JVC DLA-X5900 (Test)

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Bewährt: Die dezent warmweiß beleuchteten Tasten der Fernbedienung blenden nicht und lassen sich deshalb im dunklen Heimkino einwandfrei ablesen.

Sechs Jahre nach den X70- und X90-Modellen bringt JVC die fünfte E-Shift-Generation auf den Markt. Obwohl sich der neue DLA-X5900 äußerlich nicht verändert hat, projiziert der 4.500 Euro teure D-ILA-Projektor insbesondere HDR-Inhalte noch besser als der Vorgänger.

Kurz nach der Funkausstellung des Jahres 2011 präsentierte JVC seine beiden ersten E-Shift-Modelle X70 und X90. Schon damals war von einer Projektion in 4K-Auflösung die Rede, obwohl sich die Debütanten noch mit 1080p-Signalen an ihren HDMI-Ports begnügen mussten. Erst der DLA-X700R holte die Einbindung von UHD-Quellen bis 3.840/60p und das DCI-Format 4.096/24p nach (siehe audiovision 5-2014). HDR kam schließlich beim DLA-X5000 (audiovision 8-2016) sowie dem -X5500 (7-2017) hinzu. Bekanntlich basieren JVCs E-Shift-Projektoren auf Full-HD-Chips, deren Bildpunkte mit hoher Frequenz um ein halbes Pixel diagonal verschoben werden. Native Testbild-Linien in Ultra-HD lassen sich damit – im Unterschied zu Sonys echten 4K-Projektoren – leider nicht auflösen. Der Gewinn an Detailschärfe ist gegenüber einer Full-HD-Projektion auch dank der verbesserten Schärferegler der „Multi Pixel Control“ dennoch deutlich, wobei sie im Vergleich zum DLA-X700R (dritte E-Shift-Generation) nicht nennenswert zugelegt hat.

Hochkarätige HDMI-Technik: Beide HDMI-Eingänge verarbeiten moderne Quellen mit 18 Gbit/s, 10 Bit und 12 Bit sowie mit voller Farbauflösung bis 4K/60p 4:4:4.

Im Vergleich zu einer Full-HD-Projektion liefert JVCs „E-Shift 5“ ein feines, quasi analog wirkendes Bild ohne Treppenstrufen sowie ohne sichtbares Pixelraster. Das E-Shift-Element lässt jeden Pixel in diagonaler Richtung um einen halben Bildpunkt wackeln und steigert die darstellbare Bildauflösung leicht: In einem Foto der Stadtansicht von San Francisco werden weit entfernte Hochhäuser mit einer Reihe mehr Fenster aufgelöst als bei einer Full-HD-Zuspielung. Deutlich verbessert ist die Darstellung von Farbverläufen in einer amerikanischen Flagge.

E-Shift zeigt Flagge: Der stark vergrößerte Bildausschnitt zeigt den Zugewinn an Feinheit und Farbauflösung im Vergleich zu einer Full-HD-Zuspielung (links).

Native Ultra-HD-Linienpaare lassen sich damit aber nach wie vor nicht auflösen. Und ein Unterschied zur dritten E-Shift-Generation des inzwischen betagten JVC DLA-X700R ist beim Vergleich der Screenshots aus unserem Archiv auch nicht wirklich erkennbar.

Feintuning im MPC-Menü: HDR-Testbilder zeigen zunächst Säume an feinen Gitterlinien. Nach Absenken der Schärfeanhebung ist das kleine Problem beseitigt.

Ultrahochaufgelöste HDR-Testbilder erscheinen zunächst etwas gröber als gewohnt. Das liegt aber an einer überzogenen Schärfeeinstellung: Auf Stufe „5“ sind an Gitterlinien starke Säume sichtbar, die erst auf Stufe „1“ oder „0“ vollständig verschwinden. Bei UHD-Quellen mit 50 oder 60 Hertz treten sie hingegen nicht auf.

