Hisense PL2 Laser Cinema (Test)

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Hisense erweitert sein Ultrakurzdistanz-Portfolio mit dem PL2 Laser Cinema. Unser Test klärt, welche Unterschiede es zum Vorgängermodell PL1 gibt.

Hisense offeriert mit dem 2.500 Euro teuren PL2 Laser Cinema sein jüngstes Laser-TV-Modell in der Einstiegsklasse. Auf den ersten Blick ähnelt er dem PL1-Vorgänger wie ein Ei dem anderen, auch die Standfläche ist mit 53 x 22,5 Zentimetern identisch. Mit 7,7 Kilo kommt er aber leichter daher als sein Vorgänger. Ein Blick auf die Rückseite zeigt den möglichen Grund. Die Antennenanschlüsse sind dem Rotstift zum Opfer gefallen.

Die Leistungsaufnahme wird vom Hersteller mit 300 Watt beziffert, unsere Messung weist nach der Kalibrierung nur 240 Watt aus. Wer den PL2 Laser Cinema wie einen Fernseher auch tagsüber nutzen möchte, benötigt eine CLR-Leinwand für Ultrakurzdistanz-Projektoren, die es in den Größen von 80 bis 150 Zoll im Fachhandel zu kaufen gibt. Die Preise beginnen dafür ab 800 Euro.

Ausstattung und Technik
Der Hisense PL2 Laser Cinema ist ein 1-Chip-DLPProjektor mit 0,47-Zoll-DMD und nativer Full-HD-Auflösung. Via XPR-Shift-Technologie kann er wie sein Vorgänger Bildsignale bis 3.840 x 2.160 Pixel verarbeiten und sequenziell projizieren.

Die Fernbedienung besitzt sechs Direktwahltasten für verschiedene Streamingdienste. Darüber hinaus sind keine Batterien erforderlich. Das Solar-Panel lädt den Handsender via Sonnenlicht wieder auf. Alternativ kann der Controller über den USB-Port geladen werden.

Mit der erstmaligen Inbetriebnahme öffnet sich ein Installationsmenü und führt schrittweise durch alle Grundeinstellungen.

Die Geometrieanpassung auf der Leinwand erfolgt mit dieser 8-Punkte-Einstellung. Hiermit kann das Bild in die angezeigten Richtungen entzerrt werden.

Der Hisense PL2 Laser Cinema bietet zahllose Einstellungs- und Kombinationsmöglichkeiten, um das optimale Bild zu erhalten. Wir haben im Rahmen unseres Testprozederes die optimalen Parameter ermittelt, um SDR und HDR bestmöglich darzustellen. Während wir für HDTV-Inhalte eher konservative Anpassungen vorgenommen haben, um die Industriestandards einzuhalten, griffen wir bei HDR in die Tiefen der Menüs.

Obwohl der Schwarzwert eines OLED-Fernsehers aus technischen Gründen nicht erreicht wird, überzeugt das HDR-Bild auf ganzer Linie. Hierfür haben wir (siehe Bilder) den „Adaptiven Kontrast“ mit der „HDR-Farbsteuerung“ kombiniert. Herausgekommen ist ein High-Dynamic-Range-Filmerlebnis, das sich auch mit guten Fernsehern messen kann.

HDR-Farbsteuerung auf „Aus“ bewirkt, dass das HDR-Bild zu dunkel dargestellt wird.

Wird die „HDR-Farbsteuerung“ eingeschaltet, wird das Bild sofort sichtbar heller.

Adaptiver Kontrast auf „Aus“ bewirkt natürliche Farben und eine sehr gute Durchzeichnung.

Adaptiver Kontrast auf „Niedrig“ ergibt die größte Wirkung bezüglich Durchzeichnung und Plastizität.

Die X-Fusion-Laserlicht-Technologie kombiniert blaue Laserdioden mit einem Phosphor-Element zur Lichterzeugung. Die Lebensdauer ist mit 25.000 Stunden beziffert, bis dahin soll sich die Lichtausbeute halbiert haben.

Für das Trimmen der Farben stehen ein 6-Achsen-Farbmanagement, Gain/Offset-Regler und die üblichen Gamma-Presets zur Verfügung. Das RGB-Niveau kann wahlweise an 2 oder 20 Punkten angepasst werden.

Die dynamischen HDR-Technologien Dolby Vision und HDR10+ werden ebenso unterstützt wie die statischen Varianten HDR10 und HLG (Hybrid Log Gamma). Für die einzelnen Technologien können individuelle Einstellungen vorgenommen werden, auf die der Laser Cinema selbstständig zugreift, sobald das entsprechende Signal anliegt.

Das Betriebssystem VIDAA U7 sorgt dafür, dass der Hisense PL2 wie ein Fernseher genutzt werden kann, zahlreiche Apps sind bereits vorinstalliert. Kostenpflichtige Streaming-Dienste wie Netflix, Wow, DAZN und Apple TV+ werden hierbei ebenso unterstützt wie die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender und YouTube. Ein Web-Browser ist implementiert, ein Mediaplayer spielt alle gängigen Bildformate (JPEG, BMB, PNG, GIF, MPO), Videos (AVI, MP4, MOV, MKV, MPG, VOG) und Audiodateien ab. Zudem werden zahlreiche Container-Formate wie AVI-MP4, TS, MKV unterstützt. Bluetooth, Anyview Cast, Apple AirPlay und Apple HomeKit erlauben, Inhalte direkt von einem Notebook, Tablet und Smartphone zu streamen, wenn diese die Techniken unterstützen. Amazons Alexa steht für die Sprachsteuerung parat.

