LG DSP11RA (Test)

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Wie viele Hersteller bringt auch LG fast jedes Jahr neue Soundbars auf den Markt. Die DSP11RA ersetzt den Vorgänger DSN11RG (Test in Ausgabe 10-2020), deren Namen sich schnell mal verwechseln lassen. Doch nicht nur der Name, auch die Technik ist weitgehend dieselbe geblieben, ein paar Neuerungen gibt es aber trotzdem.

Schon beim Auspacken fiel uns die neue Fernbedienung auf, die mit ihrer geschwungenen und länglichen Form ergonomischer, eleganter und moderner daherkommt als der alte, rechteckige Geber. Zudem gibt es ein Steuerkreuz für eine intuitivere Bedienung. Der Geber liegt gut in der Hand, die schwarze Hochglanzoberfläche neigt allerdings zu Fingerabdrücken sowie zum Spiegeln.

Wie der Vorgänger wurde auch die 1.600 Euro teure DSP11RA in Zusammenarbeit mit den Sound-Tüftlern von Meridian entwickelt, die bei der Erforschung von DSP-Klangfiltern und Hi-Res-Codecs Pionierarbeit leisteten. Ein neues Feature ist „Meridian Horizon“, eine Upmixing-Technik, die laut Erfinder immersiven Mehrkanal-Sound aus 2-Kanal-Quellen generiert, und das unabhängig von der Hörposition im Raum. Ebenfalls neu: die Klangmodi „Sport“ und „Gaming“. Zudem arbeitet die Soundbar mit der „AI Sound Pro“-Funktion in diversen LG-Fernsehern zusammen: „Der Ton des Fernsehers wird über die Soundbar via TV Sound Mode Share wiedergegeben, wodurch die überlegene Audioverarbeitungsleistung von AI Sound Pro auf die leistungsfähigeren Lautsprecher der neuen Soundbars übertragen wird“, so die LG-Erklärung zur Funktion. Als weitere Neuerung lässt sich die Bar mit Amazon Alexa steuern.

Zu guter Letzt setzt LG der Umwelt zuliebe beim Gehäusematerial auf recycelte Stoffe. Auch besteht die Verpackung nun hauptsächlich aus recyceltem Zellstoff und weniger aus EPS-Schaum und Plastik.

Außen und innen
Mit einer Breite von 144,3 Zentimetern passt die Bar bestens zu Fernsehern mit einer Diagonale von mindestens 65 Zoll. Dank ihrer geringen Höhe von nur 6,3 Zentimetern sollte der Balken auch nicht ins Bild ragen bei der Platzierung vor dem TV. Man darf den Riegel auch an die Wand montieren, Material liegt bei. Zur Soundbar gehören ein Subwoofer und zwei Rear-Boxen (siehe Kasten), die via Funk mit der Bar kommunizieren.

Die Chassis-Bestückung blieb zum Vorgänger-Modell unverändert, insgesamt werkeln 15 Treiber für ein natives 7.1.4-Kanalsystem: In der Soundbar selbst wurden drei 2 Zentimeter große Hochtöner sowie drei ovale Tiefmitteltöner mit 4 x 10 Zentimetern Durchmesser für die Kanäle Links, Rechts und Center verbaut. Die gleichen ovalen Woofer kommen auch bei den seitlichen Rear-Kanälen zum Zuge. Zwei 2,5 Zoll große Treiber werfen ihren Schall an die Decke.

In den externen Surround-Boxen kommen je ein 3-Zoll-Chassis an der Front sowie ein 2,5 Zoll großes Chassis für den Höhensound zum Einsatz. Der separate Subwoofer drückt mit einem 18 Zentimeter großen Treiber Tiefton in den Raum. Jeder Kanal wird von einem 50 Watt starken Verstärker befeuert, der Subwoofer erhält 220 Watt.

