Elac Uni-Fi Reference-Set (Test)

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Koaxialtreiber sind meist aufwändig und teuer. Was den Kieler Boxenbauer Elac nicht davon abhält, solche Treiber zur Basis für die eher preisgünstige Uni-Fi Reference-Serie zu machen.

Unmittelbar eingängig ist der Name „Uni-Fi“ für eine Lautsprecherserie nicht, erst recht nicht, wenn er eine Serie des deutschen Traditionsherstellers Elac bezeichnet. Schon eher wird ein Schuh draus, wenn man weiß, dass diese Serie nicht in Kiel, sondern in Kalifornien entwickelt wurde und der Name ein Spiel mit dem englischen Verb „to unify“, also etwas vereinheitlichen oder vereinen, darstellt. Noch klarer wird´s, wenn man den Entwickler Andrew Jones kennt. Wer weiß, dass diese Boxen-Koryphäe einst für KEF an den Uni-Q-Lautsprecherserien werkelte, der lüftet das Namensrätsel.

Verglichen mit der herkömmlichen Bauweise, nämlich Mittel- und Hochtöner als getrennte Treiber auszulegen, ist ein Koaxialchassis der gleichen Qualitätsstufe erheblich aufwändiger. Zwar fällt materiell der Anschlussflansch für den Hochtöner weg, dieser Spar-Effekt wird aber durch die Notwendigkeit, den Hochtöner im Zentrum der Mittelton-Membran unterzubringen und dabei den Übergang zwischen Hochton-Chassis und Tieftonmembran so glattflächig wie möglich zu gestalten, mehr als ausgeglichen.

Aus diesem Grund greifen nur wenige Hersteller auf Koaxialchassis zurück, obwohl es gute Gründe dafür gibt. Der wichtigste: Egal, wo der Hörer sich befindet, die Signale von Mittel- und Hochtonmembranen kommen aus exakt der gleichen Richtung und zur gleichen Zeit bei den Zuhörern an. Damit wird das Rundstrahlverhalten im Vergleich zur getrennten Bauweise erheblich gleichmäßiger. Das wirkt sich nicht nur auf den Direktschall und die daraus resultierende Raumabbildung aus, sondern sorgt auch für gleichförmigere Raumreflektionen und geringere Klangverfärbungen.

In der Preisklasse der Uni-Fi Reference ist ein Koaxial-Chassis mehr oder weniger ein Alleinstellungsmerkmal, diesen Aufwand scheuen die meisten Hersteller. Der Erfolg, nämlich die überzeugende Klangqualität, gibt Entwickler Andrew Jones aber eindeutig recht.

Der Hochtöner des Elac-Koax bekam eine Seidenkalotte mit 25 Millimeter Durchmesser auf den Weg. Der glattflächige Übergang zur Mittelton-Membran verspricht eine saubere Übernahme zwischen den beiden Schwingeinheiten.

Technik
Bei Elac hat Jones allerdings dafür gesorgt, dass Aufwand und Preis der Serie nicht in High-End-Gefilde abdriften. Was bemerkenswert ist, denn eine gut funktionierende Koax-Technik ist erheblich aufwändiger zu entwickeln und zu bauen (siehe Kasten). Die neue Uni-Fi-Serie ist sogar schon die dritte Baureihe mit dieser Bezeichnung. Der aktuelle Zusatz „Reference“ deutet schon wie bei der Debut-Linie – ebenfalls aus der Feder von Andrew Jones – auf eine grundlegende Überarbeitung der Technik und des Designs hin. Und das ist den Kielern wirklich gelungen: So verfügen sowohl die Tieftöner als auch die Mittelton-Einheit des Koax über eine schwarz eloxierte Membran aus Aluminium. Die der Ersteren sind zudem als Vollkonus ausgeführt, haben also keine resonanzanfällige Staubschutzkalotte in der Mitte. Das macht die Montage der Treiber aufwändiger und schwieriger. Zusätzlich verpassten die Entwickler den Schwingeinheiten eine sogenannte Nawi-Form. Das steht für „nicht abwickelbar“ und weist darauf hin, dass die Membranen von innen nach außen nicht gerade verlaufen, sondern eine Wölbung aufweisen. Damit lässt sich eine größere mechanische Stabilität erreichen, was wiederum eine geringere Empfi ndlichkeit gegenüber Resonanzen nach sich zieht. Darüber hinaus sind sowohl Tieftöner als auch Koax mit stabilen Aluminium-Druckgusskörben ausgestattet, die üppige Belüftungsöffnungen mitbringen. Die sorgen dafür, dass die Membranen und Zentrierspinnen ungehindert schwingen können, ohne durch Luftpolster oder -stauungen behindert zu werden.

