LG Largo 4K HU70LS (Test)

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LG hat mit der Magic Remote eine vorzügliche Fernbedienung für seine Fernseher geschaffen, die jetzt auch Beamer-Besitzer bekommen: Interne Bewegungssensoren ermög lichen eine Steuerung des Mauspfeils wie ein Laserpointer.

Es war kein High-End-Modell einer klassischen Projektormarke, das vor vier Jahren Beamer-Geschichte geschrieben hat, sondern ein kleines wie innovatives Modell von LG. Die Rede ist vom LG PF1500 alias Largo, der mit langlebiger LED-Lichtquelle, smartem TV-Betriebssystem, WLAN und einem eleganten Chassis den Puls der Zeit getroffen hatte und zu einem der erfolgreichsten Beamer wurde.

Das Nachfolgemodell HU70LS arbeitet ebenfalls mit einer LED-Lichtquelle, wurde aber um eine 4K-Darstellung samt Zwischenbildberechnung, Kinofarbraum DCI, HDR und dem aktuellen LG Smart- Betriebsystem WebOS 4.5 erweitert – zudem bietet das Chassis mehr Flexibilität. Diese Optimierungen haben natürlich ihren Preis: Mit 1.900 Euro kostet der Largo4K rund 500 Euro mehr als sein Vorgänger.

Ausstattung und Praxis

Bereits auf den ersten Blick macht das neue Chassis deutlich, dass es sich um einen für das Wohnzimmer prädestinierten Beamer handelt. Mit schlichter Eleganz in weißer Farbe integriert sich der 31 Zentimeter breite und 21 Zentimeter tiefe Bildwerfer unauffällig zwischen Sofa, Sideboard und Schrankwand. Der Zoom des Objektives wurde ebenfalls verbessert: Mit einem Projektionsabstand von der 1,22- bis 1,53-fachen-Bildbreite sind die üblichen Leinwandgrößen mit dem HU70LS problemlos realisierbar.

So weit so gut, wenn da nicht dieses externe Netzteil wäre: Tatsächlich hat man auf eine Integration im Hauptgehäuse verzichtet, sodass man den 19 Zentimeter langen „Klotz“ ebenfalls unterbringen muss. Vor allem bei einer Deckenmontage ist das leichter gesagt als getan, denn die (unveränderbare) Kabellänge zwischen Netzteil und Beamer beträgt gerade mal 1,5 Meter, reicht also bei normaler Deckenhöhe nicht bis zum Boden. Hier ist Kreativität oder ein Deckenhaltermit Zweitfach für ein Netzteil notwendig.

Neben zwei HDMI-Anschlüssen (einer davon mit ARC) fi nden sich auf der Rückseite unter anderem zwei USB-Buchsen, ein optischer Audio-Ausgang, ein Kopfhörer-Anschluss und ein LAN-Eingang.

Alleinstellungsmerkmal ist die LED-Lichtquelle, die mit einer Lebensdauer von 30.000 bis 50.000 Stunden alle anderen Beleuchtungstechnologien inklusive Laser hinter sich lässt. Auch im Stromverbrauch ist der Largo4K sparsam und begnügt sich mit maximal 200 Watt, vergleichbare Modelle mit herkömmlicher UHP-Lampe benötigen rund das Doppelte. Ein weiterer Nebeneffekt der LED-Beleuchtung ist ein großer Farbraum, der lautHersteller zu über 90 Prozent den Kinofarbraum DCI P3 abdecken soll.

Zusammen mit einer HDRSignalverarbeitung wird der Largo 4K-kompatibel mit UHD-Premium-Inhalten, wie man sie auf der UHD-Blu-ray findet. Die 4K-Auflösung wird in dieser Preisklasse selbstredend nicht nativ abgebildet, sondern durch das XPR-Pixelshift neuester Generation erzeugt.

LED Projektoren verfügen über drei oder mehr separate Lichtquellen, für jede Grundfarbe eine eigene. Das vereinfacht den Lichtweg.

Die LED-Technologie bietet gegenüber Lampe und Laser entscheidende Vorteile: Ausschließlich bei LED liegen alle drei Grundfarben als eigene Lichtquelle vor, sodass eine Farbfilterung per Farbrad entfällt. Stattdessen werden die drei LEDs (eine rote, eine grüne und eine blaue) wie eine Ampel mit bis zu 400 Hertz„durchgeschaltet“, was durch die schnellere Frequenz mit kürzeren Auszeiten für einen weniger starken Regenbogeneffekt sorgt.

In der Spektralanalyse zeigen LEDs besonders reine Farbfrequenzen, weshalb sie zur Darstellung von kräftigen Farben ohne zusätzliche Filterung in der Lage sind.

