BenQ präsentiert mit dem W4100i den smarten Nachfolger des W4000i. Das neue Modell ist mit einer HDR-Neuerung ausgestattet, auf die viele Heimkinofreunde gewartet haben.
Äußerlich hat sich beim 3.000 Euro teuren BenQ W4100i im Vergleich zum Vorgänger nicht viel getan. Die Abmessungen sind mit 42 x 13,5 x 31,2 Zentimetern und einem Gewicht von 6,1 Kilogramm ähnlich zum Vorgängermodell W4000i (Test in 7-2023). Zum Lieferumfang gehören eine Objektivabdeckung, eine Quick-Start-Anleitung, ein Kalibrierungsprotokoll, zwei Fernbedienungen und der Android-TV-Dongle QS02. Optional gibt es gegen Aufpreis die 3D-Brille DGD5 und die Universaldeckenhalterung CMG3. Die Leistungsaufnahme liegt mit 235 Watt auf höchster Lichtstufe unter der Herstellerangabe von 330 Watt.

Zwei Fernbedienungen sind im Lieferumfang enthalten. Während mit der großen Hauptfernbedienung alle Einstellungen am Beamer durchgeführt werden, ist der kleine Controller nur für die Smartfunktionen vorgesehen. Dafür gibt es für YouTube, Netflix, Prime Video und Disney Direktwahltasten.
Ausstattung und Technik
Der BenQ W4100i verfügt über den 0,65-Zoll großen DLP-Chip von Texas Instruments mit Full-HD-Auflösung. Wie alle bezahlbaren 4K-DLP-Beamer erzeugt er eine Auflösung von 3.840 x 2.160 Pixel mittels XPR-Shifting.
Die LED-Lichtquelle soll 3.200 Lumen leisten. Das Besondere an ihr: Zu den drei LEDs, welche die Primärfarben Rot, Grün und Blau erzeugen, ist eine weitere Diode vorhanden. Diese gibt ebenfalls Blau aus, das mittels Phosphor-Element in Grün gewandelt wird. Durch diese Addition kann die Lichtausbeute gesteigert werden. Darüber hinaus ist ein Farbrad überflüssig, weil die Farben sequenziell von der Lichtquelle erzeugt werden. Dank der schnellen Schaltzeiten ist der Regenbogen-Effekt praktisch kein Thema, weil selbst an kontraststarken Kanten kein Farbblitzen auf fällig ist. Die Lebensdauer beziffert BenQ mit 20.000 Stunden im Eco-Modus und 30.000 Stunden im hohen Modus.
Ein vollständiges Sechs-Achsen-Farbmanagement ist ebenso hinterlegt wie ein 11-Punkte-Equalizer, um Graustufen und Gamma anzupassen. Hier können sich Tüftler und Technik-Freaks richtig austoben, weil die Presets sehr gut funktionieren. Neben HDR10 und HLG unterstützt der W4100i auch HDR10+. Ein dynamisches Tone-Mapping für die statischen High-Dynamic-Range-Formate ist neu implementiert und hebt den W4100i von seinem Vorgänger ab. Das Tool kann im Menü aus- bzw. eingeschaltet werden – ab Werk ist es aktiv.
Die automatische Kalibrierfunktion nutzt einen im Projektor verbauten Sensor, um die Farbqualität der LEDs durchgehend zu prüfen. Weicht diese von ihrem Auslieferungszustand ab, nimmt der W4100i selbstständig eine Korrektur vor. Diese Vorgehensweise ist clever, weil eine Kalibrierung üblicherweise auf dem Originalzustand aufsattelt. Da dieser regelmäßig wiederhergestellt wird, bleibt auch die eigene Kalibrierung erhalten.
Eine Zwischenbildberechnung steht ebenfalls zur Verfügung. Diese trägt den etwas kryptischen Namen „Bewegungsverstärker 4K“. Sie ist für SDR und HDR anwendbar. Die „Globale Kontrastverbesserung“ und „Lokale Kontrastverbesserung“ erhören Brillanz und Durchzeichnung von hellen und dunklen Bereichen. Der Filmmaker-Modus gibt Bilder so wieder, wie diese vom Regisseur beabsichtigt sind. CinematicColor bietet exakte Farben ab Werk. Dafür wird jeder W4100i vor Auslieferung individuell kalibriert. Im „AI Cinema“-Modus analysiert eine KI jedes Einzelbild in Echtzeit und optimiert automatisch HDR, Sättigung und Schärfe.
3D wird von BenQ weiterhin unterstützt (siehe Kasten). Dank mitgeliefertem Android-TV-Dongle komplettieren etliche Streamingdienste das Ausstattungspaket. Der BenQ W4100i gehört zu den wenigen Projektoren, der via Android TV praktisch alle Dienste zur Verfügung stellt, die wir von Fernsehern kennen. Bluetooth 5.0, AirPlay und Google Cast bietet kabellose Signalübertragungsmöglichkeiten von Smartphone und Tablet.

