BenQ W4000i (Test)

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Die Tage der Lampe als Lichtquelle für Projektoren sind gezählt. Laser wurde oft als alleiniger Nachfolger gehandelt, doch nun beweist BenQ, dass man mit der bewährten LED-Technologie auch moderne und lichtstarke Heimkinobeamer bauen kann.

Bei modernen Heimkinoprojektoren ist eine hohe Lichtleistung unerlässlich, erst dadurch werden sie wohnzimmertauglich und kompatibel zu HDR und 3D. Trotz LED-Lichtquelle gibt BenQ beim brandneuen W4000i eine enorme Lichtleistung von bis zu 3.200 Lumen an. Auch in anderen Bereichen soll der smarte Bildwerfer Maßstäbe setzen – und dabei mit einem Preis von 3.000 Euro bezahlbar in der erfolgreichen Mittelklasse positioniert werden. Ob die Rechnung aufgeht, klären wir auf den folgenden Seiten.

Der kleine Schwarze
Aufgrund der neuen Lichttechnik hat der W4000i ein vollkommen neues Chassis erhalten. Mit dem seitlich positionierten Objektiv ist er vielleicht nicht so elegant wie sein lampenbasierter Bruder W5700 (Test in 8-2019), dafür ist er mit rund 45 x 32 x 13 (B/H/T) Zentimetern kompakt und lässt sich auch in kleineren Räumen gut integrieren. Leider ist der W4000i nur in Schwarz erhältlich, so dass er in hellen Wohnzimmern die (vermutlich ungewollte) Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ebenfalls auf kleinere und mittlere Raumgrößen ausgelegt wurde das Projektionsverhältnis, das bereits aus einem Abstand von 2,5 Metern eine Bilddiagonale von 100 Zoll erzeugt. Durch den 1,3-fachen Zoom kann dieser Abstand zwar verlängert werden, aber für sehr große Abstände ist der W4000i weniger ausgelegt. Lobenswert ist der doppelte Lens-Shift, mit dem das Bild um 60 Prozent vertikal und um 15 Prozent horizontal verschoben werden kann, um Raumhöhen und nicht zentrierte Positionierung auszugleichen.

Gleich zwei Fernbedienungen liegen dem W4000i bei: eine universell nutzbare und eine Smart-Remote mit direkten Shortcuts für die wichtigsten Streaming-Apps.

Lichtschub dank vierter LED
Technisches Highlight des W4000i ist seine innovative 4LED-Beleuchtung. Projektoren mit RGB-LED-Beleuchtung durften wir schon öfter in unserem Testlabor begrüßen, aber neben farblichen Vorteilen hatten sie stets das Defi zit mangelnder Lichtleistung. BenQ hat das Problem gelöst, indem eine vierte blaue LED in Kombination mit Phosphor für einen zusätzlichen Lichtschub sorgt und die Lichtleistung auf 3.200 Lumen anhebt. Dies macht den W4000i zu dem ersten LED-Projektor, der es mit den meisten Lasermodellen aufnehmen kann. Gleichzeitig sind LEDs die langzeitstabilsten Lichtquellen am Markt, so dass diese Helligkeit über einen langen Zeitraum erhalten bleibt und bis zu 30.000 Stunden wartungsfrei verbleibt – so zumindest das Versprechen des Herstellers.

Die eigentliche Bilderzeugung erfolgt durch klassische DLP-Technologie von Texas Instruments, im W4000i kommt allerdings ein neuer, größerer 0,65-Zoll-DMD zum Einsatz, was ebenfalls der Lichtausbeute, aber auch der Bildschärfe zugute kommen soll. Mittels XPR-Pixelshift wird die native Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixeln auf 4K vervierfacht, denn nach wie vor gibt es im Heimkinobereich keine nativen 4K-DLP-Beamer in bezahlbaren Preisklassen.

Ein Schwerpunkt, den BenQ beim W4000i gesetzt hat, liegt in einer hochwertigen 4K-HDR-Wiedergabe. Der Projektor ist zu einer 100-prozentigen Farbraumabdeckung in der Lage und die Signalverarbeitung passt auf Wunsch die HDR-Pegel in Echtzeit dynamisch an. Unterstützt wird dies durch ein Echtzeitdimming, was durch die pulsbaren LEDs ermöglicht wird. Auch HDR10+ ist an Bord, für Dolby Vision hat es nicht gereicht. Gamer dürften die fehlenden HDMI-2.1-Schnittstellen bemängeln, dafür wurde sein Input-Lag bei 4K-Zuspielung auf 16 Millisekunden und bei Full-HD sogar auf 8 Millisekunden reduziert, was ihn zu einem der reaktionsschnellsten Heimkinobeamer am Markt macht.

