Der knapp 1.000 Euro teure AVRX2800H ist das derzeit kleinste Modell der neuen X-Receiver-Generation von Denon. Was sich im Vergleich zum Vorgänger getan hat, klärt unser Test.
Preislich hat Denon so ziemlich für jeden Heimkino-Freund passende Receiver im Programm. Der AVR-X2800H bildet aktuell das „Schnäppchen“ der neuen Receiver-Generation aus der X-Baureihe, denn ein Nachfolger des günstigeren AVR-X1700H steht genauso aus wie ein Update des 11-Kanal-Boliden AVC-X6700H. Mit 970 Euro liegt der X2800H – die Variante mit DAB+ Tuner kostet 30 Euro mehr – noch im Einsteiger-Segment, weshalb man auf manch extravagantes Feature größerer Modelle verzichten muss.
Viel 8K, bessere Bedienung
3 der 6 Eingänge des HDMI-Boards unterstützen jetzt Auflösungen bis zu 8K/60Hz bzw. 4K/120Hz inklusive HDR (Dolby Vision, HDR10+, HDR10, Dynamic HDR und HLG); der Vorgänger X2700H (Test in 12-2021) konnte das nur an einem HDMI-Eingang umsetzen. Möglich ist auch ein 8K-Upscaling, der manuelle Video-Equalizer und die 6 Bild-Presets sind allerdings dem Rotstift zum Opfer gefallen. Apropos weg: Auch die analogen Videoein- bzw. Videoausgänge (YUV, FBAS) des X2700H sucht man beim Nachfolger vergebens.
Viel Mühe gab sich Denon bei der Optimierung der Bildschirmmenüs und der Benutzerfreundlichkeit: Nach dem ersten Einschalten des Geräts begrüßt den Besitzer ein merklich aufgehübschter Einrichtungsassistent, der ausführlich durch Punkte wie Lautsprechereinstellung, Kalibrierung, Netzwerk, Quellenanschluss oder die HEOS-App führt.
Die Fernbedienung des AVRX2800H entspricht weitgehend der des X2700H, wurde aber um einige Tasten ergänzt (z.B. Sleep, HDMI Out). Die Buttons sind schön groß und übersichtlich angeordnet bzw. sinnvoll gruppiert und fluoreszieren im Dunkeln. Trotzdem wäre eine richtige Beleuchtung wünschenswert.

Verstärker-Sektion: 7 diskret aufgebaute Endstufen schmiegen sich an den breiten Kühlkörper.

Audioplatine im Gehäuse rechts hinten: Hier sitzen die Decoder-, DSP- und DAC-Chips.
• 8K: Dank 8K-Passthrough mit 60 Hertz bietet der AVRX2800H ein enorm detailreiches Bild. Full-HD- und 4KInhalte können zudem auf 8K skaliert werden.
• 4K mit 120Hz: Die hohe Bewegungsschärfe mit 4KPassthrough bei 120 Bildern pro Sekunde zahlt sich besonders beim Gaming aus.
• Gaming VRR: Die variable Bildwiederholrate verringert oder verhindert Verzögerungen, Unterbrechungen und Frame-Tearing für ein fl üssigeres Gaming.
• HDR: Der AVR-X2800H unterstützt HDR10, HDR10+, Dolby Vision, Hybrid Log Gamma (HLG) und Dynamic HDR in jeder einzelnen Szene oder Frame für Frame mit idealen Werten für Tiefe, Detail, Bildhelligkeit und Kontrast sowie breiterem Farbspektrum. Mit an Bord sind auch ein 4:4:4-Pure-Color-Subsampling, 3D- und BT.2020-Passthrough.
• Quick Frame Transport: QFT verringert die Latenz, was besonders für Echtzeit-Anwendungen wie Gaming und Virtual Reality Vorteile bringt.
• eARC-Unterstützung: Der Enhanced Audio Return Channel ermöglicht die Übertragung der neuesten, verlustfreien 3D-Audioformate direkt vom Fernseher zum AV-Receiver über ein HDMI-Kabel.
• Auto Low Latency Mode: ALLM unterstützt Spiele mit niedriger Latenz, unter anderem über die Spielkonsole Xbox One (kompatibler Fernseher erforderlich).
• HDCP 2.3: Der AVR-X2800H versteht sich auf den neuesten Kopierschutz an allen HDMI-Anschlüssen.

