Harman Kardon Citation Tower (Test)

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Mit der „Citation“-Serie hat sich Harman das „Audio-Streaming“ groß auf die Fahnen geschrieben. Die Reihe umfasst Smart-Speaker, Soundbars, Surround-Speaker und Subwoofer. Die „Tower“-Lautsprecher sind das Flaggschiff, konträr zu kleineren Citation-Speakern sind die Türme für den Stereo-Betrieb ausgelegt und nur im Pärchen für 2.500 Euro verfügbar.

Allen Citation-Boxen gemein ist die auffällige und wahlweise schwarze oder graue Stoffbespannung des dänischen Design-Textilherstellers Kvadrat, die fast die kompletten Lautsprecher umhüllt und laut Harman schmutzabweisend und schwer entflammbar ist. Ob sich das Design im Wohnzimmer besser macht als ein Holz-Lautsprecher, hängt letztendlich vom Geschmack des Besitzers und den räumlichen Gegebenheiten ab.

Wie jedes Citation-Modell lassen sich die Towers mit anderen Citation-Speakern koppeln, etwa einem Subwoofer zur Bassunterstützung oder mit einer Soundbar, womit die beiden Türme als vordere Links/Rechts-Boxen in einer Surround-Anlage antreten können.

Innere Werte
Unter der nicht abnehmbaren Stoffverkleidung der 1,16 Meter hohen Lautsprecher hat Harman einige Treiber aufgefahren: In jeder Box arbeitet ein 3-Wege-System mit einem 25 Millimeter großen Hoch­töner sowie zwei 4-Zoll-Tieftönern; je einer über und unter dem Hochton-Chassis.

Ein 8 Zoll großer Woofer sitzt nahe des Fußes und strahlt nach unten ab; der Schall strömt aus seitlichen Öffnungen. Zur besseren Bassausbeute wurde ein Bassreflexrohr verbaut. 200 Watt Verstärkerleistung stehen jeder Aktiv-Box zur Verfügung, die Stromkabel sind 1,8 Meter lang. Deckplatte und Standfuß sind aus Aluminium, die Boxen stehen kippsicher.

Das steckt drin: Der Woofer-Treiber sitzt ganz unten und strahlt Richtung Boden; Schall tritt durch seitliche Öffnungen aus. Das Horn im Inneren ist ein Bassreflexrohr mit Austrittsöffnung an der Rückseite.

Streaming ist Trumpf
Als Smart-Lautsprecher setzen die Citation-Türme eine vernetzte Infrastruktur voraus. Für die Ersteinrichtung ist Googles Home-App erforderlich, die auch das WLAN (2,4 und 5 GHz) der Speaker einrichtet. Analog oder über Kabel braucht man den Towern aufgrund fehlender Anschlüsse hingegen nicht zu kommen. Auf der Rückseite der Türme findet man nur Kontakte für Stromkabel und Service. Zwar passt sich Harman Kardon mit diesem Buchsen-Sparkurs dem Smart-Speaker-Trend an, bei Boxen mit audiophilem Anspruch hätten wir aber gerne auch einen Blu-ray-Player über Toslink, Koax oder am besten gleich per HDMI angeschlossen.

Gestreamt wird über Chromecast, Bluetooth und AirPlay. Über die Home-App können Multiroom-Lösungen eingerichtet werden und auch das Musik-Streaming gelingt denkbar einfach: Entweder direkt aus der Home-App heraus mit eingefügten Apps wie Spotify, TuneIn und Youtube – oder dank Chromecast-Unterstützung über kompatible Apps von Drittanbietern. Per Home-App lässt sich auch Googles Sprachsteuerung nutzen, hierfür wurden Mikrofone in einen der Türme integriert. Diese lassen sich bei Bedarf deaktivieren, um die Privatsphäre zu schützen. Harman selbst bietet keine App und auch keine Fernbedienung für die Towers an. Lautsprecher-Einstellungen oder Settings für den Bass-Equalizer müssen über das farbige Touch-Display an der Oberseite eines der Türme gemacht werden.

Das hochaufl ösende Touch-Display wird für die Grundeinstellungen der Lautsprecher benötigt. Neben der Quellenwahl
gibt es Sonderfunktionen wie etwa einen Bass-EQ unter „Optionen“ und die Mikrofon-Stummschaltung.