Flexibel, aber wenig Luxus: Fokus, Zoom und Lens-Shift werden alle manuell am Objektiv justiert.

Das eigentliche Objektiv des W4000i sitzt sicher geschützt nach innen versetzt im Chassis.

Digitale Frontprojektoren sind technisch bedingt nicht so lichtstark und kontrastreich wie selbstleuchtende Fernseher. Diese Defizite machen sich vor allem bei HDR-Lichtquellen bemerkbar. Um Abhilfe zu schaffen, hat BenQ eine dynamische HDR-Signalverarbeitung implementiert: Das Bild wird hierbei in Zonen eingeteilt und jede Zone in ihren Pegeln analysiert. Im nächsten Schritt werden die Pegel so gespreizt, dass sie den nativen Dynamikumfang besser auszunutzen, ohne zu überstrahlen. Auch das Verhältnis der Zonen zueinander wird abgestimmt. Im Ergebnis ist das Bild heller, kontrastreicher und zeigt eine bessere Durchzeichnung. Der gewollte HDR-Look wird somit deutlich verbessert. Der W4000i ist auch zum HDR10+ Standard kompatibel, bei dem HDR direkt dynamisch aufgezeichnet wird.

Der dynamische HDR-Algorithmus unterteilt das Bild in zahlreiche Zonen, die einzeln analysiert werden.

Durch die Pegelanpassung der einzelnen Zonen in Echtzeit gewinnt das Bild an Plastizität, ohne dass störendes Bild-Pumpen entsteht.

„Last but not least“ handelt es sich beim W4000i um einen Projektor mit smartem Betriebssystem, das durch einen Android Dongle realisiert wird. Es entspricht der neuesten Generation und bietet nun auch eine Streaming-App für Netflix (neben Amazon Prime, Youtube, Disney+). Ein externer Smartstick wie FireTV oder AppleTV wird somit überflüssig.

Entsprechend wird sein Bedienkonzept ähnlich wichtig wie bei einem Fernseher. BenQ trägt dem Rechnung, indem zwei Fernbedienungen beiliegen (Bilder linke Seite), die beide neu gestaltet wurden. Die „Große“ dient vornehmlich der klassischen Projektor-Steuerung und Konfiguration, ist vorbildlich gegliedert und zuverlässig in der Steuerung. Dazu passend ist die Menüstruktur des W4000i modernisiert und bietet mehr Kalibriermöglichkeiten als die Vorgänger. Neu ist zum Beispiel der 11-fache Equalizer für die Korrektur von Farbtemperatur und Gamma, hier können sich Perfektionisten mit entsprechendem Mess-Equipment austoben.

Die zweite im Lieferumfang enthaltene Fernbedienung ist kompakter und dient der Steuerung der smarten Bedienoberfläche. Hierbei handelt es sich um das von vielen Fernsehern (u.a. Sony, Philips) bekannte AndroidTV der neuesten Generation, das nun ausgereift wirkt. Alle Streamig-Apps laden schnell und arbeiten zuverlässig, die wichtigsten können per Short-Cut direkt aufgerufen werden. Im Playstore können weitere Apps nach Belieben runtergeladen, installiert oder auch wieder gelöscht werden. AndroidTV macht den W4000i zu einem autarken System, wenn man den Ton per Audio-Return Channel (ARC) oder optisch per Toslink an einen Verstärker weiter leitet.

Jetzt mit Filmmaker-Mode
Neben der hohen Lichtleistung verspricht BenQ auch eine perfekte Farbwiedergabe, sowohl für HDR (DCI P3) als auch SDR (BT.709). Dies geht so weit, dass dem Projektor sogar ein individuelles Einmess-Protokoll beiliegt. Und auch die von Fernsehern bekannten „Filmmaker“-Modi wurden erstmals integriert, um eine möglichst authentische Bildwiedergabe nach den Vorgaben der Filmemacher zu gewährleisten. Zur Überprüfung haben wir bei herkömmlicher SDR-Zuspielung den Filmmodus messtechnisch erfasst und stellen fest: Tatsächlich ist der W4000i bereits ab Werk nahezu perfekt auf alle Normen für Farbraum, Farbtemperatur und Gamma kalibriert. Dies ist selbst in weitaus höheren Preisklassen nicht selbstverständlich und verdient ausdrückliches Lob.

