LG OLED65CS9LA (Test)

0

LGs Typenbezeichnung für den 2.900 Euro teuren OLED65CS9LA irritiert ein wenig: Denn normalerweise verwenden die Koreaner hinter der Zollgröße nur einen Buchstaben und eine Ziffer, welche Aufschluss über die OLED-Qualitätsklasse und das Modelljahr geben. Der CS9LA ist da alles andere als eindeutig: Er reiht sich hinter dem teureren C2 mit Evo-Technik ein (der 65-Zöller kostet hier 3.100 Euro) und vor dem etwas günstigeren B2 (2.800 Euro für den 65-Zöller). Der Fuß und die Geräte-Optik des OLED65CS9LA kommen uns zudem bekannt vor – vom C1 aus dem vergangenen Jahr. Das Gerät thront auf einem 8,6 Kilo schweren Standfuß mit schicker Metallblende. Wichtiger ist das Innenleben, und hier werkelt LGs aktuell leistungsstärkster Prozessor Alpha9 Gen5 4K AI.

Das reine Panel ist nur wenige Millimeter dünn, und auch inklusive Anschlüssen ist der Koreaner mit einer Tiefe von knapp 4,7 Zentimeter ein schlanker Bursche. Während es den C2 in sechs unterschiedlichen Größen zwischen 42 und 83 Zoll gibt, kann man beim CS9LA nur zwischen den Diagonalen 55, 65 und 77 Zoll (2.100 bis 4.800 Euro auswählen). Wer den Flachbildfernseher mit selbstleuchtenden Pixeln aufhängen will: Aufgrund der VESA-Norm 300 x 200 Millimeter eignet sich jede handelsübliche Wandhalterung.

Ausstattung und Praxis
Bei der Ausstattung weist der OLED65CS9LA keine Lücke auf: Neben Twin-Tunern für Kabel, Satellit und DVB-T2, USB-Aufnahme, Time-Shift und der Unterstützung von HLG, HDR10, Dolby Vision (HDR10+ fehlt) und Dolby Atmos hat der LG die Autokalibrierung mit Calman und die Sprachsteuerung mit Amazon Alexa und Google Assistant an Bord. Alle vier HDMI-Anschlüsse unterstützen den Standard 2.1 mit 4K bei 120 Hertz, Auto Low Latency Mode (ALLM) und Variable Refresh Rate (VRR), Gamer profitieren zudem von Nvidia G-Sync, AMD FreeSync Premium sowie HGiG-Kompatibilität.

Mit Mauszeiger: LG hat seine Fernbedienung über die Jahre kaum modifiziert. Und das ist gut so. Die schwarze Flunder ist ergonomisch toll geformt, hat in der Mitte ein Scrollrad und kann auch frei in der Luft zum Bedienen verwendet werden.

Das Betriebssystem WebOS 22 reagiert flüssig und schnell, die ansprechende Benutzeroberfläche ermöglicht flotten Zugriff auf bevorzugte Apps und Streaming-Inhalte. Das App-Angebot hat im Streaming-Bereich keine Lücken, sämtliche Platzhirsche wie Apple TV+, Disney+, Amazon Prime Video, Netflix oder DAZN sind vertreten. Der Alpha9 Gen5 AI Prozessor 4K ist nicht nur ein zügiges Arbeitstier, sondern verfügt über einige hilfreiche Features, um Bild und Ton zu optimieren. „Dynamic Tone Mapping Pro“ erfasst bis zu 5.000 einzelne Blöcke auf dem Bildschirm, um ein HDR-Bild detailliert aufzuhübschen. Außerdem kümmert sich der Flachmann in Eigenregie – falls gewünscht – mit Hilfe von Deep-Lerntechnik um ein möglichst klares Bild und passt die Helligkeit an, zudem findet der Apparat dank Künstlicher Intelligenz je nach vorliegendem Genre die beste Bildqualität und analysiert durch ein in der Fernbedienung integriertes Mikrofon die akustische Umgebung.

