Hisense H75M7900 (Test)

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Die Testredakteure mussten nicht nur Muskelkraft, sondern auch Improvisationstalent beweisen, um das Hisense-Flaggschiff auf den für kleinere Geräte konzipierten Messplatz zu bekommen. Schließlich wiegt der 75-Zöller knapp 60 Kilo und erfordert wegen seiner eineinhalb Meter auseinanderstehenden Füße eine entsprechend breite Stellfläche. Immerhin kann man sich von der Ersparnis gegenüber gleich großen Fernsehern locker ein größeres Lowboard kaufen, ist der Bolide im Internet doch schon für unter 2.700 statt der offiziellen 4.000 Euro zu haben.

Ausstattung und Praxis

hisense_h75m7900_proconGab Hisense seinen Fernsehern früher gerne kryptische Namen, folgen die neueren einer gewissen Logik. Einzig die Tatsache, dass die ULED-Technologie laut Produktseite dem günstigeren M7000 (audiovision 12-2016) vorbehalten bleibt, will sich uns nicht ganz erschließen. Dennoch stellt der H75M7900 größere Farbräume und HDR dar, worauf wir auf der nächsten Seite näher eingehen. Die 3D-Technik hat er den kleinen Brüdern voraus; zum Lieferumfang gehört eine aktive Shutter-Brille.

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Eine für alle: Die Fernbedienung ist von den anderen Hisense-TVs bekannt. Sie besitzt alle wichtigen Tasten, verzichtet aber auf Extras wie die Bewegungssteuerung.

Eine für alle: Die Fernbedienung ist von den anderen Hisense-TVs bekannt. Sie besitzt alle wichtigen Tasten, verzichtet aber auf Extras wie die Bewegungssteuerung.

Ansonsten gibt es keine weiteren offensichtlichen Unterschiede bei der Ausstattung. So bieten beide Geräte eine Bildwiederholfrequenz respektive „Smooth Motion Rate“ von 1.200 Hertz sowie ein adaptives Edge-LED-Backlight, wobei Hisense die Anzahl der Local-Dimming-Zonen beim Spitzenmodell geheim hält. Von den vier HDMI-Eingängen sind bloß zwei 4K-60p- und HDCP-2.2-kompatibel. Anders als bisher erscheinen YouTube-Videos nun aber in Ultra-HD- statt 1080p-Qualität. Das Smart-TV-Angebot stammt nach wie vor von Foxxum.

Wie gehabt: Einzig die HDMI-Schnittstellen drei und vier sind HDR- bzw. 4K-60p-fähig. Leider verzichtet Hisense auch bei seinem Top-Modell auf einen Doppel-Tuner, was das TV-Vergnügen ein wenig schmälert.

Wie gehabt: Einzig die HDMI-Schnittstellen drei und vier sind HDR- bzw. 4K-60p-fähig. Leider verzichtet Hisense auch bei seinem Top-Modell auf einen Doppel-Tuner, was das TV-Vergnügen ein wenig schmälert.

Auf und ab: Die Grundfarben reproduziert der Hisense sehr genau, zeigt bei den Zwischentönen jedoch einige Ausreißer – blaue Nuancen weichen besonders stark ab.

Auf und ab: Die Grundfarben reproduziert der Hisense sehr genau, zeigt bei den Zwischentönen jedoch einige Ausreißer – blaue Nuancen weichen besonders stark ab.

Verlauf: Der Fernseher merkt sich die zuletzt genutzten Regler. Diese können über die Schnellinstallation wieder aufgerufen werden, ohne ins Menü gehen zu müssen.

Verlauf: Der Fernseher merkt sich die zuletzt genutzten Regler. Diese können über die Schnellinstallation wieder aufgerufen werden, ohne ins Menü gehen zu müssen.

Das Smart-TV-Portal aus dem Hause Foxxum verfügt über eine sehr große Auswahl an Apps, die auf Knopfdruck heruntergeladen bzw. installiert werden können.

Das Smart-TV-Portal aus dem Hause Foxxum verfügt über eine sehr große Auswahl an Apps, die auf Knopfdruck heruntergeladen bzw. installiert werden können.

Die Lautsprecher des 75-Zöllers leisten zweimal 15 Watt und erreichen überraschend hohe Schallpegel. Allerdings neigen sie immer noch zu Verfärbungen und einem etwas blechernen Klang.

Ein HDR-Bildmodus hat den Vorteil, dass er auf den erweiteren Dynamikumfang spezialisiert ist und so in der Regel bessere Ergebnisse liefert als ein herkömmliches, aufgebohrtes SDR-Preset. Für eine korrekte Umstellung muss der Fernseher die HDR-Signale natürlich als solche erkennen – beim H 75 M 7900 klappt das über die beiden rückseitigen HDMI-Eingänge.

