Canton Smart Sounddeck 100 (Test)

0

Einst schwer angesagt, sind Sounddecks etwas aus der Mode gekommen. Das möchte Canton mit dem „Smart Sounddeck 100“ ändern, das als Erstes in unserem Testlabor sogar Dolby Atmos unterstützt.

Vier Sounddecks hat Canton derzeit im Programm, wobei das 950 Euro teure „Smart Sounddeck 100“ nicht nur das größte Modell der Manufaktur aus Weilrod ist, sondern auch das einzige mit „Smart“ im Namen. Damit gesellt es sich zu den beiden Smart Soundbars 9 und 10 (Tests in 9-2019 und 6-2020), die einen ähnlichen Funk­tionsumfang bieten.

Einen Subwoofer hat der smarte TV-Klang­optimierer von Haus aus nicht im Gepäck, was jedoch für diese Geräte­gattung normal ist – denn das große Gehäuse­volumen macht den Basswürfel für den Fernsehalltag erst einmal überflüssig. Nachrüsten kann man trotzdem, denn das „Smart“ steht nicht nur für Netzwerkfunktionen, sondern auch die Vernetzung von Canton-Produkten untereinander über ein proprietäres Funkmodul. So lässt sich das Deck mit kompatiblen Subwoofern, Regal- und sogar Standlautsprechern zu einem kompletten Heimkino-System koppeln.

Bereits für sich alleine spielt das Sounddeck 100 kräftig auf, doch wer es räumlicher und basslastiger mag, kann den TV-Klangoptimierer mit anderen „Smart“-Produkten von Canton koppeln, zum Beispiele mit diesen:

Cantons „Smart Soundbox 3“ sowie der „Smart Sub 8“-Woofer verbinden sich drahtlos mit dem Smart Sounddeck 100.

Bei der 120 Watt starken „Smart Soundbox 3“ (12 x 21 x 12 cm, 2 kg) handelt es sich um einen kompakten Wireless-Lautsprecher, der solo, als Stereo-Duo oder im Trio mit einem Subwoofer betrieben werden kann. Drahtlos kommuniziert die smarte Box auch mit dem Sounddeck 100, bevorzugt als Rear-Box. Der Streaming-Speaker besitzt neben WLAN auch einen LAN-Port. Mit der Verbindung ins Netz stehen dank Chromecast dieselben Streaming-Optionen wie dem Sounddeck zur Verfügung, sofern man seine Soundbox mit der Google-Home-App verknüpft. Eine direkte Zuspielung von Musik ist auch mit Bluetooth möglich, per Kabel geht es via 3,5-mm-Klinke in die Box. An der Oberseite findet man 8 Tasten zur Bedienung, an der Front strahlt ein helles LED-Display. Der Funktionsumfang bietet unter anderem eine Bass-, Mitten- und Höhenregelung, einen Dreifach-EQ, 3 User-Presets sowie eine Ein- und Ausschaltautomatik.

Optional darf man das Smart Sounddeck 100 mit einem Subwoofer erweitern, hier bietet sich der 27 x 33,3 x 27 Zentimeter große und 8,5 Kilogramm schwere „Smart Sub 8“ für 600 Euro an. Dank obiger Glasplatte passt dessen Design perfekt, er ist neben Schwarz auch in Weiß lieferbar. Der geschlossene Aktiv-Sub verfügt über ein Chassis mit 21,9 Zentimetern, das im Downfire-Prinzip Richtung Boden abstrahlt und von einer 200 Watt starken Digital-Endstufe angetrieben wird. Lautstärke und Phase werden über das Sounddeck geregelt. Die Kopplung erfolgt über Cantons proprietäres Funkmodul oder klassisch per Strippe. Auch der Subwoofer bietet eine praktische Ein- und Ausschaltautomatik.

10 Chassis für Atmos
Die Soundbar allein offeriert ein natives 2.1-Kanalsystem – also Stereo plus Basskanal. In der Summe arbeiten 8 Treiber im Deck, vier 10 cm große Tieftöner aus Aluminium sitzen dabei an der Unterseite des Decks. Zwei 5 cm große Aluminium-Mitteltöner sowie zwei 19 mm Gewebehochton­kalotten wurden in die Front gepackt, die von einem robusten Gitter geschützt werden. Als Verstärkerleistung gibt Canton 300 Watt an. Ein Center-Kanal existiert physisch nicht, taucht aber in virtueller Form im Boxenmenü auf; Gleiches gilt für die beiden Surround-Kanäle. Auf der Rückseite des Gehäuses findet man zwei Bassreflexrohre.

Die kleine Fernbedienung ist recht schwer und robust. Mit einer Lernfunktion lassen sich Befehle, etwa des TV-Gebers, auf die Canton-Soundbar übertragen. Die Lautstärkeregelung via TV-Fernbedienung funktioniert dank CEC-Steuerfunktion problemlos.

Virtuell ist auch das Schlagwort für das digitale Kanalprocessing, denn DSP soll aus den 3 Kanälen 3D-Sound zaubern. Hierfür wurde auch der Dolby Atmos-Decoder integriert, vom Konkurrenzformat DTS:X fehlt hingegen jede Spur. Auf DTS-HD versteht sich das Deck hingegen, als Upmixer fungiert Dolby Surround. Mit „Standard“, „Movie“ und „Music“ sind 3 Klangprogramme an Bord. Tonjustagen kann man bei Bass, Mitten und Höhen vornehmen.

