JBL Bar 5.1 Surround (Test)

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Auf das „Surround“ in „Bar 5.1 Surrround“ kommt es an. Denn eine „Bar 5.1“ hat JBL schon länger im Programm, der wir bereits in Ausgabe 5-2018 auf den Zahn fühlten. Die Unterschiede zwischen beiden Modelle fallen größer aus, als es der Name vermuten lässt: So überraschte die „Bar 5.1“ mit abnehmbaren Seiten-Boxen, die als Surround-Speaker verwendet werden können. Die „Bar 5.1 Surround“ kommt hingegen als klassischer Klangriegel und ohne dieses Exklusiv-Feature daher. Beiden Soundbars gemein ist ein aktiver Subwoofer als Trabant für kräftige Bässe.

Ein Klangriegel mit abnehmbaren Seitenteilen, die als Rear-Lautsprecher agieren, war uns vor der „Bar 5.1“ – nicht zu verwechseln mit der „Bar 5.1 Surround“ im Test oben – noch nicht in die Finger gekommen. Und es kommt noch besser, denn integrierte Akkus sorgen für eine drahtlose Sig­nalübertragung zwischen Rears und Soundbar. Nach rund 10 Stunden müssen die flügge gewordenen Klangkörper zum Stromtanken zurück an die Bar; alternativ ist das Laden via USB möglich.

2 in 1: JBLs 750 Euro teurer Soundriegel „Bar 5.1“ besitzt einen besonderen Kniff: Die Seitenteile lassen sich abnehmen und als Surround-Boxen verwenden. Die Kommunikation erfolgt drahtlos per Funk.

Im ersten Hördurchgang lief die „Bar 5.1“ mit angedockten Satelliten. Hier überzeugte die große Stereo­breite, auf der Effekte klar ortbar waren – allerdings nur vorne, von seitlich oder hinten konnten wir nichts hören. Ganz anders mit losgelösten Satelliten, die wir an den typischen Positionen für Surround-Boxen platzierten. Nach Durchführung der Einmessung saßen wir plötzlich mitten im Klang, der besonders bei Musik und diffusen Geräuschen überzeugte. Bei Effekten darf man natürlich nicht die Plastizität und Präzision vollwer­tiger 5.1-Boxensets erwarten, dennoch machte das weite und luftige Klangfeld viel Spaß. Der dazugehörige 10-Zoll-Subwoofer sorgte mit Druck und Volumen für spürbare Bässe, nimmt es mit der Präzision dafür nicht ganz so genau.

 

7 Treiber, 250 Watt

Die JBL-Fernbedienung besitzt nur wenige, aber viele doppelt belegte Tasten. Der Geber hat kaum Gewicht, das Plastik wirkt nicht besonders hochwertig.

Mit ihren unscheinbaren 101,8 x 5,8 x 10 (B x H x T) Zentimetern lässt sich der dunkelgraue und nur knapp 3 Kilo wiegende Riegel unauffällig vor, unter oder über einem Fernseher verstauen; Halter und Schrauben für eine Wandmontage liegen bei. Ein Schutzgitter aus Metall umspannt den Kunststoff-Korpus vorne wie seitlich; das durch das Gitter leuchtende Display lässt sich trotz großer Lettern aber nur schlecht ablesen.

Hinter der Abdeckung arbeiten insgesamt 7 Treiber: 5 Chassis mit 4,7 Zoll in ovaler Form („Racetrack“-Treiber) strahlen nach vorne ab, 2 seitlich verbaute „Multibeam“-Hochtöner mit 1,25 Zoll Durchmesser wollen für Surround-Klang sorgen. Hierfür schicken diese Schall zu den Seitenwänden, der von dort via Reflexion zum Hörplatz gelangt. 5 Digital-Verstärker mit je 50 Watt befeuern die Tonkanäle, in Kombination mit dem externen 10-Zoll-Woofer erhält man 5.1-Sound.

An Ton-Decodern verbaute JBL Dolby Digital und PCM, nicht aber DTS. Klangprogramme hat die Bar nur deren zwei, eine nicht im Handbuch erwähnte Dynamikreduktion sowie einen „Smart“-Modus, der via DSP-Processing für mehr Raumklang sorgen soll. Der Lautstärkepegel des externen Woofers kann nicht separat geregelt werden, stattdessen verbaute JBL eine dreistufige Bass-Schaltung ­– mehr manuelles Soundtuning ist nicht möglich. Zur Verbesserung der Klangabbildung misst die simple Kalibrierungsfunktion mithilfe von Testtönen die Treiber auf den Hörraum ein. Die Bedienung erfolgt über Tasten an der Bar oder über die Fernbedienung; Letztere ist klein, aus Plastik und fühlt sich nicht sonderlich wertig an.

