Epson LS11000W (Test)

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Eigentlich hatten wir für diesen Herbst mit einem Update des beliebten Epson TW9400 gerechnet. Stattdessen bringt der Hersteller mit dem LS11000W einen neuen Laser-Projektor auf den Markt, der zwar mehr kostet, aber dafür alles (noch) besser machen soll.

Kaum ein Hersteller vermag es, so erfolgreiche Heimkino-Beamer herzustellen wie der japanische Druckerriese Epson. Dabei ist das Rezept gar nicht so schwierig: Epson-Projektoren sind in Aufstellung und Bildeigenschaften so konzipiert, dass sie vor allem in Wohnzimmerkinos ihre optimalen Bildeigenschaften entfalten. Dabei steht nicht immer die bestmögliche Perfomance im Vordergrund, sondern eine gute Gesamtmischung. Wenn man das in einem attraktiven Gehäuse verpackt und zu einem bezahlbaren Preis anbietet, steht dem Prädikat „Volksbeamer“ nichts mehr im Wege. Zu dieser Gattung gehörte zweifelsohne der Epson TW9400, der seit Jahren zu einem der meistverkauften Wohnzimmer-Projektoren gehört. Doch inzwischen nagt der Zahn der Zeit an dem Modell, es wurde Zeit für eine komplett neue Generation, die möglichst alles besser kann.

Bühne frei für den LS11000W. Im Vergleich zum TW9400 soll er nahezu alles besser können: Heller, schärfer, bunter und dank Laserlichtquelle langlebiger und wartungsfrei soll er sein. Wenn diese Ziele alle umgesetzt wurden, steht dem Erfolg eigentlich nichts im Wege, außer dem Preis, denn der gehört mit 4.700 Euro nicht mehr zur preislichen Mittelklasse, sondern zu Oberklasse, an die von Kunden zwangsläufig strengere Kriterien angesetzt werden.

Kein Design-Wunder, aber sehr zuverlässig in der Übertragung und gut strukturiert ist die Fernbedienung, die
 kaum verändert wurde. Sie erlaubt zudem die Bedienung von Zuspielern. Auf Wunsch kann man die Tasten zum Leuchten bringen.

Ausstattung und Technik
Äußerlich ist man erst einmal von der Ähnlichkeit des Chassis zum TW9400 überrascht: Mit nahezu identischen Maßen und einem kaum veränderten Design wirkt der LS11000W eher wie ein Update, als wie eine Revolution. Doch der erste Eindruck täuscht, denn bei den inneren Werten ist kein Chip auf dem anderen geblieben, vieles wurde radikal verändert. Besonderes Augenmerk liegt hier auf der Lichtquelle: Während herkömmliche UHP-Lampen in ihrer Lebensdauer und den laufenden Kosten einer Alltagsnutzung eher im Wege standen, soll die neue Laserlichtquelle den LS11000W so lang lebig und günstig machen wie einen Fernseher. Dieser Wechsel ist auch der Hauptgrund für den höheren Preis, denn farblich optimierte Laser-Projektoren gestalten sich technisch nach wie vor erheblich aufwändiger als lampenbasierte Geräte.

Wie beim Vorgänger entspricht die native Auflösung der drei verwendeten LCD-Panels (3LCD) 1.920 x 1.080 Bildpunkten, das gekoppelte optische Pixelshift vervierfacht die Auflösung (nach Vorbild der XPR-Technologie bei DLP-Projektoren), so dass die Detaildarstellung näher an die native 4K-Konkurrenz von JVC und Sony heranreichen soll.

Auch bei der Signalverarbeitung hat sich einiges getan: Die HDMI-Eingänge liegen nun im aktuellen 2.1-Standard vor und ermöglichen eine 4K-Wiedergabe mit 120 Hz, was vor allem Gamer zu schätzen wissen. Zudem arbeitet die Zwischenbildberechnung (Frame Interpolation) nun auch bei 4K-Zuspielung und soll zudem eine höhere Bewegungsschärfe liefern. Auf der anderen Seite wurden alle positiven Parameter, die den Vorgänger so erfolgreich machten, beibehalten, allem voran der motorische optische Lensshift und der große Zoombereich. Einen Wermutstropfen gibt es aber doch: Die 3D-Unterstützung wurde wegrationalisiert.