Ganz regenbogenfrei ist der Largo4K dennoch nicht. Der grüne Kanal ist bei ihm gleich doppelt vertreten, wodurch die kalibrierte Lichtausbeute signifi kant gesteigert werden konnte. Hierfür kam eine blaue LED zum Einsatz, die ein Trägermaterial zum Emittieren von grünem Licht anregt.

Der aufgespannte Farbraum deckt rund 90 Prozent des DCI-P3-Kinofarbraumes ab.

LED-DLP-Projektoren verzichten auf jede Form von Mechanik, was sie langlebig und robust macht. Ein weiterer Vorteil liegt in der Reinheit des LED-Lichtes: Die Spektralanalyse zeigt, dass die LEDs in den besonders farbreinen Spektralanteilen am meisten Licht emittieren. Dadurch wird ohne Lichtverlust ein großer Farbraum aufgespannt, was sich mit Hinblick auf UHD-Premium-Inhalte mit originalem Kinofarbraum DCI P3 als besonders nützlich erweist.

Der Largo 4K verdankt seine höhere Lichtausbeute einem zweiten Grünkanal, der mithilfe einer Phosphor- Hybrid-LED erzeugt wird.

Größte Limitation und Hauptgrund, weshalb sich LEDs bei Projektoren bisher nicht durchgesetzt haben, ist die Lichtleistung, die mit maximal 1.000 kalibrierten Lumen noch hinter den Laser- und Lampenvarianten liegt. Aber: Durch ihre viel längere Lebensdauer „starten“ LED-Beamer zwar mit weniger Lichtleistung, halten diese aber wesentlich stabiler über einen viel größeren Zeitraum und verlieren daher während ihrer Nutzung wesentlich weniger Lichtleistungals UHP-Lampen oder Laser.

Da die reaktionsschnellen LEDs wie eine Ampel sequentiell in hohen Frequenzen geschaltet werden können, entfällt das Farbrad und der Regenbogeneffekt wird minimiert

Das Geheimnis des Erfolges der Largo-Reihe liegt vor allem in ihrer smarten Netzwerktauglichkeit. Einmal im Betrieb zeigt der HU70LS ein weiteres Alleinstellungsmerkmal, das seine wahre Stärke ausmacht: Als einziger Projektor seiner Klasse bietet er ein smartes Betriebssystem neuester Generation. Als TV-Hersteller hatte es LG da natürlich einfach, denn die Ingenieure mussten lediglich das von den Flachbild-Kollegen bekannte WebOS auf den Beamer adaptieren. Das ist so gut gelungen, dass es auf dem kleinen Largo4K genauso flüssig und intuitiv läuft wie auf riesigen Fernsehern.

Die Streaming-Apps (hier Amazon Prime) machen den Largo4K unabhängig von externen Zuspielern und sorgen gleichzeitig für die bestmögliche Aufl ösung.

Mit dabei sind auch alle relevanten Streaming-Apps wie YouTube, Netflix, Amazon Prime Video, DAZN, Sky und viele mehr, so dass auf einen externen Zuspieler verzichtet werden kann, da der LG-Projektor auch integrierte Stereo-Lautsprecher mit 2 x 3 Watt an Bord hat. Vor allem für einen 4K/HDR-Projektor ist das nützlich, weil die Apps automatisch die beste Qualität aufbereiten, ohne dass man sie konfigurieren muss. Für all dies benötigt der Largo4K nichts anderes, als einen Internetzugang, der per LAN oder WLAN erfolgen kann.

Der Home-Screen von WebOS bietet einen intuitiven Überblick über alle Apps und Funktionen. Ein Wechseln zwischen den Anwendungen ist jederzeit möglich.

Ein USB-Mediaplayer spielt Fotos, Videos und Musik ab. Auch die „Magic Remote“ hat der HU70LS von der TV-Sparte geerbt, die wie ein virtueller Laserpointer die Bedienung zum Kinderspiel macht. Alles in allem ist der LG Largo4K der erste UHD-Beamer seiner Klasse, der sich wie ein Fernseher bedienen lässt.

Selbst ein schneller Browser ist in WebOS integriert, die Eingabe von Webadressen und Suchbegriffen ist per Fernbedienung aber etwas mühsam.

Licht und Farbe

Ein Blick in die technischen Daten überrascht in Bezug auf die Lichtleistung, denn diese ist mit 1.500 Lumen nicht höher angegeben als beim Vorgänger. Auch heute stellt dies für einen LED-Beamer einen sehr guten Wert da, denn in Sachen Lichtleistung haben LEDs die größten Defizite gegenüber Laser und Lampe. Trotz der identischen Werksangabe fällt im Praxistest schnell auf, dass der Largo4K deutlich heller erscheint als der Vorgänger und sich selbst vor Konkurrenten mit höherer Werksangabe wie dem BenQ W2700 nicht verstecken muss. Der Grund liegt in dem geringeren Verlust durch die Kalibrierung: Nur rund 30 Prozent gehen durch die Farbkorrektur verloren, sodass der Largo4K mit rund 1.000 Lumen genügend Helligkeit für Bildbreiten bis über 3 Meter Breite bereitstellt.

