LG OLED55G19LA (Test)

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Mit dem 2.400 Euro teuren OLED55G19LA startet LG in sein neues Evo-Zeitalter. Denn der 55-Zöller trägt als erster Flat-TV der Koreaner die drei zusätzlichen Buchstaben in seiner Produktbezeichnung. „Evo“ charakterisiert dabei LGs neue Materialmischung für die Millionen selbstleuchtender Pixel im OLED-Panel, mit der die Farbtöne Rot, Grün und Blau exakter getroffen werden sollen. Ziel: Auf diese Weise wird nicht nur eine größere Anzahl an Farben dargestellt, sondern auch eine höhere Helligkeit erzielt. Wir erklären Ihnen im Kasten auf der nächsten Seite näher, was es mit der Evo-Technik genau auf sich hat. LG gibt sich sehr selbstbewusst und preist den Fernseher als „Unser bester OLED aller Zeiten“ an.

Neues Design: Die Oberfläche von WebOS 6.0 ist jetzt bildschirmfüllend und listet neben Apps auch unterschiedliche Quellen und Zuspiel-Optionen auf.

Der G19LA ist nicht nur in 55 Zoll, sondern zusätzlich in 65 Zoll für 3.500 und in 77 Zoll für 6.500 Euro erhältlich. Ausgeliefert wird der Flachmann im so genannten Gallery Design ohne Füße – das „G“ im Seriennamen steht für „Gallery“, die Serie ersetzt die bisherigen Wallpaper-Modelle. Das gerade mal 2,3 Zentimeter tiefe Display mit hochwertigem Metallrahmen ist primär dafür konzipiert, an der Wand montiert zu werden. LG liefert eine spezielle Wandhalterung mit, die in einer Vertiefung im Gehäuserücken angebracht wird und eine nahezu plane Installation gestattet. Um auch nachträglich beispielsweise HDMI-Kabel oder einen USB-Stick einzustöpseln, lässt sich die Halterung – die so genannte Slim Bracket – ein wenig nach vorne ziehen. Zum Aufpreis von 150 Euro bietet LG optional zwei Metallfüße an. Neu ist zudem ein spezieller Gallery-Standfuß, der es ermöglicht, den 55-Zöller komplett frei im Raum aufzustellen.

Ausstattung & Bedienung
Die auf den ersten Blick wichtigste Neuerung ist WebOS 6.0 mit komplett überarbeiteter Benutzeroberfläche. Verdeckte diese bisher nur einen Teil des Displays, so ist sie mittlerweile bildschirm-füllend. Neben Apps, die man beliebig austauschen kann, findet man hier unter anderem eine detaillierte Suchfunktion (Titel, Schauspieler, Genre) und hat direkten Zugriff auf TV-Sender, die Bedienungsanleitung sowie auf per Kabel oder AirPlay angeschlossene Geräte wie Blu-ray-Player oder Smartphones. Das Handling ist intuitiv, der Be-dienkomfort hoch, das Arbeitstempo flott. Dazu trägt auch der neue Alpha9-Prozessor der vierten Generation bei. Dieser analysiert und optimiert Bilder mit Hilfe von Deep-Learning-Algorithmen, schaut sich dank „Scene Detection“ Szene für Szene detailliert an und hebt beispielsweise in Nachtaufnahmen einzelne Objekte intensiver hervor. Außerdem legt LG den Fokus auf das Nachschärfen von Texteinblendungen und eine präzise Bewegungsdarstellung („OLED Motion Pro“). Unter den Einstellungen „Allgemein“ findet man den Eintrag „AI-Dienst“ mit den Unterpunkten „AI-Bild Pro“, „AI-Helligkeit“, „Automatische Genre-Auswahl“, „AI-Ton Pro“ und „AI-Akustikabstimmung“, um selbst darüber zu entscheiden, welche Künstliche Intelligenz man nutzen möchte.

Mitteilungsbedürftig: Zu aktuellen Sendungen versorgt der LG seine Zuschauer mit diversen Zusatzinfos aus Mediatheken, Online-Portalen und dem Internet.

Die vier HDMI-Buchsen beherrschen den Standard 2.1 mit 4K-Wiedergabe bei 120 Hertz, Auto Low Latency Mode (ALLM) und Variable Refresh Rate (VRR). Gamer dürfen sich außerdem für flüssige Spiele- und HDR-Darstellung über die Kompatibilität mit Nvidia G-Sync und HGiG sowie die AMD FreeSync Premium-Zertifizierung freuen. Die Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 sind jeweils doppelt verbaut, Aufnahmen landen auf USB-Festplatten.