Bei der Lichtleistung zeigen unsere Messinstrumente hingegen lediglich rund 1.100 Lumen, was zwar einen ordentlichen Wert darstellt, aber meilenweit von der Werksangabe von 3.200 Lumen entfernt ist. Der Grund ist schnell gefunden: Für eine perfekte Farbraumabdeckung setzt der Filmmaker-Modus den internen „Wide Color Gamut“-Filter ein, der das Spektrum eigentlich für DCI P3 filtert. Er kostet rund 1.000 Lumen Lichtleistung und kann im Filmmaker-Modus nicht deaktiviert werden. Schaltet man bei SDR in den „Cinema“-Modus, so wird die WCG-Filter aber deaktiviert und die Lichtleistung steigt auf knapp über 2.000 Lumen, was einen sehr guten Wert darstellt. Erfreulicherweise ist auch dieser Modus nahezu perfekt werkskalibriert, lediglich der Farbraum ist um rund 2 Prozent geschrumpft, was aber für das menschliche Auge nahezu unsichtbar ist. Die maximale Lichtleistung von 3.000 Lumen wird schließlich im Modus „Hell“ erreicht, hier ist aber keine adäquate Farbgebung mehr gewährleistet, weshalb dieser Modus nur für sehr helle Umgebungen genutzt werden sollte.

Die Anschlüsse auf der Rückseite bieten neben den HDMI-Buchsen auch LAN, USB, Steuerschnittstellen und Tonausgänge. Selbst ein Media Reader ist an Bord.

Die Einstellmenüs des W4000i wurden neu gegliedert und moderner gestaltet als bei früheren BenQ-Modellen. Auch neue Funktionen sind hinzugekommen.

Das smarte AndroidTV ist funktionell und leistungsfähig, kann aber nicht ganz mit den Systemen von LG (WebOS) oder Samsung (Tizen) mithalten.

Die technische Besonderheit des W4000i liegt in seiner 4LED-Technologie, die einfach wie genial aufgebaut ist: In der Lichtkammer befinden sich drei LEDs gemäß den drei Grundfarben Rot, Grün und Blau. Ihr Licht wird über dichroitische Spiegel in den Lichtweg geleitet. Zusätzlich gibt es eine weitere blaue LED, deren Licht durch ein Phosphor-Element in grünes Licht umgewandelt wird und so die Lichtausbeute dramatisch steigert. Das System wird wie eine Ampel durchgeschaltet und macht so ein Farbrad überflüssig, weniger Regenbogeneffekt ist die positive Folge. Außerdem ist das System mit nur 50 Prozent Lichtabfall nach 30.000 Stunden so langlebig und wartungsfrei wie ein Fernseher. Eine Autokalibrierung per Photodiode gewährleistet über den gesamten Zeitraum dabei konstante Farben.

LEDs verlieren ihre Helligkeit linear und sind so lichtstabiler als alle anderen Lichtquellen.

Eine Photodiode überwacht die Farbbalance regelmäßig und korrigiert diese bei Bedarf vollautomatisch.

4 LEDs + Phosphorelement werden der Reihe nach durchgeschaltet.

Bei HDR-Zuspielung mit originalem Kinofarbraum ist der Filmmaker-Modus mit aktiviertem WCG-Filter die erste Wahl, aber auch hier hat man die hellere Option ohne Filter. Auch wenn die DCIP3-Farbraumabdeckung dann auf 80 Prozent sinkt, sorgt eine gute Farbtransformation für einen natürlichen Bildeindruck.

Perfekte Farben und eine hohe Lichtausbeute, bis hierhin zeigt der W4000i die Stärken seiner neuen 4LED-Lichtquelle. Leider wurde in Sachen Kontrast kein solcher Meilenstein erreicht, sondern nur die typischen DLP-Leistungsdaten: Der native On/Off Kontrast von 1.100:1 ermöglicht dank des hohen In-Bild-Kontrastes von 320:1 zwar in hellen und mittelhellen Szenen eine plastische Bilddarstellung, in dunklen und kontrastarmen Szenen legt sich aber ein Grauschleier über das Bild. Mit dem „Smart Eco“-Modus lässt sich das LED-Dimming zuschalten, das in dunklen Szenen die Lichtleistung in Echtzeit verringert und so den Schwarzwert auf ein Drittel absenkt. Der Schleier wird vermindert und der Dynamikumfang auf durchschnittlich 3.000:1 gesteigert. Dieses Ergebnis ist zwar nicht hervorragend, lässt dunkle Szenen aber authentischer aussehen.

Bildschärfe & Auflösung
In Sachen Detailschärfe macht der BenQ W4000i wieder eine sehr gute Figur: Dank des größeren DMD-Chips gelingt ihm eine bessere Randschärfe als vielen hauseigenen Kollegen. Auch das XPR-Pixelshift macht eine hervorragende Arbeit und erhöht die Detailauflösung sichtbar. Angenehmer Nebeneffekt des Pixelschiebens ist das Wegfallen der Pixelstruktur. Das Detailniveau eines nativen 4K-Projektors von Sony oder JVC wird zwar nicht erreicht, doch bedarf es dafür eines genauen Vergleichs von Kleinstdetails.

