Denon AVC-X8500HA (Test)

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Mit dem AVC-X8500HA bringt Denon den lang ersehnten Nachfolger des einstigen Flaggschiffs X8500H auf den Markt. Hat sich das Warten gelohnt?

Vor gut drei Jahren sorgte Denon mit dem AVC-X8500H für Furore in Heimkino-Kreisen. Der damals 3.700 Euro teure Japaner versprühte nicht nur aufgrund seines stattlichen Gehäuses potentes High-End-Flair, sondern setzte auch in Sachen Technik Maßstäbe: 13 Endstufen, 13.2-Kanal-Processing und eine aufgebohrte Auro-Engine für 13.2-Boxen-Layouts waren AV-Verstärkern bis dato fremd und exotischen Vor/End-Kombis vorbehalten – und das zu deutlich höheren Preisen.

Die Fernbedienung ist gleich
geblieben und glänzt mit
Display sowie Tastenbeleuchtung,
die sich bei Bewegung
des Gebers aktiviert. Die Tasten
zur Decoder-Wahl sind farblich
abgesetzt. Das Layout überzeugt
mit klaren Funktionsgruppen

Zudem versprach Denon, dass die Konstruktion des AVC-X8500H den Austausch von Bauteilen bzw. die Integration neuer Technologien ermöglicht. Jetzt lösen die Japaner dieses Versprechen ein und präsentieren Besitzern des X8500H eine Austauschplatine, die den Boliden auf den HDMI-Standard 2.1 aktualisiert (siehe Kasten).

Der neue AVC-X8500HA hat diese Platine integriert und ersetzt den auslaufenden AVC-X8500H – man achte beim Kauf auf das Namensanhängel „A“ bei HA, um Verwechselungen zu vermeiden. Äußerlich unterscheidet sich das Gerät nur durch den etwas lieblosen „A“-Aufdruck an der Rückseite, auf der Front steht weiterhin „AVC-X8500H“. Zumindest beim Einschalten das Geräts zeigt das Display den vollständigen Namen „AVC-X8500HA“ an. Noch ein Wort zum Preis: Mit 4.300 Euro ist der Neue 600 Euro teurer als der Vorgänger bei dessen Einführung. Aufgrund gestiegener Rohstoffpreise und den Corona-Auswirkungen wurde der Preis des AVC-X8500H mittlerweile auf 4.000 Euro angehoben.

Neue D/A-Wandler
Hardwareseitig unterscheiden sich die beiden Geräte nur in zwei Punkten: dem bereits erwähnten HDMI-Board sowie der DAC-Platine. Auf besagter DAC-Platine sitzen neue Digital-Analog-Wandler von ESS, welche die Wandler von AKM ablösen. Der Grund für den unfreiwilligen Wechsel liegt in Lieferengpässen nach einem Feuer im japanischen Chip-Produktionswerk von Asahi Kasei Microsystems. Denons Technical-Marketing-Manager Roland Krüger erklärte uns hierzu: „Wir hätten das nicht getan, wenn es keinen Brand bei AKM gegeben hätte. Schließlich muss das komplette DAC-Board mit vielen analogen Schaltungen danach umgebaut werden. Es wird analog ein wenig komplexer und natürlich wurde der Klang entsprechend der Denon Soundphilosophie mithilfe von Bauteilmodifi kationen so abgestimmt, dass unsere Sound-Meister mit dem Ergebnis genauso zufrieden waren, wie dies bei dem AVC-X8500H Urmodell der Fall war.“

Darüber hinaus bekam der X8500HA einige Features ab Werk integriert, die dem alten X8500H erst per Firmware nachgereicht wurden. Dazu zählen die Unterstützung der Front-Wide-Kanäle bei Nutzung des Dolby-Surround-Mixers, der Dolby-Atmos-Height-Virtualizer sowie DTS:X Pro für 3D-Sound mit 13.2-Lautsprechern.

Im Vergleich zur technisch neuesten Generation der 700er-Reihe fehlen dem X8500HA das zweite Boxen-Setup, der Bluetooth-Sender und der 2-Kanal-Downmix für Mehrkanalton zur Nutzung in einer anderen Hörzone.

Das Einmess-Mikrofon ist seitGenerationen dasselbe und lässt sich dank seiner viereckigen Sockelform auf viele Kamerastative passgenau aufstecken. Mit der Fassung an der Unterseite kann man es aber auch aufschrauben. Wer kein Stativ besitzt, kann die beiliegende Papp-Version im Design einer Rakete verwenden.

Im Grundmenü versteckt, fi ndet man eine Video-Tafel, die auch die neuen HDMI-2.1-Funktionen anzeigt.

