Elac Concentro-Serie (Test)

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Die Concentro-Serie von Elac ist bei zahlungskräftigen Musikliebhabern schon lange angesagt. Dank eines neuen Center- Lautsprechers wird sie jetzt auch für Filmfans interessant.

2016 feierte Elac sein 90-jähriges Bestehen und brachte zu diesem Anlass einige außergewöhnliche Produkte auf den Markt – darunter war auch der Lautsprecher Concentro, der mit seinem abgerundeten Design, der aufwändigen Technik und seinem hervorragenden Klang auf sich aufmerksam machte. Das Concentro-Konzept war so erfolgreich, dass der Kieler Boxenbauer daraus eine ganze Serie erwachsen ließ. Nur der für Heimkino-Fans so wichtige Center ließ auf sich warten – bis jetzt. Grund genug für uns, einem 5.1-Concentro-Set, das so viel kostet wie ein VW Golf, näher auf die Membranen zu schauen.

Technik
Deren gibt es wahrlich genug: Die je 6.000 Euro teuren Frontlautsprecher Concentro S 507 beispielsweise bringen nicht nur einen Mittelhochton-Koax und einen Tiefmitteltöner auf ihrer Front mit, sondern auch links und rechts je zwei Basstreiber, die impulskompensiert angetrieben werden und somit kaum Gehäusevibrationen erzeugen (siehe Kasten).

Eingebaut sind die Treiber in ein Gehäuse, dessen Form zwar nicht so sehr an die ursprüngliche Concentro erinnert, aber durchaus speziell ist: Denn die Grundform ist kein Rechteck, sondern ein Trapez, dessen breitere Parallelseite die Front darstellt. Zudem ist diese nach außen gewölbt und die gesamte Box leicht nach hinten geneigt. Abgerundet wird das Design von der speziellen Aufstellungsvariante: Direkt auf dem Boden steht die Concentro S 507 nämlich nur mit ihrer vorderen Kante respektive den beiden kleinen Füßen, die dort untergebracht sind. Hinten ist ein stabiler Metallfuß mit zwei langen, filigran wirkenden Auslegern montiert, auf deren Enden die Box dann thront – so als würde der Schallwandler auf High Heels stehen. Innen ist das Gehäuse, wie es sich für diese Preisklasse gehört, massiv verstrebt, so dass etwaige Schwingungen der Gehäusewände keinerlei Chance haben, den Klang zu beeinträchtigen.

Nicht nur die besondere Gehäuse form zieht das Auge auf sich, auch die Treiber auf der Front machen optisch einiges her: Vor allem beeindruckt die Aluminium-Membran des Tiefmitteltöners mit einer über die ganze Fläche reichenden Prägung, die an ein Kristallgitter erinnert. Das ist kein optischer Gimmick, die Prägung stabilisiert die Membran und verschiebt deren Eigenresonanzen nach oben. Außerdem bewirkt die Prägung und deren ausgeprägte Kanten etwas anderes:

Diese bilden nämlich kleine Unstetigkeiten im Material und liefern damit für Schallwellen ein größeres Hindernis als glatte Metallfolie. Nicht zuletzt unterteilt die Prägung die große Membran in viele kleine Flächen, die jede für sich eine höhere Resonanz haben als der gesamte Konus. Hinter dem sichtbaren Aluminium sitzt wie bei Elac üblich ein per Kleber verbundener Zellstoffkonus, der zur Steifigkeit des Alus einen guten Teil innere Dämpfung hinzufügt und den verbliebenen Resonanzen keine Chance lässt. Der neue Concentro-Center, der mit 5.300 Euro zu Buche schlägt, verfügt über zwei dieser Treiber, die 3.500 Euro teuren (pro Stück) Concentro S 503, die in unserem Setup als Surrounds fungieren, über jeweils einen.

Beim Concentro-Koax nimmt eine leicht konische Alu-Membran die neueste Generation des JET-Hochtöners in die Mitte. Der Außenring lässt sich auswechseln und wird in drei verschiedenen Ausführungen mitgeliefert.