Wie bei der Debut-Reference-Serie setzt Elac eine spezielle Variante der Bassreflexöffnung ein, nämlich einen Schlitz am unteren Ende der Gehäuse, dessen Querschnitt sich exponentiell öffnet. Davon versprechen sich die Kieler eine bessere Ankopplung an die Außenluft und weniger Strömungsgeräusche bei hohen Pegeln. Diese „Dual Flare“-Öffnungen werden bei der Front-Standbox UFR52 von zwei herkömmlichen runden Reflexrohren auf der Rückseite unterstützt: Die eine ist mit dem Dual-Flare-Schlitz für die beiden unteren, auf ein gemeinsames Volumen arbeitenden Dreizehn-Zentimeter-Chassis zuständig, die andere für den dritten, obersten Tieftontreiber mit eigenem Gehäuse-Abteil. Die Montageflansche aller Tieftöner weisen einen kleinen Ausschnitt passend zum Koax-Chassis auf, damit die Treiber so nahe wie möglich zueinander untergebracht werden könnten. Das gilt auch für die beiden Tieftöner des Centers UCR52, die den Koax in ihre Mitte nehmen. Der einzelne Tieftöner der Surroundboxen URB62 ist mit 16 Zentimeter Durchmesser etwas größer als die der Front- und Centerboxen, die jeweils 13 Zentimeter aufweisen. Noch kompakter ist das Koaxialchassis mit seinem Maß von 10 Zentimetern. Verblüffend aufwändig hat Andrew Jones auch die Frequenzweiche der Uni-Fi-Lautsprecher gestaltet (siehe Kasten).

Für den Job des Subwoofers schickt Elac einen alten Kämpen ins Gefecht: den SUB 2030, einen der Vorreiter für die Downfi re-Bauweise. Sein 25-Zentimeter-Treiber ist im Gehäuseboden untergebracht, strahlt aber nicht direkt zum Fußboden, sondern auf eine massive Basisplatte, die mit verchromten Distanzstücken unter dem Sub verschraubt ist. Phase und Trennfrequenz lassen sich stufenlos einstellen. Zum alten Eisen zählt der SUB 2030 aber definitiv nicht, wie er mit seiner unteren Grenzfrequenz von 23 Hertz und seinem Maximalpegel von 100 Dezibel im Messlabor unmissverständlich klarstellt. Seine Frequenzgänge zeigen, dass seine Entwickler ihm ein Hochpassfi lter mit auf den Weg gegeben haben, das zum Schutz des Treibers vor zu großen Hüben Frequenzen unterhalb von 23 Hertz steil flankig von ihm fernhält.

Die Frequenzgänge von Front, Center und Surrounds zeigen einen weitgehend linearen Verlauf mit leicht fallender Tendenz bei hohen Frequenzen. Die erkennbaren Welligkeiten sind typisch für die Koax-Bauweise und sind erfahrungsgemäß unkritisch im Hinblick auf etwaige Klangverfärbungen. Der Wirkungsgrad der Elac-Kombi ist mit ca. 82 Dezibel eher gering. Sie benötigt also kräftige Verstärker. Das Rundstrahlverhalten des Centers ist erwartungsgemäß hervorragend, dank der Koax-Bauweise gibt´s auch unter großen Winkeln keinerlei Einbrüche im Mitteltonbereich. Das garantiert nicht nur eine gleich gute Sprachverständlichkeit auf allen Plätzen, sondern lässt auch auf ein sehr homogenes Klangbild hoffen – spielt doch das gleiche Koax-Chassis in allen Boxen des Sets.

