BenQ V6000 (Test)

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Der Hype der Beamer, die aus nur wenigen Zentimetern Entfernung riesige Bilder erzeugen und so eine wohnzimmerfreundliche Alternative zu riesigen Fernsehern sein können, ebbt nicht ab. Rund ein Dutzend verschiedener Ultrakurzdistanz- Modelle sind in den letzten Monaten erschienen. Aufgrund ihrer komplexen Technik aus Laser-Lichtquelle und präzisem Objektiv samt Parabol-Umlenkspiegel liegt die neue Beamer-Gattung zwischen 3.000 und 4.000 Euro. Hier wird sich auch der brandneue V6000 aus dem Hause BenQ einreihen, für den der taiwanesische Konzern 4.000 Euro aufruft, wenn das Gerät im Oktober auf den Markt kommt. Stolz präsentierte man das Modell auf der Berlinale 2020 und überzeugte dort die ersten Prominenten und Fachjournalisten. Jetzt konnten wir uns ein Testgerät sichern und so einen detaillierteren Blick auf BenQs LaserTV-Premiere werfen.

Ausstattung und Installation

Da LaserTVs, wie ihr Name schon sagt, herkömmliche Fernseher im Wohnzimmer ablösen sollen, spielt ihr Äußeres keine unwesentliche Rolle. Trotzdem präsentieren sich die meisten Geräte als eher unscheinbare Mischung aus Schuhkartons und Soundbar und stellen nur bedingt eine optische Bereicherung für das Wohnzimmer dar. BenQ hingegen möchte seine Modelle auch äußerlich hochwertig und attraktiv erscheinen lassen. Dies bemerkt man schon an den beiden unterschiedlichen Modellvarianten, die sich ausschließlich in der Farbe unterscheiden: Die von uns getestete Variante V6000 kommt im zeitgemäßen Weiß-Silber daher, während das Modell V6050 durch zeitloses Schwarz besonders edel wirkt.

Die elegante Aluminiumblende auf der Oberseite des Chassis wirkt auf den ersten Blick wie ein Design-Gag: Nach dem Einschalten fährt sie automatisch langsam nach hinten und gibt den Lichtweg frei, intuitiv erinnert sie an einen sich öffnenden Kinovorhang.

Bei geöffneter Blende werden Lichtaustritt, Lichtsensor und Bewegungsmelder für die Dauer der Nutzung freigelegt.

Neben dem unbestreitbaren Showeffekt bietet die Aluminiumblende aber auch praktische Vorteile, die im Wohnzimmer-Alltag nicht zu unterschätzen sind: Einerseits schützt sie alle optischen Lichtausgänge und Sensoren vor Staub, andererseits verhindert sie zudem eine unbeabsichtigte Beschädigung durch Haustiere, Putzen oder spielende Kinder. Auch unbeaufsichtigt muss sich der Eigentümer so keine Sorgen um die empfindlichen Teile machen, gut für die Nerven und ein Garant für eine lange Lebensdauer des teuren Gerätes.

Bei geschlossener Alublende sind alle empfi ndlichen optischen Elemente sicher geschützt vor unbefugtem Zugriff und Beschädigungen.

Die Geschmäcker und Wohnzimmer sind verschieden, so dass jeder durch diese Auswahl die für sich passendere Variante wählen kann. Weiteres optisches Highlight ist die Aluminium-Abdeckplatte, die auch funktionelle Vorteile gegenüber offenen Modellen bietet. Für unseren Geschmack ist der BenQ V6000 bzw. V6050 das optisch ansprechendste Modell auf dem Markt. Wie alle LaserTVs ist der BenQ ein Selbstversorger in Sachen Ton, so befinden sich hinter der eleganten Stoffblende zwei Chassis für das obligatorische Stereo-Setup, das mit Hilfe von Klangprogrammen sogar Surround-Effekte erzeugen kann. In Sachen Klang sind LaserTVs den meisten Flachbild-Fernsehern überlegen, da sie einen größeren Resonanzraum für mehr Klangvolumen bereitstellen können. Eine Soundbar oder externe Lautsprecher sind daher nicht obligatorisch. Wie bei allen LaserTVs befindet sich auch beim BenQ V6000 das Anschlussboard auf der Rückseite, die der Wohnzimmerwand zugewandt ist und so eine nahezu unsichtbare Kabelverlegung ermöglicht.