HDR-Könner: Auch wer auf satte Farben und hohe Kontraste steht, darf sich über die ausgezeichnete Performance des 55-Zöllers freuen.

Besser geht es fast nicht: Die SDR-Farbreproduktion des OLED-Fernsehers ist spitze. Bei Rot, Grün, Blau und Gelb sitzt jeder Messpunkt ab Werk nahezu perfekt.

Wer gerne streamt, ist beim G19LA auf der sicheren Seite. Denn dieser unterstützt neben AirPlay2, Miracast und Chromecast auch Bluetooth und kommuniziert per Gratis-App „LG ThinQ“ mit Smartphones und Tablets. Hervorzuheben sind hierbei komfortable Optionen, um die Smart-phone-Oberfläche auf den 55-Zöller zu spiegeln. Zur umfangreichen Ausstattung gehören ferner die Integration von „Sport-Alarm“ und „Kunstgalerie“, ein leistungsstarker 360-Grad-Mediaplayer, das Feature „Music Discovery“, das Informationen über Hintergrundmusik im Live-TV anzeigt, sowie die Option, zu einer laufenden TV-Sendung Schlüsselwörter einblenden zu lassen, die thematisch passende Inhalte und Zusatzinformationen aus Mediatheken, YouTube oder dem Internet liefern. Mit unter anderem Disney+, Apple TV, DAZN und Sky Ticket fällt das App-Angebot üppig aus (mehr hierzu auf Seite 40). Als Sprachassistenten stehen Amazon Alexa und Google Assistant parat – und das freihändig, ohne zur handlichen Fernbedienung mit sechs Direktwahltasten für Streamingdienste greifen zu müssen.

Super schlank: Im rund zwei Zentimeter tiefen Evo-Panel arbeitet LG mit modifizierten Farbmischungen in den Bereichen Blau, Rot und Grün.

LG hat sein spezielles Evo-Panel mit einer zusätzlichen Schicht und einem stärker emittierenden Material versehen. Dies soll die Struktur des Displays verbessern, die Wellenlänge des Lichts verfeinern und die Effizienz erhöhen. Dadurch versprechen sich die Koreaner ein helleres und schärferes Bild bei besserer Klarheit der Inhalte. Um das zu erreichen, haben die Ingenieure die Farbmischungen in den Bereichen Blau, Rot und Grün modifiziert und am Pixel-Aufbau getüftelt. Während LG Display die bisherigen OLED-Panels auch an andere TV-Marken ausliefert, bleiben die Evo-Bildschirme ausschließlich der eigenen TV-Fertigung vorbehalten. OLED-Displays bestehen aus Millionen von selbstleuchtenden Pixeln, für die jeweils eine winzige organische LED zum Einsatz kommt. Vorteil: Diese lassen sich gezielt ein- und ausschalten, wodurch sich ein sehr tiefes Schwarz erzielen lässt. LCD-Panels hingegen benötigen eine Lichtquelle hinter den Pixeln, um diese zum Leuchten zu bringen. Die große Herausforderung dieser Konstruktions­weise besteht darin, dass Restlicht auch bei schwarz geschalteten Bildpunkten hindurchschimmern kann. Deshalb sind OLEDs praktisch allen LCD-Fernsehern in dieser Disziplin überlegen.

Bild- und Tonqualität
Die spannende Frage gleich zu Beginn: Wie hell ist das neue Evo-Panel? Zur besseren Einordnung werfen wir zunächst einen Blick auf das Vorjahresmodell: So kam der OLED65GX9LA (Test in 8-2020) auf maximal 755 Candela im „Kino“-Modus, im „Lebhaft“-Setting waren 15 Candela mehr drin. Der G19LA knackt in allen von uns gemessenen Settings die 800-Candela-Marke ohne Probleme. 875 Candela sind in Spitzlichtern mit der Einstellung „Lebhaft“ drin, 835 im „Kino“- bzw. 855 im „Kino Home“-Modus und 850 im „Standard“-Setting. Die Leuchtkraft hat damit in der Tat zugelegt. Im farblich optimalen „Kino“-Modus schafft der OLED 282 bzw. 163 Candela bei einem Weißanteil von 50 bzw. 100 Prozent. Mit 4.700:1 kann sich der ANSI-Kontrast ebenfalls sehen lassen. Ab Werk hat LG die Farbtemperatur „Warm 50“ eingestellt. So liefert das Gerät überzeugende 6.417 Kelvin. Reduziert man den Wert minimal auf „Warm 48“, erzielt der Flachmann aus farblicher Sicht eine Punktlandung. Wie hervorragend die Farb-reproduktion des Koreaners gelingt, zeigt unsere SDR-Messung: Hier sitzt jeder Messpunkt mega präzise. Das macht sich in der Realität in Form von extrem authentischer Film-Wiedergabe bemerkbar – Hauttöne werden noch einen Tick echter als beim Vorgänger dargestellt, in der Serie „Suits“ auf Netflix begeistert der LG mit unwahrscheinlich detaillierter Feinzeichnung in dunklen Passagen, toller Klarheit und einem überzeugenden Schwarz. Im HDR-Bereich (HLG, HDR10, Dolby Vision und Dolby Vision IQ) geht der LG bei allen Farben ans Limit – das Bild gefällt zudem durch hohe Schärfe und eine wunderbare Plastizität. Selbst bei sehr seitlicher Draufsicht bemerkt man nahezu kein Ausbleichen der Farben. Zusätzliche positive Aspekte sind die immense Bildruhe selbst in hektischen Sequenzen und eine starke Bewegungsdarstellung.