Licht und Farbe
Ein Wohnzimmer-Allrounder muss vor allem eines sein: lichtstark! Denn nur helle Projektionen können sich gegen Fremdlicht durchsetzen. Entsprechend hoch ist die Werksangabe mit 2.500 Lumen angesetzt, die wir im Testlabor überprüft haben. Hier lieferte unser Testexemplar mit maximal 2.520 Lumen praktisch eine Punktlandung. Auch durch die farbliche Kalibrierung auf die D65/6500KVideonorm geht wenig verloren, netto verbleiben rund 2.100 Lumen. Zieht man jetzt noch in Betracht, dass die Laserlichtquelle über Tausende von Stunden keinen signifikanten Lichtverlust aufweist, ist der LS11000W zweifelsohne einer der hellsten Beamer am Markt und erfüllt die Grundanforderung an einen Wohnzimmerprojektor. Allerdings muss angemerkt werden, dass der LS11000W diese Helligkeit nur bei einer wahrnehmbaren Belüftungslautstärke erreicht. Auf ein angenehm niedriges Level fällt sie erst, wenn man die in 5-Prozent-Schritten regulierbare Lichtleistung auf 75 Prozent drosselt, was in hellen 1.600 bis 1.800 Lumen resultiert.

Besonders helle Projektoren leiden meist unter einem geringeren Kontrast und eher grauem Schwarzwert. Epson gibt in den technischen Daten diesbezüglich einen wenig aussagekräftigen Wert von 2.500.000:1 an, der sich aus der vollkommenen Laser-Abschaltung bei vollschwarzem Testbild ergibt. Daher haben wir differenziert nachgemessen: Der native, also der vom Panel erzeugte Dynamikumfang beträgt maximal 2.500:1, nach Kalibrierung 2.000:1. Das ist ein eher durchschnittlicher Wert, der sich in einem blaugräulichen Schwarzwert in dunklen Filmszenen bemerkbar macht. Doch ein angenehmer Nebeneffekt der im LS11000 leuchtenden Laserdioden ist die Tatsache, dass sie in Echtzeit gedimmt werden können und so die adaptiven Iris-Blenden, die bei Epson-Modellen nie optimal funktioniert haben, ersetzen. Das Laserdimming lässt sich im Bildmenü aktivieren, aber nicht dosieren, mit speziellen Testbildern haben wir die reale Dynamiksteigerung ermittelt: Der native Kontrast wird auf rund 10.000:1 verfünffacht, indem der Schwarzwert in dunklen Szenen abgesenkt wird, die dadurch mehr Tiefe erhalten. Wer es schwärzer möchte, muss zum für den dunklen Heimkino-Betrieb konzipierten LS12000B greifen, der den doppelten nativen Kontrast bieten soll. Ob er das schafft, muss ein Test in einer der kommenden Ausgaben zeigen.

Doch zurück zum LS11000W: Absolut hervorragend zeigt sich der In-Bild-Kontrast, der mit 400:1 nach ANSI-Messverfahren die meisten Mitbewerber in die Schranken verweist. Gerade bei Wohnzimmerprojektionen macht sich dies bezahlt, wenn eine so genannte Kontrastleinwand zum Einsatz kommt.

Die nächste spannende Frage, die sich stellt: Wie groß ist der Farbraum, den die Ingenieure mit der hohen Helligkeit kombinieren konnten? Der Farbraum des TW9400 war bei ähnlicher Helligkeit kaum gegenüber der HDTV-Norm erweitert. Epsons erster Laser-Heimkinoprojektor LS10000 (Test in 6-2015) hingegen übertraf sogar den Kinofarbraum DCI P3, war aber mit 900 Lumen arg dunkel. Unser Messergebnis zeigt: Zugunsten der Helligkeit ist man Kompromisse in Bezug auf den Farbraum eingegangen: Der HDTV-Farbraum wird erwartungsgemäß abgedeckt, doch der DCI-P3-Farbraum, der bei praktisch allen 4K-HDR-Filmen zur Anwendung kommt, wird nur zu rund 80 Prozent erfüllt. In Kombination mit der hohen Helligkeit reicht dies aber dennoch für ein gutes Ergebnis, zumal bei Rot-, Gelb- und Goldtönen keine Abstriche gemacht werden müssen.

Wenn die Fernbedienung mal nicht greifbar ist, kann man den LS11000 auch am Gerät bedienen.

Das leistungsfähige Objektiv wurde vom TW9400 übernommen.

Auch das kennen wir vom TW9400: Eine Staubschutzblende schützt das Objektiv bei Nichtgebrauch.

Die Anschlüsse liegen vertieft im Chassis und sorgen so dafür, dass die hässlichen Kabelstecker alle im Gehäuse versteckt sind. Bildquellen werden ausschließlich über HDMI zugespielt, die nun nach dem neuen 2.1-Standard arbeiten. Die USB-Ports liefern Strom für optische HDMI-Kabel (300mA) und Streaming-Sticks bzw. fungieren als Serviceport.

