LG HU710PW

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LG verspricht mit dem HU710PW brillantes Heimkino dank Lichtkombination aus Laser und LED. Hinzu kommen Sprachsteuerung, Apps und 4K-HDR, die den 2.500 Euro teuren Beamer zum kontrastreichen Allrounder machen.

Äußerlich ähnelt der HU710PW dem 1.200 Euro teureren Bruder AU810PW (Test in 8-2021). Doch statt einer reinen Laserlichtquelle kommt im HU710PW ein Hybrid aus Laser und LED zum Einsatz. Zudem soll ein Filmmaker-Modus dafür sorgen, dass die Zuschauer zu Hause Blockbuster ebenso erleben können wie im örtlichen Lichtspielhaus.

Ausstattung und Technik
Der LG HU710PW besitzt drei 0,47-Zoll-DLP-Chips mit nativer Full-HD-Auflösung. Bis zu 3.840 x 2.160 Pixel werden entgegengenommen, verarbeitet und sequenziell via XPR-Shift-Technologie auf die Leinwand projiziert. Die Maximalhelligkeit beziffert der Hersteller mit 2.000 Lumen. Regler für Zoom und Fokus sind oben ins Gehäuse eingelassen. An der rechten Seite befindet sich ein Stellrad für horizontalen und vertikalen Lens-Shift.

Wie bereits seit einiger Zeit von LG gewöhnt, besitzt auch der HU710PW für High Dynamic Range ein dynamisches Tone Mapping, um HDR-Filme in bestmöglicher Qualität zu reproduzieren. Bis auf Dolby Vision und HDR10+ werden alle gängigen Standards unterstützt. Lichtquellen-Dimming und eine zusätzliche mechanische Iris können individuell geregelt werden, um die Lichtausbeute an die Verhältnisse daheim anzupassen. Dabei soll der adaptive Kontrast dem Bild mehr Tiefe verleihen, indem die LED-/Laserlicht-Leistung automatisch an das Bild angepasst wird.

Das webOS wird mit der bewegungsempfindlichen und hinterleuchteten Magic Remote gesteuert. Beim HU710PW liegt sie im eleganten Weiß vor.

Zahlreiche Apps sind bereits vorinstalliert, so dass der Nutzer sofort loslegen kann. Zu den beliebten Streaming-Diensten gehören Amazon Prime Video, YouTube, Disney+ und Netflix. Der letztgenannte Anbieter ist insofern bemerkenswert, als kaum ein Projektoren-Hersteller eine Lizenz für Netflix in einem Beamer erhält.

WiSA zur hochauflösenden Audiosignalübertragung, ein Soundsystem mit 2 x 5 Watt, AirPlay, Miracast, Bluetooth, webOS 6.0 und ein Diebstahlschutz-Anschluss, wie wir es von einigen Notebooks kennen, komplettieren das umfangreiche Ausstattungspaket.

Unsere Makroaufnahme zeigt, wie gut Schärfe und Auflösung sind. UHD-Pixellinien werden horizontal und
vertikal vollständig projiziert.

Mit der 4/9/15-Punkt-Warping-Technologie können Verzerrungen auf der Leinwand unkompliziert an mehreren
Positionen individuell korrigiert werden.

Installation und Bedienung
Dank des 1,6-fachen Zoom-Objektivs und des horizontalen und vertikalen Lens-Shifts lässt sich das Bild auf der Leinwand ausrichten. Sogar eine leicht außermittige Aufstellung ist möglich. Aus einer Distanz von 3,25 bis 5,20 Meter wird ein 2,50 Meter breiter 16:9-Screen vollständig ausgeleuchtet. Die Netzwerkanbindung gelingt zügig mittels der On-Screen-Tastatur. Selbst Passwörter über 20 Ziffern verarbeitet der Projektor. Mit der Fernbedienung wird wie mit dem Finger einfach auf einen Punkt im Menü gedeutet, schon taucht dort der Cursor dort auf und folgt der „Fingerbewegung“ zum nächsten anvisierten Punkt – so wie man es von den hauseigenen Fernsehern kennt. In der Magic Control ist ein Mikrofon eingelassen, darüber gelingt die Sprachsteuerung verzögerungsfrei. Wir sagen: „Netflix“, schon öffnet der LG die App.

