Hisense C1 (Test)

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In Sachen Projektion setzte Hisense in den letzten Jahren ganz auf die LaserTV getaufte Ultrakurzdistanz-Technik. Mit dem C1 betritt man den Markt der kompakt-mobilen Lifestyle-Beamer inklusive klassischer Front-Projektion.

Das C1 in der Produktbezeichnung des 2.000 Euro teuren Mini-Beamers steht für Cube 1. Damit wird die bei Projektoren eher ungewöhnliche Würfelform beschrieben, die der Lichtwerfer mit elegantem silberanthrazit-farbigem Chassis besitzt. Mit einer Stellfläche von rund 21 x 25 Zentimetern und einem Gewicht von 4,6 Kilogramm lässt er sich fast überall aufstellen und überallhin mitnehmen. Zudem ist er leicht genug für die Deckenprojektion, eine entsprechende Halterung ist aber nicht Teil des Lieferumfangs. Die Leistungsaufnahme beziffert der Hersteller mit 180 Watt. Erfreulicherweise ermitteln wir sogar nur 105 Watt. Nicht ganz so sparsam fällt zunächst der Stand-by-Betrieb mit 8,2 Watt aus. Doch nach rund 10 Minuten schaltet sich Bluetooth ab, danach liegt der Wert bei unter 0,5 Watt.

Ausstattung und Technik
Verbaut ist ein 0,47-Zoll-DLP-Chip von Texas Instruments mit nativer Full-HD-Auflösung. 3.840 x 2.160 Pixel sollen via XPR-Shift und sequentieller Bilddarstellung erfolgen, wie es in dieser Preisklasse üblich ist. Als Lichtquelle fungiert die „TriChroma“-Technologie mit einer Lebensdauer von über 25.000 Stunden. Hierbei handelt es sich um RGB-Laserdioden, die eine Lichtausbeute von maximal 1.600 Lumen erzielen und das riesengroße Rec.2020-Farbspektrum mit 120 Prozent abdecken sollen.

Das von den hauseigenen Fernsehern bekannte VIDAA-Betriebssystem bringt jede Menge Apps mit. Via Apple AirPlay können Filme, Spiele und Fotos direkt vom iPhone, iPad oder MacBook übertragen werden. Gesteuert werden können diese Zuspieler mit der implementierten „HomeKit“-Technologie. Bluetooth, Sprachsteuerung und zahlreiche Streamingdienste komplettieren die smarten Funktionen. Zu unserer Überraschung wird neben HDR10, HLG und Dolby Vision auch HDR10+ unterstützt (siehe Kasten).

Wer den Beamer kalibrieren möchte, dem stehen ein 6-Achsen-CMS für den Farbraum, ein Gamma-Equalizer sowie 2- bis 20-stufige Gain/Offset-Regelungen zur Verfügung, die allesamt tadellos funktionieren.

Die nicht hinterleuchtete Fernbedienung besitzt logisch angeordnete Tasten, die sich auch in dunkler Umgebung gut erfühlen lassen. Die Streamingdienste Netflix, Disney+, Prime Video und YouTube lassen sich direkt aufrufen.

Hohe Auflösung: Unsere Ausschnittsvergrößerung zeigt, dass praktisch alle vertikalen Streben am Brückengeländer vom C1 reproduziert werden.

Autofokus: Nach jedem Einschalten oder auf Knopfdruck stellt sich die Schärfe selbstständig ein.

Alle Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite: HDMI 2 unterstützt eARC, zusätzlich gibt SPDIF gibt den Ton aus; Audio-Out für Kopfhörer, zwei USB-Ports und eine LAN-Buchse komplettieren das Anschlussfeld.

Laut Hisense unterstützt der C1 neben den statischen HDR-Formaten HDR10 und HLG (Hybrid Log Gamma) auch die dynamische Variante Dolby Vision. Während unserer Tests haben wir festgestellt, dass der C1 auch HDR10+ beherrscht, das der Hersteller bislang weder beworben noch ausgewiesen hat. Allerdings gibt es kein Menü für HDR10+. Stattdessen werden diese Bildsignale unter der Anzeige HDR10 mit aufgeführt und projiziert. Die Vorteile von Dolby Vision und HDR10+ sind, dass jedes Bild anhand der hinterlegten Metadaten individuell (dynamisch) angepasst projiziert wird. Auf diese Weise wird die Maximalhelligkeit des Projektors ausgeschöpft, und zwar Frame für Frame. Im Rahmen der Kalibrierung ist zu beachten, dass für HDR10 (HDR10+) und Dolby Vision die Einstellungen für Bildmodus, Farbe, Schärfe und Gamut in allen Modi separat hinterlegt werden müssen. Allenfalls die Parameter des Weißpunktes werden vom Beamer selbstständig übernommen.

Unser 4K-Blu-ray-Player gibt „Elvis“ nur deshalb in HDR10+ aus, weil der Hisense C1 es unterstützt.

