JBL Stage-Serie (Test)

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Keine Angst vor dem großen Auftritt hat das Stage-Boxenset des amerikanischen Lautsprecher-Urgesteins JBL. Das wollten wir uns keinesfalls entgehen lassen.

Heimkino ist nicht das ganz heiße Thema beim US-Hersteller JBL. Vor allem seit der Übernahme des Harman-Konzerns, dem JBL schon lange angehört, konzentriert sich die Marke eher auf vermeintlich hippere Produktbereiche wie Bluetooth-Lautsprecher und Kopfhörer.

Aber es gibt sie noch, die Hifi- und Heimkino-Fans unter den JBL-Entwicklern. So langsam traut sich JBL nämlich mit der „Premium Audio“ genannten Abteilung wieder ans Tageslicht. Und das nicht nur mit richtig teuren Boxen wie der Everest oder den Studio-Monitoren, sondern auch mit bezahlbaren Lautsprecherserien wie der hier getesteten Stage-Baureihe für 2.000 Euro.

Die kleinste Standbox der Serie, die Stage A170, übernimmt dabei den Part der Frontboxen, als Center ergänzt sie der Stage A125C und für die Surroundkanäle steuerte der Hersteller die Regalboxen Stage A130 bei. Für die LFE- und Tieftonwiedergabe ist der Subwoofer Stage Sub A100P zuständig.

Technik
Als Tieftöner setzt JBL bei Frontlautsprechern, Center und Surrounds auf den gleichen Treiber, der gut 13 Zentimeter Durchmesser aufweist und über eine weiße Membran aus Multizellulose – sprich Papier – seinen Schall abstrahlt. Mit der Membranfarbe und den markanten ringförmigen Einprägungen versucht der Hersteller
optisch die Brücke zu legendären JBL-Studiomonitoren aus den 1970er-Jahren zu schlagen, was echte Fans wohlwollend zur Kenntnis nehmen werden. Technisch haben die aktuellen Treiber mit denen von damals natürlich nicht mehr viel gemeinsam.

Die Standboxen Stage A170 tragen je zwei dieser Tieftöner auf ihrer Front, von denen der untere nur bis 1,8 Kilohertz arbeitet, der obere bis 2,7 Kilohertz überträgt und dort direkt an den Hochtöner anschließt. Wegen ihrer schlanken Bauweise würden sie ohne weitere Maßnahmen nicht sonderlich sicher stehen. Deshalb gaben die Entwickler den Lautsprechern je vier Ausleger mit, die man bei der Inbetriebnahme verschrauben muss. Außerdem legt der Hersteller vier Gummifüße – gedacht für Hartböden – und vier Spikes bei, die bei Teppich-Untergrund für stabilen, vibrationsarmen Stand sorgen sollen.

Die zwei Tieftöner des Centers Stage A125C haben den gleichen Arbeitsbereich und übergeben bei 2,6 Kilohertz an den Hochtöner. Er ist im Gegensatz zu den Front- und Surroundboxen, die über Bassreflexöffnungen verfügen, als geschlossenes Gehäuse ausgelegt. Besagte Surrounds, die Stage A130, sind sehr kompakt und haben somit nur Platz für einen einzigen der 13-Zentimeter-Tieftöner.

Auch beim Hochtöner greift JBL auf das gleiche Chassis zurück, nämlich eine 25-Millimeter-Kalotte aus Aluminium, die in einem rechteckigen Waveguide untergebracht ist. Das erinnert an die Hornlautsprecher der größeren JBL-Serien und weist mit der hauseigenen HDI-Horngeometrie auch technische Ähnlichkeiten auf.

Die in den Subwoofer Stage SUB 100P integrierte Schaltendstufe bringt mit ihren 150 Watt nicht sonderlich viel Leistung mit. Doch für sein 25-Zentimeter-Basschassis bringt er ausreichend Gehäusevolumen und zwei Bassreflexöffnungen auf der Rückseite mit, ist also kaum auf eine leistungsfressende Anhebung der tiefsten Oktaven angewiesen. Für Pegel und Trennfrequenz bietet er Drehregler an, die Phase lässt sich nur zwischen 0 und 180 Grad umschalten.

Pegel und Trennfrequenz lassen sich beim JBL-Subwoofer per sauber gerasteten Drehreglern einstellen, die Phase ist nur schaltbar.

Hörner und Waveguides mit HDI-Geometrie (HDI steht für High Definition Imaging) haben bei JBL einen besonderen Stellenwert. Denn mit ihnen will der Hersteller dafür sorgen, dass die damit ausgestatteten Hochtöner im gesamten Übertragungsbereich ein sehr gleichmäßiges Rundstrahlverhalten aufweisen. Das hat mehrere Vorteile: Zum Einen entspricht der von den Raumwänden zum Hörer reflektierte Schall weitgehend dem Schall direkt vom Lautsprecher, was für eine verfärbungsarme Wiedergabe sorgt. Zum Zweiten wird der Schall vornehmlich dahin geleitet, wo er hin soll, nämlich zum Zuhörer, und nicht zur Seite oder gar nach hinten. Und zum Dritten sorgt eine homogene Raumabstrahlung für eine präzise und stabile räumliche Abbildung.

