Als erste Soundbar in unserem Testlabor verfügt die LG DS95QR über einen vorderen dritten Höhenkanal, der als Center Height fungiert. Damit nicht genug, hat das neue Soundbar-Flaggschiff der Koreaner noch weitere Akustik-Asse im Ärmel.
War bei LG-Soundbars der Gipfel der Kanalgefühle bisher 7.1.4, so kommt die 1.800 Euro teure DS95QR unter anderem mit einem zusätzlichen, mittigen Höhenkanal daher; LG wirbt mit „dem weltweit ersten Center-Upfiring- Lautsprecher“. Den Center Height kennt man aus Mehrkanal-Installationen als Box, die vorne mittig an der Decke sitzt und bei Auro 3D sowie DTS:X Pro zur Anwendung kommt. Dolby unterstützt das Feature hingegen nicht bei nativen Atmos-Signalen – dank DSP-Zauberei schallt der Höhen-Center bei der DS95QR aber trotzdem mit.
Außen und innen
Die DS95QR löst das bisherige Spitzenmodell DSP-11RA (Test in 9-2021) ab. Die 7.1.4-Kanäle des Vormodells, das übrigens 200 Euro günstiger war, wurden auf 9.1.5 aufgestockt, die sich auf die Soundbar, zwei Rear-Boxen samt Upfiring-Chassis und den externen Subwoofer verteilen. Im Zuge dessen wurden auch die Surround-Boxen und der Bass-Quader überarbeitet, zudem die Reichweite des Funks verbessert. Bereits Tradition hat LGs Zusammenarbeit mit den britischen Toningenieuren von Meridian, die Spezialisten für DSP-Klangfilter und Hi-Res-Audio sollen der Soundbar das gewisse Etwas im Klang verleihen. Im „Music“-Modus mischt die Meridian-Technik dann Stereo auf Mehrkanal hoch.
Die Treiber in der Soundbar strahlen nach vorn, seitlich und nach oben ab. Mit einer Breite von 120 Zentimetern fällt die Neue knapp 20 Zentimeter schmaler aus als die DSP11RA, bei nur 6,3 Zentimetern Höhe sollte der Riegel bei einer Platzierung vor dem TV nicht ins Bild ragen. Man darf die Bar auch an die Wand montieren, das dafür notwendige Material liegt bei. Die abgeschrägten Kanten wirken schick und modern, das Gehäuse besteht aber aus Kunststoff. Der Umwelt zuliebe greift LG hier auf recycelte Stoffe zurück. Die Umspannung aus Polyester-Jersey vor den Chassis besteht zudem aus recycelten Plastikflaschen. Die Verpackung wurde hauptsächlich aus wiederverwertetem Zellstoff hergestellt.
Elegant: Die Fernbedienung gab es schon beim Vormodell: Sie ist übersichtlich gestaltet und besitzt gummierte Tasten. Die schwarzen Hochglanz-Elemente des Korpus spiegeln aber und reagieren empfindlich auf Fingerabdrücke.
Der neue Subwoofer misst rund 22 x 40 x 40 Zentimeter. Der Treiber strahlt zur Seite ab, auf der Front sitzt ein Bassreflexrohr für mehr Tieftonausbeute. Auch die Bassbox besteht aus Kunststoff, außer einem Pairing-Knopf gibt es keine weiteren Einstellmöglichkeiten am Gerät.
Decoder und Klang-Features
Als neues Goodie beherrscht die DS95QR die Wiedergabe von IMAX-Enhanced-Inhalten. An Bord ist zudem die Einmess-Automatik „AI-Room Calibration“, welche die Wiedergabe der Soundbar mittels Testtönen und zwei verbauten Mikrofonen an den Hörraum anpasst. Hierfür wird die „LG Sound Bar“-App benötigt, mit der man auch andere Einstellungen vornehmen kann, die der Fernbedienung verwehrt bleiben – etwa eine Dolby-Dynamikreduktion (DRC), das AV-Sync, der DTS Neural:XUpmixer oder die „Dialog Control“-Funktion für DTS:X-Ton. Über die Fernbedienung kann man die Bässe/Höhen regeln, ebenso die Pegel der Kanäle.