Direkt über die Startseite findet man den „Sport-Alarm“ zur Erinnerung an Sportereignisse und zum Abrufen aktueller Spielstände etwa beim Fußball, Basketball oder Eishockey, außerdem die beeindruckende „Kunstgalerie“ für die Verschönerung des OLED-Panels in TV-Pausen und einen leistungsstarken Mediaplayer zum Darstellen von Fotos und Videos in 360-Grad-Ansicht. Individuelle Benutzerkonten eignen sich dazu, um persönliche Programmempfehlungen zu erhalten – während der Nachwuchs Kindersendungen präferiert, schauen die Eltern beispielsweise lieber Krimis. „Multi View“ gestattet es, zwei unterschiedliche Quellen wie Live-TV, Kamera, Blu-ray-Player oder Smartphone in zwei Fenstern direkt nebeneinander oder in unterschiedlichen Größen darzustellen.

Vollausstattung: Twin-Tuner, vier HDMI-Ports vom Typ 2.1, drei USB-Anschlüsse und „CI+“-Slot – nur auf eine Kopfhörerbuchse müssen die Besitzer verzichten.

Hingucker: Die Oberfl äche von WebOS 22 ist modern und zeitgemäß. Vom Startbildschirm aus hat man Zugriff auf diverse Apps und wichtige Funktionen.

Schaut der Nachwuchs zu viel fern, ist die Lautstärke zu hoch und nervt damit nicht nur die Nachbarn, sondern gefährdet auch seine Gesundheit? In den „Familieneinstellungen“ kann man diese Probleme lösen. So lässt sich ein Nutzungslimit festlegen – dazu gibt man eine Start- und eine Endzeit ein, und nur in dieser Zeitspanne lässt sich anschließend auf den TV ohne Passwort zugreifen.

Aktiviert man zudem den „Höchstlautstärken-Modus“, wird der Pegel auf maximal 60 begrenzt, um das Gehör zu schützen. In „Augenschonender Modus“ wird das Blaulicht automatisch angepasst, um die Belastung für die Augen zu minimieren. Der „Bildschirmzeit-Bericht“ protokolliert das TV-Nutzungsverhalten.

Schonen Augen und Ohren: Die „Familieneinstellungen“ beinhalten praktische Zusatzfunktionen, damit der Nachwuchs besser geschützt wird.

Bild- und Tonqualität
Beim OLED65CS9LA muss es noch nicht mal ein düsterer Krimi oder eine schwarze Kapiteleinblendung sein: Eine nachmittägliche Daily-Soap oder eine Talkshow am Abend reichen aus, um den LG sofort als Flachmann mit selbstleuchtenden Pixeln zu identifizieren. Durch die enorme Schwarz-Kompetenz ist die Plastizität klasse, Konturen kommen wunderbar zur Geltung, und auch bei seitlichen Blickwinkeln sind Farben druckvoll und neigen nicht dazu, auszubleichen.

Apropos Farben: Exaktere Messwerte sowohl im SDR- als auch im HDR-Bereich als dieser OLED im „Filmmaker“-Modus hat bisher kaum ein Fernseher geliefert. Alle Messpunkte wurden super präzise getroffen, manuellen Feinschliff konnten wir uns größtenteils sparen. Wenig überraschend, dass auch die Farbtemperatur perfekt voreingestellt ist: Mit „Warm 50“ ab Werk bescherte der 65-Zöller den Fabelwert von 6.500 Kelvin.

Bei der Bildschirmhelligkeit kann der 65CS9LA erwartungsgemäß nicht ganz mit dem teureren 65C27LA (Test in Ausgabe 5-2022) mit Evo-Technik mithalten. Während der C27LA im „Lebhaft“-Modus auf bis zu 940 Candela kam, ist beim CS9LA bei 885 Candela Schluss. Im „Filmmaker“-Setting haben wir in der Spitze 850 Candela ermittelt. Ordentliche 395 Candela sind es bei 50-prozentigem Weißanteil, ist das komplette Display mit Weiß gefüllt, schafft der Flachmann nur 155 Candela.

Besser geht es nicht: Auspacken, hinstellen, messen, mitunter minimal korrigieren – im SDR-Farbraum ist der LG ein Vorbild für die Farbreproduktion.

So geht perfekt: Auch das DCI-P3-Spektrum reizt der 65-Zöller nahezu vollkommen aus. So stark schneidet ein
Fernseher nur ganz selten ab.