Der Denon AVR-X2800H verfügt über drei HDMI-2.1-Eingänge sowie zwei HDMI-2.1-Ausgänge.
Optisch wie inhaltlich überarbeitet präsentieren sich auch die Grundmenüs, jetzt in modernem Design inklusive neuer Symbole, Grafiken und Hintergrundbilder. Auch die Auflösung wurde verbessert (Denon spricht von „HD-Qualität“), womit die Screens auch auf 4K-Fernsehern endlich richtig scharf und ansprechend aussehen.
Das Navigieren könnte für unseren Geschmack noch etwas schneller klappen, was durch Auf- und Abblenden beim Sprung durch Menüs aber kaschiert wird. Zu den Einstellmöglichkeiten erscheinen am unteren Bildrand teils ausführliche Erklärungen, was den Blick in die Bedienungsanleitung (gibt es vollständig nur im Netz) erspart.
Weiterhin erstklassig präsentiert sich das Info-Menü zu anliegenden Ton- bzw. Bildsignalen, das sich über das laufende Bild legt. Hier findet man auch praktische Grafiken zu den eingehenden Tonsignalen und den aktiven Lautsprechern. Das rechts oben aufpoppende „Option“-Menü ist ebenso schlicht gehalten und bietet die bekannten Einstellungen etwa zu den eingangsspezifischen Kanalpegeln aller aktiven Boxen, den Dialog Enhancer, Bass- und Höhenregler, Lip-Sync und die ausgesprochen praktische Option zum Wechsel zwischen den beiden Speichern für zwei unabhängigen Lautsprecher-Konfigurationen.
Mit dem kürzlichen erschienenen U30-Firmware-Update poppen zudem alle nutzbaren Decoder in einer übersichtlichen Liste im rechten, oberen Bildbereich auf – zuvor musste man sich mühselig über eine einzeilige Anzeige am unteren Bildrand von Decoder zu Decoder hangeln.

Ausreichend bestückt: 7 Boxen darf man verkabeln, Pre-outs gibt es nur für 2 Subwoofer und Zone 2. An eine Phono-Buchse wurde gedacht, digital geht es aber nur via 2 Toslink-Buchsen ins Gerät; Koax-Cinch fehlt. 7 (einer vorn) HDMI-Eingänge und 2 HDMI-Ausgänge sollten für viele Fälle ausreichen, analoge Videobuchsen sind ausgestorben.
Der AVR-X2800H kann mehrkanalige Inhalte auf ein 2-Kanal-Signal heruntermischen und an eine andere Zone oder ein anderes HEOS-Built-in-Gerät weitergeben. Damit lässt sich Dolby Atmos im Wohnzimmer hören, während man im Schlafzimmer zum Beispiel auf einem Denon Home-Speaker einen 2-Kanal-Downmix der gleichen Quellen genießen kann.
Gesteuert wird alles mit der kostenlosen HEOS-App über Smartphone und Tablet. Mit Alexa von Amazon, Hey Google und Siri von Apple ist zudem eine Sprachsteuerung von Musikwiedergabe und AV-Verstärker möglich, allerdings wird hierfür zusätzlich ein kompatibles Smart-Gerät benötigt.
HEOS unterstützt Streaming-Dienste wie Spotify und Spotify Free, Napster, Amazon Music (HD), TuneIn, Deezer, SoundCloud und TIDAL. Auch das einfache Zuspielen von lokaler Musik auf Tablets, Smartphones, Servern oder USB-Geräten ist möglich. Via AirPlay 2 lassen sich Songs von Apple Music kabellos zum AVReceiver streamen; außerdem erlaubt es die Gruppierung mit anderen AirPlay2-kompatiblen Geräten. Das Musik-Streaming kann natürlich auch über Bluetooth erfolgen, zudem sendet der AV-Verstärker Bluetooth-Signale aus, etwa an kompatible Lautsprecher und parallel auch an einen Bluetooth-Kopfhörer.
Der AVR-X2800H verfügt über eine „Roon Tested“- Zertifizierung und eignet sich damit für das Zusammenspiel mit dem Music-Server-System „Roon“.

Das HEOS-Modul sitzt im hinteren Geräteteil auf der Digitalplatine und besitzt ein eigenes Kühlelement.
Endstufen, Decoder und Co.
Für die Lautsprecher-Kalibrierung ist natürlich ein Einmess-System an Bord, im Falle des X2800H das kleinste von Audyssey namens MultEQ XT, das bis zu 8 Messpunkte unterstützt, 3 Zielkurven bereitstellt sowie die Schaltungen Dynamic EQ (Loudness) und Dynamic Volume (Dynamikreduktion) mitbringt. Die Ergebnisse der Messung darf man mit der kostenpflichtigen „Audyssey MultEQ App“ nach eigenen Wünschen modellieren. Im Verstärker selbst gibt es einen rudimentären Equalizer, der jedoch nur bei inaktivem Audyssey nutzbar ist. Zudem greift der EQ erst ab 63 Hz und regelt keine Subwoofer. Die optionale und kostenpflichtige Raumeinmessung mit dem Dirac-System ist beim X2800H nicht möglich, sie bleibt den größeren Modellen ab dem AVC-X3800H (Test in Ausgabe 12-2022) vorbehalten.
Typisch für einen Einsteiger-Receiver sind die 7 integrierten Endstufen, mehr kosten auch deutlich mehr. Wer mit den Leistungsverstärkern auskommt, ist fein raus – jedoch sollte man beachten, dass auch die Kanalverarbeitung des X2800H auf 7.2.- bzw. 5.2.2-Kanäle begrenzt ist. Pre-outs gibt es nämlich nur für die beiden Subwoofer (nicht getrennt regelbar) und eine zweite Hörzone.
Endstufen können für das Bi-Amping oder die aktive Beschallung eines Nebenraums verwendet werden, wobei der Verstärker in Hörzone 2 auch Digitalströme der HDMI-Ports, S/PDIF-Buchsen und Koaxial-Buchsen wiedergibt. Darüber hinaus kann er Mehrkanal-Streams der Hauptzone in der zweiten Hörzone als 2-Kanal-Ton wiedergeben.
Neben den obligatorischen Decodern für Dolby Atmos und DTS:X sowie deren Upmixer Dolby Surround und DTS Neural:X gibt es die beiden Virtualizer von Dolby und DTS. Die Virtualization-Technologie soll für 3D-Sound ohne Decken- und Surround-Lautsprecher sorgen, kann sich mit realen Lautsprechern aber nicht messen. Das Cross- Format-Upmixing funktionierte im Test problemlos. Ebenfalls an Bord sind 5 Raumklang-Programme. Auro gibt es hingegen erst ab dem X3800H. Auch IMAX Enhanced fehlt, denn für eine Zertifizierung müssen Geräte mindestens 10 Kanäle ansteuern können. Alles zum Thema Musik-Streaming und Vernetzung übernimmt wie immer bei Denon das HEOS-System, alles hierzu haben wir im Kasten auf der nächsten Seite zusammengefasst.
Der Preisklasse angemessen besteht die Gerätefront aus Kunststoff, der dünne Deckel des ausschließlich in Schwarz erhältlichen X2800H biegt sich schon bei leichtem Druck durch. Die gerastert laufenden Räder für Volume und Quelle dürften zudem etwas fester sitzen. Die wenigen Bedientasten befinden sich versteckt unter dem Display und nicht – wie bei den größeren Modellen – hinter einer schweren Alu-Frontklappe.

