LG OLED65CX9LA (Test)

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Alles wie gehabt: Die Magic Remote gehört zu den besten Fernbedienungen am Markt. Sie liegt super in der Hand und kann wie ein Mauszeiger bewegt werden. Zudem befindet sich in der Mitte ein praktisches Scrollrädchen. Zum Starten von Streaming-Diensten sind drei Direktwahl-Tasten verbaut.

Die Produktentwickler des koreanischen TV-Herstellers LG sind nicht zu beneiden. Deren OLED-Fernseher agierten schon im Vorjahr bei Bildqualität, Bedienkomfort und Ausstattung auf extrem hohen Niveau. Optimierungen sind da bei identischer Panel-Technik schwierig. Beim 3.100 Euro teuren OLED65CX9LA können sich Kunden trotzdem auf etliche Neuerungen freuen, die echten Mehrwert bieten. Geblieben ist die Top-Verarbeitung des 32,6 Kilo schweren Boliden mit 4 Millimeter dünnem Panel und massivem Standfuß in Dark Steel Silver. LG wird in Deutschland ein technisch identisches Modell mit der Bezeichnung OLED65CX8LB vertreiben. Einziger Unterschied: Der Fuß erstrahlt in Light Steel Silver.

Ausstattung & Praxis

Twin-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 sind beim 65-Zöller an Bord, Aufnahmen und Time-Shift werden unterstützt. Als bislang einziger Hersteller erfüllt LG alle Spezifikationen des HDMI-Standards 2.1. Dazu gehören die HFR-Wiedergabe mit 120 Bildern pro Sekunde in 4K-Auflösung, eine Bandbreite von bis zu 48 Gbit/s, eARC-Support (enhanced Audio Return Channel/erweiterter Audiorückkanal), VRR (Variable Refresh Rate/variable Bildwiederholrate) und ALLM (Auto Low Latency Mode/Automatikmodus für geringe Latenzzeiten). Von den minimalen Eingabeverzögerungen profitieren Spieler, die ihre Konsolen am 65CX9LA anschließen – LG verspricht Reaktionszeiten von weniger als einer Millisekunde, was sich bei Actionspielen und schnellen Bewegungen in klaren Darstellungen ohne Unschärfe bemerkbar machen soll. Für noch mehr Gaming-Spaß sorgen die HGiG-Kompatibilität für HDR-Darstellung in Spielen sowie Nvidia G-Sync-  sowie AMD FreeSync-Unterstützung (Software-Update folgt im Laufe des Jahres).

Im CX-OLED des Modelljahrgangs 2020, der zusätzlich in 48, 55 und 77 Zoll erhältlich ist und von der BX- und GX-Serie flankiert werden wird, setzt LG den neuen Alpha9 AI-Prozessor 4K der mittlerweile 3. Generation ein. Dieser analysiert unter anderem die Qualität des Originalinhalts mittels Deep-Learning-Technologie und soll diesen auch entsprechend der räumlichen Umgebung optimieren. Zudem werden Bildrauschen entfernt und Kontrast sowie Farbsättigung verbessert. Dazu greift der Prozessor auf eine riesige Datenbank mit mehr als einer Million visueller Datenpunkte zu. Mit „Face Enhancing“ und „Text Upscaling“ gibt es zwei neue Features, um Gesichter lebensechter und Bildschirmtexte schärfer erscheinen zu lassen. Über die „Automatische Genre-Auswahl“ analysiert der Prozessor die Art des Inhalts – etwa Filme, Sport oder Animation – und passt das Bild automatisch an. „Al-Ton Pro“ identifiziert wiederum auf Basis von 17 Millionen Sounddatenpunkten Stimmen, Effekte und Frequenzen und versucht den Ton entsprechend dem vorliegenden Audio-Genre zu optimieren.