Um die maximale Helligkeit aus dem OLED herauszuholen, muss man die Energiespar-Option deaktivieren. Die ist bei LG allerdings derart gut versteckt, dass selbst wir erst einen fragenden Blick ins Hilfe-Menü werfen müssen. Unter „Allgemein“, „OLED-Pflege“ und dem Unterpunkt „Selbstpflege des Geräts“ findet man endlich den Menüpunkt „Energiesparen“. Stellt man hier den „Energiespar-Schritt“ auf „Automatisch“, kann man die „Mindest-Helligkeit“ schrittweise in zehn Stufen anpassen. Je höher die gewählte Helligkeit, desto dynamischer und leuchtender wird das Bild, natürlich nimmt dann auch der Stromverbrauch zu.

LG stellt im Menü zwar diverse Einstell-Optionen bereit: Für ein optimales Bild gerade bei Filmen genügt es jedoch, den „Filmmaker“-Modus auszuwählen, Experimentierfreude ist hier weder erforderlich noch besonders gefragt. Das Feature „Weniger Blaulicht“ beispielsweise will die Farbtemperatur anpassen und dabei helfen, die Belastung der Augen durch eine Blaulicht-Reduktion zu senken. In der Praxis wird das Bild allerdings rötlich eingefärbt, weshalb man auf dieses Extra verzichten sollte.

Ein Konto für jeden: Der LG erlaubt das Anlegen unterschiedlicher Benutzer-Profile – so erhält jedes
Familienmitglied personalisierte Empfehlungen.

Starker Mediaplayer: Ob Diashow, Übergangseffekte oder 360-Grad-Darstellungen – mit Fotos und Videos kann der 65-Zöller einiges anstellen.

Schon HD-Inhalte serviert der Koreaner mehr als ansprechend. Die Netflix-Doku „Wildes Italien“ gefällt durch einen sehr harmonischen Look mit diversen Grün-, Braun- und Grautönen in den Bergen. Blumenwiesen beispielsweise erscheinen so detailreich, dass man sich mitunter in der 4K-Welt glaubt. Steht die „TruMotion“ auf „Glatte Bewegung“, ist der Name des Bildverbesserers Programm.

Mit HDR-Futter dreht der LG noch intensiver an der Qualitäts-Schraube. Der Dolby-Vision-Streifen „Unser Planet“ ist für den OLED geradezu die optimale Bewegtbildsammlung, um all seine Farbpracht, die hohe Detailfreude, die starke Tiefenwirkung und die grandiose Schwarzperformance unter Beweis zu stellen. Das satte Blau des Meeres, das reine Weiß im Winter, leuchtendes Grün in Wäldern und unterschiedlichste Sandtöne in der Wüste – der CS9LA ist eine ausgeklügelte Heimkino-Maschine für geschulte Cineasten-Augen.

Aus klassischem Stereo rechnet der intelligente Prozessor des LG zudem virtuellen 7.1.2-Kanal-Sound hoch. Dazu muss in den „Einstellungen“ die Funktion „AI-Ton Pro“ aktiviert sein. Das 2.2-System mit 40 Watt und nach unten abstrahlendem Lautsprecher ist Dolby-Atmos-fähig und lässt sich über das Mikrofon in der Fernbedienung optimal kalibrieren. Wenn gesprochen wird, kann man sich ganz entspannt zurücklehnen: Denn Stimmen gibt der 65-Zöller wunderbar klar und unverfälscht wieder. Actionstreifen bereiten ebenfalls Freude: Effekte, Hintergrundgeräusche, Stimmen – der 65CS9LA trennt verschiedene Quellen präzise und webt einen schön breiten Akustik-Teppich. Auch die Bässe sind solide. Ob per YouTube, im Film oder vom Smartphone gestreamt: Musik erweckt der OLED auch bei höheren Pegeln klar und unangestrengt zum Leben. Da hört man gerne zu!

Der Testbericht LG OLED65CS9LA (Gesamtwertung: 92, Preis/UVP: 2.900 Euro) ist in audiovision Ausgabe 10-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

92 Sehr gut

Der OLED65CS9LA ist ein Musterschüler: ausreichend hell, farblich brillant, ein perfekter Schwarzkünstler und klangstark. Für Ausstattung und Bedienkomfort erhält der LG ebenfalls Bestnoten. Egal, ob anspruchsvoller HDR-Film, Sport, Spiel oder Serie: Dieser 65-Zöller ist auf jede TV-Aufgabe bestens vorbereitet. Referenzklasse eben!

Jochen Wieloch

Kommentarfunktion deaktiviert.