Licht und Farbe
Ab Werk ist der Bildmodus „Standard“ aktiviert, der satte 1.450 Lumen auf die Leinwand wirft. Dieser ist mit einer Farbtemperatur von 11.000 Kelvin allerdings zu kühl, so dass alle Bilder einen leichten Blaufarbstich besitzen. Obendrein wird der Farbraum mit 125 Prozent abgedeckt. Alle Farben erscheinen uns zu bunt. Für Wohnzimmer mit leichtem Tageslichteinfall kann dieses Preset ausprobiert werden, weil hier oftmals Lichtleistung vor Farbpräzision geht. Die Maximalhelligkeit ermitteln wir mit 2.185 Lumen im Bildmodus „Hellster“, die Herstellerangabe wir damit sogar um knapp 10 Prozent übertroffen. Auch hier gibt es keine konsistente Farbdarstellung. Wir versuchen zunächst den „Filmmaker“-Modus, der alle Filme mit 24 Hz entgegennimmt, aber intern in ruckelige 60 Hz wandelt. Daher raten wir von diesem Modus ab.

Unter dem Schiebedach befinden sich die Fokus- und Zoom-Regler. Die Klappe hinterlässt keinen guten Eindruck, weil sie beim Öffnen und Schließen stark wackelt.

Mit drei HDMI-Schnittstellen ist der LG HU710PW gut bestückt. Der HDMI-2-Eingang ist mit eARC/ARC praktisch, weil der Ton von Apps so zum AV-Receiver übertragen werden kann. LAN, USB und Optical Audio Out komplettieren das Anschlussfeld.

Unsere Wahl ist letztendlich „Experte Hell“. Wir stellen die Farbtemperatur auf „Warm“ und der Wert liegt nur geringfügig über dem Zielwert. Mittels RGB-Gain-Regler und dem Sechs-Achsen-Farbmanagement kalibrieren wir den HU710PW.

Die Lichtausbeute wird dabei beträchtlich reduziert. 910 Lumen (D65) sind das Ergebnis. Dieser Wert reicht aber aus, um Bildwände bis 3,10 Meter mit 16 Footlambert zu beleuchten. Die Farben werden präzise reproduziert. Der native On-Off-Kontrast (510:1) lässt sich dynamisch auf bis zu 4.650:1 steigern. Gut gefällt uns der implementierte Gamma Equalizer. Er gestattet die individuelle Anpassung von Rot, Grün, Blau und Weiß an 2, 10 und 20 Punkten.

Variantenreiches Warping
Wer auf einen Curved-Screen projiziert oder bei Freunden auf eine Dachschräge, dem bietet die Warping-Funktion eine praktische Korrekturmöglichkeit: Über eine Anpassung der 4 Ecken hinaus kann das Bild auch an 9 und 15 Punkten im Bild individuell angepasst werden. Auf diese Weise gelingt eine präzise Geometrie auf praktisch allen Hintergründen. Zwar kostet dieses Feature Auflösung, weil innerhalb des 4K-XPR-Bildausschnittes „verzerrt/verkleinert“ wird, aber diese Verluste halten sich in Grenzen. Auf Testbildern sind Defizite zu sehen, sie spielen in der Praxis jedoch keine nennenswerte Rolle. Zu groß wiegt der Vorteil der korrekten Abbildung auf suboptimalen Hintergründen.

Bild und Ton
Der LG HU710PW ist im höchsten Lichtmodus mit 26 Dezibel bereits angenehm leise. Ein XPR-Shift-Surren können wir bei unserem Testsample nicht ausmachen. Wird die Lichtleistung reduziert, ist der Projektor in unserem Screening-Room mit 21 Dezibel praktisch gar nicht mehr zu hören.

LG hat auch dem HU710PW ein dynamisches Tone Mapping implementiert, damit HDR-Filme bestmöglich auf der Leinwand erstrahlen. Alle Inhalte von 0,001 bis 10.000 Nits werden vollständig abgebildet. Jedes einzelne Frame wird dabei analysiert. Farben und Luminanzen werden entsprechend der Wiedergabemöglichkeiten des Projektors optimiert und projiziert. Das funktioniert in der Praxis wie beim großen Bruder (AU810PW) so gut, dass keine Inhalte ins Schwarz absaufen oder nennenswert ins Weiß überstrahlen. Wir müssen während des Testprozederes keinen Film anpassen, weil die Helligkeit auf der Leinwand schlicht und ergreifend stimmig ist.

Darüber hinaus profitieren Filme vom großen Farbspektrum, da der HDR-Farbraum P3 mit 98 Prozent mehr als ordentlich abgedeckt ist.

In „Sully“ gibt sich der LG HU710PW kaum eine Blöße. Als Captain Sully über den Times Square joggt, werden fast alle Inhalte auf den Displays um ihn herum vollständig wiedergegeben.

Die Explosion der Ladeklappe in „Tenet“ sieht farbstark aus. Die Durchzeichnung dunkler Inhalte ist gut. Wünschenswert wäre ein besserer Kontrast, da das aufgehellte Schwarz recht viel Plastizität kostet in dieser Nachtaufnahme.