Die kachelartige Benutzeroberfläche webOS 5.0 wurde nur minimal überarbeitet. Der „LG Content Store“ wurde vor die Apps gestellt. Hier findet man jetzt unter anderem auch Disney+, Apple TV und Sky Q. Das Home Dashboard, quasi das Kontrollzentrum, ist grafisch noch ansprechender, auf einen Blick sieht man hier alle angeschlossenen Geräte um das Live-TV-Bild gruppiert wie verknüpfte Smartphones, Medienserver oder integrierte Smart-Home-Komponenten. Hilfreich ist die digitale Benutzeranleitung, die Schritt für Schritt diverse Kapitel wie die Musik-Wiedergabe von Mobilgeräten über die TV-Lautsprecher oder das Spiegeln von Smartphone-Inhalten erklärt. Letzteres gelingt nicht nur über die Gratis-App „LG TV Plus“, sondern unter anderem auch über AirPlay 2, Chromecast und AllCast. Bluetooth 5.0 ist jetzt bis zu zweimal so schnell und hat eine bis zu viermal so große Reichweite wie Vorgänger 4.2.

Für alle Sportfans hat LG mit dem „Sport-Alarm“ ein pfiffiges neues Feature entwickelt. Dieses informiert den Zuschauer vor, während und nach dem Spiel über das Abschneiden des bevorzugten Teams und liefert ständig aktuelle Ergebnisse, auch wenn man sich gerade etwas anderes ansieht. Zur Auswahl stehen neben Fußball auch Eishockey, American Football, Baseball und Basketball.

Sport-Alarm: Den Dienst erreicht man über das Hauptmenü des LG-Fernsehers, für ihn steht hier eine eigene Kachel bereit.

Die Sportart: Mit American Football, Baseball, Basketball, Eishockey und Fußball sind die beliebtesten Disziplinen auf dem 65-Zöller verfügbar.

In einem weiteren Untermenü entscheidet man sich für die gewünschte Liga, etwa die Bundesliga, La Liga, Serie A, Premier League oder Ligue 1. Anschließend sucht man hier seine Lieblingsmannschaft(en) aus und legt fest, ob man einen Alarm für den Spielbeginn, einen Tor-Alarm in Echtzeit und/oder einen Alarm für Spielergebnisse einrichten möchte.

Die Mannschaft: Eine oder mehrere Mannschaften – bestimmen Sie, über welche Teams Sie auf dem Laufenden gehalten werden möchten.

Los gehts: In der Übersicht sehen Sie die kommenden Spiele Ihrer Mannschaft, während des Spiels werden Sie über das aktuelle Ergebnis informiert.

Das Arbeitstempo des 65-Zöllers ist enorm – egal, ob man Apps aufruft, die Menüs wechselt, Aufnahmen startet, in Fotos zoomt, Videos in 360-Grad-Ansicht darstellt oder in der „Kunstgalerie“ stöbert, um das OLED-Panel in ungenutzten Phasen mit Gemälden oder Fotos zu verschönern – Wartezeiten sind ein Fremdwort. Jeder Befehl wird prompt umgesetzt. An seiner Fernbedienung „Magic Remote“ hat LG glücklicherweise nichts modifiziert. Tastenanordnung und Haptik sind unverändert und damit perfekt, auch als Mauszeiger reagiert der Signalgeber vorzüglich.

Fit für die Zukunft: Alle vier HDMI-Buchsen unterstützen 120 Hertz bei 4K-Auflösung, HDMI-Port zwei beherrscht zudem eARC.

Wirft man einen Blick in die Spezifikationen, so entdeckt man hier eine interessante Neuheit. Denn neben Dolby Atmos, HLG und HDR10 unterstützt der CX9 jetzt auch Dolby Vision IQ. Die Innovation gegenüber dem bisherigen HDR-Format Dolby Vision besteht darin, dass Helligkeit, Farbe und Kontrast in Eigenregie an das jeweilige Genre und aktuelle Lichtverhältnisse angepasst werden. Dies funktioniert über den Lichtsensor im Fernseher, besonders interessant dürfte Dolby IQ im Zusammenspiel mit LGs neuer Funktion „AI Helligkeitssteuerung“ sein, die automatisch die Bildhelligkeit von HDR-Inhalten anpasst. Dazu wird die Gamma-Kurve modifiziert, um in dunklen Szenen keine Details zu verpassen.

