LG OLED65B29LA (Test)

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Mit dem 2.800 Euro teuren OLED65B29LA bringt LG seine beliebte B-Serie des Jahrgangs 2022 auf den Markt. Diese ist besser ausgestattet als die Einsteiger-Reihe A2, die unter anderem auf ein 100-Hertz-Panel verzichtet, und 300 Euro günstiger als der 65C27LA (Test in Ausgabe 5-2022). Dafür muss man auf das lichtstärkere Evo-Panel verzichten, das in diesem Jahr ab der C2-Serie zum Einsatz kommt. Der B29LA ist optional in 55 Zoll (1.900 Euro) und 77 Zoll (4.500 Euro) erhältlich.

Die Koreaner haben an ihrem typischen Erscheinungsbild festgehalten. Das hochwertige Panel fällt hauchdünn aus, selbst inklusive Anschlüssen kommt der 65-Zöller gerade mal auf schlanke 4,6 Zentimeter. Während der neue 65C27LA aus leichteren Verbundwerkstoffen gefertigt wird und ohne Fuß lediglich zarte 14,8 Kilo auf die Waage bringt, sind es beim OLED65B29LA fast 10 Kilo mehr. Der Standfuß besteht zwar lediglich aus Kunststoff, durch die titanfarbene Lackierung sieht dieser allerdings sehr hochwertig aus und ist als solcher fast nicht zu erkennen. Die Montage gelingt super schnell: Display auf den Fuß stellen, vier Schrauben festdrehen, fertig. Unterstützt wird der VESA-Standard 300 x 200 Millimeter.

Ausstattung und Praxis
Dass der B29LA „nur“ LGs Mittelklasse-OLED ist, wird beim Prozessor deutlich. So werkelt hier nicht der leistungsstärkste Alpha9 Gen5 AI, sondern der etwas abgespeckte Alpha7 Gen5 AI. Das Bedientempo ist daher nicht ganz so flott wie beim teureren Bruder. Mit Hilfe von Dynamic Tone Mapping werden HDR-Inhalte analysiert, um die optimale Tonwertkurve für tieferen Kontrast und mehr Details anzuwenden. Deep-Learning-Algorithmen versuchen zudem, die Plastizität durch die Betonung von Objekten zu verbessern.

Mit Mauszeiger: Die Magic Remote von LG kann zum Bedienen frei in der Luft bewegt werden. Praktisch ist das Scrollrädchen in der Mitte. Alle Tasten haben einen präzisen Druckpunkt. Vier Streamingdienste sind über Direktwahltasten zu erreichen. Über das Haus-Symbol gelangt man zum Startbildschirm.

Für überzeugte Konsolenspieler ist der OLED der passende Fernseher. Denn Nvidia G-Sync und AMD FreeSync Premium stellen die Kompatibilität mit Nvidia- und AMD-Grafikkarten her. Zudem unterstützen zwei der vier HDMI-Ports alle HDMI-2.1-Spezifikationen mit 4K-Wiedergabe und 120 Hertz, den Auto Low Latency Mode (ALLM) und Variable Refresh Rate (VRR). Außerdem beherrscht der LG 4K-Gaming mit Dolby Vision bei 120 Hertz. Für ausreichend Spiele-Nachschub in der Cloud sorgen die integrierten Plattformen GeForce Now und Stadia.

Ausstattungstechnisch leistet sich der 65-Zöller keine Schwäche. Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 gibt es doppelt, um TV-Sendungen mit maximaler Flexibilität auf USB-Fesplatte aufzeichnen zu können. Das klassische TV-Angebot wird durch die kostenlose Web-TV-Plattform LG Channels ergänzt. Streamen mit Mobilgeräten gelingt via Bluetooth, AirPlay 2 oder Chromecast. Im „Multi View“-Modus kann man zwei Inhalte nebeneinander oder in unterschiedlichen Fenstergrößen darstellen, als Quellen dienen Live-Fernsehen, Smartphone, Webcam (per USB) oder mittels HDMI angeschlossene Zuspieler.

Nichts mehr verpassen: Ob TV-Sender, Smartphone, Blu-ray-Player oder Webcam – LG ermöglicht es, verschiedene Zuspieler in zwei Fenstern zu kombinieren.