Der BenQ W4100i besitzt drei HDMI-Eingänge auf der Rückseite, eine USB-Schnittstelle dient der 1,5-Volt-Stromversorgung für einen Dongle, als Lesegerät für Fotos, Videos und Firmware-Updates. Die anderen USB-Ports sind für die Stromversorgung (2,5 Volt) und Wartungszwecke. Der 12-Volt-Trigger ist für Leinwandsteuerungen vorgesehen, S/PDIP und 2,5-mm-Klinke leiten Ton weiter. Hinter der Aussparung wird der Android-TV-Dongle angeschlossen.
Wird das Filter aus dem Lichtweg gefahren, erhöht sich die Maximalhelligkeit auf 2.080 Lumen. Allerdings wird der DCI-P3-Farbraum nur noch zu 86 Prozent abgedeckt. Folglich sehen Grün und Cyan etwas blasser aus, aber das ist nur im Vergleich zu sehen. Auf unserer 3,20 Meter breiten Cinemascope-Leinwand bevorzugen wir die höhere Lichtausbeute ohne Filter. In „West Side Story“ (siehe Fotos) leuchten die Kittel der Frauen schlichtweg heller, das Bild wirkt viel plastischer und brillanter.

Der DCI-P3-Farbraum wird zu 100 Prozent abgedeckt, wenn das interne Filter verwendet wird.

Großer Farbraum „Aus“ – Die volle Lichtausbeute wird ausgeschöpft, wenn das Farbfilter nicht aktiv ist.

Großer Farbraum „Ein“ – Satte 39 Prozent Lichteinbußen erkauft man sich für das größere Farbspektrum.
Installation und Bedienung
Die Aufstellung gestaltet sich angenehm leicht. Aufgrund des relativ großen Offsets kann der W4100i auf Höhe der Leinwandunterkante oder Überkopf auf Höhe der Oberkante installiert werden. Auf eine elektrische Bildanpassung oder einen Auto-Fokus muss man beim W4100i verzichten. Bildlage, Größe und Schärfe lassen sich nur von Hand einstellen. Die einzelnen Regler sind jedoch gut zugänglich.
Das 1,3-Fach-Zoomobjektiv ermöglicht es, eine 2,50 Meter breite 16:9-Leinwand aus einer Distanz von 2,88 bis 3,75 Meter vollständig auszuleuchten. Via Lens-Shift lässt sich das Bild vertikal von 0 bis 60 Prozent und horizontal von -15 bis +15 Prozent verschieben.
Nach dem ersten Einschalten öffnet sich ein Installationsmenü. Leider lassen sich Google und Projektor zunächst nicht koppeln, weil die erforderliche Internetanbindung im zweiten Schritt durchgeführt wird. Erst danach können wir auf unseren Google-Account zugreifen und die Installation abschließen.
Die Navigation durch das übersichtlich strukturierte On Screen Display geht flott von der Hand. Die einzelnen Menüs erklären sich praktisch von selbst. Sind die Einstellungen für HDR, HDR10+, SDR und 3D abgeschlossen, muss sich der Nutzer um nichts weiter kümmern. Sobald ein entsprechendes Signal anliegt, schaltet der Projektor selbstständig in den konfigurierten Bildmodus.
Licht und Farbe
Im Bildmodus „Hell“ messen wir erwartungsgemäß die höchste Lichtausbeute. Hier übertrifft unser Test-Exemplar seine beworbene 3.200-Lumen-Maximalhelligkeit um 100 Lumen. Allerdings erzeugt er diese Lichtausbeute mit einem Grünstich, so dass wir diesen Modus allenfalls für Sportübertragungen in Räumlichkeiten mit kontrolliertem Umgebungslicht empfehlen können.
Leider lässt sich auch beim W4100i die Zwischenbildberechnung nicht nutzen. „Bewegungsverstärker 4K“ lässt sich zwar einschalten, aber die 3D-Filme werden trotzdem ohne Zwischenbilder ausgegeben. Ein Grünblitz synchronisiert die 3D-Brille mit dem Beamer. Dieses Signal wird zuverlässig von den Gläsern der Brille absorbiert, so dass wir auf der Leinwand stimmige Farben erleben. Crosstalk-Effekte treten nicht auf, Säume und Geisterbilder glänzen mit Abwesenheit. In „Avatar: Der Weg des Wassers“ sind die Flugaufnahmen atemberaubend. Die tiefen Täler und Schluchten wirken realistisch. Die räumliche Tiefe ist sehr gut, die Staffelung ist frei von unschönen Scherenschnitt-Effekten.

Die Zwischenbildberechnung lässt sich auf drei verschiedene Stufen einstellen, doch selbst beim Setting „hoch“ bleibt sie wirkungslos.