Das große und schwere externe Netzteil ist im wahrsten Sinne des Wortes „ein Klotz am Bein“, das sich bei Deckenmontage nicht leicht verstecken lässt.

In Sachen Dynamikumfang wurden ebenfalls Verbesserungen erzielt, mit einem Kontrastverhältnis von maximal 1.500:1 liegt der Largo4K in Sachen Schwarzwert dennoch deutlich entfernt von vielen Konkurrenten und der Werksangabe von 150.000:1. Grund dafür ist das Fehlen eines dynamischen Echtzeitdimmings, das gerade bei einem LED-Beamer besonders effektiv zu realisieren wäre.

Schade, hier wurde Potenzial verschenkt. Der gute In-Bild-Kontrast von 300:1 sorgt dennoch für eine ansprechende Bildplastizität in Mischszenen. Wie alle LED-Beamer hat auch der HU70LS einen Hang zur bunten Farbdarstellung, die durch die meisten Werks-Presets betont wird. Im umfangreichen Bildmenü inklusive Color Management kann man dem Beamer aber eine natürliche Farbreproduktion entlocken.

HDR-Wiedergabe

Spielt man dem Largo4K UHD-Blu-rays zu, zeigt sich ein besonderer Vorteil der LED-Lichtquelle: Während fast alle anderen Beleuchtungstechniken für den Kinofarbraum lichtschluckende Farbfilter benötigen, erreicht das reine LED-Farbspektrum ohne weitere Filterung eine Abdeckung von 89 Prozent. Damit stehen Inhalte bis zu 1.000 kalibrierte Lumen zur Verfügung, während viele andere Modelle dieser Preisklasse auf unter 700 Lumen fallen. Gerade für HDR-Inhalte ist dies von Vorteil, weil der Beamer mehr Reserven für Spitzlichter zur Verfügung stellen kann.

Zusammen mit einer integrierten dynamischen HDR-Anpassung zeigt der Largo4K eine plastische Bildwiedergabe mit glaubwürdigen und (wo gewollt) kräftigen Farben. Seine Achillesferse liegt im Hinblick auf HDR im gräulichen Schwarzwert, der dunklen, kontrastarmen Szenen die Tiefenwirkung raubt. Hier kann der Largo4K die feine Signal-Nuancierung von 10-bit- HDR nicht auf die Leinwand bringen.

Schärfe und Videoverarbeitung

Wichtiges Qualitätsmerkmal von UHD-Premium ist die hohe Detalauflösung. Hier greift der HU70LS als DLP-Projektor auf die XPR-Shift-Technik von Texas Instruments zurück, die in mittlerweile dritter Generation ausgereift agiert: Ein Aktuatorglas hinter dem Objektiv „schiebt“ die Pixel optisch sequenziell und vervierfacht damit die Auflösung des nativen Full-HD-Chips auf acht Megapixel – durch die hohe Geschwindigkeit bleibt dies vom Auge unbemerkt.

Auch aus dem heimischen Netzwerk kann sich der Largo4K bedienen.

Natives 4K-Niveau wird zwar nicht erreicht, gegenüber Full-HD zeigt sich aber eine gesteigerte Detailauflösung. Auch dem Objektiv gelingt dabei eine angemessen scharfe Vergrößerung auf die Leinwand, im Randbereich war bei unserem Testsample aber ein gewisser Abfall zu erkennen. Auf Signalebene profitiert der Largo4k erneut von seinen TV-Kollegen aus gleichem Hause: Von ihnen hat er eine vollwertige 4K-Zwischenbildberechnung geerbt, die nur wenige Artefakte erzeugt, gut auf den persönlichen Geschmack getrimmt werden kann und die Bewegungsschärfe sichtbar steigert. Auch das ist in dieser Preisklasse alles andere als selbstverständlich.

Der Testbericht LG Largo 4K HU70LS (Gesamtwertung: sehr gut, Preis/UVP: 1900 Euro) ist in audiovision Ausgabe 2-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

79 gut

Mit moderner Beleuchtungstechnologie, smarter Oberfläche und hohem Bedienkomfort ist der Largo4K HU70LS eine hervorragende Wahl für das Wohnzimmer. Im komplett abgedunkelten Heimkino fühlt er sich hingegen weniger wohl, vor allem bei Filmen mit hohem Schwarzanteil.
Ekki Schmitt

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