IFA Historie – die Jahre 1960 bis 1969

0

Die IFA, die weltweit größte und bedeutendste Messe für Consumer Electronics und Home Appliances, feiert in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag. Im Dezember 1924 fand die IFA als „Große Deutsche Funk-Ausstellung“ in Berlin erstmals statt. Seit dieser Zeit steht die IFA für Innovation, Technologie und Unterhaltung.

Anlässlich dieses Jubiläums lässt die Branchenorganisation gfu Consumer & Home Electronics GmbH, Inhaberin der Markenrechte der IFA, 100 Jahre technische Entwicklung der Consumer Electronics- und Hausgeräte-Branche Revue passieren. Folge vier schildert die Jahre 1960 bis 1969.

Der erste Teil der folgenden Abschnitte handelt von der eigentlichen Funkausstellung im jeweiligen Jahr, der zweite Teil berichtet über die Branche allgemein.

1960
In diesem Jahr fand keine Funkausstellung statt.

In Deutschland kamen Fernsehgeräte mit UHF-Tuner auf den Markt und die „gedruckte Verdrahtung“ führte zu neuen Konstruktionsmöglichkeiten. Der Vorläufer des Funktelefons, der „öffentliche bewegliche Landfunk“, kurz „öbL“ bediente rund 800 Fahrzeuge mit 28 Funkstellen für eine monatliche Gebühr von 45 DM und 0,16 DM für drei Minuten Gespräch.

1961
Die 22. „Deutsche Rundfunk-Fernseh- und Phono-Ausstellung fand vom 25. August bis 3. September, erstmals seit 1939, wieder in Berlin statt. Die Zahl der Aussteller betrug 174 und es wurden 387.500 Besucher gezählt. Bundespräsident Heinrich Lübke begrüßte die Rückkehr an ihren Ursprungsort. Nach dem Bau der Berliner Mauer am 13. August, beschloss die deutsche Industrie die Funkausstellung trotzdem zu veranstalten. Mit einer „Nun-erst-recht-Haltung“ hatten bereits 48 Stunden nach der Eröffnung am 25. August 100.000 Besucher die Messehallen „gestürmt“. Die Ausstattung der Radio-Heimgeräte hat einen „gewissen Abschluß“ erfahren. Eine Neuheit waren schnurlose Heimgeräte, die je nach verwendeter Batterieart zwischen 150 und 500 Stunden Laufzeit aufwiesen. Die sogenannten Koffergeräte konnten mit entsprechender Halterung auch im Auto verwendet werden. Andere Autoradios waren in volltransistorierter Technik ausgeführt. Verändert hatte sich auch die Formgestaltung der Radios, geschwungene Formen und vergoldete Zierleisten waren „out“. Dennoch gab es zahlreiche Musikschränke, vom preiswerten Format bis hin zu Luxusausführungen im Stilmöbel-Design zu sehen. Das Heimtonbandgerät erfreute sich steigender Beliebtheit, Vierspurtechnik, eingebautes Mischpult und Batteriebetrieb sind zu nennen. Bei den Fernsehern hat sich die 59 cm (23 Zoll) Bildröhre durchgesetzt. Alle ausgestellten TVs hatten UHF-Teile für den Empfang des zweiten Programms.

Das Bundesverfassungsgericht lehnte ein bundeseigenes Fernsehen ab. Am 16. Dezember sprachen sich die Ministerpräsidenten für die Einführung des Zweiten Deutschen Fernsehens aus. In den USA wurde mit der Ausstrahlung von Stereo-Sendungen begonnen.

1962
In diesem Jahr fand keine Funkausstellung statt.

Der Deutschlandfunk begann am 1. Januar mit seiner Ausstrahlung auf Lang- und Mittelwelle. Der Satellit „Telstar“ ermöglichte ab 1. Juli den direkten Austausch von Programmen über den Atlantik. Das „dhfi“, das Deutsche High Fidelity Institut, wurde gegründet und entwickelte die HiFi-Gütenormen. Die rote Leuchtdiode (LED) wird entwickelt.