Da die Towers in erster Linie highfidele Lautsprecher sein wollen, gibt es keine Klangprogramme wie bei Soundbars. Für die manuelle Tonjustagen steht lediglich ein Bass-Regler bereit, Mitten und Höhen lassen sich hingegen nicht manipulieren. Auch eine Einmessung der Boxen auf den Hörraum ist nicht möglich.

Tonqualität
Mit dem klassischen Smart-Speaker-Sound haben die Harman-Türme nichts gemein. Hier spielen vollwertige Lautsprecher, die sich klanglich nicht hinter ihren Passiv-Kollegen mit ähnlichen Abmessungen verstecken müssen. Auf Anhieb gefiel die stressfreie Wiedergabe, die viele Details aufdeckte, ohne dabei hart oder spitz zu klingen. Dank ihrer warmen und nicht übermäßig analytischen Abstimmung klingt auch stark komprimierte Streaming-Kost überraschend gut. Harter Metal-Sound tönte fast schon etwas zu weich. Die Mittenlagen klangen harmonisch und ebenso angenehm, Stimmen boten Volumen sowie Klangfarben.

Der oben liegende Touch-Screen erlaubt die tiefergehende
Bedienung und Einstellung der Citation Towers.
Vier Farb-LEDs an der Front schimmern durch den Stoff
und zeigen den Betriebsstatus an.

Im direkten Vergleich mit ähnlich teuren Standboxen von Nubert (nuLine 334) fiel die etwas natürlichere bzw. authentischere Spielweise der gleich teuren Passiv-Schallwandler aus Schwäbisch Gmünd auf. Auch im Hochton lösten die Nuberts feiner auf und schälten Zisch- bzw. S-Laute klarer heraus – was bei Streaming-Music jedoch auch von Nachteil sein kann, wenn zirpende Kompressionsartefakte sich hörbar in den Vordergrund drängen.Unten herum spielten die Harman-Boxen stets souverän, Bässe drückten präzise und kräftig. Für den Extra-Kick an Hip-Hop-Bassbeben sollte man den Citation-Sub in Erwägung ziehen, fürs normale Musikhören reicht die Bass-Performance aber locker.

 

Harmans „Citation Sub“ kann für 800 Euro separat erworben werden. Mit 44,7 x 33,4 x 36,7 (H/B/T) Zentimetern und rund 14 Kilo Gewicht fällt der Basswürfel recht stattlich aus, was sich im Hörtest (in Ausgabe 4-2020) mit kräftigen wie tiefen Bässen auszahlte. 200 Watt stehen einem 10 Zoll großen Chassis zur Verfügung, das komp­lett im Inneren des Woofers verschwindet – Schall tritt nur durch eine große Öffnung auf der Rückseite aus.

Harmans „Citation Sub“ kostet
800 Euro. Der ovale Basskünstler lässt
sich ausschließlich mit Geräten von
Harmans Citation-Serie betreiben.

Ebenfalls auf der Rückseite gibt es einen Reset-Knopf, ein Status-Lämpchen sowie einen Service-Port; Anschlüsse sowie Klangregler fehlen indes. Das Zusammenspiel gelingt daher ausschließlich mit Harman-Produkten der „Citation“-Serie, die Kommunikation erfolgt per Funk.
Das laut Harman „Premium industrial design“ verdankt der Citation Sub seiner Texilverkleidung des dänischen Herstellers Kvadrat, das einen Großteil des Korpus umspannt – analog zu allen Citation-Boxen, was für einen einheitlichen Look sorgt. An Farben stehen Grau und Schwarz zur Wahl. Die obere Platte ist aus Aluminium.

In der Disziplin Räumlichkeit lockten die Türme mit einer punktgenauen Phantom-Mitte und körperhafter Abbildung von Instrumenten. Die Bühne erstreckte sich mehr in die Breite als Tiefe.

Der Testbericht Harman Kardon Citation Tower (Gesamtwertung: sehr gut, Preis/UVP: 2500 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

sehr gut

Die „Citation Tower“ von Harman Kardon trumpfen nicht nur mit extravaganter Optik und vielen Streaming-Optionen auf, sondern klingen auch hervorragend. Ein Schnäppchen sind sie freilich nicht.

Andreas Oswald

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