Der SUB 3070 verfügt seitlich über zwei 30 Zentimeter große Aluminium-Sandwich-Tieftöner, die von
einem 1.200-Watt-Verstärker angetrieben werden. Neben XLR- und Cincheingängen bringt der Elac Subwoofer auch Anschlüsse für Lautsprecherpegel mit. Nur ein Pegel-Regler für Notfälle ist auf seiner Rückseite zu finden, zur Justage stellt Elac eine Smartphone-App zur Verfügung.

Lautsprecher mit vom Anwender veränderbaren Frequenzgängen sind Ausnahme statt Regel. Die Modifikationsmöglichkeiten sind dabei meist über Schalter realisiert, die je nach Stellung unterschiedliche Frequenzweichen-Elemente ins Spiel bringen und so zum Beispiel eine Anhebung der hohen Frequenzen bewirken, um einem gedämpften Hörraum entgegenzuwirken.

Es kann auch eine gute Idee sein, das Rundstrahlverhalten von Lautsprechern anpassbar zu gestalten, denn es nimmt auf den Klangeindruck im Raum einen nicht zu unterschätzenden Einfluss. Mit dem Umschalten von Frequenzweichen-Bauteilen ist es hier aber nicht getan, denn die Winkelabstrahlung von Lautsprechern ist ausschließlich von der Mechanik bestimmt, also der Form und Größe der Lautsprecher-Frontplatte und der Ankopplung der einzelnen Treiber an diese Frontplatte, beispielsweise über einen Waveguide, mit dem eine Reihe von Hochtönern ausgestattet ist. Auch Form und Größe der Lautsprecher-Membranen spielen eine Rolle.

Diese Mechanik vom Anwender veränderbar zu gestalten, ist kein leichtes Unterfangen, mit einigen Schaltern und Frequenzweichen-Bauteilen ist es hier nicht getan. Dementsprechend legt Elac bei der Concentro-Serie jeder Box drei unterschiedliche Waveguide-Ringe für den Mittelhochton-Koax bei, über die der Anwender die Lautsprecher auf seine Hörsituation anpassen kann. Je weiter weg der Hörer sitzt, desto mehr soll der dafür vorgesehene Ring den Schall richten. Der Austausch ist ganz einfach, da die Ringe magnetisch fixiert werden.

Wie unsere Messungen zeigen, sind die Unterschiede zwischen den Ringen recht subtil und beschränken sich auf bestimmte, eher enge Frequenzbereiche. Das ist auch nicht verwunderlich, denn die Ringe sind recht schmal und können deswegen nicht als wirkliches Waveguide im Mitteltonbereich funktionieren. Ihre Wirkung beruht hauptsächlich auf der so genannten Diffraktion, also der Art, wie Schall auf Unstetigkeiten bei Oberflächen, beispielsweise Kanten, reagiert. Solche Kanten wirken dabei als virtuelle Schallquellen, die Frequenzen, deren Wellenlängen im Bereich der Oberflächen-Abmessungen liegen, gegenphasig abstrahlen. Das Ergebnis ist dann ein scharfer Einbruch im Frequenzgang, wie er bei den Concentros zwischen sechs und sieben Kilohertz auftritt. Der ist interessanterweise umso weniger ausgeprägt, je mehr der Ring richtet. Ein Pegelgewinn durch stärkere Richtwirkung ist nur oberhalb dieses Einbruchs erkennbar und beschränkt sich auf wenige Zehntel Dezibel, was allenfalls eine subtile Klangänderung bewirken kann.

Beim am breitesten strahlenden DCR-Ring (rote Kurve) ist die Kerbe im Frequenzgang bei 6,5 Kilohertz am tiefsten und wird mit zunehmender Richtwirkung geringer (grüne und blaue Kurve).