1963
Von 30. August bis 8. September fand die 23. „Große Deutsche Funkausstellung“ in Berlin mit 177 Ausstellern statt und 417.500 Besucher sind genannt. Am 30. August wurde der stereophone Rundfunk offiziell in der Bundesrepublik eingeführt. Bei den 450 ausgestellten Rundfunkempfängern stand entsprechend das Stereo-Rundfunkgerät im Vordergrund. Der vorherrschende Gehäusestil war die „sachliche nordische Linie“ in Teakholz. Im Bereich der HiFi-Anlagen wurden wieder neue Steuergeräte mit und ohne eingebaute Plattenspieler präsentiert. Das Angebot an Koffer- und Taschenempfängern wird als außerordentlich umfangreich beschrieben. Erstmal wurden mit unterteilten Kurzwellen-Empfangsbereichen die am weltweiten Fernempfang interessierten Hörer angesprochen. Die Compact-Cassette wird auf der Funkausstellung vorgestellt. Die ausgestellten Fernsehgeräte hatten keine Schutzscheibe (zum Schutz vor Verletzungen beim Implodieren der Bildröhren) mehr vor der Bildröhre. Bei einem TV-Gerät war die Elektronik in einem flachen Gehäuse untergebracht, die Bildröhre war drehbar darüber angebracht. Fernseh-Portables gab es mit 36, 41 und 48 cm Bild, zudem ein 25 cm Modell mit Batteriebetrieb. Über 100 Fernsehveranstaltungen, erstmalig in Kooperation von ARD und ZDF, an denen rund 1.000 Redakteure, Techniker, Künstler und andere mitwirkten, sind verzeichnet. Die Deutsche Bundespost stellte die „Brücke nach Berlin“ mit Ferngesprächen, Telegrammen, Hörfunk- und Fernsehprogrammen in einer Sonderschau aus. Die ARD zeigte eine Jubiläumsausstellung „40 Jahre Rundfunk“.

Zum Jahresanfang sind 16,7 Millionen gebührenzahlende Hörfunk- und 7,2 Millionen Fernsehteilnehmer gemeldet. Am 3. Januar wurde das PAL-Farbfernseh-Verfahren patentiert. Das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) nahm am 1. April den Sendebetrieb auf. Ein Verfahren zur Rauschunterdrückung bei Tonbändern wurde entwickelt. Am 23. und 24. Juni besuchte US-Präsident John F. Kennedy die BRD und Westberlin. 17 Stunden Fernsehen wurden dafür von 400 Mitarbeitern an 40 Fernsehkameras und mit zwölf Übertragungswagen und einem Hubschrauber aktuell produziert. Erstmals gab es Kameras mit Autofokus.

1964
In diesem Jahr fand keine Funkausstellung statt.

Das Zehn-Millionste Fernsehgerät wurde in der Bundesrepublik angemeldet. Die amerikanische Mondsonde „Ranger VII“ übertrug 16 Minuten lang vor ihrem Aufprall auf die Mondoberfläche 4.316 Fernsehbilder aus unmittelbarer Nähe des Mondes. Die Vorstufe für die HDTV-Entwicklung wurde in Japan als „Television of the Future“ Projekt gestartet. Elf Länder gründeten die International Telecommunications Satellite Organization (INTEL-SAT). Der Westdeutsche Rundfunk strahlte erstmalig ab 1. Oktober Mitteilungen der Polizei über Verkehrsstauungen aus, der Vorläufer des Verkehrsfunks.

