Lumagen Radiance Pro 5348 (Test)

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Der Lumagen Radiance Pro 5348 ist ein Videoprozessor, der auch ältere High-End-Projektoren auf aktuelles HDR-Spitzenniveau hieven soll. Ein vollmundiges Versprechen, das wir getestet haben.

Der US-Hersteller Lumagen baut seine 4KVideoprozessoren-Serie aus. Nach dem 7.500 Euro teuren Radiance Pro (Test in 12-2020) folgt der Pro 5348, der mit 12.000 Euro zu Buche schlägt. Für den Aufpreis von 4.500 Euro gibt es 10 HDMI-Eingänge, eine bessere Fernbedienung und das neue Lumagen 4K-Enhancement. Äußerlich sind kaum Unterschiede ersichtlich: Das Gehäuse erscheint in mattem Schwarz, zwei LED-Lampen zeigen den Betriebszustand an und das Gewicht beträgt nach wie vor 4,5 Kilogramm. Alle Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite.

Die Fernbedienung liegt gut in der
Hand. Es ist sogar eine Taste vorhanden,
um die automatische Bildformat-
Anpassung ein/auszuschalten.
Überdies können eigene Einstellungen
auf den Tasten gespeichert werden.

Vor allem älteren High-End-Projektoren verhilft unser Testgast auf die Sprünge. Modelle wie Sony VPL-VW5000ES oder JVC DLA-Z1 unterstützen kein HDR mit Dynamischem Tone Mapping. Der Lumagen konvertiert nun HDR-Inhalte innerhalb der SDR-Darstellungsmöglichkeiten dieser Boliden.

Ausstattung und Technik
Der Radiance Pro 5348 besitzt eine Menge hilfreicher Werkzeuge: „NoRing“-Scaling bietet eine Skalierung von allen Quellen, ohne dass störende Halos um kontrastreiche Objekte auftreten. Dadurch kann die Schärfe digital präziser angepasst werden. Der Darbee-Chip bearbeitet Bildsignale bis Full-HD-Auflösung. Für UHD-Inhalte hat Lumagen ein eigenes 4K-Enhancement entwickelt, welches diese Aufgabe übernimmt und Filme gezielt nachschärft. „NLS“ (Non Linear Stretch) passt 16:9-Bildsignale an, so dass diese eine Cinemascope-Leinwand vollständig ausfüllen (siehe Kasten).

Für Nutzer eines Anamorphoten kann die Vorverzerrung direkt im Radiance erfolgen. Sollte kein Anamorphot vorhanden sein oder der Zoomfaktor des Projektors nicht ausreichen, um Bildformate passend auf der Cinemascope-Leinwand abzubilden, kommt „Auto Aspect Ratio“ ins Spiel. Hierbei handelt es sich um eine automatische Formaterkennung, die das Seitenverhältnis analysiert und auf der Leinwand passgenau darstellt.

Während in Projektoren meist maximal sechs Farben mit einem Sechs-Achsen-Farbmanagement eingestellt werden können, bietet Lumagen im
Radiance Pro 5348 eine Hardwarekalibrierung mit 3D-LUT, die bis zu 4.913 Farbkorrekturen in Verbindung mit einem 21-Punkte-Gamma durchführt. Das Ergebnis sind noch präzisere Farben. Das i-Tüpfelchen ist das Dynamische Tone Mapping für HDR. Unterstützt wird allerdings nur HDR10 – HDR10+, Dolby Vision und HLG bleiben außen vor.

Installation und Bedienung
Die Installation macht Lumagen dem Käufer angenehm leicht. Diese übernimmt auf Wunsch nämlich ein Fachmann vor Ort. Das benötigte Messequipment und Know-how bringt der Experte gleich mit. Zunächst werden alle Voreinstellungen am Projektor durchgeführt. Anschließend findet eine Hardwarekalibrierung statt. Diese wird nicht im Beamer durchgeführt, vielmehr wird im Radiance Pro 5348 ein 3D-Farbkorrektur-Profil erstellt und in eine Look-Up-Table (LUT) geschrieben. Im Vergleich zu einer herkömmlichen Beamer-Kalibrierung ist eine 3D-LUT noch präziser.

Anschließend wird die Bedienung auf die Wünsche des Nutzers optimiert. Alle Eingriffsmöglichkeiten bleiben dabei erhalten. Wer es Plug & Play mag, braucht sich nach der Installation um nichts weiter zu kümmern. Der Lumagen arbeitet alle Inhalte auf und überträgt sie zum Projektor.

Wie der Name „Non Linear Stretch“ schon beschreibt,
kann das Bild von der Mitte bis zum Rand unterschiedlich stark verzerrt werden. So wird eine Cinemascope-
Leinwand immer komplett ausgefüllt, ohne dass wichtige Inhalte verloren gehen. Dafür werden beim 16:9-Signal oben und unten Bereiche „abgeschnitten“ und gut die Hälfte der Bildmitte unverändert gelassen, so dass alle Inhalte im Zentrum geometrisch richtig abgebildet werden. Zum Rand hin nimmt die Verzerrung des Bildes zu. Bei genauer Betrachtung ist erkennbar, dass (siehe Fotos) die Sender-Einblendungen am Rand leicht verzerrt werden, wenn „Non Linear Stretch“ aktiviert ist. Das Feature ist vor allem für Nutzer vorgesehen, die ungeachtet einer originalgetreuen Wiedergabe ihre Leinwand immer komplett ausgeleuchtet haben wollen.

Bei Fußball-Übertragungen skaliert der Lumagen das 16:9-Signal zunächst so, dass es exakt innerhalb der CinemaScope-Leinwand abgebildet wird.