Einen bemerkenswerten Aufwand treibt Elac-Entwickler Andrew Jones bei den Frequenzweichen der Uni-Fi Reference-Serie. Zum Einen durch die Dreiwege-Bauweise: Der Koax muss für die Weiche eben doch als zwei getrennte Chassis – und damit Wege – behandelt werden. Das verdoppelt bereits den Aufwand gegenüber einer in dieser Preisklasse eher üblichen Zweiweg-Konstruktion. Schon bei der Surroundbox UBR62 musste die Weiche sozusagen doppelstöckig angelegt werden, mit zwei übereinander montierten Platinen, sonst hätte es Platzprobleme gegeben.

Darüber hinaus wählte Jones als Trennfrequenz zwischen Tief- und Mitteltonbereich sehr tiefe 240 Hertz. Das bedeutet große Spulen und Kondensatoren, was den Preis abermals in die Höhe treibt. Denn dieser steigt mit wachsender Bauteile-Größe exponentiell – soll heißen, ein Kondensator mit dem doppelten Wert kostet nicht etwa das Doppelte, sondern schlägt mit dem drei- oder vierfachen Betrag zu Buche.

Als Doppeldecker baut Elac die komplexe Weiche der Uni-Fi Reference-Boxen auf. Menge und Qualität der eingesetzten Bauteile setzen in Erstaunen.

Neben dem Wiedergabepegel lassen sich beim Elac-Subwoofer auch Tiefpass-Trennfrequenz und Phase stufenlos einstellen.

Die Elac-Tieftöner besitzen allesamt einen stabilen Alu-Druckgusskorb, der zudem per großzügiger Öffnungen (unter dem Magneten sichtbar) für eine Entlüftung des Volumens hinter der Zentrierung sorgt.

Tonqualität
Und das stellen die Elacs im Hörraum auch sofort unter Beweis: Das Gefühl, bei „Listen Up“ von Omar Hakim mitten in der Band zu sitzen, erreicht bei den Uni-Fis eine Glaubwürdigkeit, die sonst nur mit deutlich teureren Lautsprechern erreichbar ist. Dabei bleiben sie selbst bei hohen Lautstärken ausgesprochen entspannt und zeigen keine Spur von Aggressivität oder Angestrengtheit. Dadurch wirkt die Elac-Kombi zunächst einmal etwas ruhig. Spätestens mit der Abschleppwagenszene von „Terminator – Die Erlösung“ wischt das Unify-Set diesen Eindruck aber ganz schnell beiseite, denn es vermittelt das Krachen der Zusammenstöße und die Impulse der Explosionen mit Nachdruck und durchaus temperamentvoll. Am ehesten an seine Grenzen stößt hier der Subwoofer, der auf ein Übermaß an Tiefbass-Pegel allerdings nicht mit Verzerrungen reagiert, sondern mit sanft einsetzender Kompression. Wohlgemerkt: Wir reden hier von Pegeln weit jenseits der Nachbar-Verträglichkeit, bei ansatzweise normalen Lautstärken hält der SUB 2030 problemlos mit.

Besonders faszinierend ist die Präzision und Selbstverständlichkeit, mit der dieses Elac-Set den Klangraum aufspannt. Punktgenau und sehr stabil stellt es zum Beispiel die Stimmen von Jane Monheit und John Pizzarelli bei der Gershwin-Nummer „They Can´t Take That Away from Me“ in den Raum, eine so mühelose, unmittelbare Ortbarkeit ist in dieser Preisklasse der absolute Ausnahmefall.

Trotz ihrer eher kleinen Tieftöner kommt die UFR-52 im musikalischen Stereobetrieb problemlos ohne Subwoofer zurecht. Auch dabei überzeugen sie mit ruhigem, präzisem Klang und fantastischer räumlicher Abbildung. „Lighthouse“ von der Norwegischen Band TOBB (The Original Bullshit Band) beispielsweise präsentieren sie mit einer Leichtigkeit und Echtheit, die die Spielfreude und das Können der skandinavischen Studio-Cracks nachdrücklich unterstreichen. Das groovt so ansteckend, dass (mindestens) unsere Füße automatisch mitwippten. So macht Musikhören Spaß.

Der Testbericht Elac Uni-Fi Reference-Set (Gesamtwertung: 87, Preis/UVP: 3.700 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

87 Sehr gut

Die Klangqualität des Uni-Fi Reference-Sets von Elac reicht über seine Preisklasse hinaus. Mit allzu schwachbrüstigen Verstärkern sollte man ihm aber besser nicht kommen.

Michael Nothnagel

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