Dangbei Mars Pro (Test)

0

Der chinesische Hersteller Dangbei möchte mit seinem 4K-Projektor Mars Pro smarte Wiedergabemöglichkeiten mit exzellenter Bildqualität und schicker Optik kombinieren. Ob die anspruchsvolle Rechnung aufgeht, zeigt unser Test.

Es geht schon mal vielversprechend los, denn geliefert wird der 2.000 Euro teure Beamer in einer edel anmutenden Verpackung in Würfeloptik. Darin befinden sich auf zwei Ebenen der Lichtwerfer und darunter sämtliches Zubehör, inklusive einer gedruckten Bedienungsanleitung in Deutsch. Das Styling des Mars Pro gefällt uns mit seiner schwarzen Klavierglanzoptik, die er auf Ober- und Frontseite besitzt. Auf dem Gehäuse gibt es zudem einen An/Aus-Sensor. Auf eine umfangreiche Tastatur zur Bedienung am Gerät, falls die Fernbedienung mal nicht zur Hand sein sollte, hat der Hersteller verzichtet.

Ausstattung und Technik
Der Dangbei Mars Pro ist ein DLP-Projektor mit 0,47-Zoll-Full-HD-Chip und XPR-Shift-Technologie, um Bildsignale bis UHD-Auflösung wiederzugeben. Die Lichtausbeute beziffert der Hersteller (Details im entsprechenden Kasten) mit 3.200 Lumen. Erzeugt wird diese mit einer Laser-Phosphor-Lichtquelle, die eine Lebensdauer von 25.000 Stunden besitzen soll, bis sich die Lichtleistung halbiert hat. Bei einer täglichen Nutzungsdauer von zwei Stunden entspricht das über 30 Jahren. Vielsehern kommt der Stromverbrauch von 144 Watt entgegen. Vergleichbar helle Lichtwerfer haben wir schon mit über 360 Watt gemessen.

Die handliche Fernbedienung ist übersichtlich strukturiert. Für „Home“-Menü, „Bildeinstellungen“, Lautsprecher-Pegel und Sprachsteuerung gibt es eigene Tasten, die nicht hinterleuchtet sind.

Ein Autofokus erleichtert die Scharfeinstellung auf der Leinwand. Darüber hinaus bietet der Dangbei weitere Tools zur automatischen Bildanpassung: Dazu gehören eine intelligente Leinwand-Ausrichtung, Trapezkorrektur und Hindernisvermeidung. In allen drei Fällen stellt sich das Bild selbstständig auf die räumlichen Gegebenheiten ein. Hierbei wird das projizierte Bild allerdings verkleinert, was mit einer Auflösungsreduzierung einhergeht. Für die spontane Filmvorführung unterwegs mag das praktisch sein, im stationären Heimkino raten wir von der Nutzung ab und empfehlen, den Beamer optimal auf die Leinwand auszurichten. Da weder ein optischer Zoom noch ein Lens-Shift implementiert sind, muss die Ausrichtung präzise erfolgen. HDR10 und HLG werden unterstützt, die Frame Interpolation lässt sich nach persönlichem Geschmack einstellen. Dafür stehen im Menü „Bewegungskompensation“ die Parameter „Stark“, „Mittlere“, „Schwach“ und „Schließen“ zur Wahl.

Der Mars Pro besitzt ein 4GB+128G OS Betriebssystem. Dahinter verbergen sich 4 Gigabit RAM, die für ein schnelles und reibungsloses Erlebnis sorgen, und 128 Gigabit ROM, um eine Vielzahl von Apps zu speichern. Das Betriebssystem OS ist kompatibel mit zahlreichen Apps wie Netflix, YouTube, Disney+ und Amazon Prime Video. Die Steuerung erfolgt via Fernbedienung oder Sprache. Wer möchte, kann ein Foto nach Wahl als Hintergrundbild für das On Screen Display (OSD) hochladen und verwenden.