Im Zentrum des für die Frequenzen oberhalb 400 Hertz zuständigen Koax stepX-JET setzt Elac die neueste Variante des Jet-Hochtöners ein, den JET 5C. Er arbeitet als Air Motion Transformer mit einer zickzackförmig gefalteten Folie, die über stromdurchflossene Leiterbahnen wie eine Ziehharmonika auseinandergezogen und wieder zusammengepresst wird. Sie quetscht dadurch im Takt dieser Bewegung Luft zwischen den Falten heraus und saugt sie wieder herein, was ihr eine höhere Geschwindigkeit verleiht als der Folie selbst und für einen vergleichsweise hohen Wirkungsgrad sorgt. Ein weiterer Pluspunkt des JET-Prinzips: Die Membran ist durch die Faltung sehr steif und für Resonanzen wenig anfällig.

Den Mittelton-Anteil zwischen 400 Hertz und 2,6 Kilohertz übernimmt eine ringförmige Membran aus glatter Aluminiumfolie, die durch ihre leichte Konusform auch die Funktion eines Waveguides für den JET übernimmt. Und nicht zuletzt liefert Elac drei wechselbare Waveguide-Ringe mit, über die die Abstrahlcharakteristik auf den Hörabstand optimiert werden soll (siehe Kasten).

Einen Subwoofer enthält die Concentro-Serie nicht, diesen Job übernimmt der SUB 3070, der seine beiden 30-Zentimeter-Chassis auf den leicht abgeschrägten Seiten seines Gehäuses trägt. Diese werden gleichphasig, also impulskompensiert, angetrieben und von einer Schaltendstufe mit satten 1.200 Watt Leistung befeuert. Außer dem Pegelsteller birgt das Anschlussfeld des Subs keinerlei Bedienelemente. Für die Einstellung des Subs stellt Elac eine Smartphone-App für iOS und Android zur Verfügung. Sie enthält neben Phase und Trennfrequenz auch parametrische Equalizer und eine gut funktionierende Einmessung.

Tonqualität Surround
Viel Einstellarbeit ist gar nicht nötig, um dem Subwoofer Höchstleistungen zu entlocken: Seine untere Grenzfrequenz ist schon bei linearem Setting mit 18,5 Hertz ehrfurchtgebietend, sein Maximalpegel mit 108 Dezibel für seine Preisklasse (2.550 Euro) völlig angemessen.

Die Frequenzgänge von Front, Center und Surrounds zeigen einen gleichmäßig fallenden Verlauf zwischen 400 Hertz und 6 Kilohertz. Daran schließt sich ein schmalbandiger Einbruch an, typisch für derartige Koaxial-Konstruktionen und ohne Einfluss auf die Klangqualität, zumal er meist nur auf Achse vorhanden ist und bei größeren Winkeln verschwindet. Oberhalb dieses Phänomens steigt der Pegel bis hin zu 20 Kilohertz kräftig an.

Das Rundstrahlverhalten des Centers ist vorbildlich, er zeigte nur geringfügige Abweichungen und keinerlei Einbrüche im Mitteltonbereich, selbst unter großen Winkeln nicht. Damit ist eine vergleichbar gute Sprachverständlichkeit auf allen Plätzen sichergestellt. Da der Koax, der dieses Ergebnis produziert, auch in Front- und Surroundboxen arbeitet, darf man zudem ein ausnehmend homogenes, stimmiges Klangbild des gesamten Sets erwarten.

Tieftöner, die große Hübe ausführen können, sind mittlerweile weit verbreitet, weil Lautsprecherboxen aus optischen Gründen immer schmaler werden sollen und damit immer weniger Platz für große Treiber mit großer Membranfläche bieten. Die einzige Möglichkeit, die die Physik bietet, um einen vergleichbaren Basspegel bereitzustellen, ist es, die verwendeten kleinen Membranen größere Hübe ausführen zu lassen. Das bringt für Entwickler neue Probleme mit sich, selbst wenn sie es geschafft haben, den Treibern über den gesamten Hub ein halbwegs lineares Verhalten anzuerziehen: Große Membranhübe versetzen dem Korb – und damit dem Gehäuse, in dem sie montiert sind – heftige Bewegungsimpulse, denen sie auszuweichen versuchen, indem sie sich selbst in die entgegengesetzte Richtung bewegen.

