LG 55Nano867NA (Test)

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Für den 1.300 Euro teuren 55Nano867NA sollte man einen mindestens 85 Zentimeter breiten Tisch besitzen, damit der geschwungene Standfuß einen sicheren Platz findet. Alternativ lässt sich das 4K NanoCell IPS LCD Panel zur Darstellung von einer Milliarde Farben auch dank VESA-Standard 300 x 300 mm mit einer kompatiblen Halterung an der Wand montieren. Das Display arbeitet mit 100-Hertz-Technik und ist mit Anschlüssen 6,4 Zentimeter tief. Der qualitative Unterschied zu den teureren OLED-Fernsehern von LG fällt sofort auf: Beim Nano867NA kommt bei der Ständerkonstruktion viel Plastik zum Einsatz, wodurch der gesamte Aufbau etwas instabil wirkt. Durch die Nanopartikel, die LG als sogenannte Farbreiniger einsetzt, sollen stumpfe Farben herausgefiltert und die Reinheit des RGB-Spektrums optimiert werden.

Farbenfroh: Das Betriebssystem webOS 5.0 stellt unterschiedliche Kacheln mit TV-Menüs, Extras und Apps sehr plakativ und intuitiv bedienbar dar.

Ausstattung und Praxis
Obwohl der 55-Zöller preislich in der Mittel klasse spielt, darf man sich über pfi ffi ge Features wie den „Sport-Alarm“, der unter anderem Fußballfans über aktuelle Spielstände auf dem Laufenden hält, einen schnellen 360-Grad-Mediaplayer, die Unterstützung von AirPlay 2, Apple TV, Disney+, Apple HomeKit sowie Google Home freuen. Auch die eindrucksvolle Kunstgalerie, um den LG beispielsweise in ein Gemälde zu verwandeln, ist an Bord. Beim Thema Sprachsteuerung vertraut der Koreaner auf Google Assistant und Amazon Alexa. Zwei der vier HDMI-Buchsen unterstützen den Standard 2.1 mit 4K-Auflösung bei 120 Hertz, Auto Latency Mode (ALLM) und VRR (Variable Refresh Rate). Gamer freuen sich zudem über die Nvidia G-Sync-Technik und HGiG, um ein flüssigeres Spielen sowie eine Optimierung der HDR-Grafiken zu ermöglichen.

Wo fällt ein Tor? Wer sich unter anderem für Fußball, Eishockey oder Basketball interessiert, wird mit dem „Sport-Alarm“ immer auf dem Laufenden gehalten.

Im 55Nano867NA muss man sich mit dem Alpha7-Prozessor der dritten Generation begnügen. Das hat Auswirkungen auf die Künstliche Intelligenz (siehe Kasten) sowie auf die Performance, das Arbeitstempo ist etwas geringer als bei den Top-Geräten. Der Be dienkomfort ist dank der hervorragenden Benutzeroberfl äche webOS 5.0 allerdings uneingeschränkt hoch.

In 360 Grad, bitte: Der leistungsstarke Mediaplayer erlaubt es, jedes Foto räumlich darzustellen und in die Aufnahme hineinzuzoomen.

Fuß mit Schwung: Der NanoCell-TV wiegt 18,7
Kilogramm und kommt auf eine Tiefe von 26,3
Zentimetern. Er unterstützt die VESA-Norm 300 x
300 Millimeter zur Wandmontage.

Zu den wenigen Schwächen der Ausstattung gehören die Single-Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2. Zeichnet man eine Sendung auf eine externe USB-Festplatte auf, kann man das Programm nicht wechseln. Pluspunkte sammelt der 55-Zöller durch den Support von HLG, HDR10, Dolby Vision und Dolby Vision IQ. Dolby Vision IQ sorgt dafür, dass Parameter wie Helligkeit, Farbe und Kontrast an Genre sowie aktuelle Lichtverhältnisse angepasst werden. Außerdem wurde der Filmmaker Mode für einen authentischeren Kino-Look berücksichtigt. In diesem Setting wird unter anderem die Bewegungsglättung deaktiviert.

Bild- und Tonqualität
Im täglichen TV-Betrieb liefert der 55Nano867NA eine überzeugende Vorstellung ab. Was sich bei der Messung des SDR-Farbraums schon andeutet, zeigt sich auch beim Sehtest: Der LG stellt sehr saubere Farben dar, das betrifft sowohl die Grund- als auch die Mischfarben. Gesichter erscheinen dementsprechend gesund und nicht zu blass oder zu kräftig gefärbt. Die Farbtemperatur ist jedoch ab Werk nicht perfekt voreingestellt. Im Setting „Warm 1“ kommt der 55-Zöller auf 7.054 Kelvin, in der Einstellung „Warm 2“ auf 5.955 Kelvin. Die Differenz zum Spitzenwert von 6.500 Kelvin ist damit identisch. Über die detaillierte Farbanpassung lässt sich das Farbsetting jedoch problemlos optimieren.

Während sich der Flachmann für Sportschau, Nachrichten oder Spielfi lm problemlos eignet, macht er allen einen Strich durch die Rechnung, die HDR-Aufnahmen mit enormer Helligkeit und atemberaubenden Kontrasten genießen möchten. Dafür sind die knapp 300 Candela im farblich besten Modus „Kino“ sowohl in Spitzlichtern als auch bei vollflächigem Weiß schlicht zu dürftig. Überraschend: Die meiste Panel-Power erhält man im „Standard“-Modus. Im 10-Prozent-Weißfeld schießt die Helligkeit hier immerhin auf 513 Candela hoch, während bei 50- und 100-prozentigem Weißanteil lediglich rund 335 Candela drin sind. In der „Lebhaft“-Einstellung pendelt die Helligkeit zwischen 460 und 345 Candela.