Bluetooth 5.0, Chromecast, Miracast, Emotn TV-Browser, AI-Helligkeitssteuerung und zwei 5-Watt-Lautsprecher vervollständigen das Ausstattungspaket. Verzichten muss man auf eine 3D-Wiedergabe von Blu-ray (Framepacking wird nicht unterstützt) und ein Farbmanagement-System. Farbraum, Gamma und Graustufenverlauf lassen sich demzufolge nicht anpassen.

Im Hauptmenü sind alle relevanten Tools des Dangbei Mars Pro übersichtlich angeordnet aufgeführt.

Unter Entertainment werden unter anderem Netflix, Prime Video und Disney+ gelistet.

Die meisten Heimkino-Projektoren bis 3.000 Euro besitzen ein manuell zu bedienendes Objektiv. Üblicherweise steht ein Projektor mehrere Meter von der Leinwand entfernt. Um die Schärfe exakt darauf einzustellen, ist man gezwungen, mehrfach zwischen Beamer und Bildwand hin und her zu laufen. Einfacher ist es, wenn mit der Fernbedienung unmittelbar vor der Bildwand die Schärfe eingestellt werden kann. Auf diese Weise lassen sich geringste Abweichungen ausmachen und korrigieren.

Noch leichter macht es Dangbei dem Heimkinofan, denn der Mars Pro besitzt einen Autofokus. Dieser kontrolliert anhand eines Testpatterns, ob das Bild schärfer oder unschärfer wird und optimiert es entsprechend. Das ganze Prozedere dauert wenige Sekunden. Anschließend kann der Nutzer das Ergebnis überprüfen. Sollte es nicht gefallen, kann der Vorgang auf Knopfdruck wiederholt werden – oder man stellt die Schärfe manuell mit der Fernbedienung ein.

Für das beste Ergebnis sollte möglichst wenig Umgebungslicht vorhanden sein, damit der Sensor präzise arbeiten kann.

Installation und Bedienung
Es gibt Projektoren, die machen von Anfang an viel Spaß. Der Dangbei Mars Pro gehört dazu, weil die implementierten Tools sehr gut funktionieren. Der Projektor wird auf seinen angedachten Platz gestellt und eingeschaltet. Sofort stellt er sich auf der Leinwand selbstständig scharf. Auf Wunsch kann der Nutzer den Fokus korrigieren. In unserem Screening-Room ist das nicht erforderlich, weil die Schärfe perfekt eingerastet ist. Mit der QWERTY-On-Screen-Tastatur geben wir das Passwort für unser Netzwerk ein. Die Verbindung klappt augenblicklich und ist bis zum Ende des Testprogramms stabil. Aufgrund der Festbrennweite muss der Projektor exakt 3,17 Meter von der Leinwand entfernt stehen, um 2,50 Meter Bildbreite in 16:9 auszuleuchten. Wegen des starken Offsets wird der Mars Pro auf Höhe der Bildwandunterkante platziert oder überkopf an die Oberkante. Mit 4,6 Kilogramm ist er leicht genug, um ihn an eine handelsübliche Deckenhalterung zu montieren.

Via HDMI-1 schließen wir unseren AV-Receiver an, um Spielfilme mit UHD-Auflösung zuzuspielen. Das Eingangssignal wird zuverlässig erkannt und der Beamer schaltet entsprechend um. Ein Druck auf die „Home“-Taste der Fernbedienung reicht, um ins Hauptmenü zurückzukommen. Von hier aus können die Streaming-Dienste gestartet werden. Direktwahltasten auf der Fernbedienung für Netflix und andere Apps gibt es nicht. Allerdings gelangen wir mittels Spracheingabe direkt zu Prime Video und Disney+.

Gute Durchzeichnung: Die Nachtaufnahme in „West Side Story“ gefällt. Rechts sind alle Details vom „Frankfurters“ zu sehen, die im Quellmaterial enthalten sind.

