LG 65SM86007LA (Test)

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Der Steuerstab mit integriertem Mauszeiger ist sehr ergonomisch gestaltet und fungiert perfekt als Mauszeiger. Das trägt zum ungemein hohen Bedienkomfort des 65-Zöllers bei.

1.800 Euro: Der 65SM86007LA eignet sich nicht nur zur Montage auf seinem geschwungenen Standfuß. Dank VESA-Norm 300 x 300 kann er auch an der Wand im Wohnzimmer angebracht werden.

Reine RGB-Farben und eine hohe Farb­genauigkeit aus nahezu jedem Blickwinkel verspricht LG beim 1.800 Euro teuren 65SM86007LA. Dafür soll der Einsatz von winzigen Nanopartikeln sorgen, die matte Mischfarben herausf­iltern. Mit Dolby Vision und Dolby Atmos hat der Koreaner rein vom Papier her zwei wichtige Zutaten für gutes Bild und fülligen Ton an Bord. Die Verarbeitung des Geräts kann mit den deutlich teureren OLED-Apparaten von LG aber nicht mithalten. Der großzügige Kunststoffanteil im Fuß- und Sockelbereich macht sich bemerkbar, wenn man das Panel sachte anstößt: Dann schwingt es sofort in jede Richtung. Bei der Hintergrundbeleuchtung arbeitet der Flachmann mit der Edge-LED-Technik und Local Dimming.

 

 

Ausstattung und Praxis

Dass LG den 65SM86007LA als Mittelklassemodell einstuft, wird bei einem Blick auf einige Ausstattungsmerkmale deutlich. So werkelt hier der Alpha7 Prozessor der zweiten Generation, während der Alpha 9 Prozessor der zweiten Generation den höherwertigen Flat-TVs vorbehalten bleibt. Aber auch der Alpha7 ist dazu in der Lage, dank künstlicher Intelligenz und mithilfe des sogenannten Deep-Learning-Algorithmus Parameter wie Klarheit, Schärfe, Details und Helligkeit durch Analyse der Bildinhalte zu optimieren. Wünschenswert wären Doppel-Tuner. Denn der 65-Zöller kann per Kabel, Satellit oder DVB-T2 jeweils nur ein Signal verarbeiten – zeichnet man den Spielfilm im Zweiten auf, wird ein Umschalten auf einen anderen Sender unterbunden.

Fuß mit Schwung: In der Tiefe kommt der LCD-Fernseher auf 32,4 Zentimeter, damit passt er problemlos auf jeden handelsüblichen Fernsehtisch bzw. jedes normale Sideboard.

Ansonsten ist der 65SM86007LA aus technischer Sicht auf der Höhe der Zeit. Er hat Amazon Alexa und Google Assistant integriert, ist kompatibel zu Amazon Echo und Google Home, unterstützt Apple AirPlay 2 und begeistert durch sein optisch ansprechendes Betriebssystem webOS 4.5, das maximalen Bedienkomfort gewährleistet.

Wer Fotos, Musik und Videos von einem Smartphone oder Tablet auf den 65SM86007LA kabellos übertragen möchte, kann aus einer Vielzahl an Optionen auswählen. So unterstützt der Flachmann AirPlay 2, um iPad oder iPhone mit dem 65-Zöller zu koppeln. Eine andere Möglichkeit besteht in Chromecast. YouTube-Videos lassen sich so durch einen Tipp auf das Chromecast-Symbol in der YouTube-App auf einem Mobilgerät direkt auf das große Display streamen, ohne auf dem LG die App zu starten.

Gut gespiegelt: Ob Miracast (Screenshot links) oder Bluetooth, beide Optionen erlauben eine unkomplizierte Verbindung von Smartphone und Fernseher.

Variante Nummer drei heißt Mira­cast. Diese Anwendung ist in der Regel auf Android-Geräten vorinstalliert. Befindet sich dieses im selben Netzwerk wie der LG-Fernseher, findet die Applikation den Flat-TV ganz alleine und gestattet das Spiegeln von Inhalten. Als Alternative eignet sich zudem Bluetooth. Wer gerne Musik auf den 65SM86007LA transportieren will, dürfte diese Methode bevorzugen. Spiegeln klappt zudem über die Gratis-App „LG TV Plus“.

Ruckzuck wechselt man hier zwischen bevorzugten Apps, unterschiedlichen Quellen, dem Live-Fernsehen oder der Galerie mit Hintergrundbildern hin und her. Immer wieder schön, wie unkapriziös sich LG bei USB-Festplatten für TV-Mitschnitte verhält: anstöpseln, aufnehmen, fertig. Das Arbeitstempo ist insgesamt gut, nur wer den aktuellen Alpha9 Prozessor kennt, bemerkt, dass der noch ein wenig agiler ist und etwas zügiger zur Sache geht.

Mit Verstand gekachelt: Die Bedienoberfläche von webOS 4.5 gehört zu den übersichtlichsten am Markt, hier findet man sich auf Anhieb zurecht.

Für Fans von Konsolenspielen hat LG seinem 65-Zöller die Helferlein Variable Refresh Rate (VRR) und Auto Low Latency Mode (ALLM) spendiert, um auch in Actiongames kurze Reaktionszeiten und flüssige Bewegungen zu ermöglichen. Die Eingangsverzögerung liegt bei 14,5 Millisekunden. Professionelle Anwender können die Farben des Apparats über die integrierte Calman-Autokalibrierung exakt anpassen. Die 4K-Wiedergabe von 120 Bildern gestattet der LG lediglich über USB und nicht über den HDMI-Anschluss.