CinemaMaster: In diesem Menü befinden sich unter anderem Regler für Kontrastverbesserungen, Zwischenbildberechnung und das Dynamische Tone-Mapping.

Farbverwaltung: Hierbei handelt es sich um ein Sechs-Achsen-Farbmanagement, in dem zusätzlich der Weißpunkt angepasst werden kann.

Android 11.0 bietet auf dem W4100i alle Streamingdienste, die wir von den TV-Geräten her kennen.
Besser fällt das Ergebnis der Werkseinstellung „AI Cinema“ aus. Mit 1.950 Lumen (SDR) ist die Maximalhelligkeit deutlich höher als im Bildmodus „Filmmaker“, der es ab Werk lediglich auf 1.275 Lumen bringt. Hintergrund: „Filmmaker“ nutzt ein Farbfilter im Lichtweg, das sich nicht ausschalten lässt. Für HDR verwenden wir neben HDR10+ das dynamische Tone-Mapping im Preset „HDR-KI-Kino“. Dieses liefert kalibriert satte 2.080 Lumen bei einer Farbtemperatur von 6.500 Kelvin. Die Lichtausbeute reicht, um Leinwandbreiten bis 4,50 Meter (SDR) bzw. 3,30 Meter (HDR) zu befeuern.
Der statische Kontrast beträgt nach der Kalibrierung 1.750:1 (On/Off), 1.170:1 (In-Bild) und 350:1 (ANSI). Dynamisch lässt er sich auf 3.500:1 steigern, ohne dass es durch die LED-Regelung zu störendem Helligkeitspumpen kommt. Das Schwarz ist mit 1,19 Lumen nicht besonders dunkel, es verbessert sich aber dank der dynamischen Regelung auf gute 0,59 Lumen.
Der Farbraum Rec.709 wird zu 99 Prozent abgedeckt, so dass sich für HDTV und Blu-ray natürliche Farben einstellen. Bei HDR verzeichnen wir 86 Prozent. Das Gamma 2,4 verläuft vorbildlich an der Vorgabe entlang, so dass dunkle und helle Inhalte bestmöglich durchgezeichnet sind. Der Graustufenverlauf ist mit durchschnittlich 0,3 DeltaE auf Referenzniveau, so dass über alle Helligkeitsabstufungen die Farben neutral sind. Die Ausleuchtung ist mit 98 Prozent top, auch weil weder Helligkeitsabfall noch Einfärbungen zu den Seiten vorhanden sind.
Bildqualität
Spielfilme, Serien und Sportübertragungen in 24, 50 und 60 Hz werden originalgetreu und fehlerfrei projiziert. Im Zusammenspiel mit der Zwischenbildberechnung auf „Niedrig“ verbessert sich die Bewegungsschärfe beträchtlich, ohne dass es zu einem Seifenoper-Effekt kommt. Spielfilme in HDR werden von 0,0 bis 10.000 Nits vollständig reproduziert. „Elvis“ in HDR10+ offenbart knackige Farben. Auf seinen Konzerten sind sämtliche Zuschauer bestens zu erkennen. Das neue dynamische Tone-Mapping kann mit statischen HDR-Inhalten vollauf überzeugen. Als in „Sully“ der Flugzeugkapitän über den Times Square joggt, sind auf den Displays alle Inhalte zu sehen. Es überstrahlt nichts ins Weiß. Letterboxbalken sind hingegen nur dunkelgrau, ebenso Schattenbereiche. Auf Nachtaufnahmen liegt aber kein Grauschleier, weil die Kontrastverbesserungen im Zusammenspiel mit dem LED-Dimming ganze Arbeit leisten. Mit unseren Einstellungsempfehlungen stellen sich regelmäßig HDR-Wow-Momente ein. Das satte Rot der Neonbeleuchtung in der Neuverfilmung von „West Side Story“ sieht umwerfend aus. Das gelbe Kleid von Maria strahlt prachtvoll. Texte auf Reklameschildern sind bis zum Leinwandrand messerscharf.
Der im Projektor verbaute 5-Watt-Lautsprecher erzeugt Maximalpegel, die Zimmerlautstärke nicht überschreiten. Musikdarbietungen auf YouTube klingen überraschend kräftig, weil Mitten und Höhen ordentlich wiedergegeben werden. Tiefbass ist erwartungsgemäß nicht vorhanden.


Der Testbericht BenQ W4100i (Gesamtwertung: 84, Preis/UVP: 3.000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2025 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Der BenQ W4100i überzeugt mit messerscharfen 4K-HDR-Bildern und seiner hohen Helligkeit. Dank 3D, Autokalibrierung, Streamingdiensten und hoher Aufstellungsflexibilität bietet er alles für ein großes Filmerlebnis im Heimkino.
Michael B. Rehders