Zu den Annehmlichkeiten eines LG-Flachmanns gehören auch die Kunstgalerie und der Sport-Alarm, der beispielsweise Fußball-Anhänger stets über aktuelle Tore und Spielstände der Lieblingsmannschaft informiert. Der leistungsstarke Mediaplayer stellt Fotos und Videos bei Bedarf in einer 360-Grad-Ansicht dar.

Für bestmögliche Bildqualität und einen aufgehübschten Ton arbeitet der OLED65B29LA mit Künstlicher Intelligenz. So kann das Gerät die Helligkeit entsprechend der Umgebungsbeleuchtung in Eigenregie einstellen und je nach vorliegendem Genre die am besten geeignete Bildqualität finden. Über ein Mikrofon in der Fernbedienung ist der OLED dazu in der Lage, die Akustik der Umgebung zu analysieren und die Klangperformance daraufhin abzustimmen.

Sprachbefehle nimmt der LG auch ohne Fernbedienung entgegen (Hands-Free Voice Control), als Assistenten stehen Google Assistant und Amazon Alexa zur Verfügung. Wer gerne in Streaming-Plattformen stöbert, kommt unter anderem mit Netflix, Amazon Prime Video, Disney+, Apple TV+, Rakuten TV, DAZN, Sky Ticket, RTL+, MagentaSport, Videociety und Zattoo voll auf seine Kosten.

Mit WebOS 22 hat LG seine Benutzeroberfl äche in diesem Modelljahr leicht modifiziert. Neu ist die Option, dass sich jedes Familienmitglied ein eigenes Benutzerkonto anlegen kann. Vorteil: Der Nachwuchs beispielsweise erhält direkt auf der Startseite andere individualisierte Programmvorschläge als die Eltern, weil WebOS das Benutzerverhalten analysiert und die Empfehlungen daran ausrichtet. Oben links zeigt der Bildschirm Wetterinfos zu beliebig auswählbaren Städten und Regionen an. Über die Lupe oben rechts kann man den Flat-TV mit freien Schlagwörtern (etwa Titel, Schauspieler) durchsuchen, außerdem bietet der OLED eigene Genres für eine detaillierte Recherche. Ansonsten hat sich an der Oberfläche wenig geändert, hier findet man die wichtigsten Apps und den Zugriff auf die unterschiedlichsten Quellen vor. In diesem Jahr neu sind die „Familieneinstellungen“. Diese erlauben es unter anderem, eine Fernsehhöchstdauer zu defi nieren, einen augenschonenden Modus zu aktivieren sowie die Lautstärke des Flat-TVs zu begrenzen.

Bekannte Optik: LG hat seine Benutzeroberfl äche nur behutsam angepasst – geblieben ist der Zugriff auf
eine große Auswahl interessanter Apps.

Ein Zugang für jeden: Um einzelnen Familienmitgliedern individuelle Programmvorschläge unterbreiten zu können, erlaubt der OLED das Anlegen von Konten.

Bild- und Tonqualität
Die enorme Brillanz des 65B29LA realisiert man sofort, wenn man das erste Mal die Startseite von WebOS 22 öffnet. Jetzt zeigt der OLED alles, was ihn auszeichnet. Brutal dunkles Schwarz zwischen den Kacheln, leuchtende Farben der einzelnen Symbole und eine ausgezeichnete Performance bei seitlicher Betrachtung. Hier bleicht nichts aus oder verliert an Dynamik. Wenn der LG seinen Bildschirmschoner aktiviert – eine dezente Uhr auf schwarzem Hintergrund – ist im abgedunkelten Heimkino Vorsicht geboten, damit man nicht gegen den Flat-TV läuft. Denn Aufhellungen kennt das Panel nicht, die selbstleuchtenden Pixel erzeugen eine schwarze Fläche wie aus einem Guss.