1965
Vom 27. August bis 5. September fand die 24. „Deutsche Funkausstellung“ in Stuttgart statt. 116 Aussteller präsentierten ihre Produkte für 566.000 Besucher. Bei den Rundfunkempfängern standen breite und flache Stereo-Steuergeräte mit je einer links und rechts angeschlossenen Lautsprecherbox im Vordergrund. Musiktruhen waren in den Stilrichtungen „modern, barock und altdeutsch“ erhältlich. Auf dem Tonbandgerätesektor gehörten die Kassettengeräte zu den aussichtsreichsten Neuerungen. Für die Kassetten gab es auch ein Abspielgerät für das Autoradio. Tonbandgeräte der gehobenen Klasse erreichten die HiFi-Norm für Klangqualität. Die Neuheiten der Phonoindustrie waren sogenannte Phonokoffer, die abnehmbare Gehäuseoberteile mit Lautsprechern aufwiesen. Rund 25 Prozent der ausgestellten Fernseher hatten eine 65 cm (26 Zoll) Bildröhre. Neuheit waren sogenannte Einknopf-Programmwähler. „Die Gehäuse sind durchweg modern gestaltet, es dominiert der asymmetrische Typ“, heißt es. Zu vielen Tischempfängern sind passend Stahlrohrgestelle und Kleintische lieferbar, die das Gerät in einen Standempfänger verwandeln. Bei einem Gerät war ein Schlüsselschalter zu finden, der unbefugte Benutzung verhindern sollte. Zudem war bereits das PAL-Farbfernseh-System in aller Munde. Die Einführung des Farbfernsehens war in der BRD durch den politischen Systemstreit PAL vs. SECAM verzögert worden. Zu seinem ersten Einsatz kam während der Funkausstellung der neue Stereo-Übertragungswagen des Süddeutschen Rundfunks, der erste und zu der Zeit einzige seiner Art. Die Deutsche Bundespost informierte in einer Sonderschau über ihre Tätigkeiten auf dem Funkgebiet – vom Autotelefon über Richtfunk bis zum Satellitenfunk.

Der erste kommerziell genutzte geostationär positionierte INTELSAT-Nachrichten-Satellit wurde am 6. April gestartet und übertrug ab 28. Juni Ferngespräche, Fernschreiben und Fernsehsendungen. Die Raumsonde „Mariner IV“ sendete am 14. Juli Fernsehbilder von der Marsoberfläche.

1966
In diesem Jahr gab es keine Funkausstellung.

Auf der CCIR-Vollversammlung (Comité Consultatif International des Radiocommunications) fiel die Entscheidung für die Farbfernsehnormen in den jeweiligen Ländern. 59 Prozent der Länder entschieden sich für das PAL-System, 36 Prozent für SECAM, 5 Prozent hatten sich noch nicht entschieden. Die HiFi-Norm DIN 45 500 wurde verabschiedet. Ein erstes Patent auf die Lichtwellenleiter-Technik wurde am 21. Dezember angemeldet.

1967
Die Zahl der Aussteller bei der 25. „Großen Deutschen Funkausstellung“ betrug 184. Sie fand vom 25. August bis 3. September wieder in Berlin statt und hatte 502.500 Besucher. Diese Funkausstellung stand klar im Zeichen der Einführung des Farbfernsehens auf Basis des in der BRD entwickelten PAL-Systems. Der damalige Vizekanzler und Außenminister Willy Brandt drückte den symbolischen roten Knopf am 25. August auf der Funkausstellung. Die BRD hatte als erstes europäisches Land Farbfernsehen. 18 Unternehmen stellten über 50 Farb-TVs aus, überwiegend mit 63 cm Bildröhre. Die Preise lagen bei ca. 2.400 DM. Es gab auch bereits einen tragbaren Farb-TV mit 28 cm Bildgröße. Kurios war ein sogenannter Mehrprogramm-Fernseher, der neben einem 63 cm Farbbild noch drei schwarz-weiß-Bilder in 15 cm Größe bot. Sonst dominierte das asymmetrische Format, rechts neben dem Bild sind die Bedienelemente und der Lautsprecher angeordnet. Beim Innenleben kamen die sogenannten Einplatinen-Chassis, die ausschwenkbar waren und so den Service am Gerät erleichterten, zum Einsatz. Bei Fernsehern und Radiogeräten hielten die Kapazitätsdioden in den Empfangsteilen Einzug und verbesserten die Technik. Spezielle Nachttisch-Empfänger mit Uhr und Weckfunktion wurden angeboten, ein Modell hatte sogar eine integrierte Nachttischleuchte. Als weitere Neuheit gab es den Radio-Recorder, eine Kombination aus Radio und Cassetten-Recorder und die 120 Minuten-Compact-Cassette wurde vorgestellt.

