Die neue Panorama 3 ist die erste Soundbar von Bowers & Wilkins mit Dolby Atmos. Ob sich die Erfahrung der britischen Boxenbauer mit weltbekannten Tonstudios auch im Klang des Tonriegels wiederfindet, klärt unser Test.
Während andere Soundbar-Hersteller schon seit Jahren mit Dolby-Atmos-Ton auf Käuferfang gehen, springt der für seine Lautsprecher bekannte Hersteller Bowers & Wilkins erst jetzt auf den 3D-Ton-Zug auf.
Aufbau und Technik
Die Panorama 3 kostet 1.000 Euro und tritt – wenig überraschend – die Nachfolge der Panorama 2 an, die bereits seit 2013 auf den Markt ist. Der Name ist eine Wortschöpfung aus Panavision und Cinerama – zwei Kameratechnologien für Breitbildformate. In der Tradition ihrer Vorgängerin verzichtet auch die aktuelle Version auf einen separaten Subwoofer und Rear-Boxen, die auch nicht nachgerüstet werden können. Freilich ist diese All-in-One-Lösung am einfachsten und schönsten im Wohnzimmer unterzubringen, im Gegenzug fehlen aber wichtige Lautsprecher für die Bass- und Raumklang-Wiedergabe. Apropos Fehlen: Auch eine Fernbedienung gehört nicht zum Lieferumfang. Ohne die „Music“-App von B&W lässt sich die Bar nicht in Betrieb nehmen.
Ist aber alles eingerichtet (siehe Kasten), kann die Lautstärke und Stummschaltung der Bar über die TV-Fernbedienung gesteuert werden, sofern die Panorama 3 über HDMI am Fernseher angeschlossen und das CEC-Protokoll im TV aktiviert wurde; ohne HDMI/CEC/ARC-Verbindung ging es mit unserem Samsung-TV hingegen nicht, obwohl das Anlernen der TV-Fernbedienung mittels App erfolgreich war. Volume und etwa Play/Pause lässt sich auch an der Bar über kapazitive, erst bei Annäherung sichtbar werdende Tasten regeln. Zudem ist der Klang riegel mit Sprachbefehlen über Amazon Alexa bedienbar – alles Notwendige hierfür ist bereits in die Smart-Soundbar integriert, die Einrichtung erfolgt über die B&W-App.
Mit ihren Maßen von 121 x 6,5 x 14 (B/H/T) Zentimetern gehört die B&W-Bar zu den wuchtigeren Kandidaten, sie fällt aber sehr flach aus, um bei Platzierung vor einem Fernseher nicht ins Bild zu ragen. Eine Wandhalterung liegt ebenso bei. Das Gehäuse wirkt formschön und schnörkellos dank rundumlaufender Stoffbespannung. Das große Gehäusevolumen verspricht ausgewachsenen Klang, die 3.1.2-Kanäle werden aus 13 Treibern befeuert. Zwei davon mit 5 cm großen Glasfasermembranen sind an der Oberseite verbaut und strahlen schräg zur Decke, von wo aus die Schallwellen zum Hörplatz reflektiert und so von oben wahrgenommen werden sollen. Ein Prinzip, nach dem mittlerweile fast alle Atmos-Soundbars arbeiten. An der Front sitzt links, mittig wie rechts je ein Trio aus zwei Glasfaser-Mitteltönern (5 cm) und einem Titankalotten-Hochtöner (1,9 cm). Hinzu kommen zwei auf der Oberseite sitzende, 10 cm große Basstreiber.
Läuft die App, klappt die Einrichtung schnell. Über Bluetooth wird die Verbindung zur Soundbar hergestellt, dann WiFi eingerichtet, danach HDMI oder Toslink als Quelle gewählt und die Soundbar auf die Tasten der TV-Fernbedienung angelernt. Zu guter Letzt kam noch ein Firmware-Update.
Einmal im Menü, kann man zu den Streaming-Diensten Deezer, TuneIn, Last.fm, Tidal, Qobuz, NTS und Soundcloud verknüpfen. Weitere sollen laut B&W folgen. An Klangfunktionen konnten wir nur Regler für Bässe und Höhen finden. Auf DSP-Programme verzichtet die Soundbar ebenso wie auf eine Dynamikreduktion, Sprachverbesserer, Raumeinmessung oder etwa ein Lip-Sync. Ein Update soll auch Multiroom-Funktionen ermöglichen. Dann kann sich die Panorama 3 etwa mit anderen Lautsprechern der „Zeppelin“-, „Panorama“- und „Formation“-Baureihe im Haus verbinden.
