Hisense 65U7KQ (Test)

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1.500 Euro für einen 65-Zöller mit Mini-LED-Technik – zumindest auf dem Papier hat Hisense mit dem 65U7KQ ein richtig attraktives Paket geschnürt. Zum Vergleich: Der Sony XR-65X95L aus diesem Testfeld, der ebenfalls mit Mini-LEDs arbeitet, kostet 1.200 Euro mehr. Statt 1.600 Dimmingzonen wie der Sony setzt der Hisense nach Angabe des Herstellers „bis zu 500 Dimmzonen“ ein und vertraut zudem auf Quantum Dots. In der Tiefe kommt der U7KQ, den es auch in 55 und 75 Zoll gibt, inklusive Anschlüssen auf 7,6 Zentimeter. Für die Wandmontage unterstützt der Hisense alle Halterungen am Markt, die die VESA-Norm 400 x 300 Millimeter beherrschen. Positiv überrascht uns die Materialauswahl für den 65-Zöller: Statt Kunststoff kommt für einen Teil des Fußes und für den Rahmen Metall zum Einsatz, wodurch der Apparat hochwertig und robust wirkt.

Ausstattung und Praxis
Respekt, der 65U7KQ punktet auch beim Thema Ausstattung. So beherrscht er mit HLG, HDR10, HDR10+ Adaptive und Dolby Vision IQ alle aktuellen HDR-Formate, hinzu kommt Dolby Atmos. Gut für Gamer: Von den vier HDMI-Ports erfüllen zwei die 2.1-Spezifikationen mit dem Auto Low Latency Mode (ALLM), Variable Refresh Rate (VRR) und 4K-Wiedergabe mit 120 Hertz. Bei 4K-Spielen ermöglicht der Fernseher sogar eine Wiederholrate von 144 Bildern pro Sekunde. Wie es in dieser Preisklasse üblich ist, sind die Tuner für Kabel, Satellit und DVB-T2 jeweils nur einfach verbaut. Das hat Nachteile beim Aufnehmen von TV-Programmen über angeschlossene USB-Festplatten, weil man während eines Mitschnitts nicht den Sender wechseln kann. Time-Shift ist ebenfalls möglich. Zur Ausstattung gehören ferner zwei USB-Ports, ein Kopfhörerausgang und ein „CI+“-Slot zum Empfang verschlüsselt ausgestrahlter Programme.

An Bord werkelt ein Quad-Core-Prozessor. Das Bedientempo ist gut, Menüwechsel gelingen flott, Apps starten ebenfalls schnell. Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) analysiert der Hisense Szenen in Echtzeit und passt Farben, Kontrast, Helligkeit, Auflösung und Details in Eigenregie an. Als Bedienoberfläche nutzt der 65-Zöller das seit Langem bekannte VIDAA, jetzt in Version U7. Der Startbildschirm ist personalisierbar, bevorzugte Apps lassen sich individuell anordnen, außerdem können Benutzerprofile eingerichtet werden. Das Setup gelingt per Fernbedienung oder über die für iOS und Android erhältliche „VIDAA“-App (siehe Kasten). Die Benutzeroberfläche wirkt in der aktuellen Version modern und frisch, vor Google TV, Android, Samsungs Tizen OS oder Panasonics My Home Screen muss sich Hisense auf keinen Fall verstecken. Dies trifft auch auf die App-Auswahl zu (mehr auf Seite 48). Einige der Video-Portale erreicht man direkt über die handliche Fernbedienung mit hochwertigem Aluminium-Gehäuse. Hier befindet sich auch eine Taste für die Sprachassistenten Amazon Alexa und VIDAA Voice. Bild- und Tonmenü des 65-Zöllers sind logisch aufgebaut. Zum Streamen unterstützt er neben der „VIDAA“-App auch Google Chromecast, Apple AirPlay, Anyview Cast und Bluetooth. Gamer freuen sich über ein extra Spiele-Menü, das unter anderem über eine FPS-Anzeige verfügt, Infos zum aktuellen VRR-Status gibt und die Helligkeit verändern lässt.

Alu-Außenhülle: Der Steuerstab ist hochwertig verarbeitet und kompakt, er liegt gut in der Hand. Disney+, Deezer, Netflix, YouTube und Amazon Prime Video lassen sich über Direktwahltasten erreichen. Die Mikrofontaste gewährt den Zugriff auf Amazon Alexa und VIDAA Voice. Die Tasten könnten etwas weiter auseinander liegen, die einzelnen Druckpunkte überzeugen jedoch.

VIDAA U7: Schick, ansprechend und funktional – die Hisense-Oberfläche ist echte Konkurrenz für die großen Mitbewerber aus Japan und Südkorea.

Individualisierung: Jedes Familienmitglied kann sich ein eigenes Profil erstellen, damit es von personalisierten Programmvorschlägen profitiert.

Sprechstunde: „VIDAA Voice“ listet alle verfügbaren Sprachbefehle auf, mit denen man den 65-Zöller komfortabel durchforsten kann.