Wie im SDR-Betrieb hat Hisense aber offensichtlich auch hier die gängigen Standards nicht oder bloß zum Teil berücksichtigt. Immerhin schafft der Fernseher eine solide Ausgangsbasis: Die Leuchtdichte wird auf passable 385 Candela gesteigert und bleibt selbst bei großem Weißanteil (Average Picture Level 100 Prozent) unverändert, während der Schwarzwert mit 0,02 Candela auf erfreulich niedrigem Niveau liegt. Außerdem wächst der Farbraum deutlich über die HDTV-Norm BT.709 hinaus, deckt das DCI-P3-Spektrum allerdings nicht vollständig ab (siehe Diagramm unten). Die HDR-Flaggschiffe der Konkurrenz wie der Panasonic TX-65DXW904 kommen in jedem Fall näher heran, doch kosten sie auch mehr.

Richtig angeschlossen? Der Fernseher kennzeichnet die 4K-60p- bzw. HDR-kompatiblen HDMI-Anschlüsse mit „UHD“. Das Gerätemenü wirkt übersichtlich.

Richtig angeschlossen? Der Fernseher kennzeichnet die 4K-60p- bzw. HDR-kompatiblen HDMI-Anschlüsse mit „UHD“. Das Gerätemenü wirkt übersichtlich.

Der HDR-Bildmodus wird bei Zuspielung dynamikreicher Videos automatisch aktiviert. Er ist heller und farbintensiver als die herkömmlichen (SDR-)Presets.

Der HDR-Bildmodus wird bei Zuspielung dynamikreicher Videos automatisch aktiviert. Er ist heller und farbintensiver als die herkömmlichen (SDR-)Presets.

Abgesehen davon legt der Hisense-Riese eine überzeugende Farbabstimmung an den Tag, wenn man ihm mit ein paar Korrekturen im Farbmanagement auf die Sprünge hilft. Bei unserem Testgerät sind Gelb und Magenta ab Werk ziemlich stark in Richtung Rot verschoben, was unnatürliche Hauttöne hervorruft. Den letzten Schliff erhalten die Nuancen durch leichtes Absenken des Kontrastreglers von 40 auf 38 – das beseitigt den leichten Rotstich in der Grautreppe. Die 10-Bit-Darstellung lässt keine Wünsche offen: Sowohl der Grauverlauf im HDR-Testbild als auch die Farbübergänge in Landschaftsaufnahmen oder anderen praxisnahen Szenen erscheinen relativ sauber ohne Banding-Artefakte.

Segel gesetzt: Der Hisense H 75 M 7900 deckt den DCI-P3-Farbraum zum großen Teil ab. Das Diagramm zeigt die Farbabstimmung nach unseren Korrekturen.

Segel gesetzt: Der Hisense H75M7900 deckt den DCI-P3-Farbraum zum großen Teil ab. Das Diagramm zeigt die Farbabstimmung nach unseren Korrekturen.

Bildqualität

Die Bildmodi zeugen bei Hisense nicht gerade von Kontinuität und Akkuratesse: Lobten wir beim H55M7000 noch die ausgewogene (SDR-)Farbabstimmung, verfehlt das Flaggschiff selbst im neutralsten Preset „Film“ einige Koordinaten mit Delta-E-Werten größer 9 deutlich – schade, denn die Abweichungen lassen sich über das Farbmanagement sowie den Weißabgleich minimieren. Das dezent in Richtung Rot und Grün erweiterte Spektrum empfinden wir als sehr angenehm. Stellt man den Farbraum von „Norm (BT709)“ auf „Nativ“, drückt das Gerät richtig auf die Tube und erzeugt einen knallbunten Look, der jedoch hauptsächlich Zeichentrickfilmen zugute kommt.

Zugelegt hat der H75M7900 beim Kontrast: Stattliche 2.616:1 messen wir im ANSI-Schachbrettmuster, während die zuletzt getesteten Hisense-TVs nur ein Verhältnis von 1.600:1 boten. Leider büßt das Bild unter Umgebungslicht an Plastizität und Tiefe ein, was sich in einem mittelmäßigen Hellraumkontrast von 780:1 niederschlägt. Schuld daran ist mitunter die geringe Leuchtkraft, die ab Werk bei lediglich 125 Candela liegt. Mit ein wenig Feintuning kitzelt man aber sogar im SDR-Betrieb bis zu 340 Candela aus den LEDs heraus. In dunklen Szenen stört die recht grob arbeitende Local-Dimming-Schaltung, so dass Spitzlichter teils starke Aufhellungen hervorrufen. Die Bewegungsglättung lässt sich dreistufig anpassen, doch fehlen getrennte Einstellmöglichkeiten für TV und Kinofilme, was ein häufiges Umschalten erforderlich macht.  mr/ur

tv_his_h75m7900_front

hisense_h75m7900_wertung

Der Testbericht Hisense H75M7900 (Gesamtwertung: 68, Preis/UVP: 4000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 2-2017 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

68 befriedigend

Hisense bietet mit dem H75M7900 ein großes Bild zum kleinen Preis. 3D-Filme sind für ihn ebenso wenig ein Problem wie HDR-Inhalte. Leider schöpfen die Werkseinstellungen das Potenzial nicht voll aus, weshalb Profis und Bildtüftler wohl oder übel selbst Hand anlegen müssen.

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