An Decodern gibt es Dolby Atmos und DTS:X. Bei Klangprogrammen hat man die Wahl zwischen „Standard“, „AI Sound Pro“, „Cinema“, „Clear Voice“, „Sports“, „Game“, „Bass“ und „Music“, die sich auch bei nativem 3D-Ton nutzen lassen. Zudem arbeitet die DS95QR über die „AI Sound Pro“-Funktion mit diversen LG-Fernsehern zusammen, deren Rechenleistung auf die Soundbar übertragen wird – LG nennt das „TV Sound Share“.
Video und Multimedia
Die beiden HDMI-Eingänge sowie der HDMI-Ausgang samt eARC sitzen in einer rückseitigen, etwas knapp bemessenen Aussparung. Videosignale bis maximal 4K/60Hz werden ebenso verarbeitet wie Dolby Vision und HDR10; HDR10+ bleibt wie bei LG-Fernsehern außen vor. VRR und ALLM werden unterstützt, was geringe Latenzzeiten fürs Gaming verspricht. Dank CEC-Funktion lässt sich die Lautstärke der Bar mit der TV-Fernbedienung regeln. Bildschirmmenüs fehlen, das Display ist aber auch aus größerer Entfernung gut lesbar.
Musik-Streaming gelingt über Bluetooth, Chromecast und AirPlay 2. Die Sprachassistenten von Amazon und Google funktionieren mit Hilfe eines kompatiblen Speakers. Die DS95QR spielt Musik mit 96 kHz / 24 Bit ab und rechnet niedriger aufgelöstes Material via Upsampling und Upscaling auf 96 kHz / 24-Bit-Qualität hoch.
Tonqualität
Anfangs führten wir die automatische Raumkalibrierung durch. Steely Dans „Two Against Nature“ im 5.1-Mix tönte damit im „Standard“-Modus angenehm sowie mit schönem Bassdruck, Volumen und großer Räumlichkeit – da machten sich sofort die externen Rear-Boxen bezahlt. Mit Dolby-Atmos-Material lieferte die DS95QR ein sehr großes Schallfeld, in dem Effekte greifbar verortet wurden – räumlicher geht es kaum mit einer Soundbar. Den natürlichen Klangrealismus ausgewachsener Lautsprecher kann das LG-Set aber nicht bieten, vor allem den Rears hört man ihre kompakte Größe an. Abstriche muss man auch beim Höhen-Sound machen, denn präzise Überkopf-Effekte konnte die DS-95QR so gut wie nicht liefern. Stattdessen klangen Höhen-Sounds in Abhängigkeit von Sitz- und Boxenposition von vorn aus der Soundbar oder tönten sphärisch-verwaschen im Raum. Bässe drückten in Dolbys „Amaze“-Trailer ordentlich und spielten auch bei gehobenen Pegeln verzerrungsarm; allerdings reicht der Subwoofer nicht allzu tief in den Keller. Der „Night Time“-Modus kappte die Bässe, nicht aber Dynamic-Spitzen. Die dafür vorgesehene Schaltung „Nachtmodus“ (nur per App) reduzierte die Dynamik ebenfalls kaum. Für Dolby-Spuren gibt es die klassische Dynamic Range Control, kurz DRC (ebenfalls nur per App), die dann auch hörbar den Dynamikumfang reduzierte.
Der Height Center läuft bei Mehrkanal-Ton stets mit, bei Stereo bedienen „Music“, „Cinema“, „Clear“, „Sport“ und „Bass“ das Chassis. Aus dem Center Height tönen auch die Sprachanteile des eigentlichen Center-Kanals: Stimmen klangen mal sauber und natürlich, mal etwas leiser oder auch eingedickt bzw. verhangen. Die Sprachverständlichkeit nahm aus seitlichen Hörwinkeln aber kaum bis gar nicht ab.
Mit Stereo-Musik spielte die DS95QR recht angenehm, Bässe kamen druckvoll für einen fülligen Klang. Gesang schallte im „Standard“-Modus bisweilen etwas bedeckt, „Music“ schlug sich besser und tonal ausgewogener. Die Mehrkanal-Upmixer „Cinema“ und „Bass“ klangen in unseren Ohren hingegen zu grell und unnatürlich.
Der Testbericht LG DS95QR (Gesamtwertung: 82, Preis/UVP: 1.800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2022 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
LGs Soundbar-Flaggschiff DS95QR spielt extrem räumlich und kann zudem bei der Multimedia-Ausstattung punkten. Allerdings erzielt auch der Preis mit 1.800 Euro einen Spitzenwert.
Andreas Oswald