Während Grün über alle IRE-Abstufungen von 0 bis 100 Prozent linear verläuft, driften Rot und Blau auseinander. Das erklärt die Farbtemperatur von 8.490 Kelvin.

Der Bildmodus „Film“ zeigt relativ blasse Farben. Einzig unter „Anpassen“ lassen sich Farbsättigung, Helligkeit, Kontrast, Schärfe und Farbton einstellen.

Mit zwei HDMI-Eingängen ist der Dangbei Mars Pro ordentlich ausgestattet. Allerdings unterstützt nur einer davon eARC. Line Out für Kopfhörer, LAN, zwei USB-Ports und S/PDIF für PCM 2.0 und Dolby Digital (5.1) vervollständigen das Anschlussfeld.

Dangbei hat sich auf das Design und die Entwicklung von Software-Matrix, Betriebssystemen und smarten Projektoren spezialisiert. Zu den Kunden zählen bekannte Marken wie Sony, Panasonic und LG.

Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 2013 als TV-Netzwerkplattform. Der Firmensitz befindet sich in der chinesischen Provinz Zhejiang. 2016 avanciert Dangbei zu einem Anbieter von Großbild-Betriebssystemen. 2018 wurde mit der Entwicklung von smarten Projektoren begonnen, 2019 brachten sie ihren ersten Beamer auf den Markt. Zu den Hauptprodukten gehören neben der Smart-Box Z1 die aktuellen Projektoren Dangbei Mars Pro und Dangbei X3.

Die Dangbei Firmenzentrale ist rund 180 Kilometer von Shanghai entfernt.

Licht und Farbe
Ab Werk steht der Mars Pro im Bildmodus „Standard“. Hier erzielt er ordentliche 1.610 Lumen mit einer relativ kühlen Farbtemperatur von knapp 8.500 Kelvin. Wir testen als Nächstes den Modus „Film“. Viel besser finden wir die Farbtemperatur mit 8.100 Kelvin nicht. Anpassungen sind in beiden Modi nicht möglich, weil sämtliche dafür erforderlichen Regler schlichtweg fehlen. Darüber hinaus finden wir die Farben ein wenig blass. Aus diesem Grund schalten wir ins Preset „Anpassen“. Hier können rudimentäre Einstellungen vorgenommen werden. Es gelingt uns, den Kontrast um rund 20 Prozent zu steigern, indem wir Helligkeit und Kontrast
korrekt einstellen. In jedem anderen Bildmodus werden Maximalhelligkeit und Schwarzwert nicht ausgeschöpft. Wir erhöhen noch die Sättigung und erhalten recht natürlich erscheinende Farben, ohne Anspruch auf Perfektion. Die ist schlichtweg nicht möglich, da wir in keinem Bildmodus die anvisierten 6.500 Kelvin erhalten. So geben wir uns letztendlich mit 8.490 Kelvin zufrieden. Im höchsten Laserlicht-Modus ermitteln wir einen statischen Kontrast von 1.080:1 (On/Off), 1.050:1 (Inbild) und 212:1 (ANSI). Der Schwarzwert beträgt 1,96 Lumen. Dynamisch lassen sich die Werte zwar verbessern, jedoch wird in diesem Laserlicht-Modus die Maximalhelligkeit nicht ausgeschöpft, so dass wir diesem Feature keine weitere Beachtung schenken.

Der HDTV-Farbraum wird mit 108 Prozent abgedeckt, so dass alle Farben eine Nuance satter ausfallen. In typischen Wohnzimmerumgebungen mit hellen Wänden wirkt das dem Streulicht wirkungsvoll entgegen. Der HDR-Farbraum bleibt mit 85 Prozent Abdeckung hinter seinen Möglichkeiten. Vor allem Rot, Cyan und Grün sind untersättigt, was sich auf entsprechende Filmszenen auswirkt. HDR-Signale werden von 0,005 bis 8.000 Nits im
Rahmen des Tone Mappings des Mars Pro dargestellt.