Schärfe und Bildverarbeitung
Schon der TW9400 war in der Lage, 4K-Material zu verarbeiten und zu projizieren, allerdings mit einer suboptimalen Detailaufl ösung. Der Grund war seine recht einfache Pixelshift-Technik, die letztendlich nur 4 Megapixel der eigentlich erforderlichen 8 Megapixel erzeugte. Dieses Mankos hat Epson sich angenommen und nach DLP-Vorbild einen Vierfach-Shift verbaut, der rechnerisch auf die volle UHD-Auflösung von 3.840 x 2.160 Pixel kommt.

Der Fortschritt ist sofort sichtbar, tatsächlich erscheint der LS11000 als bisher schärfster Heimkinoprojektor aus dem Hause Epson, was sich vor allem bei Bilddiagonalen jenseits der 3 Meter bezahlt macht. Um zu überprüfen, wie viel Aufl ösung das neue Pixelshiftverfahren gegenüber der nativen 4K/UHD-Projektion ausreizt, bedienen wir uns einer einfachen Methode: Wir projizieren ein voll aufgelöstes UHD-Bild und vergleichen die Projektion mit dem Original. Hier zeigt sich, dass der LS11000 eine sehr gute Detaildarstellung erreicht, die aber hinter dem Original zurückbleibt. Allerdings handelt es sich bei diesem Auflösungsverlust um winzige Details, die nur bei sehr nahem Sichtabstand oder sehr großen Bildbreiten sichtbar werden. Trotzdem haben in dieser Disizplin Sony und JVC die Nase vorn.

Nicht weniger große Sprünge wurden bei der Bewegungsschärfe gemacht: Nicht nur ist die 120Hz-Zwischenbildberechnung 4K-tauglich und überzeugt durch ein intelligentes Einfügen der fehlenden Bilder, auch die Reaktionszeit der LCD-Panels wurde signifikant erhöht, so dass diese eine erhöhte Schärfe in Bewegungen umsetzen können. Mit aktivierter Zwischenbildberechnung zeigen sich bewegte Elemente fast so scharf wie unbewegte. In dieser Disziplin lässt der neue Epson fast alle DLP-Modelle hinter sich und schließt auf die LCOS-Projektoren auf, die bisher die alleinige Referenz in Sachen Bewegungsschärfe waren. Dieser Gewinn macht sich nicht nur bei Filmen und Fußball, sondern auch bei Videospielen bemerkbar, vor allem bei Nutzung des nun unterstützen 4K-120Hz-Modus. Dass der LS11000 trotz all dieser Verbesserungen weniger Punkte als der TW9400 erzielt, liegt in erster Linie an unseren verschärften Messkriterien.

Menüstruktur und Layout wurden gegenüber dem TW9400 überarbeitet und können nun schneller bedient werden. Auf ein smartes Betriebssystem mit Streaming-Apps hat Epson allerdings verzichtet.

Die neue Laserengine des LS11000 sorgt laut Hersteller nicht nur für eine höhere Lichtausbeute, langlebigere und wartungsfreie Beleuchtung und kürzere Anschalt- und Abkühlzeiten, sondern auch für einen besseren Staubschutz. Durch die geringere Wärmeentwicklung kann der Lichtweg besser verschlossen werden, und ein Teil der Abwärme erfolgt passiv. Dadurch wird weniger Luft bewegt und das LCD-typische Staubrisiko vermindert. Allerdings opfert der LS11000 dafür etwas Aufstellungsflexibilität: Die Kühlluft wird nun an beiden Seiten angesaugt, bei zu geringen seitlichen Abständen kann der Projektor überhitzen.

Die neue Light-Engine ist staubsicherer gestaltet und wird teils passiv gekühlt.

Die beidseitigen, seitlichen Belüftungsschlitze müssen ausreichend freigehalten werden, damit das Gerät nicht überhitzt. Seitlich neben dem Objektiv wird die aufgewärmte Luft aus dem Projektor geführt. Schräge Lamellen verhindern Hitzefl immern vor dem Objektiv.

Da die „Displays“ in einem Digitalprojektor nur fingernagelgroß sind, gestaltet es sich viel schwieriger, hier die vollen 8 Megapixel Auflösung (3.840 x 2.160 Bildpunkte) des UHD-Standards unterzubringen. Gelungen ist dies im Heimkino-Segment bislang nur Sony und JVC, bei Epson findet sich die native 4K-Auflösung nur bei Profigeräten in weitaus höheren Preisklassen.