Das Video-Schnellmenü lässt sich mit Doppeldruck der „Info“-Taste auf der Fernbedienung aufrufen.

15 Kanäle, Auro und mehr
Ansonsten blieb alles beim Alten und Guten: Endstufen hat der X8500HA rekordverdächtige 13 Stück an Bord, das neue Yamaha-Flaggschiff RX-A8A bringt es hingegen nur auf 11: An Boxen-Terminals gibt es satte 15 Stück, von denen natürlich nur 13 zeitgleich aktiv sind. Verkabeln lassen sich damit vollständige Lautsprecher- Sets für Dolby Atmos, DTS:X und Auro, der Decoder entscheidet dann von Fall zu Fall, welches Boxen-Pärchen stumm bleibt.

Der AVC-X8500H kam bereits 2018 auf den Markt, wurde von Denon aber mit Hinblick auf den Austausch von Bauteilen konzipiert. Ab sofort ist für den AV-Verstärker ein Upgrade-Board (Bild) für 750 Euro erhältlich, welches das Gerät kompatibel zum HDMI-Standard 2.1 macht – und das mit fehlerfreien HDMI-Chips. Wir erinnern uns: Die Mitte 2020 auf den Markt gekommenen Verstärker von Denon, Marantz und Yamaha hatten HDMI-Chips verbaut, die die Weiterleitung von 4K-HDR-Signalen mit 120Hz bei bestimmten Zuspielern nicht gewährleisten. Nach dem Upgrade ist der Verstärker fi t für den neuen Standard an einem HDMI-Eingang und 2 HDMI-Ausgängen. Mit Ausnahme der Wiedergabe von 8K/60Hz und 4K/120Hz sind alle rückseitigen HDMI-Buchsen kompatibel zu den unten aufgeführten Funktionen.

Denon-Manager Roland Krüger teilte uns zum Austausch-Prozedere Folgendes mit: „Der Händler verkauft dem Kunden das Upgrade (ein Karton für den Verstärker mit dem Board und allen Teilen, die benötigt werden und neuer Dokumentation). Der Kunde verpackt sein Gerät in den neuen Karton (das Board verbleibt im Karton) und beides wird von der Service-Werkstatt abgeholt, dort wird das Board getauscht und die Firmware aktualisiert, dann wird das Gerät wieder zurückgeschickt.“ Das gleiche Board ist im neuen AVC-X8500HA bereits integriert und bietet folgende Funktionen:
• 8K/60Hz: Die Unterstützung (bis zu 40Gbps) von 8K/60Hz-Signalen. 2K- und 4K-Inhalte können auf 8K
skaliert werden.
• 4K/120Hz: Der 4K-Passthrough (bis zu 40Gbps) bei 120 Bildern pro Sekunde sorgt für eine hohe Bewegungsschärfe, die beim Gaming relevant ist.
• Variable Refresh Rate (VRR): Eine variable Bildwiederholrate wirkt Frame Tearing entgegen, erhöht die Präzision und sorgt so für ein fl üssigeres Gaming.
• HDR: Zu Dolby Vision und HDR10 gesellen sich nun HDR10+ und Dynamic HDR.
• Quick Media Switching: QMS ermöglicht es, direkt zwischen unterschiedlichen Aufl ösungen und Bild raten verschiedener Quellen zu wechseln, ohne dass ein schwarzer Bildschirm angezeigt wird. Allerdings müssen auch der Bildschirm und der Player QMS unterstützen.
• Quick Frame Transport: QFT verringert die Latenzzeiten, was für Echtzeit-Anwendungen (Gaming, VR)
nützlich ist.
• Auto Low Latency Mode: ALLM setzt automatisch die optimale Latenz über ein fl üssiges Gaming (kompatibler
Fernseher erforderlich).
• HDCP 2.3: Der Kopierschutz „High-bandwidth Digital Content Protection“ wurde von HDCP 2.2 auf den aktuellen Standard HDCP 2.3 aktualisiert

Eine neue HDMI-Platine stattet den AVC-X8500HA, sowie nach einem Upgrade auch den älteren X8500H, mit einem HDMI-2.1-Eingang und zwei HDMI-2.1-Ausgängen aus.

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Ungenutzte Endstufen können für das Bi-Amping von 2 oder sogar 5 Lautsprechern verwendet werden. Auf Wunsch können zwei weitere Hörräume aktiv beschallt werden, wobei der Denon in Hörzone 2 und 3 auch Digitalströme der Koaxial- und S/PDIF-Buchsen wiedergibt; in Zone 2 zudem HDMI-Signale. Wer möchte, kann alle 13 Endstufen abschalten und das Gerät als reine 13.2-Vorstufe verwenden, was das Klangerlebnis nochmals steigern soll. Alternativ lassen sich einzelne Endstufen gezielt ausknipsen oder Signalkanäle individuell den Boxenklemmen zuweisen. So kann man zum Beispiel die drei Hauptkanäle vorne mit externen Endstufen und den Rest mit den internen Verstärkern des X8500HA betreiben.