Trotzdem reicht die Schärfe bei Weitem nicht an die Bildwirkung des 35.000 Euro teuren JVC-Flaggschiffs DLA-Z1 heran, der mit echten 4K-Panelen (4.096 x 2.160 Pixel) bestückt ist. Auch Sonys preislich vergleichbares 4K-Einsteigermodell VPL-VW260 oder der deutlich günstigere Optoma-DLP UHD65 zeigen Details knackiger und lösen bereits feinste UHD-Testbildmuster gut erkennbar auf. Das gilt vor allem für statische Motive, denn bei einem Fußballspiel hält der JVC zumindest die DLP-Konkurrenz noch klar auf Abstand.

Ausstattung und Praxis

Wie den Vorgänger gibt es auch den DLA-X5900 in weißer und schwarzer Ausführung; beide mit einer 265-Watt-Lampe, die bis zu 1.800 Lumen liefern soll. Der Preis ist gleich geblieben und liegt deutlich unter dem der Brüder DLA-X7900 und -X9900 (6.500 respektive 9.000 Euro), die mit motorischem Objektivverschluss sowie THX-Bildmodi bestückt sind. Damit kostet er 500 Euro weniger als Sonys neuer nativer 4K-Projektor VPL-VW260ES (mit HDR-10 und HLG), der allerdings auf eine 4K-Zwischenbildberechnung sowie Lens-Memory-Funktion verzichtet.

Ausgezeichnet: TV-Material erscheint in der CMD-Einstellung „Hoch“wunderbar bewegungsscharf. Obendrein glättet der DLA-X5900 auch Kinofilme in UHD-Qualität.

Auch im Vergleich zur wesentlich günstigeren DLP-Konkurrenz mit XPR-Shifting-Technik wie dem 3.300 Euro teuren Optoma HDR65 ist der JVC luxuriöser und komfortabler ausgestattet. Der DLA-X5900 lässt sich dank seines motorischen Zweifach-Zooms und des weiten Verstellbereichs der 2D-Lens-Shift-Funktion (plus/minus 80 Prozent vertikal sowie 34 Prozent horizontal) besonders flexibel installieren. Dabei speichert er per Lens-Memory bis zu fünf Optik-Konfigurationen ab, beispielsweise um maßgeschneiderte Einstellungen für eine Projektion mit Vorsatzlinse auf 21:9-Leinwand zu aktivieren. Im Menü „Optik-Einstellungen“ kann man unter „Bildvorlage“ wählen, ob der JVC zum Fokussieren das grüne Gittertestbild oder das Eingangssignal anzeigt. Letzteres gefällt uns besser, weil lange Umschaltzeiten vermieden und mit passenden Testbildern noch bessere Ergebnisse erzielt werden. Ärgerlich: Nach jedem Wechsel der Bildrate dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis sich der Projektor auf das neue Videoformat synchronisiert hat.

Gutes Feature für Gamer: Auf Wunsch aktiviert der JVC auch für 4K-Quellen einen Spielermodus mit verkürzter Latenzzeit. Das CMD-Menü ist dann aber ausgegraut.

Zu seinen Stärken zählen die HDMI-Signalverarbeitung mit 18 Gbit/s und voller Farbauflösung (bis 4K/60p 4:4:4). Die Inputs verarbeiten auch 3D-Videos. Der dafür benötigte Funksender PK-EM2 RF und die Funkbrille PK-AG3 RF sind optional für 100 beziehungsweise 150 Euro erhältlich.

Wichtige HDR-Einstellung: Mit dem Ultra-HD-Zuspieler Samsung UBD-K8500 verbessert der Wechsel auf den erweiterten HDMI-Eingangspegel dunkle Nuancen klar.

Ansonsten hat JVC beim neuen DLA-X5900 insbesondere die HDR-Darstellung weiterentwickelt. Wir erinnern uns: Beim DLA-X5000 musste man den zu HDR-Quellen passenden Farbraum „BT.2020“ von Hand festlegen, während das vom Projektor gewählte Gamma-Preset „D“ viel zu dunkle Kontraste einstellte. Wir hofften damals auf ein Firmware-Update, doch stattdessen kündigte JVC kurzfristig den Nachfolger X5500 an – er aktiviert automatisch den Farbraum „BT.2020“ sowie ein vernünftigeres Kontrast-Preset. Beim neuen DLA-X5900 gefallen sie uns aber noch besser und erfordern nur leichte Korrekturen im Gamma-Menü sowie des HDMI-Eingangslevels. Zudem lassen sich Gamma-Presets per Computer aufspielen und individuell anpassen. 