Die Anschlüsse auf der Rückseite sind auf das Wesentliche reduziert, unter anderem hätten wir uns einen zweiten USB-Port für einen TV-Stick und eine dritte HDMI-Buchse gewünscht.

Der 10 Kilo schwere Bildwerfer verfügt über zwei HDMI-Eingänge, eine Netzwerkschnittstelle, eine RS232-Steuerbuchse und einen USB-Eingang, der für Medienzuspielung und als Stromversorgung externer TV-Sticks dient. Schließlich gibt es noch einen SPDIF-Ausgang, mit dem der V6000 externe Soundsysteme mit Ton versorgen kann. Im Vergleich zu einem Fernseher gleicher Preisklasse ist die Anschlussseite bescheiden, zumal keinerlei TV-Tuner an Bord sind und man für den TV-Empfang komplett auf Settop-Boxen ausweichen muss. Als Betriebssystem kommt Android zum Einsatz, das dem BenQ auch das Abspielen von Multimediadateien aus dem Netzwerk ermöglicht. Ursprünglich war geplant, den V6000 in voller Android-Ausbaustufe komplett smart samt 4K-Streaming-Apps zu machen, doch mittlerweile hat man sich aus lizenztechnischen Gründen dagegen entschieden. Bei den inneren Werten ähneln sich die meisten Ultrakurzdistanz-Projektoren mehr. So erzeugen auch beim BenQ V6000 ausschließlich blaue Laserdioden die notwendige Lichtenergie, die für die Grundfarben Grün und Rot durch ein Phosphorfarbrad sequentiell umgewandelt wird.

Das Lautsprechersystem ist hinter einer Stoffblende versteckt, die man im Gegensatz zu Lautsprechern nicht abnehmen kann. Eine eventuelle Reinigung wird dadurch unmöglich.

Die eigentliche Bilderzeugung übernimmt ein DLP-Spiegelchip aus dem Hause Texas Instruments mit nativer Full-HD-Auflösung. Diese wird durch die etablierte XPR-Schiebetechnologie optisch vervierfacht, so dass sich auf der Leinwand rechnerisch die volle UHD-Auflösung ergibt, die aber real durch Überlappungen nicht ganz gleichwertig zu einer nativen UHD-Auflösung ist. Die Kombination aus Laserlichtquelle und DLP-Technologie ist mit bis zu 30.000 Stunden die derzeit langlebigste und wartungsfreiste Projektionsvariante auf dem Markt. Nicht ganz so trivial wie bei einem klassischen Fernseher gestaltet sich die Aufstellung. Während Ersterer wie ein Bild an die Wand gehängt oder auf ein Board gestellt wird, muss der LaserTV in genau dem richtigen Abstand und Winkel zur Wand positioniert werden, um ein in Geometrie und Größe stimmiges Bild zu erzeugen. Die Bildgröße hängt dabei ausschließlich vom Abstand des Projektors zur Wand ab, denn ein veränderbarer Zoom ist aufgrund der Bauweise nicht vorhanden. Eine noch gewissenhaftere Aufstellung wird erforderlich, wenn ein Kurzdistanzscreen zum Einsatz kommt, in den das Bild millimetergenau eingepasst werden muss.

Die eingebauten Abstandslineale erleichtern die richtige und parallele Beamerpositionierung zur Wand.