Bei den Anschlüssen hat sich zahlenmäßig nichts geändert. HDMI-Eingang Nummer 7 und die HDMI-Ausgänge 1 und 2 unterstützen HDMI 2.1 mit 8K/60Hz. 15.2-Pre-outs für 3D-Ton sind top, die 15 Boxenklemmen für verschiedenste Layouts ebenso. Der einzige Hinweis auf das neue Modell ist das „A“ rechts neben der Strombuchse.

Bei den Decodern sind Dolby Atmos, DTS:X Pro und Auro 3D sowie deren 2D- und 3D-Upmixer an Bord. Ebenso versteht sich der Denon auf IMAX-Enhanced-Signale und MPEG-H. Intern verarbeitet der Bolide bis zu 13.2 Kanäle (7.2.6 oder 9.2.4) für alle Tonformate. Auch Auro 3D wird mit bis zu nativen 13.1-Kanälen unterstützt, das heißt inklusive „Voice of God“-Deckenkanal, vorderem Height-Center sowie zwei hinteren Surround-Lautsprechern (Back-Rear). Diesbezüglich ist er dem Yamaha-Flaggschiff einen Schritt voraus.

Trotz der Größe ist das Gehäuse randvoll mit Technik: Auffällig ist der symmetrische Aufbau mit den links und
rechts angeordneten Monoblock-Endstufenplatinen und Kühlrippen plus 4 Lüftern. Isoliert in der Mitte befi ndet sich der große Trafo. Hinten sitzt das neue Mainboard inklusive der neuen HDMI-2.1-Chips.

Im Video-Menü darf man die Ausgabe des Bildsignals an die Fähigkeiten des TV-Apparats anpassen.

An Bord befindet sich auch die Einmess-Automatik MultEQ XT32 von Audys sey, die bis zu 8 Mess punkte berücksichtigt. Zum Funktionsumfang gehören auch die Loudness-Schaltung „Dynamic EQ“, die Dynamikreduktion „Dynamic Volume“, die Anti-Bassdröhn-Schaltung „LFC“ sowie die separate Einmessung von 2 Subwoofern („SubEQ HT“). Optional darf man mit der App „Audyssey MultEQ Editor“ die Ergebnisse der Einmessung manipulieren bzw. nach persönlichen Hörvorlieben gestalten – etwa durch die Vorgabe eigener Zielkurven für die Frequenzgang-Entzerrung.

Kritik müssen wir beim Equalizer anbringen, der keine Regelung der beiden Subwoofer vorsieht und alle übrigen Boxen erst ab 63 Hertz justiert. Zudem lässt er sich nicht zusammen mit Audyssey nutzen.

Multimedia & Bedienung
Das neue Video-Board ist jetzt für die Funktionen von HDMI 2.1 fi t, inklusive eARC und aller relevanten HDR-Formate (siehe Kasten). Die kabellose Musikübertragung ist nicht nur aus dem Heimnetzwerk möglich, sondern auch via AirPlay2 und Bluetooth. Natürlich ist auch Denons Multiroom-System HEOS an Bord. Über die HEOS-App lassen sich Musik-Dienste wie Spotify, Napster, Amazon Music HD, TuneIn, Deezer, Sound-Cloud und Tidal nutzen. Ohne App funktioniert lediglich das kostenlose Internet-Radio TuneIn.

Die aus einem Stück gefräste Frontklappe aus Aluminium gleitet beim Öffnen sanft nach unten. Darunter verbergen sich Tasten zur Bedienung sowie Anschlüsse für USB, HDMI, Kopf hörer und das Einmess-Mikrofon.

Die Steuerung des X8500HA erfolgt über die beleuchtete Fernbedienung. Die Navigation gelingt dank übersichtlicher Menüs samt Erklärungen einfach, allerdings könnte die Umsetzung mancher Befehle etwas zügiger vonstatten gehen. Alternativ lässt sich das Gerät über die Bedienelemente hinter der Frontklappe sowie über Denons AVRRemote-App und die HEOS-App regeln. Ferner ist die Sprachsteuerung mit Amazon Alexa möglich.