Via „Non Linear Stretch“-Funktion wird der16:9-Inhalt gestreckt. Das Fußballspiel kann nun auf der ganzen Leinwandbreite in 2,39:1 erlebt werden.

Alle 10 HDMI-2.0-Eingänge unterstützen HDCP 2.2. Wer keinen 4K-fähigen AV-Receiver besitzt, kann Bild und Ton getrennt ausgeben. Dafür ist einer der 3 HDMI-Ausgänge nur für die Audioausgabe konzipiert.

Ein Blick unter das Gehäuse zeigt den Ventilator in der linken Kammer, der Frischluft geräuschlos von unten ansaugt und durch den blauen Kühlkörper in die große Kammer weiterleitet.

Wir brauchen im Grunde nichts weiter zu tun, als auf das gewünschte Programm zu schalten. Der Formatwechsel von 16:9 auf 2,39:1 geschieht innerhalb von drei Sekunden. Darüber hinaus werden alle Zwischenformate ebenfalls korrekt dargestellt auf unserer Cinemascope-Leinwand. Dazu gehören neue Serien auf Netfl ix und Amazon Prime Video, die oft im Seitenverhältnis von 2,00:1 vorliegen. Da diese Skalierung digital erfolgt, muss das Bild nicht größer oder kleiner gezoomt werden. Die Anpassung erfolgt quasi auf dem Projektor-Panel. Dadurch bleibt die Lichtausbeute identisch. Der Nachteil ist, dass die volle Auflösung des 4K-Projektors von 3.840 x 2.160 nicht mehr vollständig ausgeschöpft wird, da eine 16:9-Übertragung auf unserer Cinemascope-Leinwand real nur noch mit rund 2.856 x 1.606 Pixel erfolgt. Diesbezüglich muss der Nutzer sich entscheiden, ob er den Aufl ösungsverlust in Kauf nimmt für eine vollautomatische Bildformatanpassung.

Das Menü im Lumagen sieht altbacken aus, ist verschachtelt und nur in Englisch vorhanden.

Messungen und Bildqualität
Für den Test ziehen wir den JVC DLA-N7 heran. Nach unserer händischen Kalibrierung sind die Farben des 4K-Projektors bereits auf Topniveau. Die Delta-E-Werte betragen 1,2 im Mittel. Via Hardwarekalibrierung im Lumagen verbessern sich die Werte auf beeindruckende 0,5. Alle Messpunkte der Farbräume Rec.709 und Rec.2020/P3 werden punktgenau getroffen. Das Gamma verläuft exakt auf der Vorgabe 2,4 und der Graustufenverlauf ist tadellos. Im Rahmen der HDR-Darstellung wird das gesamte Luminanz-Spektrum der Filme von 0,000 bis 10.000 Nits via Tone Mapping reproduziert. Hierbei greift der Lumagen nicht auf die in den Filmen hinterlegten Metadaten zu, sondern ermittelt diese selbst – und zwar Bild für Bild. Der Vorteil liegt auf der Hand: Das Tone Mapping kann nun framegenau erfolgen.

In „Sully“ ermittelt der Lumagen via Live-Messung, dass diese Szene eine Spitzenhelligkeit von 8.339 Nits besitzt. Anschließend wird der Inhalt von HDR in SDR für den Projektor konvertiert.

Für die subjektive Beurteilung starten wir zunächst „Sully“. Während der Explosion, als das Flugzeug in einen New Yorker Wolkenkratzer einschlägt (Kapitel 2), werden die Farben satt und realistisch dargestellt. Alle Inhalte sind dabei erkennbar (siehe Bild). Nachtaufnahmen sind hervorragend durchgezeichnet. Als Captain Sully über den Times Square joggt, um den Kopf freizugekommen, sind auf den übergroßen Displays alle Details abgebildet. Nichts säuft im Schwarz ab oder überstrahlt ins Weiß. Darüber hinaus finden wir die Farben noch eine Spur satter als mit dem Pro-Modell, so dass vor allem HDRInhalte noch mehr Farbbrillanz besitzen.

Selbst das 4:3-Format von der Comic-Verfi lmung „Zack Snyder‘s Justice League“ wird erkannt und automatisch auf unserer Leinwand richtig dargestellt.

In „Zack Snyder‘s – Justice League“ von der 4K-Blu-ray spitzen wir mit dem 4K-Enhancement des Lumagen die Schärfe noch ein wenig an. Jeder einzelne Pflasterstein ist in der Nacht erkennbar, als Wonder Woman mit dem Mercedes vorfährt. Die Durchzeichnung ist exzellent. Inhalte über 4.000 Nits clippen nicht ins Rot oder Grün, sondern werden unverfärbt abgebildet.

Für Full-HD-Content nutzen wir den implementierten Darbee-Prozessor, der noch eine Schippe drauflegt in Bezug auf Schärfeeindruck und Plastizität. Das Upscaling von Full HD auf UHD führt der Pro 5348 tadellos durch. Einzelne Zeilen werden hierbei nicht simpel verdoppelt, sondern es werden neue Pixel für die „Zwischenräume“ berechnet. Das Ergebnis sieht schon fast wie natives 4K aus. Überdies punktet der Lumagen mit der Abwesenheit von „Ringing“- und „Banding“-Effekten.

Der Testbericht Lumagen Radiance Pro 5348 (Gesamtwertung: 96, Preis/UVP: 12000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 12-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

96 Sehr gut

Der Lumagen Radiance Pro5348 verhilft auch ehemaligen High-End-Projektoren mit einer Reihe
von technischen Hilfsmitteln zu neuer Frische und bringt sie technisch auf die Höhe der Zeit. Günstig ist diese High-End -Optimierung allerdings nicht.

Michael B. Rehders

Antworten