Fernsehen aus dem Netz: LG Channels stellt diverse TV-Zusatzangebote aus dem Internet bereit, dabei handelt es sich in der Regel um Spartensender.

Bild- und Tonqualität

Mit maximal 460 Candela im „Kino“-Modus gehört der SM8600 nicht zu den hellsten Fernsehern. Dieser Wert bezieht sich auf Spitzlichter. Bei voll­flächigem Weiß, etwa einem Schneefeld, rutscht die Leuchtkraft gar auf 360 Candela ab. Um das Bild minimal heller auf das Display zu holen, kann man in den HDR-Modus „technicolor Experte“ wechseln, dann sind bis zu 30 Candela mehr drin. Im „Kino“-Modus sind die farblichen Voreinstellungen jedoch einen Tick präziser. Nahezu perfekt ist die ab Werk justierte Farbtemperatur „Warm 2“ – 6.533 Kelvin sind ein exzellenter Wert, „Warm 1“ driftet mit 7.410 Kelvin deutlich weiter ab. Unterdurchschnittlich fällt hingegen der ANSI-Kontrast mit lediglich 350:1 aus.

Das passt: Bei den SDR-Darstellungen sitzen die einzelnen Messpunkte hingegen sehr präzise, im Farbsegel gibt es keine störenden Ausreißer.

Wer in hellen Räumen fern sieht, sollte ruhig mal den „Lebhaft“-Modus ausprobieren. Farben haben dann mehr Pep, Schwarz ist dunkler, die Raumtiefe legt deutlich zu. Im „Standard“-Modus erscheinen einige Aufnahmen punktuell zu dunkel, die Farben sind etwas zu blass. In diesem Fall sollte man manuell nachregeln, die „Farbtiefe“ vom voreingestellten Wert 55 leicht anheben. Von der Dynamik eines OLEDs ist der LCD-TV weit entfernt. Das gilt auch für die Gleichmäßigkeit der Display-Ausleuchtung.

Eingespart: Leider ist der LG nur mit Single-Tunern für Kabel, Satellit und DVB-T2 ausgestattet. Das schmälert den Komfort bei TV-Aufnahmen auf USB-Festplatte.

In dunklen Bildpassagen genügen weiße Menüeinblendungen, um den Bereich darum deutlich aufzuhellen. Diese Aufleuchtungen fallen geringer aus, wenn man die Funktion „LED Lok. Dimming“ deaktiviert. Aber nur deshalb, weil sich die gesamte Fläche leicht aufhellt, aus dunklem Grau wird jetzt etwas helleres Grau, dadurch sind die Helligkeitsunterschiede nicht mehr so markant. Je höher man das lokale Dimming stellt, desto besser wird die Schwarzdarstellung, allerdings wirkt sich das nachteilig auf die Panel-Homogenität aus.

Grün-Defizit: Im DCI-P3-Spektrum hat der LG bei Grün noch Luft nach oben. Auch im manuellen Tuning konnten wir hier nicht mehr herauskitzeln.

Ohne Cinemascope-Balken und ohne dunkle Hintergründe ist von der Problematik nichts mehr zu spüren. Mit UHD-Material generiert der LG extrem scharfe Bewegtbilder mit perfekten Konturen und schöner Tiefenwirkung. Farbabstufungen gelingen sauber ohne erkennbare Übergänge. Im abgedunkelten Raum explodieren Filme und Serien mit HDR-Unterstützung wie „Insatiable“ zwar nicht gerade vor Dynamik und Leuchtkraft, im Dolby-
Vision-Bildmodus „Kino-Home“ ergibt sich dennoch ein realistisches Bild, das der Wirklichkeit recht nah kommt. Über die Option „Dynamischer Kontrast“ kann man den Look eines Films komplett verändern. Je nach persönlichem Geschmack werden die Konturen härter, das gesamte Bild wird heller, worunter jedoch auch in Gesichtern ein wenig der gesunde Teint leidet. „Niedrig“ oder „Mittel“ sind gute Kompromisse.

Für die Momente zwischendurch: In TV-Pausen muss der LG sein Panel nicht auf schwarz schalten. Bei Bedarf verwandelt er sich in ein Gemälde.

Bei dunklen Aufnahmen ist die Blickwinkelstabilität schlechter als in hellen Sequenzen. Bewegt man sich hier nur leicht von der idealen Sitzpo­sition weg, hellt das Bild auf. Sind hingegen Farbe und Licht im Spiel, reagiert der LG deutlich kulanter, auch seitliche Positionen von bis zu 40 Grad sind jetzt ohne größere Nachteile realisierbar.
Tonal liefert der 65SM86007LA lediglich 20 Watt aus einem 2.0-System. Für gute Sprachverständlichkeit reicht das locker. Bässe sind jedoch bestenfalls angedeutet. Hohe Pegel klingen bei Musik schnell überdreht, da sollte man die Lautstärke lieber etwas reduzieren. Für eine angenehmere, virtuelle 5.1-Klangbühne sorgt die Funktion „Al-Ton“, so wirkt der LG weniger angestrengt.

Der Testbericht LG 65SM86007LA (Gesamtwertung: 71, Preis/UVP: 1800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 2-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

71 gut

Der 65SM86007LA bietet das, was man von einem Mittelklassefernseher erwartet: ein gutes TV-Bild, eine ordentliche Ausstattung, hohen Bedienkomfort und flottes Arbeitstempo. Die geringe Panelhelligkeit, der dürftige Kontrast und das mäßige Schwarz verhindern jedoch, dass sich der 65-Zöller von LG für anspruchsvolle Heimkinos empfehlen kann.
Jochen Wieloch

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