Klang-Features und Co.
Ebenfalls an Bord ist die Einmess-Automatik „AI-Room Calibration“, welche die Wieder-gabe der Soundbar mittels Testtönen und zwei verbauten Mikrofonen an den Hörraum anpasst. Hierfür wird die „LG Sound Bar“-App benötigt, mit der man auch andere Einstellungen vornehmen kann, die der Fernbedienung verwehrt bleiben – etwa eine Dolby-Dynamik-reduktion (DRC), das AV-Sync, der DTS Neural:X-Upmixer oder die „Dialog Control“-Funktion für DTS:X-Ton.

Bei den Decodern gibt es Dolby Atmos und DTS:X. An Klangprogrammen stehen neben „Standard“, „AI Sound Pro“, „Cinema“, „Clear Voice“, „Sports“, „Game“, „Bass“ und „Music“ zur Verfügung; bei Letzterem sorgt laut LG Meridian-Technologie für die Klangeffekte. Bei „Cinema“ kommt hingegen der Dolby Surround-Upmixer zum Einsatz.

Elegant: Die neue Fernbedienung ist übersichtlich gestaltet und besitzt gummierte Tasten. Die schwarzen Hochglanz-Elemente des Korpus´ spiegeln aber und sind empfindlich für Fingerabdrücke.

Das „AI Sound Pro“-Programm wurde optimiert und nutzt jetzt einen verbesserten Algorithmus zur Identifizierung von Stimmen, Effekten und Frequenzen zur Klangoptimierung. Bei nativem 3D-Sound werden übrigens alle Klangprogramme gesperrt. Der im Grundmenü versteckte Nachtmodus entfernt praktisch alle Bässe, der Upmixer-Modus „Surround“ spielte im Test leider arg grell (siehe auch Kasten rechte Seite).

Video und Multimedia
Die HDMI-Eingänge sowie der HDMI-Ausgang samt eARC sitzen auf der Rückseite. Videosignale bis 4K/60Hz werden ebenso verarbeitet wie Dolby Vision und HDR10; HDR10+ bleibt wie bei den LG-Fernsehern außen vor. Dank CEC-Funktion lässt sich die Lautstärke der Bar mit der TV-Fernbedienung regeln. Bildschirmmenüs fehlen, das Display ist aber auch aus größerer Entfernung gut lesbar.

Mit 2 HDMI-Eingängen, einem HDMI-Ausgang und Toslink ist die DSP11RA digital gut bestückt; analog geht es allerdings nicht in die Bar. Der USB-Anschluss füttert den integrierten Media-Player oder liefert Strom.

Musik-Streaming gelingt über Bluetooth, Chromecast und jetzt auch AirPlay 2. Die Sprachassistenten von Amazon und Google funktionieren mit Hilfe eines kompatiblen Speakers. Die DSP11RA spielt auch Musik mit 192 kHz / 24 Bit ab und rechnet niedriger aufgelöstes Material via Upsampling und Upscaling auf 192 kHz / 24-Bit-Qualität hoch.

Tonqualität
Für bestmöglichen Klang führten wir zu Testbeginn die automatische Raumkalibrierung aus, die nur ein paar Sekunden für ihren Job benötigte. Manuell kann man über die Fernbedienung die Pegel aller Kanäle sowie Bass und Höhen justieren.

Wie so oft rotierte anfangs Steely Dan im Player. Der 5.1-Mix von „Two Against Nature“ brachte die LG-Bar recht angenehm und damit langzeittauglich zu Gehör. Gesang kam uns allerdings leicht eingedickt vor, auch die Gegenprobe ohne aktive Raumkalibrierung änderte daran nichts. Hier kann man mit den Bass/Höhen-Reglern etwas nachhelfen. Die Sprachverständlichkeit war trotz der leichten Verfärbung gut, ließ aus stark seitlichem Hörwinkel jedoch etwas nach und die Bar spielte dumpfer.

Das Duo SPN11
erweitert die Soundbar
um 4 Kanäle zu einem
7.1.4-System.