Installation und Bedienung
Die darstellbare Bildgröße beziffert Hisense mit 65 bis 300 Zoll. Wer nun auf ein sehr flexibles Zoomobjektiv gehofft hat, liegt falsch. Verbaut ist lediglich eine Festbrennweite mit einem Verhältnis von 1,18:1, so dass eine 2,50 Meter breite 16:9-Leinwand aus einer Distanz von 2,95 Meter komplett ausgeleuchtet wird. Sollen größere oder kleinere Bildbreiten dargestellt werden, wird der Beamer entsprechend vor- oder zurückgeschoben. Hierbei bewährt sich der Autofokus, der das projizierte Bild selbstständig bis in die Ecken scharfstellt. Eine automatische Bildanpassung inklusive Geometriekorrektur erleichtert die Aufstellung.

Anschließend wird im Rahmen der Erstinstallation die präferierte Sprache eingestellt und eine Verbindung mit dem eigenen Netzwerk hergestellt. Das gesamte Prozedere finden wir intuitiv und leicht umsetzbar. Neben der Nutzung der Sprachsteuerung, die nur für die Smartfunktionen vorgesehen ist, gelingt die Navigation mit der Fernbedienung durch die Menüs zügig und präzise.

Licht und Farbe
Mit 1.612 Lumen wird die beworbene Maximalhelligkeit von unserem Testgerät im Modus „Dynamisch“ leicht übertroffen, allerdings mit zu kühler Farbtemperatur. Ab Werk ist der „Filmmaker“-Modus aktiviert, der mit nur wenigen Anpassungen die Farbräume Rec.709, DCI-P3 und Rec.2020 jeweils zu 100 Prozent abdeckt. Die Lichtausbeute beträgt kalibriert 1.162 Lumen (HDTV) und 1.582 Lumen (HDR). Diese Werte reichen aus, um Bildbreiten bis zu 3,50 Meter mit 16 Footlambert (HDTV) oder 2,80 Meter mit 32 Footlambert (HDR) zu beleuchten. Der statische Kontrast fällt mit 1.325:1 (On/Off), 1.220:1 (Inbild) und 210:1 (ANSI) in diesem Preissegment gut aus. Der Schwarzwert ist mit 1,19 Lumen hingegen verbesserungswürdig. Der Graustufenverlauf ist auf Referenzniveau mit einem DeltaE 2000 von durchschnittlich 0,6.

Das Betriebssystem VIDAA bringt mit Apple TV+, RTL+, DAZN und Netflix viele Streamingdienste mit.

Der Bildmodus „Dolby Vision Benutzer“ lässt das HDR-Bild hell und mit natürlichen Farben erscheinen.

Bild und Ton
Über alle Helligkeitsabstufungen ergibt sich eine exzellente Farbneutralität, dank des guten Graustufenverlaufes und der ordentlichen Ausleuchtung (Color Uniformity). HDR-Spielfilme wie „Matrix: Resurrections“ haben wir nur selten mit dermaßen sattem Grün gesehen, weil der Rec.2020-Farbraum komplett abgedeckt wird. Darüber hinaus werden HDR-Signale von 0 bis 4.000 Nits im Rahmen des Tone Mappings reproduziert Inhalte darüber, wie sie in „Sully“ vorkommen, clippen indessen ins Weiß. Dunkler gemasterte Filme wie „West Side Story“ dürften auf der Leinwand durchaus heller erscheinen. Hier wäre eine HDR-Pegelanpassung wünschenswert, um dem zu begegnen. Filme in Dolby Vision und HDR10+ wie „Elvis“ und „Top Gun: Maverick“ bestechen mit ihrer strahlend hellen Darstellung und den satten Farben. Die Schärfe ist bis zum Rand herausragend. Ein dunkleres Schwarz wäre zwar erstrebenswert, aber von der exzellenten Farbdarstellung, Helligkeit und Schärfe profitieren Bildsignale in HDTV gleichermaßen. Mit aktivierter Zwischenbildberechnung wird das technologisch bedingte Pulldown-Ruckeln vollständig behoben. Letztendlich ist der Hisense C1 mit 27 Dezibel im hohen Laserlicht-Modus kaum noch im Raum zu hören. Der DLP-Regenbogen-Effekt (RBE) fällt gering aus, so dass diesbezüglich auch empfindliche Gemüter einen Blick riskieren können.

Das implementierte JBL-Soundsystem überrascht positiv mit 2 x 10 Watt und seinem verhältnismäßig druckvollen Sound, der es mit günstigen Fernsehern aufnehmen kann, aber natürlich weder Surround-Anlage noch Soundbar ersetzt.

Der Testbericht Hisense C1 (Gesamtwertung: 76, Preis/UVP: 2.000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 2-2024 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

76 Gut

Der Hisense C1 ist ein leiser 4K-Wohnzimmer-Beamer mit langlebiger RGB-Laserlichtquelle, der vor allem mit großem Farbspektrum und guter Schärfe zu gefallen weiß. Das Ausstattungspaket ist mit Autofokus, kompletter HDR-Unterstützung und zahlreichen Apps prall gefüllt.

Michael B. Rehders

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