Die kostenlose „VIDAA“-App für mobile Android- und iOS-Geräte bietet Nutzern einen echten Mehrwert. Im Bereich „Apps“ hat man so blitzschnellen Zugriff auf die bevorzugten Anwendungen und kann beispielsweise Streamingdienste auf dem 65-Zöller extrem flott starten. „Favoriten“ erlaubt das Anlegen eigener Sammlungen mit persönlichen Watchlists, in denen man Filme und Sendungen für einen späteren Abruf hinterlegt. „Media“ wiederum gestattet den unkomplizierten Zugriff auf Musik, Fotos und Videos, die auf dem Mobilgerät gespeichert sind und durch einen Fingertipp auf dem Hisense-TV wiedergegeben werden können. Darüber hinaus erlaubt „VIDAA“ die vollumfängliche Steuerung des 65U7KQ. Sender und Lautstärke lassen sich wechseln, man hat Zugriff auf die Sprachassistenten, kann Eingangsquellen wählen und jederzeit zum Startbildschirm zurückkehren.

Streamen und Steuern: Die kostenlose „VIDAA“-App bietet schnellen Zugriff auf zahlreiche Apps, außerdem kann man den Flat-TV komfortabel steuern.

Bild- und Tonqualität
Qualitativ sind wir von der Bewegtbilddarstellung des 65U7KQ auf Anhieb positiv überrascht. Eine New-York-Doku auf YouTube begeistert ob ihrer enormen Schärfe, der sehr leuchtenden und natürlichen Farben und der tollen Plastizität. „Dynamisch“ liefert die optimalen Einstellungen für sehr helle Umgebungen und sogar noch recht realistische Darstellungen, während das „Filmmaker“-Setting die natürlichsten Farben abbildet, gleichzeitig aber immer noch Wert auf eine sehr akzeptable Schärfe legt. Während es bei LCD-Fernsehern in der Regel keine Rolle spielt, bei wie viel Weißanteil man die Helligkeit misst, reagiert der Hisense hier bei unserer Messung durchaus sensibel. Nach mehreren Messdurchgängen ist klar: Im 25-Prozent-Weißfeld agiert der 65-Zöller jeweils am hellsten. So leuchtete dieser im „Dynamisch“-Modus mit 666 Candela, im „Standard“- mit 755 und im besten „Filmmaker“-Modus gar mit 764 Candela. In letzterem Setting zeigt unser Spektrometer bei einem Weißanteil von 10 Prozent 607 Candela an, bei einem Anteil von 50 bzw. 100 Prozent lesen wir 660 bzw. 535 Candela ab – die Helligkeit des 1.500-Euro-Flachmanns überzeugt. Und auch der ANSI-Kontrast von 2.900:1 ist besser als erwartet. HDR-Titel wie „Formula 1: Drive to Survive“ sehen dynamisch und farblich druckvoll aus, die Feinzeichnung ist klasse – auf der Rennpiste wird jede noch so kleine Reifenspur sichtbar – und auch die Bewegungsdarstellung kann sich sehen lassen. Dafür sollte man die „Bewegungskompensation“ auf „Klar“ stellen. Die Blickwinkelstabilität ist für einen Fernseher in dieser Preisklasse überdurchschnittlich gut und richtig stark. Chapeau!

Ausgewogen: Im „Filmmaker“-Modus trifft der Hisense die Farben bei SDR-Darstellungen präzise, hier ist kein manuelles Nachjustieren erforderlich.

Nicht perfekt: Bei Rot, Grün und Gelb haben wir im DCI-P3-Spektrum kein optimales Ergebnis erzielt, alle anderen Messpunkte sind aber sehr gut getroffen.

Gratis-Filme: Im Bereich „VIDAA free“ schlummern zahlreiche kostenlose Streaming-Inhalte, die von Pluto TV zur Verfügung gestellt werden.

Gut ausgestattet: Twin-Tuner fehlen beim Hisense zwar, dafür verfügen zwei der vier HDMI-Schnittstellen über den aktuellen Standard 2.1.

Die positiven Nachrichten reißen nicht ab. Auch bei der Schwarzdarstellung überzeugt der 65U7KQ. Für das bestmögliche Ergebnis sollte man im „Filmmaker“-Modus das „Local. Dimming“ auf „Hoch“ stellen. Dann ist ein bildschirmfüllender schwarzer Hintergrund wie die Kapiteleinblendung in „Deutschland von oben“ mit weißer Jahreszeit in der Mitte bei frontaler Draufsicht wirklich tief schwarz, der helle Hof um die weiße Schrift ist dezent. Der deutlich teurere Sony XR-65X95L schneidet hier etwas besser ab, spielt aber auch in einer anderen Preisregion. Bei seitlicher Perspektive hellt das Schwarz minimal auf, auch der graue Lichterkranz um die Einblendung wird etwas größer. Unter dem Strich liefert der Hisense aber auf hohem Niveau ab, die Homogenität der Ausleuchtung ist top. Cinemascope-Balken bereiten Freude, ist der Raum nur minimal beleuchtet, verschwinden die genannten Defizite gänzlich.

Das Soundsystem mit Atmos-Unterstützung leistet 40 Watt. Der Sprecher der Doku „Deutschland von oben“ ist klar zu verstehen. Im Tonmodus „Kino“ ist die Klangbühne des 65-Zöllers recht breit, die Akustik füllig. Auch musikalisch hat es der Mini-LEDler drauf: Er intoniert sauber und angenehm druckvoll selbst bei höheren Pegeln.

Der Testbericht Hisense 65U7KQ (Gesamtwertung: 80, Preis/UVP: 1.500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 9-2023 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

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