 

Video & Multimedia

Auf der Rückseite findet man einen HDMI-Eingang sowie einen HDMI-Ausagang mit ARC und CEC, die sich auf die 4K/60p-Auflösung samt HDR10, Dolby Vision und den aktuellen Kopierschutz HDCP 2.3 verstehen. Ton gelangt über Toslink in die Bar, analoge Anschlüsse fehlen. Ins Netzwerk geht es via WLAN und Ethernet, gestreamt wird über Blue­tooth, AirPlay2 oder Chromecast. Die USB-Buchse liefert 5 Volt und dient zu Service-Zwecken.

Alle Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite: Zu einem HDMI-Eingang und einem HDMI-Ausgang samt ARC gesellen sich eine Toslink-Buchse sowie Ethernet. Der USB-Anschluss liefert Strom (5 Volt) und dient als Service-Port.

 

10-Zoll-Subwoofer

Der knapp 11 Kilo schwere Basswürfel arbeitet nach dem Downfire-Prinzip: Hierfür verbauten die JBL-Ingenieure einen 10-Zoll-Treiber auf der Unterseite; Gummipuffer sorgen für den nötigen Abstand des 44 x 30,5 x 30,5 Zentimeter großen Gehäuses zum Boden. Eine 300 Watt starke Endstufe treibt das Chassis an. An der Rückseite gibt es ein Bassreflex-Rohr, um die Schallausbeute zu erhöhen. Der Woofer kommuniziert drahtlos via Funk mit der Bar.

Der 10,6 Kilo schwere Subwoofer liefert 300 Watt, die leicht raue, anthrazitfarbene Kunst­stoff-Oberfläche ist sauber verarbeitet.

Tonqualität

Vor dem Hörtest führten wir die Automatic Multi­beam Calibration aus: „Mit der automatischen Mehrstrahl-Kalibrierung (AMC) kann dein Surround-Sounderlebnis für deine bevorzugte Sitzposition optimiert werden“, verspricht das Handbuch. Entsprechend hoch waren die Erwartungen. Das Mikrofon hat JBL in die Bar integriert, der Kali­briervorgang mit Testtönen dauerte nur ein paar Sekunden.

Laut kann sie, mit ihren 550 Watt beschallt die Kombi auch große Wohnzimmer problemlos. Nicht so souverän gelang der Soundbar hingegen die Klangbalance. So wummerte der Woofer unten herum kräftig, aber auch etwas unsauber vor sich hin, während im Grundton Volumen fehlte. Zudem tönten die Mitten etwas grell – besonders bei gehobenen Lautstärken. Die tonalen Verfärbungen lassen sich mit der dreistufigen Bass-Schaltung (Low, Mid, High) etwas abschwächen, dann kann es aber passieren, dass Bässe zu wuchtig grummeln. Ein Equalizer über den gesamten Frequenzbereich oder ein simpler Höhen-/Mittenregler fehlen.
Besser als mit Musik klang Filmton in unseren Ohren, da hier Klangverfärbungen weniger stören. Trotz der tonalen Schwächen gelang der Bar die Sprachverständlichkeit bei frontaler Sitzposition sehr gut. Aus seitlichen Hörwinklen spielte der Soundriegel geringfügig weniger klar und dumpfer.

In der Kategorie Räumlichkeit musizierte die JBL-Bar in der „Standard“-Einstellung ohne „Smart“-Modus klein und auf sich selbst fokussiert, von „Surround“ konnte da keine Rede sein, egal welches Ton- bzw. Kanalformat anlag.

Die Ausbreitung des Schallfeldes änderte sich mit aktiver „Smart“-Funktion: Dolby-Atmos-Trailer klangen so deutlich größer, luftiger und lebendiger – auch von seitlich und dem Raum zwischen Bar und Hörplatz waren Toninformationen zu hören, hier aber meist nur in Form einer Klangwolke und nicht als präzise Effekte.
Bitter rächt sich das Fehlen des DTS-Decoders: Liegen entsprechende Datenstöme an, muss der Zuspieler selbst DTS:X-Sound ins 2.0-Format wandeln. Der „Smart“-DSP-Mixer vollbringt mit Zweikanal-Ton jedoch keine Wunder, weshalb DTS-Sound unterm Strich deutlicher weniger räumlich schallte als Multikanal-Tracks von Dolby.

Der Testbericht JBL Bar 5.1 Surround (Gesamtwertung: 70, Preis/UVP: 600 Euro) ist in audiovision Ausgabe 2-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

70 gut

JBLs Bar 5.1 Surround bietet für vergleichsweise wenig Geld satten Klang, volle 4K-Unterstützung und zeitgemäße Streaming-Optionen. Der fehlende DTS-Decoder sowie die nicht optimale Bedienung kosten allerdings Punkte.
Andreas Oswald

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