Dass der 55Nano867NA kein Gerät für anspruchsvolle Heimkino-Freunde ist, zeigt sich auch beim Check der Schwarzdarstellung. Ziel kann in dieser Disziplin nur ein Kompromiss sein – entweder ist das Schwarz wenigstens Dunkelgrau, dann ist die Homogenität der Ausleuchtung aber schlecht, oder man vermeidet eine ausgeprägte Fleckenbildung, dann hellt das Grau aber stark auf. Über die Funktionen „Schwarzwert“, „LED Lok. Dimming“ und „Autom. Helligkeitsregelung“ muss man einen halbwegs vernünftigen Mittelweg finden. Wir entscheiden uns für das dunklere Grau. Das weiße Pausenzeichen eines Blu-ray-Players erzeugt bei frontaler Draufsicht auf das Panel jedoch einen deutlichen Lichthof und einen sichtbaren Streifen von oben nach unten. Guckt man nicht nur von der Seite, sondern auch leicht von oben auf den 55-Zöller, so ist das Ergebnis total ernüchternd – ein Zebrastreifen lässt grüßen. Der ANSI-Kontrast fällt mit 600:1 mittelmäßig aus.

Nicht vollständig: Zwei der vier HDMI-Buchsen unterstützen den Standard 2.1, das reicht aus. Leider fehlen dem 55-Zöller Twin-Tuner für fl exible Aufnahmen.

Auch der 55Nano867NA arbeitet mit Künstlicher Intelligenz (KI). Im Menüpunkt „Allgemein“ fi ndet man den Eintrag „AI“ (Artifi cial Intelligence). Der Alpha7-Prozessor der dritten Generation hat jedoch weniger Features als der Alpha9-Prozessor.

So verfügt dieser lediglich über eine zwei- statt eine vierstufige Rauschreduzierung. Zudem fehlt die
Gesichts-Optimierung. Verfügbar ist jedoch die „AI Helligkeitssteuerung“, bei der die Panelhelligkeit automatisch entsprechend der Helligkeit in der Umgebung des Fernsehers eingestellt wird. Außerdem gibt es noch „AI Ton“ und die „AI Akustikabstimmung“. Während die „Automatische Genre-Auswahl“ bei den Alpha9- Prozessoren der dritten Generation bei jedem Inhalt mit jeder Aufl ösung zur Verfügung steht und wirklich
gute Ergebnisse liefert, muss bei diesem 55-Zöller mit schwächerem Prozessor ein Dolby-Vision-Titel vorliegen.
Nur dann passt sich die „Automatische Genre-Auswahl“ an einen Bildwert an, der für Dolby-HDR-Titel optimiert wurde. LG weist explizit darauf hin, dass der Bildverbesserer nicht mit urheberrechtlich geschützten Inhalten funktioniert.

Mehr Räumlichkeit: Ist „AI Ton“ im TV-Menü aktiviert, erzeugt der LG-Fernseher einen virtuellen 4.0-Surroundsound.

Optimierung: Um den Ton bestmöglich an die räumliche Umgebung anzupassen, wertet das Mikrofon in der Fernbedienung einen Testton aus.

Typisches Bild: Wie bei vielen anderen günstigeren Fernsehern wird auch beim LG ein Gründefi zit im DCI-P3- Spektrum sichtbar.

Erstaunlich gut: Bei den SDR-Darstellungen gibt es fast keine Farbabweichungen. Der 55Nano867LA schneidet hier äußerst souverän ab.

Wie erwartet bleibt bei Dolby-Vision-Titeln wie „Abenteuer ‘Ohana“ aufgrund der limitierten Panel-Helligkeit der

Ein LG-Klassiker: Die schwarze Magic
Remote gehört zu den besten Fernbedienungen
am Markt. Sie liegt komfortabel
in der Hand und begeistert durch ihren
praktischen Mauszeiger.

Wow-Effekt aus. „Kino“ ist farblich zwar am besten eingestellt, aber selbst im abgedunkelten Raum zu dunkel. „Kino-Home“ liefert ein wenig mehr Helligkeit und eine bessere Durchzeichnung. Wer bei der Natürlichkeit Einbußen hinnehmen kann, greift zu „Standard“ oder „Lebhaft“. Mit der „TruMotion“ auf „Flüssig“ erzielt man eine ordentliche Bewegungsdarstellung.

Um den Ton kümmert sich ein 2.0-Soundsystem mit 20 Watt Leistung. Von der sehr guten Sprachverständlichkeit überzeugen wir uns in der Doku „Die Nordsee von oben“. Musikalisch ist der LG aber kein Brüller, alles klingt überschaubar und wenig druckvoll. Die Räumlichkeit nimmt durch den virtuellen 4.0-Surround-Klang mithilfe der Option „AI-Ton“ deutlich zu. Per Equalizer kann man im Bereich von 10 Kilohertz bis 100 Hertz individuelle Anpassungen vornehmen. Das Bassvolumen ist erwartungsgemäß nicht gerade kräftig. Für den gemütlichen TV-Abend und Durchschnittszuschauer reicht die Akustik aus.

Der Testbericht LG 55Nano867NA (Gesamtwertung: 71, Preis/UVP: 1300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

71 gut

Abgesehen vom fehlenden Twin-Tuner ist der
55Nano867NA für ein Gerät dieser Preisklasse sehr
gut ausgestattet. Das Bild erscheint natürlich und
harmonisch, der Bedienkomfort ist top und das
App-Angebot üppig. Schade, dass der LG bei der
Schwarzdarstellung nicht überzeugen kann und
seine Panel-Helligkeit limitiert ist.

Jochen Wieloch

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