Laut Prospekt und Datenblatt kann der Hisense PL2 Laser Cinema 3D-Filme projizieren. Unser Testgerät war dazu allerdings nicht imstande. Auf unsere Nachfrage sagte der Hersteller, dass es für die 3D-Kompatibilität noch bis Ende 2024 ein kostenloses Firmware-Update gibt.

Das Betriebssystem VIDAA bietet nicht nur jede Menge vorinstallierte Apps, es können über den eigenen App-Store auch weitere Inhalte heruntergeladen werden.

„Dolby Vision Hell“: Dieser Bildmodus liefert die beste Lichtausbeute, um sich auch tagsüber gegen das Umgebungslicht zu behaupten.

Der Hisense PL2 Laser Cinema besitzt auf der Rückseite drei HDMI-Anschlüsse, via USB können Filme, Fotos und Musik via Festplatte oder Stick zugespielt werden. Digital Out überträgt den Sound zum AV-Receiver. Der Kopfhöreranschluss ist löblich, wäre an der Front aber besser aufgehoben.

Der Hisense PL2 Laser Cinema erzeugt aus derselben Distanz wie sein Vorgängermodell ein deutlich größeres Bild. Der Hersteller gibt ein Verhältnis von 0,22:1 an, daraus ergibt sich für eine 120 Zoll Leinwand eine Distanz von 0,58 Meter. Da sich diese Angabe auf den Abstand ab dem Weitwinkelobjektiv bezieht, muss die Distanz vom Objektiv zur Gehäuserückseite abgezogen werden.

Daher haben wir selbst das Maßband angelegt, um praxistaugliche Abstände zu ermitteln. Unsere Messungen ergeben: Für eine 80-Zoll-Diagonale bedarf es 11,6 Zentimeter Abstand zwischen Rückseite und der Wand. Für 120 Zoll sind es 31,1 Zentimeter und für 150 Zoll 45,7 Zentimeter. Damit sollte der Projektor auf alle gängigen Sideboards passen. Die Schärfe lässt sich bequem via Fernbedienung bis in die Ecken anpassen.

Um eine 2,50 Meter breite 16:9-Leinwand formatfüllend auszuleuchten, braucht der Hisense PL2 Laser Cinema nur 25 Zentimeter Abstand zur Wand.

Installation und Bedienung
Aufstellung und Installation gehen leicht von der Hand, weil der Laser Cinema den Nutzer nach der erstmaligen Inbetriebnahme durch alle notwendigen Schritte führt. Punkt für Punkt werden alle nötigen Einstellungen durchgeführt. Gut 20 Minuten benötigen wir, um alle Zuspieler anzuschließen, das Bild auszurichten, den PL2 mit dem Internet zu verbinden, Updates durchzuführen und die Apps zu sortieren. Da kann man nicht meckern.

Obwohl nur eine Festbrennweite verbaut ist, bietet der Hisense PL2 die Möglichkeit, beliebige Bildgrößen von 80 bis 150 Zoll fix darzustellen. Dafür muss er nur ein paar Zentimeter vor und zurück geschoben werden. Ein Motorfokus stellt das Bild via Fernbedienung bis zu den Rändern scharf ein.

Da wir für SDR und HDR unterschiedliche Bildmodi kalibriert haben, sollte der PL2 Laser Cinema selbstständig in den jeweils richtigen Modus schalten, sobald ein entsprechendes Signal anliegt. Das tut er aber nicht. Wir müssen jedes Mal von Hand nachhelfen, um zwischen Spielfilmen in HDR und Sportübertragungen in SDR zu wechseln, wenn wir die bestmögliche Performance erzielen wollen. Hisense stellt auch für dieses Manko ein Update in Aussicht, kann aber keinen Termin nennen.

Licht und Farbe
Ausgeliefert wird der Hisense PL2 Laser Cinema im Bildmodus „Standard“. Hiermit erreicht er exzellente 2.460 Lumen, aber mit zu kühlen Farben. Da überdies zahlreiche Filterregelungen aktiv sind, schalten wir auf „Filmmaker“, um eine neutrale Ausgangsbasis zu erhalten. Nun können wir im Rahmen unserer Kalibrierung gezielt Schärfe, Zwischenbildberechnung und dynamische Kontrastregelungen hinzuschalten.

Mit präziser Farbdarstellung erreicht der PL2 Laser Cinema ordentliche 2.190 Lumen und ist damit 610 Lumen heller als sein Vorgängermodell. Ebenfalls wurde der statische On/Off-Kontrast mit 3.660:1 (+ 46 Prozent), Inbild 2.733:1 (+ 32 Prozent) und ANSI 350:1 (+ 66 Prozent) massiv gesteigert. Der Schwarzwert beträgt 0,59 Lumen. Der HDTV-Farbraum Rec.709 wird mit 100 Prozent erwartungsgemäß abgedeckt und der HDR-Farbraum DCI-P3 mit 85 Prozent, was exakt der Herstellerangabe entspricht.