Mit 13 Endstufen bietet der Denon AVC-X8500HA eine große Anzahl verschiedener Boxen-Kombinationen für Dolby Atmos, DTS:X und Auro 3D. Selbst 15.2-Setups kann man wählen, hier entscheidet – wie bei allen anderen Layouts – der Decoder, welche Lautsprecher aktiv spielen oder stumm bleiben. Zeitgleich spielen maximal 6 Höhen-Boxen, auch wenn man bis zu 8 Speaker verkabeln darf. Im „Benutzerdefi niert“-Modus kann man gezielt einzelne Signalkanäle den Boxenausgängen zuweisen oder Endstufen abschalten.

9.2.4: Das Standard-3D-Ton-Layout 7.2.4 kann um 2 Front-Wide-Lautsprecher erweitert werden.

7.2.8: Auch 8 Höhenboxen kann man einstellen, es laufen jedoch je nach Decoder maximal 6 zeitgleich.

Der„Vorverstärker“-Modus schaltet alle internen Endstufen ab; der X8500HA läuft quasi als Vorstufe.

„Benutzerdefi niert“: Der Modus erlaubt die individuelle Zuweisung der Signalkanäle an die Boxenausgänge.

Tonqualität
Stromversorgung und Endstufen wurden vom Vorgänger unverändert übernommen. Mit 131 Watt pro Box im 5-Kanal-Betrieb (6 Ohm), 122 Watt im 7-Kanal-Modus (6 Ohm) und 260 Watt bei Stereo (4 Ohm) steht der AVC-X8500HA sehr gut im Futter. Die neuen DACs von ESS lassen messtechnisch im Frequenzgang kaum Unterschiede im Vergleich zum X8500H erkennen, der minimale Hochtonabfall von 0,6 dB beim Vorgänger fällt beim X8500HA mit 0,2 dB sogar noch geringer aus. Beim Stromverbrauch zog der Amp durchschnittlich 362 Watt aus der Steckdose, im Eco-Modus (Betriebsart „On“) halbierte sich der Verbrauch auf gute 180 Watt.

Im Hörtest spielte der X8500HA wie zu erwarten die Tugenden seines Vorgängers aus. Das Klangbild stand klar, aufgeräumt und dabei nicht unangenehm analytisch im Raum. Der fein aufgelöste Hochton wurde von musikalischen Mitten und einem trockenen, federnden Bassfundament ergänzt, das weder eindickte noch ausdünnte. Rock und Pop waren auf dem Denon ebenso ein Genuss wie Klassikaufnahmen.

Im nächsten Schritt bemühten wir die Einmess-Automatik, die ihren Job zuverlässig erledigte und für alle Distanzen, Pegel und Crossover-Frequenzen der Lautsprecher plausible Werte ermittelte. Mit aktivem Audyssey rotierten dann Atmos-Clips im Player. Ganz vorzüglich gelang dem X8500HA die dreidimensionale Räumlichkeit. Mit Dolbys „Audiosphere“-Trailer prüfen wir, ob die Synthesizer-Sounds auch wirklich von über dem Kopf klingen und dort auch ortbar sind – der Denon gab sich hier keine Blöße. Die Clips „Amaze“ und „Horizon“ spannten sehr große Klangfelder auf, in denen Effekte klar ortbar wurden, während Ambient-Geräusche für viel natürliches Raumgefühl sorgten.

Für Bass, Dynamik und derbe Effekte bei Filmton griffen wir mal wieder zu „Ghost in the Shell“ (Dolby Atmos). Den finalen Kampf drückte der Denon ziemlich überzeugend in den Raum. Der Panzer bot satte Tiefbässe, die nicht nur kräftig, sondern auch differenziert rumpelten. Schüsse und Explosionen donnerten mit beängstigender Dynamik, wobei der Amp auch bei XXL-Pegeln nicht die Übersicht und Ruhe verlor. So standen Effekte ausgesprochen plastisch und präzise im Raum verortet.

Auch mit Stereo-Musik im „Pure Direct“-Modus machte der Denon ein Top-Figur. Er spielte impulsiv, trocken und aufgeräumt im Tiefton, in den Mitten klangfarbenreich, während die unaufdringlichen Höhen in voller Detailpracht erschallten. Musik löste sich schön von den Lautspechern und spannte eine glaubhafte Klangbühne auf.

Der Testbericht Denon AVC-X8500HA (Gesamtwertung: 97, Preis/UVP: 4300 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

97 sehr gut

Mit seinen 13 Endstufen ist der AVC-X8500HA eine Ausnahmeerscheinung am Verstärker-Himmel und dank HDMI-Upgrade auch in Sachen Video auf der Höhe der Zeit. Den Einzug in unsere Referenzklasse hat sich Denons neues Topmodell verdient, auch wenn man dafür ein paar Euro mehr hinlegen muss.

REFERENZKLASSE
Andreas Oswald

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