LG OLED65E9 (Test)

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Die Magic Remote von LG lässt sich wunderbar als Mauszeiger frei in der Luft verwenden. 

LGs OLED65E9LA ist mit 4.000 Euro der teuerste Fernseher in unserem 65-Zoll-Testfeld. Und dank der Picture-on-Glass-Optik – das Panel sitzt auf einer Glasscheibe – auch der ästhe-tischste.

Neu ist das Kabelmanagement-System auf der Rückseite: Hier lassen sich alle Strippen sauber und dezent durch den Standfuß verlegen. Für einen Tausender weniger ist der E9 auch als 55-Zöller erhältlich.

Ausstattung & Praxis

Befeuert wird der E9 vom Prozessor Alpha9 der zweiten Generation. Dieser garantiert extrem kurze Reaktionszeiten und analysiert auf der Grundlage von Millionen visueller Datenpunkte das optimale Interpolationsverfahren für die bestmögliche Bildwiedergabe („Al-Bild“). Doppel-Tuner, Aufnahme auf USB-Festplatte, Time-Shift und Google Assistant sind an Bord, Amazon Alexa ist jetzt ganz frisch dazugekommen.

Nach einem Software-Update steht Amazon Alexa ab sofort auf dem OLED65E9 und anderen aktuellen LG-Fernsehern zur Verfügung. Für die erste Nutzung genügt es, die Seite amazon.com/de/code auf einem Smartphone oder Desktop-Computer aufzurufen und den auf dem OLED angezeigten Code einzutippen. Schon ist das Gerät in einem bestehenden Amazon-Konto angemeldet.

Kurzes Setup erforderlich: Amazon Alexa erfordert eine Einrichtung. Dazu wird der Nutzer im TV-Menü verständlich durch die einzelnen Schritte geführt.

Alexa wird aktiviert, indem man die Amazon-Prime-Taste der Fernbedienung länger als zwei Sekunden drückt. Jetzt lassen sich Fragen stellen, Smart-Home-Anwendungen starten und mehr als 90.000 Alexa-Funktionen nutzen.

Alexa weiß Bescheid: Hat man eine Frage, drückt man die Amazon-Prime-Taste und richtet sich an die clevere Assistentin, die sich Hilfe aus dem Netz holt.

Praktisch: Ein Druck auf das Scrollrad der Fernbedienung, und man gelangt zum Menüpunkt „Sender“. Hier warten neben der Programmliste auch der EPG, die Aufnahmen und der TV-Planer. „Magic Link“ liefert zu einer Sendung zugehörige Videos im YouTube-Fundus. Das neue „Haus-Dashboard“ gibt eine nützliche Übersicht über alle verfügbaren Geräte – sei es über eine bestehende Kabelverbindung oder das heimische Netzwerk.

Spiegeln und fragen: Smartphone-Inhalte lassen sich per Fingertipp auf den LG streamen. Über die Mikrofon-taste kann man zudem den Google Assistant aktivieren.

Zum Portfolio gehören die „LG Channels“ – das sind Streaming-Kanäle aus den Bereichen Sport, Nachrichten, Comedy oder Film. Die „Galerie“ verwandelt den OLED in ein verblüffend realistisch aussehendes Kunstwerk. Der leistungsstarke Mediaplayer zeigt Fotos und Videos in 360-Grad-Ansichten mit Zoomfunktion. Die ansprechende Bedienoberfläche von WebOS 4.5 ist ungemein intuitiv gestaltet – hier muss man nicht erst in irgendwelchen Untermenüs stöbern und lange suchen, was man gerade benötigt. Zum hohen Bedienkomfort trägt die Magic Remote mit Mauszeiger-Funktion bei.

„LG TV Plus“: Über die kostenlose App hat man Zugriff auf jedes Feature des Fernsehers. Sogar die Anwendungen lassen sich durchforsten und direkt aufrufen.

In den kommenden Wochen bringt LG ein Software-Update auf den Markt, damit der 65E9 fit für Apple AirPlay 2 wird. Dann lassen sich Filme und Musik direkt vom iPhone oder iPad auf den 65-Zöller transportieren. Musik-Streaming gelingt bisher über Bluetooth 5.0. Die vier HDMI-Ports erfüllen die Anforderungen für den Standard 2.1. Ein Software-Update im Laufe des Jahres wird genau wie über USB-Bildwiederholraten in UHD-Auflösung von bis zu 120 Bildern pro Sekunde (fps) erlauben. Spieler profitieren von VRR (Variable Refresh Rate) und ALLM (Auto Low Latency Mode) in Form von kurzen Reaktionszeiten und der automatischen Anpassung der Bildwiederholfrequenz in einem Bereich von 40 bis 120 fps.

Nur vorne filigran: Der Tischfuß des OLED-Fernsehers fällt ziemlich wuchtig aus. Allerdings gewährt er einen sicheren Stand. Darüber hinaus lassen sich die Kabel sauber nach hinten hinaus verlegen.