Dank des 20-Punkte-Gamma-Equalizers konnten wir den Graustufenverlauf trimmen, was sich mit hervorragendem 0,6 DeltaE niederschlägt. Über dynamisches Tone-Mapping werden HDR-Signale von 0,005 bis 10.000 Nits reproduziert. Die Ausleuchtung ist mit 92 Prozent auf gutem Niveau. Mit bloßem Auge können wir weder einen Helligkeitsabfall noch eine Verfärbung von der Mitte zu den Rändern ausmachen. Gut gelöst finden wir es, dass sich alle Anpassungen auf Knopfdruck auf alle Eingänge des Projektors duplizieren lassen. Damit reicht jeweils eine Kalibrierung für SDR, HDR10, HDR10+ und Dolby Vision aus, um alle projizierten Bilder mit konsistenten Farben darzustellen.

Der Bildmodus „Filmmaker“ zeigt Filme so, wie es die Regisseure vorgesehen haben. Dennoch kann das Bild an den persönlichen Geschmack angepasst werden.

„Judder-Minderung“: In bis zu 10 Schritten kann das Bild mit dem Slider für ein ruckelfreies Filmerlebnis justiert werden.

Die Lautstärke wird auf der Leinwand bei Änderungen grafisch angezeigt. Bereits bei 19 werden kleine Räume in Zimmerlautstärke beschallt.

Bild und Ton
Der Hisense PL2 Laser Cinema ist im höchsten Lichtmodus mit 27 Dezibel bereits flüsterleise. Wird die Laserregelung komplett heruntergefahren, ist er mit 22 Dezibel praktisch nicht mehr vom Sitzplatz aus zu hören. Der DLP-Regenbogen-Effekt verhält sich unauffällig, allenfalls im Abspann oder in kontrastreichen Weltraumaufnahmen können wir ihn als typisches Farbblitzen wahrnehmen.

Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass unser Testgast keinerlei Farbsäume (chromatische Aberrationen) erzeugt. Bei einem Ultrakurzdistanz-Projektor mit der extremen Weitwinkeloptik ist das besonders lobenswert und zeugt von einer sehr guten Verarbeitungsqualität. Der verbaute 0,47-Zoll-DMD von Texas Instrument wandelt alle zugespielten Bildsignale auf 60 Hz. Das führt bei Spielfilmen, die üblicherweise 24p besitzen, zum typischen 3:2-Pulldownruckeln. Mit Hilfe der „Judder-Minderung“ lässt sich dieses Manko aber beheben. Auf 4 eingestellt, ergibt sich eine natürliche Bewegungsdarstellung ohne Seifenoper-Effekt. Wer es noch flüssiger mag, kann die Zwischenbildberechnung bis 10 hochziehen. Mit unseren Einstellungsempfehlungen und nach der Kalibrierung zeigt sich ein messerscharfes Bild bis zu den Rändern. TV-Sendungen, Live-Sport und Dokumentationen werden hervorragend auf 4K via XPR-Shift hochskaliert.

Mit HDR-Filmen läuft der Hisense PL2 Laser Cinema zur Hochform auf und bietet fantastische Farben sowie eine tolle Plastizität. Einen Grauschleier in dunklen Szenen können wir nicht ausmachen. Das Schwarz ist überzeugend dunkel. Spitzlichter leuchten, dass es eine wahre Freude ist. In schwierigen Filmen wie „Sully“ und „West Side Story“ sind alle Details klar auszumachen und Tageslichtaufnahmen strahlend hell. In „Elvis“ in HDR10+ und „Top Gun: Maverick“ in Dolby Vision ergibt sich ebenfalls ein toller HDR-Look mit dem einen oder anderen Wow-Moment. Allenfalls grüne Bäume haben wir in „Unsere Erde 2“ schon satter gesehen als mit dem auf 85 Prozent limitierten Farbraum des Laser Cinema.

Das 2 x 15 Watt leistende Soundsystem bietet einen klaren Stereoton. Zu unserer Überraschung werden wir vom Sound sogar eingehüllt. Zu verdanken ist das den Upfire-Speakern, die für eine ordentliche Raumbeschallung sorgen. Mit dedizierten 5.1-Systemen können es die verbauten Lautsprecher natürlich nicht aufnehmen.

Der Testbericht Hisense PL2 Laser Cinema (Gesamtwertung: 82, Preis/UVP: 2.500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 12-2024 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

82 Sehr gut

Der Hisense PL2 Laser Cinema hat nicht nur ein tolles Bild und viele Komfort-Funktionen, sondern übertrumpft seinen Vorgänger in fast allen Belangen. Wer auf einen TV-Tuner verzichten kann, bekommt eine eierlegende Wollmilchsau, die kaum Wünsche offen lässt und zudem günstig ist.

Michael B. Rehders

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