Die Soundbar selbst verfügt bereits über 5.0.2-Kanäle, doch erst in Kombination mit externen Surround-Boxen kommt vollwertiger Raumklang auf. Die beiden Boxen mit der Bezeichnung „SPN11“ unterscheiden sich von den Speakern des Wireless Surround Set „SPK8“, das LG separat für ausgewählte Soundbars anbietet. Zum einen besitzen die SPN11 integrierte Verstärker und damit eine eigene Stromversorgung, während man bei den SPK8 einen externen Stereo-Verstärker (wird mitgeliefert) benötigt. Zum anderen sind die SPN11 mit Up-Firing-Modulen für Höhen­sound ausgestattet – sie steuern also die hinteren Surround- sowie Höhenkanäle bei. Im Zusammenspiel mit der Soundbar und dem Subwoofer entsteht so ein 7.1.4-System.

Die beiden je 13 x 21,2 x 19,2 Zentimeter großen Lautsprecher kommunizieren per Funk mit der Soundbar, die Verbindung funktionierte im Test über rund 4 Meter fehlerfrei. Den im Grundmenü versteckten „Surround“-Modus der Soundbar sollte man aber besser auf „Off“ stehen lassen. Stellt man die Surround-Funktion an, führt die DSP11RA offenbar ein Re-Mixing der Kanäle durch und lässt die Rear-Boxen immer mitlaufen, unabhängig vom Eingangstonformat, also auch bei Stereoton. Zudem veränderte unser Testmuster mit Aktivierung des Surround-Modus ihre klangliche Abstimmung und spielte auf einmal etwas zu grell und dünn.

Mit Atmos-Material legte die LG-Bar eins drauf. Wie beim Vorgänger konnte die DSP11RA auf der 2D-Tonebene überzeugen und platzierte Effekte gut ortbar um den Hörplatz herum, so wie das nur mit separaten Rear-Boxen möglich ist. Auf der Höhen-Ebene spielte sich weniger ab, so tönten die Synthesizer im Atmos-Trailer „Audio-sphere“ zwar luftig und erhöht, jedoch nicht von über dem Kopf – was jedoch zu erwarten war. Denn die 4 Upfiring-Chassis setzen auf Reflexionen zum Hörplatz des zur Decke abgestrahlten Schalls.

Der kompakte Subwoofer (22,1 x 39 x 31,3 cm) liefert 220 Watt, die eine 7-Zoll-Membran befeuern. Auf der Rückseite findet man eine Bassreflex-Öffnung, das Chassis sitzt auf der Front hinter einer Stoffumspannung.

In der Praxis funktioniert das meist nicht so gut wie in der Theorie und hängt zudem stark von der Beschaffenheit des Raums und der Sitzposition ab. Bässe drückten im „Amaze“-Trailer samt „Powerful Bass“ ordentlich und bei gehobenen Pegeln recht verzerrungsarm, aller-dings stieg der Sub nicht allzu tief in den Keller.

Mit Stereo-Musik spielte die DSP11RA recht angenehm, Bässe kamen druckvoll für einen fülligen Klang. Die Ausmaße der Bar sorgten für eine räumlich überzeugende Klangbreite. Die Klangprogramme unterscheiden sich in Charakter sowie Räumlichkeit und sind meist Geschmackssache. Die Upmixer „Cinema“ und „Bass“ klangen in unseren Ohren aber zu grell und unnatürlich.

Der Testbericht LG DSP11RA (Gesamtwertung: 82, Preis/UVP: 1600 Euro) ist in audiovision Ausgabe 9-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

82 Se

LGs neue Soundbar-Spitze DSP11RA erweitert das Vormodell um einige Funktionen. Der Riegel kann klanglich überzeugen und auch die Ausstattung gefällt, mit 1.600 Euro ist sie aber kein Schnäppchen.

Andreas Oswald

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