Wie gehabt unterstützt der LG die Sprachassistenten Google Assistant und Amazon Alexa über die Fernbedienung. Die OLED-Serien GX, WX, ZX und RX erlauben sogar eine Hands free Voice Control Spracherkennung – die Magic Remote mit Mikrofontaste wird dann überflüssig, um sich beispielsweise das TV-Programm zu einer bestimmten Uhrzeit anzeigen zu lassen, zu erfahren, ob ein Flug pünktlich ist oder um Filme auf Netflix zu suchen. Der OLED65CX9LA fungiert darüber hinaus nicht nur als Fernseher, sondern auch als Steuereinheit für zahlreiche Smart-Home-Geräte.

Jeder Schuss ein Treffer: Bei der SDR-Darstellung reproduziert der OLED sowohl die Grund- als auch die Mischfarben mit hoher Genauigkeit.

Bild- und Tonqualität

Wir beginnen unseren Bildcheck mit einem näheren Blick auf die neuen Bildverbesserer mit künstlicher Intelligenz im normalen TV-Alltag. Die Helligkeitssteuerung funktioniert gut, überrascht sind wir von der Effektivität der automatischen Genre-Auswahl. Im „Standard“-Modus verfolgen wir eine Quizsendung im Ersten. Die Gesichter der Kandidaten sind etwas zu hell, kaum ist die Genre-Auswahl aktiviert, erhalten diese eine gesunde Gesichtsbräune, das Bild legt an Plastizität zu. Wir probieren es jetzt mit einem Fußballspiel. Zunächst ist das Grün des Rasens einen Tick zu blass, die Trikots wirken leicht verwaschen. Kümmert sich der LG selbstständig um das Genre, so hat die Spielfläche deutlich mehr Dynamik (vielleicht sogar etwas zu viel), die roten und blauen Trikots leuchten, und die Tiefenwirkung ist besser. Optimierungen bezüglich der Auflösung und der Schärfe mit „AI-Bild Pro“ muss man hingegen mit der Lupe suchen. Sehr angetan sind wir allerdings von der Performance des Prozessors, um YouTube-Clips zum Leben zu erwecken. Die von DAZN auf YouTube gestellten Bundesliga-Highlights beispielsweise sehen auf anderen Flat-TVs oft nicht so prickelnd aus. Der LG verleiht ihnen einen perfekten HD-Look mit ausgesprochen guter Schärfe, kräftigen Farben und toller Räumlichkeit. Auch bewegte Außenkanten bleiben ruhig und zacken nicht aus. Das eingeblendete Logo zeigt präzise Schrift und klare Linien.

Mustergültig: Im DCI-P3-Spektrum trifft der LG alle Farben. Auch Grün, wo andere Geräte häufig ein Defizit haben, stellt ihn vor keine große Herausforderung.

Schaut man sich den „Kino“- und den „Filmmaker Mode“ rein messtechnisch einmal näher an, so sind die Unterschiede marginal. Das „Kino“-Setting ist bei der SDR-Farbmessung minimal präziser bei Magenta und Gelb, bei Cyan ganz leicht schlechter. Bei der maximalen Helligkeit erreicht man mit „Kino“ 728 Candela in Spitzlichtern, 4 Candela weniger als im „Filmmaker Mode“. Auch bei 50-prozentigem Weißanteil (268/278 Candela) und vollflächigem Weiß (140/147 Candela) agieren beide Modi auf praktisch identischem Niveau. Mit „Kino Home“ erreicht man eine etwas höhere Spitzenhelligkeit (755 Candela). Im Praxistest unterscheidet sich der puristische „Filmmaker Mode“ dann vor allem in der unruhigeren Bewegungsdarstellung, die Glättung ist hier ja abgeschaltet.

LG hat dem OLED65CX9LA einen zusätzlichen Modus spendiert, der auf den Namen „Filmmaker Mode“ hört. Dieser steht sowohl mit SDR- als auch mit HDR-Material zur Verfügung. Hintergrund: Ist dieses Setting ausgewählt, passt der Prozessor das Bild automatisch an, indem er die Bewegungsglättung ausschaltet und alle Systeme zur Bildaufbereitung deaktiviert.

SDR und HDR: Der „Filmmaker Mode“ wurde beim OLED65CX9LA in die Liste der anderen bisher bekannten Bildmodi eingereiht.