Bei der Helligkeit kann der LG nicht mit der Mini-LED-Technik von Samsungs GQ65QN800BT konkurrieren. Dies betrifft sowohl die Maximalhelligkeit als auch die Leuchtkraft bei vollflächiger Weißdarstellung. Noch heller als das „Lebhaft“-Setting erweist sich bei unserer Messung der „Standard“-Modus mit maximal 670 Candela. Wer eine optimale Farbnatürlichkeit bevorzugt, sollte den „Kino“-Modus wählen. Hier sind bis zu 650 Candela in Spitzlichtern drin. Allerdings rauscht die Helligkeit wie bei allen OLEDs schnell in den Keller: So erzeugt der Apparat 270 Candela im 50- und überschaubare 132 Candela im 100-Prozent Weißfeld. Der ANSI-Kontrast liegt bei starken 7.000:1. Und dass der 65B29LA mit der exakten Farbreproduktion keine Probleme hat, zeigt auch die ab Werk voreingestellte Farbtemperatur „Warm 50“: 6.542 Kelvin sind eine Punktlandung.

Fit für Gaming: Zwei der vier HDMI-Buchsen unterstützen den 2.1-Standard mit Auto Low Latency Mode, Variable Refresh Rate und 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz.

OLED-Qualität: Im SDR-Bereich arbeitet der LG präzise wie ein Schweizer Uhrwerk. Alle Messpunkte sitzen so, wie man es sich auch in der Theorie wünschen würde.

HDR-Künstler: Auch im DCI-P3-Spektrum leistet sich der 65B29LA keinen Ausrutscher. So ist eine realistische
Farbwiedergabe garantiert.

Knapp 700 Candela stellen in der heutigen TV-Welt keinen Fabelwert mehr da. Allerdings reicht diese Helligkeit dem 65-Zöller locker aus, um HDR-Titel eindrucksvoll zum Leben zu erwecken (unterstützt werden die Formate HLG, HDR10, Dolby Vision und Dolby Vision IQ). Die Anfangssequenz des Netflix-Streifens „Project Power“ im Hafen zeigt, warum der OLED ein wunderbarer Apparat zum fairen Preis-Leistungs-Verhältnis für das Heimkino ist. Das Bild ist super detailfreudig, die Außenhaut der Schiffe klar strukturiert, trotz der dunklen Kulisse
protzt der Flachmann mit unwahrscheinlicher Plastizität und sehr kraftvollen, aber trotzdem natürlichen Farben. Der Chrom an den Trucks glänzt wie frisch poliert, und die Luftaufnahme der nächtlichen Stadt steht symbolisch für die tolle Schärfe. Der dunkle Himmel ist nicht nur eine tote Fläche. Hier erkennt man saubere, nahezu stufenlose Übergänge von Schwarz in unterschiedliche Blautöne bis hin zu leichtem Rosa am Horizont. Das gesamte Bild strotzt nur so vor Klarheit und Dynamik. Nur in sehr heller Umgebung und im Freien bei der nächsten Fußballübertragung könnte der 65B29LA bezüglich seiner Panel-Helligkeit an Grenzen stoßen, im normalen TV-Alltag und Heimkino-Betrieb reicht seine Performance locker aus. Für geschmeidige Kameraschwenks sollte die „TruMotion“ auf „Glatte Bewegung“ stehen.

Das Dolby-Atmos-fähige 2.0-System mit 20 Watt erzeugt mittels „AI-Ton“ virtuellen 5.1.2-Klang. Bei Filmen ist dieses Feature recht effektiv, um die Akustik etwas fülliger erscheinen zu lassen. In Sendungen wie Talks oder Nachrichten ist das Setting „Klare Stimme Pro“ ein interessanter Modus, um die Sprachverständlichkeit zusätzlich zu erhöhen. Und in Actionstreifen gelingt es dem LG sehr akzeptabel, Effekte wie Fahrgeräusche, schlagende Türen oder einen Pistolenschuss herauszuarbeiten. Die tonale Plastizität ist gut. Auch wenn es mal lauter zugeht, agiert der 65-Zöller recht souverän, ohne dass sich der OLED spürbar anstrengen muss und unsauber klingt.

Der Testbericht LG OLED65B29LA (Gesamtwertung: 87, Preis/UVP: Euro) ist in audiovision Ausgabe 6-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

87 Sehr gut

LGs OLED-Mittelklasse ist spitze! Abgesehen von kleineren Einbußen bei der Maximalhelligkeit passen beim 65B29LA alle Bildparameter perfekt zusammen: Schärfe, Detailtreue, Farbkraft, Dynamik, Schwarzdarstellung und Plastizität sind famos. Zusammen mit Bedienkomfort, Ausstattung und Ton ergibt sich der ideale Allround-OLED.

Jochen Wieloch

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