Mit dem 2.500 Euro teuren OLED65B23LA haben wir einen zusätzlichen 65-Zöller von LG aus der aktuellen B-Serie getestet. Bereits in Ausgabe 6-2022 hatten wir Ihnen den OLED65B29LA vorgestellt. Völlig zu Recht werden Sie sich fragen: Warum hat LG noch einen OLED der B-Serie im Sortiment? Der OLED65B23LA ist 300 Euro günstiger als der B29LA in der identischen Größe. Die Unterschiede zwischen den Geräten sind eher marginal. Während der teurere OLED mit Twin-Tunern für Kabel, Satellit und DVB-T2 ausgestattet ist, muss sich der B23LA mit Single-Tunern begnügen. Außerdem beherrscht der B29LA WiSA, einen Standard für die kabellose Übertragung unkomprimierter Audioformate. Ansonsten sind die beiden Baureihen praktisch identisch.
Der OLED65B23LA ist alternativ in 77 Zoll für 4.000 Euro oder als 55-Zoll-Modell für 1.900 Euro zu haben. Auch wenn der Fuß im Gegensatz zu LGs Top-Fernsehern mit selbstleuchtenden Pixeln nur aus titanfarbenem Kunststoff besteht: Keine Sorge, das Material ist hochwertig und erweckt den Eindruck, als sei Aluminium oder Stahl verwendet worden. Wer das 4,6 Zentimeter dünne Gerät an die Wand hängen möchte, profitiert vom VESA-Standard 300 x 200 Millimeter.
Ausstattung und Praxis
Als Gaming-Panel ist der 65-Zöller perfekt geeignet. Denn zwei der vier HDMI-Ports unterstützen alle HDMI-2.1-Spezifikationen mit 4K-Wiedergabe und 120 Hertz, den Auto Low Latency Mode (ALLM) und Variable Refresh Rate (VRR). Außerdem lassen sich auf diesem Weg 4K-Inhalte mit 120 Hertz abspielen. Nvidia G-Sync und AMD FreeSync Premium stellen zudem die Kompatibilität mit Nvidia- und AMD-Grafikkarten her.
Die bereits erwähnten Single-Tuner sind ein Zeichen dafür, dass der LG nicht in der obersten Preisklasse spielt – USB-Aufnahmen und Time-Shift gelingen trotzdem. Ein anderes Indiz ist der eingesetzte Prozessor. So verzichten die Koreaner auf ihren aktuell leistungsstärksten Alpha9 Gen5 AI Prozessor und vertrauen stattdessen auf den Alpha7 Gen5 AI. Dies macht sich beim Arbeitstempo bemerkbar, punktuell reagiert der OLED nicht ganz so flott wie andere LG-Modelle mit dem Spitzen-Triebwerk. Unter anderem versucht der 65-Zöller mit Hilfe von Deep-Learning-Algorithmen, Objekte im Vorder- und Hintergrund besser voneinander zu trennen, um die Bildtiefe zu optimieren. Mittels Künstlicher Intelligenz passt der Apparat – wenn es der Zuschauer wünscht – die Bildqualität in Eigenregie an das vorliegende Genre an. Auch die Umgebungshelligkeit wird berücksichtigt.
Super Handling: Die Magic Remote von LG hat Direktwahltasten für Google Assistant und Amazon Alexa. Außerdem lassen sich hierüber diverse Streamingplattformen aufrufen. Über das mittlere Scrollrädchen kann man einen Mauszeiger zum bequemen Navigieren auf dem TV-Bildschirm einblenden.
Höchsten Bedienkomfort gestattet die Oberfläche von WebOS 22, die direkten Zugriff auf Apps und unterschiedliche Quellen gewährt. Familienmitglieder können einzelne Benutzerkonten anlegen, um von personalisierten Programmvorschlägen zu profitieren. Rechts oben über die Lupen-Funktion hat man die Option, den Flachmann etwa nach bevorzugten Schauspielern oder Serien-Titeln zu durchsuchen. In den „Familieneinstellungen“ kann man eine Fernsehhöchstdauer definieren und einen augenschonenden Modus aktivieren. Speziell im Streamingbereich bietet der B23LA eine riesige Fülle an Apps wie Disney+, Apple TV+, Netflix, Amazon Prime Video, Rakuten TV, DAZN, Sky Ticket, RTL+ und Zattoo.
Für die kabellose Kommunikation etwa zwischen einem Tablet-PC und dem LG stehen neben Miracast und Chromecast auch AirPlay 2 und Bluetooth zur Verfügung. Ein optischer Leckerbissen ist die Kunstgalerie, welche das Display in ungenutzten Pausen in beeindruckende Gemälde verwandelt. Der Sport-Alarm hält unter anderem Fußball- und Basketballfans stets auf dem Laufenden, wenn die Lieblingsmannschaft spielt. Wer sich nicht entscheiden kann zwischen Live-TV, YouTube, Bluray, Webcam oder Smartphone – der „Multi View“-Modus erlaubt die parallele Darstellung von zwei Inhalten in unterschiedlichen Fenstern. Sprachbefehle nehmen Amazon Alexa und Google Assistant in Empfang. Und wer seine Foto- oder Videosammlung gerne mal in 360 Grad darstellen möchte: Der LG-Mediaplayer beherrscht dieses Kunststück.