Ziel ist die Erschaffung eines Effekts wie im Kino. Der Zuschauer soll den Streifen so erleben, wie ihn sich der Regisseur erdacht hat. Der Flat-TV greift also weder in die Farben noch in die Schärfe oder mögliches Bildrauschen ein. Ganz wesentlich ist die fehlende Berechnung von Zwischenbildern. Mit 24 Bildern pro Sekunde aufgenommene Kinofilme werden nicht flüssiger wiedergegeben.

Lehnen Sie sich zurück: Hat man diesen Menüpunkt aktiviert, so wechselt der OLED automatisch in den „Filmmaker Mode“, sobald er Filminhalte erkannt hat.

Wer auf Bewegungen und Kamerafahrten wie auf Schienen steht, sollte die „TruMotion“ auf „Flüssig“ stellen. In „Deutschland von oben“ genießen wir auf diese Weise Überflüge von allerhöchster Qualität – egal, ob sich die Kamera langsam oder schnell, horizontal oder vertikal bewegt. Die Geschmeidigkeit ist top.

Dass der OLED Spitzenergebnisse bei der Schwarzdarstellung liefert, überrascht nicht. Ausgezeichnet ist aber auch seine Detailfreudigkeit in dunklen Passagen. In „King Kong“, den wir in einem Dritten Programm entdecken, sind wir begeistert ob der außergewöhnlichen Feinzeichnung. Ob Fell, Haut oder die ausgeprägte Nasenpartie – selbst nachts offenbart der tierische Hauptdarsteller eine hohe Differenziertheit. Dass der Film 44 Jahre alt ist, merkt man kaum. Auch hier generiert der Alpha9-Prozessor ein homogenes und rauschfreies Bild mit guter Schärfe. Die großen Helligkeitsunterschiede zwischen der nächtlichen Umgebung und dem weißen Kleid der jungen Frau Dwan auf dem World Trade Center sind keine Überraschung – unsere Messungen attestieren dem 65CX9LA einen herausragenden ANSI-Kontrast von 3.000:1.

Mit 4K-HDR-Material glaubt man, der 65-Zöller sei eine Fensterscheibe ins Freie, denn Fiktion und Realität verschwimmen. Zu Beginn der UHD-Blu-ray von „Lucy“ erkennt man im kleinen Gewässer jeden Stein auf dem Grund, aufsteigende Sauerstoffbläschen und die exzellente Struktur im Felsen, der aus dem Wasser ragt. Die Grüntöne der Vegetation differenziert der OLED in den vielfältigsten Abstufungen mit feinsten Übergängen. Die Farbtemperatur „Warm 2“ ist mit 6.410 Kelvin am besten voreingestellt. Und selbst wenn man aus einem extrem seitlichen Blickwinkel auf das Panel schaut, kann man fast kein Ausbleichen erkennen. Sorgen um eine ungleichmäßige Ausleuchtung des Bildschirms muss man sich ebenfalls nicht machen: Das Display mit selbstleuchtenden Pixeln dunkelt ab wie aus einem Guss.

Das 40 Watt starke 2.2-Soundsystem strahlt mit Standfuß frontal, bei Wandmontage nach unten ab. Über die Fernbedienung kann man eine automatische Analyse der Raumakustik durchführen lassen. Empfehlenswert ist „Al-Ton Pro“ mit 5.1-Upmixing, wodurch die Klangkulisse deutlich größer wird. Auch bei Filmen und Konzerten kann die Dynamik des LG überzeugen, selbst höhere Pegel werfen ihn nicht sofort aus der Bahn. Bässe sind zudem für einen Flachbildfernseher ohne separate Soundbar ordentlich ausgeprägt. Die Sprachverständlichkeit ist ausgezeichnet. 

Der Testbericht LG OLED65CX9LA (Gesamtwertung: 91, Preis/UVP: 3100 Euro) ist in audiovision Ausgabe 6-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

91 sehr gut

Dank pfiffiger Features wie dem „Sport-Alarm“ und Apps wie Disney+ und Apple TV hat LG bei seinem 2020er-Modell noch eine Schippe draufgelegt. Mit einer überragenden Gesamt-Performance zieht der OLED65CX9LA in unsere Referenzklasse ein.
Jochen Wieloch

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