Die Ausleuchtung (Color Uniformity) ist mit 95 Prozent auf der Höhe der Zeit, Abschattungen zum Rand sind kein Thema. Die Maximalhelligkeit beträgt mit unseren Einstellungen 2.120 Lumen. Das ist genug, um Bildbreiten bis zu 4,70 Meter in SDR mit 16 Footlambert auszuleuchten, beziehungsweise HDR-Inhalte bis 3,30 Meter mit 32 Footlambert.

Exzellente Auflösung: Diese Ausschnittsvergrößerung zeigt eindrucksvoll, dass sogar die vertikalen Streben vorne am Brückengeländer vollständig abgebildet werden.

Schicke Grafik: Während der Projektor-Reinigung drehen die Lüfter auf. Das Geräusch hört sich wie ein lauter Staubsauger an. Die animierte Grafik passt dazu.

Bild und Ton
Zunächst einmal fällt auf, wie leise der Dangbei Mars Pro ist. Mit 28 Dezibel im höchsten Laserlicht-Modus ist er sehr zurückhaltend, in der Werkseinstellung mit 23 Dezibel dann kaum noch wahrnehmbar. Die Tonwiedergabe der zwei 5-Watt-Treiber spielt auf dem Niveau günstiger TV-Geräte. Um unterwegs den Reporter bei einem Fußballspiel zu verstehen, reicht es aber aus. Für ein echtes Heimkinoerlebnis sind separate Lautsprecher unumgänglich.

Filme, Serien und Sportübertragungen in Full HD profitieren vom großzügig abgedeckten Farbraum. Aufgrund der höheren Farbtemperatur sehen Schneelandschaften weißer aus als gewohnt. HDR-Inhalte wirken für sich betrachtet natürlich. Auch wenn wir das Grün in „Matrix: Resurrections“ schon gesättigter gesehen haben, wie auch die roten Neonschriftzüge in „West Side Story“, gefällt das Bild uns schon wegen seiner sehr hohen Lichtausbeute. Farben leuchten überaus hell und sorgen für viel Brillanz. Spitzlichter heben sich prachtvoll von der dunkleren Umgebung ab. Das Tone Mapping arbeitet sehr gut. Selbst in „Sully“ überstrahlen keine
Inhalte ins Weiß. Der gefürchtete DLP-Regenbogen-Effekt (RBE) fällt uns kaum störend auf. Bewegte Elemente werden realistisch reproduziert. Mit der Frame Interpolation auf „Schwach“ erhöht sich die Bewegungsschärfe, ohne dass wir den Look als künstlich erachten. In den höheren Stufen stellen sich Bildfehler ein, wie Grießeln um Köpfe herum, und der Soap-Opera-Effekt nimmt sichtbar zu. Über Nachtaufnahmen liegt zudem ein leichter Grauschleier, denn Schwarz wirkt eher wie Dunkelgrau. Auflösung und Schärfe sind hingegen auf Topniveau. Feinste Details bis UHD-Pixelauflösung werden detailliert auf der Leinwand abgebildet, und dunkle Szenen sind hervorragend durchgezeichnet. Wenn Maria in „West Side Story“ am helllichten Tag durch die Straßen von New York tanzt und „America“ singt, sieht das einfach mitreißend aus. Es sind alle Details und Schattierungen auf ihrem Kleid zu sehen, die Schriftzüge an den Geschäften im Hintergrund erscheinen klar und deutlich.

Der Testbericht Dangbei Mars Pro (Gesamtwertung: 72, Preis/UVP: 2.000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2023 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

72 Gut

Der Dangbei Mars Pro ist ein 4K-Projektor mit hoher Lichtausbeute, exzellenter Schärfe, natürlichen Farben und umfangreichen Smartfunktionen – und sieht obendrein noch gut aus. Wer sich nicht lange mit komplizierten Bildeinstellungen aufhalten möchte, könnte hier seinen Spielpartner finden.

Michael B. Rehders

Kommentarfunktion deaktiviert.