Ein probates Mittel gegen diesen Effekt ist, zwei Tieftöner an den gegenüberliegenden Positionen des Gehäuses zu montieren und sie gleichphasig anzuschließen. Bei dieser auch von Elac verwendeten Technik – die Kieler nennen sie Impulse Compensated Design, kurz ICD – bewegen sich die Tieftöner-Membranen immer entgegengesetzt zueinander im Gleichtakt. Der Impuls der Membranen gleicht sich damit genau aus, das Gehäuse bewegt sich damit überhaupt nicht mehr.

Bei der ICD-Technik sitzen die Tieftöner im Gehäuse genau gegenüber und arbeiten gleichphasig, beide Membranen bewegen sich gleichzeitig aus dem Gehäuse heraus und wieder hinein. Das Ergebnis: kein Bewegungsimpuls auf das Gehäuse.

Elac bestückt die Concentro-Lautsprecher mit stabilen Biwiring-Terminals und dazu passenden hochwertigen Brücken.

Und liegt damit genau richtig: Das Elac-Set tönt vom ersten Moment an ungemein sauber, fein aufgelöst und harmonisch. Geradezu verblüffend gut gelingt dem Set die räumliche Darstellung, bei „Listen Up“ von Omar Hakim ist die Illusion, mitten in der Band zu sitzen, noch lebensnäher und stärker als gewohnt. Und das völlig gleichgültig, ob mit viel oder wenig Pegel, der Sound bleibt immer konsistent und ändert seine Charakteristik selbst bei ohrenbetäubenden Lautstärken nicht im geringsten. Mit Stimmen, beispielsweise bei „They Can´t Take That Away From Me“ überzeugt das Set ebenfalls mit äußerst angenehmem, homogenem Klang. Allerdings wirkt Jane Monheit anfangs etwas gedeckt und sonor. Nach wenigen Minuten hat man sich aber an diese Eigenschaft gewöhnt und das Klangbild rastet wieder wie gewohnt ein. Informationen und feine Details unterschlägt diese Elac-Kombi keinesfalls, sondern brilliert trotz der etwas dunkleren Grundtönung sogar mit ihnen. Besonders schön ist das mit „Appalachian Spring“ von der San Francisco Symphony zu hören, die das Elac-Set ungemein luftig und mit großer Selbstverständlichkeit zu Gehör bringt, ohne es an Präzision fehlen zu lassen.

Keine Angst hatte das Kieler Set auch vor impulslastigem, tieftonreichem Filmton: Bei „Terminator – die Erlösung“ ließ es den Tankwagen mit Urgewalt explodieren und die fliegenden Motorräder mit Schmackes in die Autowracks krachen. Auch der Blitzschlag, der in „Ratatouille“ Ratte Remy und seinen Kumpel vom Dach fegt, sorgt für einen nachdrücklichen Schlag in den Magen.

Tonqualität Stereo
Mit Stereo-Musik, beispielsweise Michael Ruffs „Speaking in Melodies“, erzielten die Elac-Boxen den gleichen zunächst etwas dunklen, dann aber fein aufgelösten und luftigen Klangeindruck wie im Mehrkanal-Betrieb. Die präzise und weit nach hinten reichende räumliche Abbildung machte dabei besonderen Spaß. Auf die Unterstützung durch einen Subwoofer können die Concentro S507 dabei problemlos verzichten, kein Wunder bei insgesamt vier hubstarken Tieftönern.

Der Testbericht Elac Concentro-Serie (Gesamtwertung: 95, Preis/UVP: 27.000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 11-2022 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

95 Sehr gut

Das Elac-Concentro-Set kombiniert herausragendes Design mit hochwertigster Technik und liefert bei Musik wie Film eine in jeder Hinsicht überragende Klangqualität. Leider ist dieses Fest für die Ohren alles andere als günstig.

Michael Nothnagel

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