Bild- und Tonqualität

Beim Bildcheck bleiben wir zunächst beim Demo-Material hängen, das LG auf den internen Speicher des Flat-TVs eingespielt hat. Für das, was wir sehen, gibt es nur eine Beschreibung: atemberaubend! Der OLED holt die Realität auf eine Diagonale von 164 Zentimetern.

Nichts zu meckern: Doppel-Tuner, vier HDMI-Anschlüsse, drei USB-Buchsen, „CI+“-Slot und digitaler Audioausgang – der LG ist reichhaltig bestückt.

Es sind einfache Dinge, die einen Wow-Effekt auslösen: drei Flaschen mit roter Brause vor schwarzem Hintergrund. Wassertropfen auf der Flasche, Kohlensäurebläschen im Inneren, Lichteffekte, Reflexionen, feinste Übergänge, dazu ein sattes Schwarz, das an einen Eimer mit Pech erinnert. Unvorstellbar, welche Freude derart banale Objekte auf dem OLED-Panel mit einem satten ANSI-Kontrast von knapp 2.400:1 auslösen.

Noch informativer: WebOS 4.5 bietet eine zweite Bedienebene. Hier lassen sich unter anderem Apps, Eingangsquellen oder Streamingangebote einblenden.

Im HDR-Modus „technicolor Experte“ schafft der LG in Spitzlichtern 980 Candela. Unsere Messung belegt, dass der „Kino“-Modus die Farben noch einen Hauch präziser trifft. Dann sind knapp 880 Candela drin, 331 bei 50-prozentigem Weißanteil, 160 Candela, wenn den Bildschirm eine weiße Fläche überzieht. „Warm 2“ ist die bevorzugte Farbtemperatur, ab Werk liegt diese bei 6.719 Kelvin.

Individuelle Oberfläche: Apps lassen sich beliebig an eine andere Stelle der Startseite verschieben oder löschen. Über die Fernbedienung gelingt das blitzschnell.

Auch ohne aufwändig produziertes Demomaterial sind UHD-Filme auf dem E9 ein Genuss. „Unser Planet“ entführt uns in den Dschungel. Die Kamerafahrt durch die Bäume verläuft wie auf Schienen („TruMotion“ auf „Flüssig“), die tief stehende Sonne erzeugt eine Vielfalt an Grüntönen, wie man sie mit dem Malkasten selbst nie hinbekommen würde. Selbst kleinste Bereiche mit verdampfendem Wasser werden sichtbar. Bildschärfe und Tiefenwirkung sind bombastisch, auch in größeren einfarbigen Flächen verzichtet der LG auf störende Artefakte. Hier wirkt alles wie aus einem Guss, die Blickwinkelstabilität ist OLED-typisch exzellent.

Keine Überraschung: Auch im SDR-Bereich punktet der OLED wie erwartet und überzeugt durch natürliche und kräftige Farben.

Auch aus HD-Auflösung holt der E9 das Maximum heraus. In der Doku-Serie „One Strange Rock“ spielt der Flachmann alle seine Stärken aus: Er begeistert durch brutales Schwarz im Weltall und in den kurzen Interview-Sequenzen, ballert bei Wäldern, Meer und Wüste die knalligsten Farbtöne auf seinen Bildschirm und offenbart eine Detailfülle, dass es der helle Wahnsinn ist. Wolkenfelder über der Erdkugel können so gigantisch aussehen, dass hier die sprachliche Relativitätstheorie greift: Manchmal reicht die Sprache nicht aus, um alles beschreiben zu können. Man muss es selbst sehen.

Theorie und Praxis: Nicht nur auf dem Papier bei unserer Messung, sondern auch im realen Betrieb meistert der LG seine HDR-Hausaufgaben souverän.

Seinem 4.2-Soundsystem hat LG eine Ausgangsleistung von 60 Watt spendiert. „Kino“ ist der optimale Modus für eine warme und breite Kulisse mit sattem Bassfundament. Wir empfehlen die Aktivierung von „Al-Ton“ – dann wird ein virtueller 5.1-Surround-Sound erzeugt, der Zuschauer auch auf äußeren Sitzplätzen umhüllt. Über „One Touch Sound“ passt der 65-Zöller den Ton an die Raumumgebung an. Dolby-Atmos-Titel atmen noch ein wenig freier auf. Effekte sind dem OLED jetzt jederzeit willkommen – er stellt sie demonstrativ und akustisch schön abgegrenzt zur Schau.

Der Testbericht LG OLED65E9 (Gesamtwertung: 92, Preis/UVP: 4000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2019 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

92 sehr gut

Der OLED65E9 ist seinen Preis wert: Geniales Bild mit toller Raumtiefe, super Schwarz und knallige Farben gepaart mit exzellentem Ton und üppiger Ausstattung – so legt LG die Messlatte hoch. Der Bedienkomfort und die ansprechende Optik von WebOS 4.5 sowie die funktionale Magic Remote runden das perfekte Gesamtpaket ab.
Jochen Wieloch

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