Um in bewegten Bildern eine ähnlich gute Detailschärfe zu gewährleisten, bietet der W4000i eine so genannte „Motion Estimation, Motion Compensation“-Funktion, hierzulande auch Zwischenbildberechnung genannt. Die Bildergänzung kann in drei Stufen geregelt werden und arbeitet zuverlässig ohne große Artefaktbildung. Die Bewegungsschärfe wird merklich gesteigert und 24p- Spielfilme verlieren ihr Bildruckeln bei Kameraschwenks. Filmpuristen kommen aber auch auf ihre Kosten: Schaltet man die Zwischenbildberechnung ab, so zeigt der W4000i Spielfilme in ihrer originalen 24-Bilder-Kinofrequenz, was sonst kaum ein DLP-Projektor dieser Preisklasse beherrscht.

Die Maße des BenQ W4000i sind für einen Heimkinobeamer der Mittelklasse erfreulich kompakt.

Der optische Lens-Shift bietet zusätzlichen Spielraum für die Positionierung des Geräts außerhalb der Achsen, ohne dass die Bildgeometrie verändert wird.

Der 11-fache RGB-Equalizer erlaubt eine perfekte Abstimmung der Farbtemperatur.

Praxistest
Nach all den Messergebnissen wollen wir den BenQ W4000i einem Praxistest bei verschiedenen Anwendungen unterziehen, um zu überprüfen, wie vielseitig er im realen Leben wirklich ist.

Wir beginnen mit SDR-Material, wie es uns tagtäglich in Form von Serien, Nachrichten und Sport begegnet, meistens tagsüber in nicht komplett abgedunkelter Umgebung. Durch sein smartes Betriebssystem, mit dem sich der W4000i selbst versorgen kann, und durch seine langlebige LED-Lichtquelle ist der Projektor in der Theorie ein guter Ersatz zu einem Fernseher. Kombiniert man ihn mit einer leistungsfähigen Kontrastleinwand, kann er tatsächlich diese Aufgabe erfüllen. Empfehlenswert ist hier der Bright-Modus mit leichten Farbkorrekturen. In Sachen Kontrast und Schwarzwert kann freilich kein Fernseher-Niveau erreicht werden, dafür kontert der W4000i mit schierer Bildgröße. Mit seiner guten Zwischenbildberechnung ist der BenQ auch für schnelle Sportarten geeignet, ohne dass das Bild zu sehr „verwischt“.

Auch bei Gaming kommt es auf Lichtleistung und kräftige Farben an, hier ist eine perfekte Farbtreue aber weniger wichtig, weshalb auch hier der Bright-Modus zugunsten der Lichtleistung empfehlenswert ist. Aktiviert man den Low-Latency- Modus, sinkt der Inputlag auf wenige Millisekunden, so dass auch anspruchsvolle Gamer auf ihre Kosten kommen.

Bei der Spielfilmwiedergabe im abgedunkelten Raum zeigt der W4000i schließlich, wofür er gemacht ist: sehr gute Lichtleistung, perfekte Farben, hohe Detailschärfe auch in Bewegungen, das Bild weiß in vielerlei Hinsicht zu gefallen. Dies gilt nicht nur für SDR-Zuspielung, sondern auch für UHD-Material mit HDR-Farbraum: Selbst bei aktiviertem WCG-Filter gelingt dem W4000i eine ansprechende Helligkeit in Highlights, wenn man das adaptive HDR-Tonemapping aktiviert: Bild für Bild werden die Pegel analysiert und intelligent auf den nativen Kontrastumfang des Projektors gespreizt. So wirkt nichts unterbelichtet und eine ausreichende Durchzeichnung in dunklen Bereichen ist gewährleistet. Es bleibt aber die Qual der Wahl zwischen „strahlend“ bei verkleinertem Farbraum (ohne Filter), oder originalem Kinofarbraum mit 1.000 Lumen weniger. Und den leichten Grauschleier in dunklen Szenen kann man dem W4000i auch mit dynamischem Dimming nicht ganz abgewöhnen. Doch in der Summe überwiegen klar die Vorteile.

Der Testbericht BenQ W4000i (Gesamtwertung: 85, Preis/UVP: 3.000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2023 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

85 Sehr gut

Mit dem W4000i beweist BenQ eindrucksvoll, dass seine spezielle 4LED-Technologie eine vollwertige Alternative zur Laserlichtquelle sein kann: In Sachen Farbtreue und Lichtleistung gibt es kaum bessere Modelle in dieser Preisklasse.

Ekki Schmitt

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