Dass JBL das Kürzel HDI für Hörner wie Waveguides einsetzt, hat seine Berechtigung: Beide sollen letztendlich für eine kontrollierte Schallabstrahlung im Raum sorgen, auch wenn ihre Einsatzgebiete deutlich unterschiedlich sind: Ein Horn wird in aller Regel zusammen mit einem Druckkammertreiber eingesetzt und kann dann mit Wirkungsgraden von über 100 Dezibel aufwarten. In Hifi- und Heimkino-Lautsprechern findet man echte Hörner eher selten, ihr Haupteinsatzgebiet ist die Beschallungs- und PA-Technik.

Ein Waveguide hat meist einen ähnlichen, hornförmigen Verlauf, wird aber einem normalen Chassis wie einer Hochtonkalotte schlicht vorgebaut. Er sorgt ebenfalls für eine definierte Raumabstrahlung, erhöht aber den Wirkungsgrad des Treibers nur geringfügig.

Das HDI-Waveguide der Stage-Serie von JBL sorgt für ein gleichmäßiges Rundstrahlverhalten im gesamten Übertragungsbereich des Hochtöners.

Tonqualität Surround
Vernunft ließen die JBL-Entwickler bei der unteren Grenzfrequenz des Subs walten, er spielt nur bis 34 Hertz. Darunter schneidet ein integriertes Subsonicfilter steil ab, was die Membran vor zu großen Hüben und den Verstärker vor Übersteuerung schützt. Mit immerhin 100 Dezibel Maximalpegel schreckt der JBL auch vor Heimkino-Radau nicht zurück.

Die Frequenzgänge von Front, Center und Surround zeigen nur geringfügige Welligkeiten, die sich im Klang kaum störend bemerkbar machen. Das Rundstrahldiagramm des Centers weist unterhalb von zwei Kilohertz Einbrüche unter großen Winkeln auf, vermutlich eine Auswirkung der Interferenzen zwischen den beiden Tieftönern. Oberhalb davon zeigt der Hochtöner mit seinem HDI-Waveguide dagegen ein sehr gleichmäßiges Verhalten.

Schon bei den ersten Klängen des JBL-Sets im Hörraum horchten die Tester auf: Ein so erwachsenes Klangbild hatten wir nicht erwartet. Egal, ob bei „Terminator – die Erlösung“ der Abschleppwagen den Motorrädern krachend den Garaus macht oder in „Ratatouille“ der tierische Protagonist glucksend und spritzend durch die Pariser Abwasserrohre paddelt, das Set überzeugt stets mit einer souveränen wie dynamischen Spielweise. Klar, richtig deftige Pegel mag das Set dann doch nicht mehr ganz so locker mitgehen, vor allem der Subwoofer kam dann an seine Grenzen – die er aber nur in den extremsten Fällen mit hörbarem Missfallen in Form von Störgeräuschen quittiert, sondern eher komprimiert und die Lautstärke nicht mehr steigert.

Mit „They Can´t Take that Away From Me“ von Jane Moneit und John Pizarelli stellt das JBL-Set anstandlos unter Beweis, das es auch mit Mehrkanalmusik- und insbesondere der Stimmenwiedergabe keinerlei Probleme hat und nicht zu Verfärbungen neigt. Zudem stellt es die Jazzband plastisch und präzise in den Raum, was bei Weitem nicht jedem Boxen-Set so selbstverständlich gelingt.

Tonqualität Stereo
Trotz der vergleichsweise kleinen Tieftonchassis stellen die Stage A170 im Stereo-Betrieb einen durchaus kräftigen und zudem sauberen Bass in den Raum, was wiederum für Verblüffung sorgte und eine Subwoofer-Unterstützung überflüssig werden lässt. Auch bei Zweikanal-Versorgung stellen die JBLs ein ansprechend dynamisches, homogenes Klangbild bereit, das sowohl mit knackigem Rock á la Toto als auch mit sanfteren Klängen wie dem „Jazz at The Pawnshop“ hervorragend zurechtkommt und dabei Stimmen und Instrumente mit beeindruckender Leichtigkeit und Präzision in den Raum stellt.

Der Testbericht JBL Stage-Serie (Gesamtwertung: 82, Preis/UVP: 2.000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 12-2023 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

82 Sehr gut

Mit dem Stage-Boxenset meldet sich JBL auch im günstigen Preisbereich auf beeindruckende Weise zurück. Unbedingt reinhören!

Michael Nothnagel

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