Heco Ambient-Serie (Test)

0

Heco erweitert das eigene Lautsprecher-Programm um die Wandlautsprecher-Serie Ambient. Die sollen genauso gut klingen wie ihre freistehenden Kollegen.

Der Name der neuen Lautsprecher-Serie von Heco, „Ambient“, weist schon darauf hin: Lautsprecher zur Wandmontage sind nicht mehr reine Problemlöser, sondern sollen Augen und Ohren auch in modernen Wohnzimmern gefallen. Heco unterstützt diesen Anspruch mit einer schlanken
Bauweise, beide im 2.000 Euro teuren Testset verwendeten Boxentypen sind nur 22,5 Zentimeter breit. Sie werden in mattschwarzer und mattweißer Ausführung angeboten und bringen je drei Frontbespannungen mit unterschiedlichen Stoffen mit.

Zur Wandmontage tragen alle Typen spezielle Blechwinkel auf der Rückseite, die sich an in die Wand gedrehte Schrauben einhaken lassen und eine senkrechte und waagerechte Montage erlauben. Wer es noch flexibler mag, kann zu aufpreispflichtigen VESA-Halterungen greifen, für die passende Gewindeeinsätze in den Rückseiten untergebracht wurden.

Technik
An der eingesetzten Technik ist deutlich erkennbar, dass Heco der Ambient-Serie nicht weniger Gewicht beimisst als den herkömmlichen Lautsprechern. So weisen die 13-Zentimeter-Tieftöner ebenfalls eine hochwertige Membran aus dem sogenannten Kraftpapier auf. Durch die Verwendung von langen Holzfasern und deren spezielle, aufwändige Verarbeitung ist dieses Material steifer als übliches Papier und bringt zudem eine höhere innere Dämpfung mit. Dadurch werden die Membranen resonanzarm und arbeiten bis weit über ihren genutzten Frequenzbereich sauber. Die für Front und Center genutzte Box Ambient 44F bringt zwei dieser Tieftöner mit, die den Hochtöner in die Mitte nehmen. Die als Surround genutzten Ambient 22F haben nur je ein Basschassis. Beide Boxentypen sind als Bassrefl exgehäuse ausgelegt, die Öffnungen sind als designprägende Elemente in den Frontplatten untergebracht.

Das Chassis des Ambient-Subs ist in seinem Boden eingebaut, genauso wie das Bedien- und Anschlussfeld. Zum problemlosen Bestücken von Letzterem liefert der Hersteller Cinch-Winkeladapter und ein spezielles Netzkabel mit.

Ebenfalls von den „normalen“ Lautsprecher-Serien, namentlich der Aurora-Baureihe, bekannt ist der Hochtöner, der mit seinem ungewöhnlichen Montageflansch sofort ins Auge fällt. Heco nennt das „Fluktus-Geometrie“ und verspricht sich davon ein besonders kontrolliertes und über den gesamten Frequenzbereich der Kalotte gleichmäßiges Rundstrahlverhalten. Die 28 Millimeter durchmessende Kalottenmembran besteht aus beschichteter Seide und wird von einem kräftigen Magnetsystem angetrieben. Dessen Luftspalt ist mit Ferrofluoid versehen, einer öligen, mit feinen magnetisier baren Eisenpartikeln durchsetzten Flüssigkeit, die zum Einen für eine sehr gute Wärmeableitung von der Schwingspule sorgt, zum anderen die Eigen resonanz der Kalotte – meist zwischen 800 Hertz und 1,5 Kilohertz – kräftig dämpft. Dadurch verschwindet der typische Impedanzhöcker bei der Resonanz nahezu vollständig, was die Abstimmung der Frequenzweiche deutlich vereinfacht.

Der Subwoofer Ambient 88F passt optisch perfekt zum Rest des Sets. Er fällt mit nur 16 Zentimetern Höhe extrem flach aus und lässt sich deshalb in vielen Fällen einfach unter dem Sofa verstecken. Alternativ kann man ihn wie seine Ambient-Kollegen an der Wand befestigen, die nötigen Blechwinkel bringt er mit. Die beiden Bassrefl exöffnungen integrierten die Entwickler auf der schmalen Vorderseite des Subwoofers.

Sein 20-Zentimeter-Treiber ist im Boden untergebracht, genauso wie das Bedienfeld. Das erscheint zunächst unpraktisch, ist aber bei näherer Betrachtung egal, weil Pegel und Trennfrequenz nur bei der Einrichtung des Sets justiert werden müssen. Eine Einstellmöglichkeit für die Phase ist nicht vorhanden, die muss man im Zweifelsfall über den AV-Receiver regeln. Die Leistung seines integrierten Schaltverstärkers ist mit 125 Watt unter Heimkino-Gesichtspunkten etwas knapp, dürfte aber für mittlere Pegel problemlos ausreichen.

Lautsprecher direkt auf einer Wand zu montieren, ist nicht nur unter optischen Gesichtspunkten eine Überlegung wert. Denn die Wand im Rücken stärkt die Basswiedergabe jedes Lautsprechers um bis zu 6 Dezibel. Die Begründung dafür ist einfach: Tiefe Töne werden bis zu der Frequenz, deren Wellenläge in die Nähe der Schallwand-Abmessungen kommt, kugelförmig abgestrahlt. Sitzt der Lautsprecher direkt vor der Wand, werden die Töne sofort wieder nach vorn refl ektiert und addieren sich zum Schall von der Membran. Die kleine Zeitverzögerung zwischen direktem und refl ektiertem Signal spielt bei tiefen Frequenzen keine Rolle.