Überzeugende HDR-Szene: Die meisten Projektoren zeichnen kaum Strukturen in den dunken Felsen. Dem X5900 gelingt das nach kleinen Gammajustagen perfekt.

Mit dem Ultra-HD-Zuspieler Samsung UBD-K8500 gelingen gut differenzierte HDR-Bilder, die in sehr düsteren Szenen aber etwas zu dunkel erscheinen. Das ändert sich nach dem Wechsel auf erweiterte HDMI-Pegel im Eingangsmenü des JVC. Nun erreicht die Bildwirkung unserer HDR-Sequenzen ein sehr hohes Niveau, lässt sich im Gamma-Menü jedoch weiter optimieren.

Tolle HDR-Bilder: Der DLA-X5900 zeigt satte DCI-P3-Farben sowie knackige Kontraste. Leichte Gamma­justagen perfektionieren die HDR-Bildwirkung.

Je nach HDR-Quelle kann es aber zu Abweichungen von diesen Einstellungen kommen – etwa, wenn die Videopegel von unserem Setup mit dem Samsung UBD-K8500 abweichen. In diesen Fällen ermöglicht der Gamma-Manager aus dem Computer-Programm „JVC AutoCal“ weitere maßgeschneiderte Anpassungen des HDR-Gamma-Presets „ST.2084“.

DCI-P3-Farbraum-Messung: Bis auf leicht eingeschränktes Grün trifft der X5900 die Vorgabe genau. Das gelingt ohne Farbfilter, also bei voller Helligkeit.

Peter Hess von JVC hat uns die Funktionsweise persönlich vorgeführt und per Notebook eine neue Korrekturkurve auf einen von drei Benutzerspeichern importiert. Die Vorgabe lässt sich an zwölf Gammapunkten für das Luminanzsignal wie auch für die RGB-Grundfarben (sinnvoll nur für Profis mit digitalem Mess-Equipment) individuell anpassen. Entsprechende Szenen, die zuvor noch nicht ganz gefallen haben, lassen sich so fein nachbearbeiten und an den persönlichen Geschmack anpassen – prima! Uns ist allerdings bereits die tolle Bildwirkung ab Werk ein großes Lob wert und sorgt für eine gute Sehtest-Note.

Spielwiese für Bildtüftler: Mit dem Gamma-Manager aus JVCs AutoCal-Software lassen sich individuelle Presets auf drei Custom-Speicherplätzen ablegen.

Neu ist die auch bei HDR-Quellen zuschaltbare dynamische Iris. Sie sorgt im Gamma-Preset „ST.2084“ dafür, dass der Schwarzwert weiter abgesenkt wird (allerdings nur in extrem düsteren Szenen). Dabei kompensiert die Kontrastspreizung im Videosignal den Helligkeitsverlust der Iris exakt.

Licht und Farbe

Im Farbprofil „Hohe Helligkeit“ schafft unser Testmuster 1.850 Lumen und zeigt zwar grünstichige Graustufen, aber erstaunlich satte Farben – perfekt, um tagsüber ein Formel-1-Rennen anzuschauen. Voreingestellt ist das Preset „Natürlich“, das mit einem leicht erweiterten Farbprofil aufwartet. Den exakten Farbraum nach BT.709-Standard stellt der Bildmodus „User 1“ im Farbprofil „Customer1“ bereit. Es liefert 1.410 respektive 1.180 Lumen im leisen Eco-Modus (23 statt 29 Dezibel).

Weiß wird neutral mit 6.780 Kelvin projiziert, alle Mischfarben zeichnen sich durch extrem geringe Abweichungen aus. Ein detalliertes Farbmanagement samt RGB-Farbtemperaturregler sowie diverse Kontrast- und Gamma-Justagen  stellen umfassende Einstellmöglichkeiten bereit; auch für HDR-Quellen.