Der HU710PW ist von LG mit dem neuen Hybrid-Lichtquellensystem ausgestattet. Es verfügt über eine LED-Lichtquelle, die von Laserlicht-Technologie unterstützt wird. Das Besondere daran ist die Zusammenstellung für Rot, Grün und Blau (RGB): Ein blauer Laser wird mit Hilfe eines G-Rap-Elements in Grün gewandelt, während blaue und rote LEDs das RGB-Spektrum komplettieren. Da kein Farbrad eingesetzt ist, übernimmt die Laser-LED-Hybrid-Lichtquelle die Aufgabe der sequenziellen Farbzuspielung. Die Schaltzeiten der Laser und LEDs sind so gering, dass sie das Farbrad effektiv ersetzen. Darüber hinaus beziffert LG die Lebensdauer dieses Hybrid-Lichtquellensystems mit 20.000 Stunden im hohen Lichtmodus und 30.000 Stunden im Eco-Modus.

Die Iris lässt sich in vier Modi regeln. Mit „Bright Room“ ist sie komplett geöffnet und erzeugt die höchste Lichtausbeute. In „Medium“ und „Dark Room“ schließt sie zunehmend. Unter „Benutzer“ lässt sich die Iris feinfühlig einstellen.

Jede Menge Apps sind von LG vorkonfiguriert. Nötige Updates führt der HU710PW automatisch durch, um zum Beispiel Netflix auf den neuesten Stand zu bringen. Neben der Sprachsteuerung gelingt der Zugriff auf Apps auch mit den Direktwahltasten auf der Magic Remote.

Da der Projektor sämtliche Inhalte in 60 Hz wandelt, stellt sich unschönes Pull-Down-Ruckeln ein. Mit der Zwischenbildberechnung „TruMotion“ kann dem entgegengewirkt werden. Mit „Nutzerauswahl 4“ wird das Ruckeln vollständig eliminiert. Wer einen fließenden Look anstrebt, kann den Wert auf bis zu 10 erhöhen oder nach Vorliebe eines der anderen Presets. Full-HD-Inhalte werden ordentlich auf 4K hochskaliert. Abstufungen an diagonalen Linien glänzen mit Abwesenheit. Helle Szenen erscheinen angenehm farbstark und realistisch. Mit dem dynamischen Kontrast kann die Plastizität noch erhöht werden. Was bei HDR gut funktioniert, finden wir bei SDR weniger zielführend, weil dunkle Bereiche schneller zulaufen. Dunkle Szenen büßen an Plastizität ein, weil Schwarz durch den nicht optimalen Kontrastumfang aufhellt. Ein leichter Grauschleier ist die Folge. Nehmen helle Elemente hingegen zu, ändert sich der Bildeindruck schnell zum Positiven. In „Tom & Jerry“, der Hybridfilmadaption des legendären Cartoons, fliegen die Möwen grazil über den Fluss. Das Wasser leuchtet herrlich blau, die Wolken besitzen viel Zeichnung. Die Panoramaaufnahme der Stadt profitiert von der sehr guten Schärfe, die feine Details klar herausschält.

Der Regenbogen-Effekt ist relativ gering. Empfindliche Gemüter dürfen einen Blick riskieren. Die gleichmäßige Ausleuchtung von 98 Prozent spricht für das gute Objektiv. Mit bloßem Auge sind keine Helligkeitsabfälle von der Mitte zu den Seiten erkennbar. Dadurch erscheinen Aufnahmen im Schnee, am Strand oder in der Wüste herrlich homogen.

Sollte der Projektor mobil eingesetzt werden, reichen die eingebauten 2 x 5 Watt Lautsprecher aus, um einen 20 Quadratmeter großen Raum weit über Zimmerlautstärke zu beschallen. Besonders druckvoll ist der Sound allerdings nicht, dafür fehlt es ihm an einem vernünftigen Basstreiber. Dennoch ist der Klag mit „AI-Ton“ klar, transparent und Stimmen sind gut zu verstehen. Höhen und Mitten werden ordentlich ausgegeben. Für den echten Kinogenuss bedarf es aber dann schon ein paar amtlicher Lautsprecher, die das große und farbstarke Bild adäquat beschallen.

Der Testbericht LG LG HU710PW (Gesamtwertung: 73, Preis/UVP: 2500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 5-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

73 Gut

Der LG HU710PW punktet mit natürlichen Farben, Smartfunktionen, Apps und einem dynamischen Tone Mapping für HDR. Vor allem im komplett abgedunkelten Heimkino dürften sich Filmfans aber ein satteres Schwarz wünschen.

Michael B. Rehders

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