Noch schneller, weil ohne vorherige Registrierung, holen Sie sich TV-Sender über die kostenlose und bereits installierte App „LG Channels“ auf den TV-Bildschirm. Hier werden dutzende TV-Kanäle über das Internet eingespeist. Unterteilt ist das Angebot in diverse Rubriken wie „Kids“, „Sport“, „Talkshow & Entertainment“ und „Most popular“. Zum Portfolio gehören ausländische Spartensender, aber auch Inhalte deutscher Anbieter wie vom ZDF, von Auto Motor und Sport sowie Motorvision.TV. Streaming-Plattformen wie Rakuten.TV und Pluto TV sind ebenfalls integriert. Die Bildqualität ist in den meisten Fällen nicht prickelnd, Schärfe und Dynamik sind überschaubar. Aber gratis nimmt man „LG Channels“ gerne mit.
Bild- und Tonqualität
Dynamisch, leuchtstark, enorm plastisch und sehr souverän präsentiert sich der LG auf Anhieb im alltäglichen TV-Betrieb. Wir bleiben bei einer YouTube-Doku hängen, gezeigt werden die schönsten Orte der Welt. Wasserfälle, Regenwälder, atemberaubende Gebirgszüge, knallige Blumenfelder – dem 65B23LA gelingt es spielend, dass einem der Atem wegbleibt. Sein Farbkasten ist riesig, selbst feinste Farbübergänge realisiert der Flachmann stufenlos und butterweich, und dabei schafft der 65-Zöller den schwierigen Spagat nahezu perfekt: Er lässt es auf seinem Panel farblich ordentlich krachen, stellt aber dennoch ein sehr natürliches und wunderbar abgestimmtes Bild dar. Blickwinkelstabilität, Bewegungsdarstellung und Schwarzperformance, der LG leistet sich keinen Patzer und läuft in nahezu jeder Disziplin zur Höchstform auf. Die Raumtiefe ist ein Genuss, und wer höchste cinemascopische Ansprüche hat, darf sich über brutal tiefes Schwarz und perfekt ausgeleuchtete Filmbalken ohne Aufhellungen freuen.
Bei der Strahlkraft hält der 65B23LA nicht mit den teureren EVO-Panels von LG mit, die vierstellige Lumen-Bereiche schaffen. Die maximale Helligkeit, die wir bei unseren Messungen erzielen konnten, waren 672 Candela in Spitzlichtern. Im „Filmmaker“-Modus schaffte er knapp 650 Candela. Diese Zahl reduzierte sich bei 50-prozentigem Weißanteil allerdings auf 270 Candela und rauschte bei vollflächigem Weiß auf 135 Candela in den Keller. Mit einem Wert von 6.800:1 ist der ANSI-Kontrast hingegen überdurchschnittlich gut.
Für begeisternde HDR-Darstellungen unterstützt der Koreaner die Formate HLG, HDR10, Dolby Vision und Dolby Vision IQ. Dass Maximalhelligkeit nicht alles ist, zeigt der LG, wenn über Netflix die „Unser Planet“-Doku läuft. Dann stellt man sich unweigerlich die Frage, warum man bei den Koreanern ins höhere und damit verbunden auch teurere OLED-Regal greifen sollte. Klarheit und Schärfe sind nämlich auch schon bei diesem Modell phänomenal, Unterwasseraufnahmen sehen aus wie ein Blick ins heimische Aquarium und nicht wie auf den Bildschirm eines Flat-TVs, und die Detailfreude etwa bei Fischschwärmen im Meer ist herausragend. Für ruhige Kameraschwenks sollte man die „TruMotion“ in den Bildsettings auf „Glatte Bewegung“ stellen.
Das Dolby-Atmos-fähige 2.0-System liefert 20 Watt. Akustisch attraktiv ist das Feature „AI-Ton Pro“, wodurch ein virtueller 5.1.2-Klang generiert wird. Die Fülle ist gut, die Klangbühne angenehm breit. Auch die Stimmverständlichkeit des C23LA ist top, ohne besondere Anstrengung sind Sprecher glasklar zu verstehen. Notfalls kann man mit „Klare Stimme Pro“ noch ein wenig nachjustieren. Das Bassfundament des Koreaners ist solide, natürlich agiert ein externer Subwoofer auf einem ganz anderen Niveau. Bei Musik überrascht der Flachmann positiv. Das Wohnzimmer kann man tonal schön fluten, ohne dass der LG unsauber wird.
Der Testbericht LG OLED65B23LA (Gesamtwertung: 86, Preis/UVP: 2.500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 2-2023 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Wer keinen Twin-Tuner benötigt, erwirbt mit dem 65B23LA einen ausgezeichneten OLED mit toller Brillanz und Klarheit, leuchtenden Farben und Mega-Schwarz. Bedienkomfort, Ausstattung und Ton – das Gesamtpaket stimmt. Nur Helligkeits-Fanatiker sollten sich bei LG lieber die leuchtstärkeren Evo-Panels anschauen.
Jochen Wieloch