Bis zum Jahresende wurden 5.744 Minuten des TV-Programms in Farbe ausgestrahlt, im Schnitt fünf Stunden und elf Minuten täglich. Zum Start des Farbfernsehens gab es über 13 Millionen Schwarz-Weiß-TVs in der BRD, ein Sättigungsgrad der Haushalte von rund 64 Prozent. Ein tragbarer Schwarz-Weiß-Videorecorder wurde vorgestellt und erste Fernseh-Telefone wurden vorgeführt. Zudem wurde der erste Taschenrechner produziert.

1968
In diesem Jahr fand keine Funkausstellung statt.

Über den Satelliten INTELSAT III konnten Fernsehprogramme übertragen werden, ohne dass Telefongespräche oder Datenübertragungen unterbrochen werden mussten. Die Farbbildröhre „Trinitron“ wurde vorgestellt und die Tagesschau bekam eine Wetterkarte.

1969
Stuttgart war noch einmal Austragungsort für die „Deutsche Funkausstellung“, die 26., vom 29. August bis 7. September. 121 Austeller zogen mehr als 726.000 Besucher an. Stuttgart wurde als Austragungsort gewählt, da im südwestdeutschen Raum die Fernsehdichte geringer war als im restlichen Bundesgebiet. Im Mittelpunkt stand erwartungsgemäß das Farbfernsehen. 16 Hersteller präsentierten rund 125 Geräte. Als „bemerkenswert“ ist zu lesen, dass durch den vermehrten Einsatz von Transistoren der Energiebedarf spürbar verringert wurde. Berichtet wird auch von einem TV, der die HiFi-Norm DIN 45 500 beim Ton erfüllt. Anstatt der Drehregler kamen Flachbahnregler zum Einsatz, die die Geräteinstellung erleichtern. Eine „Colorvision“ genannte Truhe hatte einen Fernseher und einen 8-mm-Schmalfilmabtaster eingebaut. Die Schmalfilme konnten damit auf dem TV angesehen werden. Siliziumtransistoren und integrierte Schaltkreise hielten Einzug in die TV-Geräte. Erste Video-Aufzeichnungsgeräte waren zu sehen, 45 Minuten Spielzeit in schwarz-weiß mit Ton, Preis um 2.000 DM. Bei den HiFi-Geräten ging der Trend zur flachen Kompaktanlage, in der Empfangsteil, Verstärker und Plattenspieler integriert sind, Schieberegler sind modern. Bei den Radios für unterwegs kommen poppige Farben und modische Formen zum Einsatz und sollen die jüngere Generation ansprechen. Das Autoradio ist stereotüchtig geworden und hat ein Cassetten-Laufwerk. Dazu gab es eine im Rückspiegel integrierte Radioantenne zu sehen. Plattenspieler erhielten elektronische Baugruppen, die die Drehzahl und den Gelichlauf konstant hielten. Zudem wurde die „Kunstkopf-Stereophonie“ als kopfbezogene Stereo-Wiedergabe präsentiert. ARD und ZDF betrieben erstmals einen Fernsehstudiobetrieb gemeinsam auf der Funkausstellung. Das Motto lautete „Farbe ist Trumpf“. Beide Sendeanstalten investierten zusammen rund zwei Millionen DM und waren mit einer Übertragungswagenflotte in bisher nicht gekanntem Ausmaß aufgefahren. Mehrere Kilometer Kabel wurden verlegt und allein das ZDF hatte für die Funkausstellung 600 Mitarbeiter aufgeboten.

Im Januar startet die ZDF Hitparade. Die Mondlandung am 21. Juli verfolgten in der BRD bereits 450.000 Menschen in Farbe. Die DDR erhielt zum 20. Jahrestag am 3. Oktober ein zweites TV-Programm, auch in Farbe. Knapp 16 Millionen TV-Geräte waren Ende des Jahres angemeldet und die Nachfrage nach Farbfernsehgeräten übertraf die Erwartungen der Industrie. So wurden in diesem Jahr 2,4 Millionen S/W-Fernseher, 500.000 Farb-TVs und 6,5 Millionen Rundfunkgeräte in der BRD produziert. Erste Heimvideorecorder wurden auf den Markt gebracht und das Entwicklungsmuster eines Schnurlos-Telefons vorgestellt. Der Fernsehturm in Ost-Berlin wird eröffnet.

Unser Rückblick erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

 

Kommentarfunktion deaktiviert.