JVCs Drei-Chip-Projektion produziert in dynamikreichen Szenen etwas mehr Streulicht als gute Ein-Chip-DLPs (ANSI-Kontrast 250:1), liefert aber einen satten EBU-Kontrast von 600:1. Der native Ein-Aus-Kontrast erreicht bereits ohne Iris Top-Werte von 10.000:1, auf Stufe „Auto 2“ fällt der Schwarzwert mit 0,27 Lumen dynamisch im vollen Schwarzbild rund zehnmal dunkler aus.

Schärfe und Videoverarbeitung

Schaltet man E-Shift im MPC-Menü aus (klappt nicht mit UHD-Signalen), erscheint ein feines Pixelraster auf der Leinwand und hilft bei der Feinjustage der Schärfe. Mit E-Shift verschwindet es wieder; zudem wirken schräge Konturen glatter und es entsteht ein beinahe analoger Bildeindruck. In „Casino Royale“, zugespielt im Format 2160/24p, wirkt das leichte Rauschen der betagten Aufnahme etwas grob; ebenso Hautpartien von Daniel Craig. Abhilfe schafft neben dem Absenken des MPC-Schärfereglers vor allem der Wechsel des Grafik-Modus „2K“ auf „4K“. Nun zeichnet der JVC Gesichtszüge und Hautporen des Schauspielers ideal fein. Wer besonders reine Farben wünscht, findet sie in den  Bildmodi „Kino“ und „Natürlich“.

Anders als bisherige Ultra-HD-DLPs zeigt der JVC DLA-X5900 sowohl Filme als auch TV-Sendungen mit perfekter Bewegungsschärfe sowie stets mit der korrekten Bildfrequenz: Kinostreifen laufen in originalgetreuer 24p-Qualität oder mit zweistufiger Glättung; NTSC-Trailer lassen sich auf Wunsch in 24p ohne Pulldown-Ruckeln genießen.

Ebenso gut funktioniert JVCs Bewegungs-Technik „Clear Motion- Drive“ bei Dokumentationen und Sportübertragungen in UHD-Auflösung: Besonders auf Stufe „Hoch“ zeichnet der Japaner beim schnellen Schwenk die Bandenwerbung oder feine Muster auf der Rasenfläche extrem scharf – und das sogar ohne eingefügte Dunkelphasen. Nebenwirkungen wie ein Lichtverlust oder störendes Flackern im Bild treten deshalb nicht auf.

Zocker dürfen sich über die bereits vom Vorgänger X5500 bekannte Funktion „Kurze Latenzzeit“ freuen. Sie verkürzt auch das das Rechendelay des DLA-X5900 auf rund 38 Millisekunden. Allerdings ist JVCs tolle CMD-Bewegungsglättung dann nicht mehr verfügbar und im Menü ausgegraut.

Ultra-HD-Videos mit 50 oder 60 Hertz zeigt der Projektor ohne übertriebene Schärfe oder Saumbildung. Bestimmte Graustufen und Farbübergänge können (auch im Standbild) leichtes Rauschen durch „Dithering“ aufweisen. Aus normalem Seh- beziehungsweise Sitzabstand ist das zwar kaum erkennbar, wohl aber der leichte Verlust an Detailschärfe von JVCs E-Shift-Technik im Vergleich zu einer nativen 4K-Projektion.  

      

Der Testbericht JVC DLA-X5900 (Gesamtwertung: 87, Preis/UVP: 4500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 1-2018 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

87 sehr gut

Ob JVC nach jeder kleinen Verbesserung ein neues Modell herausbringen muss, bleibt Geschmackssache. Wer neu in den DLA-X5900 investiert, wird sich über die farb- und kontrastreichen Bilder sowie das verbesserte HDR-Tone-Mapping freuen. Auch die Bewegungsschärfe überzeugt, doch statische Szenen zeigen andere UHD-Projektoren schärfer.
Udo Ratai

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