Das Grundmenü erlaubt Einstellungen etwa zu Pegel und Abstand der einzelnen Kanäle. Der Equalizer bietet vorgegebene Presets für eine freie Boxen­aufstellung, die wandnahe Unterbringung oder die Eck-Positionierung des Decks. Ferner sind ein Lip-Sync und eine Dynamikreduzierung für Dolby-Signale (DRC) mit dabei. Im Menüpunkt „3D Audio“ kann man dreistufig die Intensität des 3D-Toneffekts anpassen. Die Tonschaltungen „Discrete“ (ohne Upmix) und „Party“ (das vordere Stereo­signal auch auf den Rear-Kanälen) lassen sich nur im Betrieb mit externen Surround-Boxen aktivieren, „Night“ (reduzierte Dynamik und erhöhte Sprachverständlichkeit) hingegen immer. Alle Einstellungen (z.B. gewählter Eingang, Lautstärke, Klangeinstellungen, Pegelanpassungen, Spotify-Playlist) lassen sich in drei Benutzerspeichern sichern und via Tastendruck abrufen.

Dank übersichtlichem Bildschirm-Menü gelingt die Einstellung aller Funktionen einfach und intuitiv. Das Geräte-Display mit drei großen Buchstaben lässt sich dagegen nur schwer hinter dem Frontgrill ablesen.

Ausstattung & Streaming
Trotz ihrer stattlichen Maße von 100 x 7 x 33 Zentimetern (B/H/T) sollte das 12 Kilo schwere und nur in Schwarz erhältliche Sounddeck auf die meisten Side-/Lowboards passen. Die Oberseite bzw. Stellfläche für den TV besteht aus schwarz schimmerndem Glas – das sieht schick aus und ist robust; um Kratzer muss man sich keine Sorgen machen. Tasten am Gerät selbst gibt es keine, über die Tragfähigkeit macht Canton keine Aussage.
Auf der Rückseite findet man 3 HDMI-Eingänge und einen HDMI-Ausgang samt ARC; eine enhanced Variante (eARC) für HD- bzw. 3D-Sound via TV-Zuspielung fehlt, was angesichts der Atmos-Fähigkeit verwundert. Die HDMI-Ports akzeptieren 4K/60p-Signale mit HDR10, HDR10+ und HLG. Ton gelangt zudem über Toslink, Digital-Koax oder analoge Cinch-Buchsen ins Gerät, über den Subwoofer-Ausgang darf man eine aktive Tiefton-Box anschließen.

Saubere Verarbeitung und edle Materialien: Holzwangen, Metallgitter und Glasdeckel bescheinigen dem Smart Sounddeck 100 eine hochwertige Qualität.

Neben Bluetooth ist Spotify (eine App wird benötigt), WLAN und Google Chromecast integriert. Über die Apps von Drittanbietern mit Chromecast-Unterstützung kommt so die weite Welt des Musik-Streamings ins Canton-Deck. Multiroom erfolgt über Googles „Home“-App, mit der alle vorhandenen „Smart“-Speaker von Canton gesteuert werden. Auch Sprachbefehle sind möglich, allerdings verzichtet das Deck auf Mikro­fone und ist somit auf Fremdgeräte angewiesen.

Tonqualität
Auch ohne externen Subwoofer bot das Smart Sounddeck 100 eine stramme Bass-Performance, die knackig und druckvoll in den Keller reichte. Da rumpelte der Panzer im Finale von „Ghost in the Shell“ (Dolby Atmos) recht ordentlich – samt vibrierendem Hörraum-Inventar. Ein separater Subwoofer kann das natürlich noch besser, dürfte für viele Nutzer aber überflüssig sein.

Gut bestückt: Das Smart Sounddeck 100 bietet mit 4 HDMI-Buchsen (3 x In, 1 x Out samt ARC), Toslink, Koax, Cinch und LAN eine große Auswahl an Anschlüssen. Schade, dass ein moderner eARC fehlt.

Die Dynamik-Kompression (DRC) im Menü funktionierte zuverlässig, allerdings nur bei Dolby-Signalen. Das „Night“-Klangprogramm kappte Dynamikspitzen bei Dolby und DTS hingegen gleichermaßen. Dialoge klangen bei frontaler Sitzposition sehr natürlich und klar, aus seitlichen Hörwinkeln nur geringfügig dumpfer.
Für viel Surround-Sound sollte man die „3D-Audio“-Option auf die höchste Stufe „stark“ stellen und den Klangmodus auf „Movie“, dann spielte das Canton-Deck verblüffend räumlich. Vorne tat sich eine große, sehr luftige und dennoch differenzierte Klangbühne auf, die sich lückenlos zu den Seiten hin streckte, wo Effekte noch gut ortbar umher tanzten. Respekt, so macht Surround Spaß. Der Wermutstropfen kommt beim Decken-Sound, denn Höhen-Effekte tönten praktisch nur auf der 2D-Ton­ebene und nicht über dem Kopf. Klangverfärbungen aufgrund der DSP-Verarbeitung hielten sich löblicherweise in Grenzen. Noch natürlicher klingt es, wenn man im „Music“- oder „Stereo“-Modus hört sowie den „3D-Audio“-Effekt auf „normal“ bzw. „gering“ stellt; mit entsprechenden Einbußen beim Surround-Sound.

Mit Stereo-Musik spielte das Deck recht klangneutral, lebendig, detailliert und mit sauberen Bässen. Der Surround-Upmix des „Music“-Programms addierte eine gute Portion Räumlichkeit, ohne dabei verhallt oder besonders verfärbt zu klingen.

Der Testbericht Canton Smart Sounddeck 100 (Gesamtwertung: 85, Preis/UVP: 950 Euro) ist in audiovision Ausgabe 6-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

85 Sehr gut

Cantons Smart Sounddeck 100 spielt druckvoll und räumlich; nur beim 3D-Sound hapert es. Die Kopplung mit Canton-Speakern zum Surroundsystem und die gute Vernetzung sind weitere Pluspunkte.

Andreas Oswald

Antworten