„Weitere Aktionen“: Unter diesem Menüpunkt kann man unter anderem TV-Aufnahmen starten.

TV-Mitschnitt: Hat man ein Speichergerät angeschlossen, darf man die Aufnahmedauer festlegen.

Viele praktische Funktionen erreicht man bei dem LG nach einem Druck auf die Taste mit den drei Punkten. Sofort öffnet sich ein Menü, das mit „Weitere Aktionen“ überschrieben ist. Hier kann man unter anderem Aufnahmen wie Time-Shift starten – Voraussetzung ist, dass man per USB eine Festplatte bzw. einen Speicherstick angeschlossen hat. Ebenso gelangt man zum Archiv, wo die TV-Aufnahmen abgelegt sind. Im „Planer“ lassen sich Aufnahmen programmieren und Erinnerungen einrichten. Erinnerungen erstellt man entweder mit Hilfe des Elektronischen Programmführers oder manuell durch Festlegen von Sender, Datum und Startzeit. Der Programmführer ist ebenfalls über „Weitere Aktionen“ zu erreichen. Der EPG listet nicht nur die Programme über klassische Empfangswege wie Kabel, Satellit und DVB-T2 auf, sondern auch die IPTV-Sender.

Grau statt Schwarz: Sämtliche Menüs sind im LG-Jahrgang 2021 optisch leicht modifiziert. Das wirkt frisch, die Ablesbarkeit bleibt entspannt.

Schlauer Bursche: Im Bereich „AI-Dienst“ hat der 55-Zöller jede Menge Künstliche Intelligenz für bessere Bilder und einen optimierten TV-Ton versteckt.

Fit für die Zukunft: Die vier HDMI-Anschlüsse unterstützen den Standard 2.1 und steigern bei Gamern die Vorfreude auf flüssigen Spielspaß.

Schönes Ding: Die Magic Remote von LG hat sich gegenüber dem Vorjahr nur minimal geändert. Geblieben ist der praktische Mauszeiger, den man speziell beim Eingeben von Filmtiteln in Streamingportalen zu schätzen weiß. Die Zahl der Direktwahltasten für Filmportale wurde auf sechs erhöht.

Für die Akustik hat LG ein nach unten abstrahlendes 4.2-Soundsystem mit 60 Watt und Dolby-Atmos-Support verbaut. „AI-Ton Pro“ erzeugt einen virtuellen 5.1.2-Surroundsound. Über die Fernbedienung nimmt der OLED eine automatische Akustik-abstimmung vor. In der Netflix-Reihe „Jupiter‘s Legacy“ sind wir von der vollen Akustik mit breiter Bühne und solidem Bass positiv angetan. Effekte sind greifbar, Stimmen klar, und bei der Lautstärke kann man den Pegel guten Gewissens nach oben drehen, ohne dass die Präzision sofort leidet. Auch Konzerte lassen sich trotz des nur 2,3 Zentimeter tiefen Gehäuses durchaus hören.

Der Testbericht LG OLED55G19LA (Gesamtwertung: 92, Preis/UVP: 2400 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

92 sehr gut

LG entlockt dem 55G19LA das Beste, was man aus einem OLED-Panel rausholen kann: ein super klares, scharfes, farbenfrohes und helles Bild auf Referenzklasse-Niveau. Guter Ton und tolle Ausstattung runden das Premium-Paket gelungen ab.

REFERENZKLASSE

Jochen Wieloch

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