Bei In-Ear-Headphones haben sich zwei Konstruktionsphilosophien durchgesetzt: Stöpsel, die mit Silikon- oder Schaumstoffaufsätzen versuchen, den Gehörgang möglichst abzudichten, und Hörer, die vergleichsweise locker ins Ohr „gelegt“ werden und Umgebungsgeräusche mehr oder weniger ungehindert passieren lassen. Edifiers 100 Euro teurer W320TN gehört wie Apples AirPods zur letzteren Kategorie, was sich im Design mit einer Art aufgesetztem Stummel widerspiegelt, an dem sich Steuerelemente und Mikrofone befinden. Diese Bauweise hat einen entscheidenden Nachteil: Sitzen die Hörer nicht optimal vor dem Gehörgang, leiden Klang und Geräuschunterdrückung. Und ob das Ganze passt, ist Glückssache, da jede Ohrmuschel anders aussieht. Zwei Vorteile sollten aber auch erwähnt werden: Erstens drücken die W320TN nicht und sind entsprechend für lange Einsätze geeignet – wenn die kurze Akkulaufzeit von ca. 3,5 Stunden mit Noise Cancelling nicht wäre. Zweitens tönt Musik durch die halb-offene Konstruktion tendenziell luftiger und auf größerer Bühne. Über die Edifier-Connect-App lassen sich die drei NC-Modi (Adaptive, Ambient, Off) steuern sowie vier vordefinierte EQ-Programme, der Game Mode oder „Soothing Sounds“ (u.a. Wellengeräusche oder Vogelgezwitscher) aktivieren.
Kein Tiefgang
Wenig überraschend fehlt den W320TN quasi der komplette Tiefbassbereich, was druckvollen Pop-Nummern wie Madonnas „Sky Fits Heaven“ Faszination und Spaß raubt. Bei Klassik oder Podcasts fällt dies weniger ins Gewicht, mit ordentlich abschließenden Ohrstöpseln der gleichen Preisklasse können Edifiers In-Ears klanglich aber nicht konkurrieren.
Der Testbericht Edifier W320TN (Gesamtwertung: Befriedigend, Preis/UVP: 100 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2024 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Leicht, kaum zu spüren und mit brauchbarem Noise Cancelling. Der Klang hängt leider von der individuellen Ohrform ab, da die Kopfhörer vor dem Gehörgang liegen und ihn nicht abschließen.
Oliver Schultes