einer großer Anschlussvielfalt – und das für überschaubare 800 Euro. Einzig wer mehr als 7 Endstufen oder ein 7.1.4-Processing möchte, muss zu einem seiner großen Brüder greifen.

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