Ausstattung
Dolby-Decoder samt Atmos haben sich inzwischen zum Standard der meisten Soundbars im oberen Preissegment entwickelt. Auch die Panorama 3 schluckt alles an Dolby-Signalen, dazu PCM-Ton. Auf DTS-Decoder hat B&W hingegen verzichtet, hierzu später mehr im Hörtest. Bis auf eine Bass und Höhenregelung besitzt die Bar keine Klangfunktionen (siehe Kasten).
Rückseitig findet man einen HDMI-Ausgang mit eARC, was in der Praxis einem HDMI-Toneingang für eARC-Signale entspricht. Videosignale verarbeitet die Bar nicht, auf Onscreen-Menüs muss man daher verzichten. Ton lässt sich auch über Toslink-Kabel zuspielen. Ins Netzwerk geht es über WiFi und Ethernet. Drahtlos nimmt der Riegel Signale auch über Bluetooth (aptX) und AirPlay 2 entgegen. Spotify Connect ist integriert, die App liefert weitere Dienste (siehe Kasten).
Die Bar besitzt keine Power-Taste und schaltet bei Nichtnutzung nach einiger Zeit von selbst in den Standby-Modus, der rund 2 Watt verbraucht.
Tonqualität
Für eine Soundbar spielte die Panorama 3 recht auswogen. Im Vergleich zu klassischen Kompaktboxen fehlte uns allerdings etwas Körper und Fülle; schmächtig spielte der Riegel aber nicht. Gesang klang bisweilen aber leicht gedämpft, was man jedoch mit den Höhen- und Bassreglern der App gut kompensieren kann. Die Sprachverständlichkeit bei Dokumentationen war gut und ließ aus seitlichen Hörwinkeln nur leicht nach.
Blues-Rock von Joe Bonamassa im Dolby-5.1-Gewand klang spritzig, luftig und hörbar größer als die Bar selbst. Beim Wechsel zur DTS-HD-5.1-Spur der Disc kam dann die Ernüchterung. Unser Oppo-Player wandelte notgedrungen zu PCM-2.0, womit das Klangbild auf die Größe der Bar zusammenfiel. Gleiches bei Filmton mit DTS, was den Hörspaß schmälerte. Und da der Soundbar Upmixer bzw. DSP-Programme fehlen, bleibt das auch so. Einen Ausweg bzw. Umweg fanden wir trotzdem: Via Toslink-Ausgabe kann der Oppo UDP-203 DTS-Ton in einen Dolby-Stream wandeln. Dann klang auch DTS auf der Soundbar ähnlich räumlich wie ein Dolby-Mix. Atmos geht über SPDIF aber nicht, womit wir wieder bei HDMI wären.
Mit Atmos-Trailern von der Dolby-Demo-Disc lief die Panorama 3 zu räumlicher Höchstform auf und tischte vorne eine sehr große, breite und präzise Bühne auf. Zudem gelang ihr das Kunststück, Effekte gut ortbar im Raum zwischen Bar und Hörplatz und sogar seitlich unserer Sitzposition zu platzieren. Beim Höhensound blieben Überraschungen hingegen aus, Höheneffekte schallten nicht von oben, sondern nur aus dem 2D-Schallfeld; dort aber ebenso räumlich wie der Rest.
Die Bass-Performance überzeugte uns nicht: Vom urgewaltigen „Powerful Bass“ in Dolbys „Amaze“-Trailer war wenig zu hören und auch in „Ghost in the Shell“ (Dolby Atmos) bewegte der Panzer im Finale kaum mehr als ein laues Lüftchen. Für Action-Fans ist die Soundbar suboptimal, auch weil eine Koppelung mit einem externen Subwoofer nicht möglich ist.
Mit Stereo-Musik spielte die Panorama 3 mal gut breit, mal mehr bezogen auf die Bar – je nach Quellmaterial. Die Bühne blieb aber stets mit einer guten Ortung und Trennung von Instrumenten erhalten. Bei Gesang fehlte uns etwas Luftigkeit und fühlbare Bässe gab es erwartungsgemäß nicht.
Der Testbericht Bowers & Wilkins Panorama 3 (Gesamtwertung: 73, Preis/UVP: 1.000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 9-2022 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Die erste Atmos-Soundbar von Bowers & Wilkins spielt sehr räumlich, aber schwach im Bass. Gute Streaming-Optionen stehen wenigen Klangeinstellungen gegenüber.
Andreas Oswald