Sie wird erst ab der Frequenz problematisch, ab der die Wellenlänge in den Bereich der Gehäusetiefe, also dem Abstand zur Wand kommt. Dann addieren sich die beiden Signalanteile so ungünstig, dass sie sich gegenseitig auslöschen. Dieser Effekt tritt auch bei den Vielfachen dieser Frequenz auf und bewirkt dann einen sogenannten
Kammfilter-Effekt, der sich in kräftigen, dicht beieinanderliegenden Anhebungen und Auslöschungen im Frequenzgang bemerkbar macht.

Dieser Effekt kann sich klanglich durch hörbare Verfärbungen manifestieren, lässt sich aber minimieren: Tieftöner-Membrangrößen und Gehäuse-Geometrie müssen so gestaltet werden, dass die erste Auslösch-Frequenz erst dann auftritt, wenn der oder die Tieftöner schon nicht mehr rundum abstrahlen, sondern hauptsächlich nach vorn. Dies ist den Heco-Entwicklern mit der Ambient-Serie auch gelungen, es sind bei unseren Messungen keine nennenswerten Kammfi lter-Effekte zu entdecken.

Bei der Bassabstimmung von Wandlautsprechern gibt es zwei Philosophien: Manche Entwickler beziehen die 6-Dezibel-Anhebung in ihre Klangjustage ein und sorgen insgesamt für ein lineares Verhalten. Andere stimmen ihre Boxen im Freifeld linear ab und nehmen den Wand-Boost als angenehmen Effekt mit. Das Heco-Set gehört der ersteren Gruppe an, hier sind bei den Bassfrequenzgängen die Rückwände einkalkuliert.

Bei Ambient 22F und 44F sind die Wandaufhängungen schon vormontiert. Jeweils zwei Schrauben in der Rückwand reichen für die Wandbefestigung aus.

Den Ambient F22 und F44 legt Heco jeweils drei Frontabdeckungen mit unterschiedlichen Stoff-Ausführungen bei.

Tonqualität Surround
Das bestätigt auch die Messung des unverzerrten Maximalpegels: Mit 96 Dezibel macht der Sub keinen riesigen Pegel, ist für gesittete Heimkino-Abende aber durchaus geeignet. Dazu trägt auch die vergleichsweise tiefe untere Grenzfrequenz von 31 Hertz ihren Teil bei. Die Ambient 44F im Center-Horizontalbetrieb zeigt deutliche Mittelton-Einbrüche beim Rundstrahlverhalten. Der Hochtonbereich gestaltet sich demgegenüber aber gleichmäßig.

Der Wirkungsgrad der Ambient-Boxen ist mit knapp 88 Dezibel ordentlich und erlaubt auch den Betrieb an weniger leistungsstarken Verstärkern. Die Frequenzgänge von Front, Center und Surround zeigten eine leichte Präsenzdelle um 2,5 Kilohertz und fielen im Bassbereich relativ früh ab. Letzteres ist Absicht, denn das gleicht die Anhebung durch die direkt angrenzende Rückwand aus.

Wer Angst hat, dass der kleine Subwoofer den Heimkino-Hörspaß vermiest, wird vom Ambient-Set eines Besseren belehrt: Der Bass kommt bis zu mittleren Lautstärkeeinstellungen überraschend kräftig und mit wahrnehmbarem Tiefgang:

Bei der Abschleppwagen-Szene aus „Terminator – die Erlösung“ rummst und kracht es durchaus angenehm und glaubwürdig, wenn man es mit dem Pegel nicht übertreibt. Auffällig war weiterhin, dass die Hecos sich zu keiner Zeit zu Aggressivität hinreißen lassen, sie tönen im Gegenteil immer rund, feinfühlig und stellen zudem eine weiträumige, dreidimensionale Klangbühne zur Verfügung. Das zeigen sie beispielsweise bei „Appalachian Spring“ von der San Francisco Symphony, deren Instrumente sie fein säuberlich im Halbrund anordnen und
auch feine Details sauber herausarbeiten. Sehr angenehm und luftig bringt das Set auch „They Can´t Take that Away From Me“ mit Jane Monheit und John Pizarelli, wiederum ohne jede Aggressivität, aber trotzdem wohldefiniert.

Ein Betrieb der Ambient 44F ohne Subwoofer im Stereo-Modus ist zwar möglich, abgerundeter klingen sie aber mit der Unterstützung des Ambient 88F. Das zeigt sich schnell bei „Nick of Time“ von und mit Bonnie Raitt, bei dem ihre Band und sie mit sauber einjustiertem Sub glaubwürdiger und erwachsener klingt. Sehr angenehm ist die in Breite und Tiefe wohldefinierte Räumlichkeit, die auch nicht leidet, wenn man den Lautstärkeregler mal weiter aufdreht.

Der Testbericht Heco Ambient-Serie (Gesamtwertung: 78, Preis/UVP: 2000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

78 Gut

Ist noch ein Plätzchen an der Wand neben dem Fernseher frei? Dann sollten Sie sich das Ambient-Set von Heco ganz genau anschauen und -hören. Auf Wunsch lässt sich Optik durch die drei mitgelieferten Frontbespannungen individuell anpassen.

Michael Nothnagel

Antworten