Elegant und übersichtlich präsentiert sich die neue Menüführung; unten stehen hilfreiche Erklärungen.
Tonqualität
Beim Leistungstest erzielte der X2800H im 5.1-Betrieb gute 100 bzw. 88 Watt (4/6 Ohm) pro Kanal, 64 Watt waren es im 7.1-Modus an 6-Ohm-Last. Im Stereo-Betrieb brachte es der X2800H auf hohe 144 Watt (4 Ohm) bzw. 131 Watt (6 Ohm) pro Kanal. Der Eco-Modus „On“ reduzierte den durchschnittlichen Stromverbrauch von 285 auf gute 124 Watt.
Vor dem Hörtest führten wir die Audyssey-Einmessung durch, der Vorgang der Einmessung klappte reibungslos. Ein paar Crossover-Werte mussten wir allerdings nachträglich korrigieren, zudem setzten wir die Loudness-Schaltung Dynamic EQ von „0“ auf „15“, um den Rears das vorlaute Spiel auszutreiben.
In dieser Konfiguration musizierte Steely Dan auf seinem Rock-Album „Two Against Nature“ (5.1) locker und beschwingt, Bässe drückten federnd und Instrumente verteilten sich sehr gut ortbar im Raum. Weiter ging es mit Dolby-Atmos von der Demo-Scheibe: Im „Amaze“-Clip rückte das Klangbild etwas näher und damit direkter heran als etwa bei teureren Kandidaten, Effekte wurden dafür sehr präzise im 3D-Raum platziert, direktionale Sound-Objekte flogen gleichfalls bestens nachvollziehbar im Hörraum umher. Auch Effekte auf den Decken-Lautsprechern schallten klar nachvollziehbar in ihrer Ortung von oben. Natürlich geht es noch besser, denn im 5.1.2-Betrieb fehlen für ein vollwertiges 7.1.4-System die Top- und Rear-Back-Speaker, was Räumlichkeit kostet – und daher auch einige Punkte Abzug in der Kategorie „3D-Surround“ mit sich bringt.
Davon reichlich unbeeindruckt gab sich die Bass-Performance, die grollenden Bassattacken des Panzers im Finale von „Ghost in the Shell“ (Dolby Atmos) donnerten mit viel Druck, mächtig Tiefgang und blieben dabei konturiert bzw. sauber. Die dreistufige Dynamik kompression „Dynamic Volume“ von Audyssey reduzierte zuverlässig Bässe und Pegel spitzen – und zählt für uns mit zum Besten am Receiver-Markt.
Stereo-Musik hörten wir wie immer im „Pure Direct“-Modus für die reinste Klangwiedergabe: Der AVR-X2800H spielte mit guter Auflösung und sauber ortbaren Instrumenten bzw. klarer Stimme aus der Phantommitte. Größere AV-Receiver klingen in Stereo aber dreidimensionaler und musizieren bei lauten Pegeln mit sanfterer Gangart – was sich bei mittelprächtig aufgenommener Mainstream-Musik natürlich deutlicher bemerkbar macht als bei High-End-Aufnahmen.

Der Testbericht Denon AVR-X2800H (Gesamtwertung: 71, Preis/UVP: 970 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2023 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Der Denon AVR-X2800H liefert neben neuester HDMI-Technik und vielseitigen Netzwerk-Funktionen auch überzeugenden Klang. Für Einsteiger-Heimkinos ist der Receiver eine gute und günstige Wahl, für Auro 3D und ein 11.2-Processing muss man tiefer in die Geldbörse greifen.
Andreas Oswald