Stattdessen greift man auf Full-HD-Panels zurück, deren Auflösung durch ein sequentielles optisches Pixelschieben vervielfältigt wird. Bei früheren Epson-Modellen wurde nur diagional „hin und her“ geschoben und die Auflösung auf 4 Megapixel lediglich verdoppelt. Beim LS11000 werden die Pixel im Uhrzeigersinn auf vier Positionen gespiegelt und so rechnerisch die volle UHD-Auflösung erzielt. Allerdings nur auf dem Papier, denn durch Überlappungen wird die Auflösung optisch auf der Leinwand nicht komplett ausgereizt, wie unser Direktvergleich zeigt.

Das neue Epson-Pixelshift arbeitet identisch zum XPR2-System von Texas Instruments.

Der Vergleich zum Original in der Makroaufnahme zeigt: Kleinste UHD-Details bleiben auf der Strecke, das Ergebnis ist insgesamt dennoch gut und besser als beim Vorgänger TW9400.

Bildqualität in der Praxis
In Kombination mit einer Tageslichtleinwand kann der LS11000 im heimischen Wohnzimmer als Ersatz für einen Fernseher dienen. Dank seiner hohen Lichtleistung ist eine komplette Abdunklung der eigenen vier Wände nicht notwendig, die Sonne sollte aber nicht direkt in den Raum scheinen. Für gute Ergebnisse bedarf es zumindest eines „schattigen“ Plätzchens für die Leinwand. Beherzigt man dies, so kann sich das Bild sehen lassen: Die Daily Soap oder Talkshow erstrahlt hell und farbenfroh, durch den hohen In-Bild-Kontrast ist auch die Plastizität angemessen. Nutzt man den LS11000 bei Sportevents für das heimische „Public Viewing“, so kommt zu den gerade genannten Vorteilen die hohe Bewegungsschärfe hinzu, selbst bei schnellen Kameraschwenks verschwimmt das Bild nicht. Dies gilt auch für lange Gaming-Sessions, die der LS11000 mit Bravour meistert.

Nähert sich der Abend, wird in vielen Heimkinos auf Serien oder Spielfilme gewechselt und die Ansprüche an das Bild setzen andere Schwerpunkte. Dank fehlendem Tageslicht bedarf es nicht mehr einer so hohen Lichtleistung und man kann den Projektor auf 60 bis 70 Prozent drosseln, was bei üblichen Bildbreiten zu einer besseren Balance aus Schwarzwert und Helligkeit führt. Bei herkömmlichem Full-HD-Material mit Standard Dynamic Range (SDR) zeigt der LS11000 weder farblich noch in der Schärfe Schwächen, alleine der Schwarzwert in dunklen Szenen könnte besser sein, ein leichter Nebel macht sich hier bemerkbar. Die Weiterentwicklung gegenüber dem Vorgänger TW9400 ist ansonsten deutlich zu sehen.

Die Lichtleistung des LS11000W kann in 11 Schritten gesteuert werden.

Auf Wunsch dimmt die Laserlichtquelle je nach Bildinhalt und erhöht so den Dynamikumfang.

Wechselt man auf 4K-Material mit High Dynamic Range (HDR), so macht der neue Epson noch immer eine gute Figur, kann aber gewisse Schwächen nicht verbergen: Zwar lässt sich dank diverser Einstellmöglichkeiten die wiedergegebene HDR-Helligkeit anpassen, die Schwächen in Schwarzwert und Durchzeichnung bleiben aber weiter sichtbar. Weniger dramatisch, als die Messungen vermuten lassen, macht sich der kleinere Farbraum bemerkbar: Das Bild wirkt strahlend kräftig und die wichtigsten DCI-Farbtöne werden eindrucksvoll wiedergegeben, alleine Grün zeigt sich in Naturaufnahmen etwas gelblich, was das Auge aber schnell verzeiht. Die Schärfeausnutzung des 4K-Materials ist gut, man hat stets einen scharfen Bildeindruck, aber im Vergleich zur nativen Darstellung sind Defizite sichtbar. Alles in allem zeigt der Epson bei allen von uns getesteten Szenarien eine solide Leistung.

Der Testbericht Epson LS11000W (Gesamtwertung: 81, Preis/UVP: 4700 Euro) ist in audiovision Ausgabe 1-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

81 Sehr gut

Wer eine besonders helle, dabei plastische und scharfe Projektion im heimischen Wohnzimmer sucht, ist mit dem LS11000 hervorragend beraten. Er schlägt seinen Vorgänger TW9400 in nahezu allen Belangen, leider auch beim Preis. Für das dunkle Heimkino dürfte sich eher der große Bruder LS12000 empfehlen.

Ekki Schmitt

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