Um den richtigen und parallelen Abstand für die jeweils gewünschte Bildgröße zu erleichtern, hat BenQ dem V6000 ein einfaches wie pfiffiges Werkzeug integriert: In beiden rückwärtigen Enden des Chassis sind zollstockähnliche Abstandhalter eingebaut, die auf einer eigenen Skala direkt die Bilddiagonale markieren. Sie lassen sich auf der gewünschten Größe fixieren, so dass der Beamer nur noch bis zum Anschlag an die Wand geschoben werden muss. Passt alles, können die Abstandshalter wieder unsichtbar in das Gerät geschoben werden. Weniger überzeugend gestaltet sich die Geometriekorrektur: Unser Testexemplar bot lediglich eine herkömmliche Trapezkorrektur, eine Anpassung der einzelnen Ecken war nicht möglich. Da die Bildgeometrie aufgrund der kurzen und steilen Projektionswinkel aber viel empfindlicher reagiert, als bei einem herkömmlichen Projektor, bedeutet dies, dass eine millimeterpräzise Ausrichtung des Gerätes erforderlich ist. In dieser Hinsicht wird BenQ seinem eigenen Anspruch des einfach zu handhabenden Wohnzimmergerätes nicht gerecht.

Licht und Farbe

Herkömmliche Heimkinobeamer sind für abgedunkelte Räume konzipiert und daher in ihrer Nutzung gegenüber den tageslichttauglichen Fernsehern eingeschränkt. Ein Ultrakurzdistanz-Beamer alias LaserTV muss diesen Nachteil durch eine gesteigerte Lichtleistung überwinden. Aus diesem Grund wurde die Helligkeit laut Hersteller beim V6000 auf 3.000 Lumen gesteigert, was dem Doppelten gegenüber dem Heimkino-Durchschnitt entspräche. Bei farblich unkorrigierter Farbtemperatur übertraf unser Testexemplar diese Werksangabe mit 3.200 Lumen sogar, was selten vorkommt. Allerdings zeigt sich hier der typische Grünschleier im Bild, was eine perfekte Farbreproduktion zunichte macht. Durch die Farbkalibrierung gehen allerdings nur rund 12 Prozent der Lichtleistung verloren, so dass die verbliebenen 2.800 Lumen noch immer vorbildlich nahe an der Werksangabe liegen. Mit dieser Helligkeit ist es kein Problem, die beworbenen 100 bis 120 Zoll Bildgrößen strahlend hell auszuleuchten.

Seit über 100 Jahren arbeiten Kinofilme mit einer Bewegungsfrequenz von 24 Bildern pro Sekunde (24 Hz oder 24 fps) und erzeugen so ein leichtes Ruckeln, das wir im Laufe der Jahre als „Filmlook“ verinnerlicht haben.

2:2 Pulldown: Bei 48-Hz-Darstellung reicht eine Bildverdopplung, der Kinolook bleibt authentisch.

Viele DLP-Projektoren arbeiten intern allerdings ausschließlich mit 50 Hz oder 60 Hz, was kein ganzes Vielfaches von 24 Hz darstellt. Ohne Zwischenbildberechnung können Spielfilme daher nur mit Ruckeln wiedergegeben werden. Grund dafür ist der sogenannte „3/2 Pulldown“, bei dem die Bildfolge verdoppelt und jedes zweite Kinobild sogar verdreifacht wird (24 Hz + 36 Hz = 60 Hz). Der BenQ V6000 arbeitet bei Spielfilmen hingegen mit 48 Hz, das als ganzes Vielfaches von 24 Hz den 3:2 Pulldown verhindert und so für den originalen Spielfilmlook sorgt.

3:2 Pulldown: Durch die unregelmäßige Bildverdopplung wird Bildruckeln provoziert.

Dank der Laserlichtquelle bleibt diese Lichtleistung über einen langen Zeitraum erhalten. Ebenfalls erfreulich und keine Selbstverständlichkeit ist, dass die Helligkeit auch in kräftigen Farben umgesetzt werden kann und der SDR-Farbraum komplett abgedeckt wird. Damit gewährleistet der V6000 eine präzise Farbreproduktion bei gleichzeitig hoher Lichtausbeute, was vor allem intensive Farben wie auf der UHD-Blu-ray „Bad Boys for Life“ noch kräftiger erscheinen lässt. Experten wissen: Viel Licht lässt sich bei Projektoren schwer mit einem hohen nativen Kontrastumfang verbinden. Gerade ein hoher Dynamikumfang ist aber für eine plastische Bildreproduktion unerlässlich. Durch den hohen In-Bild-Kontrast von rund 350:1 gelingt dem BenQ V6000 in helleren Mischszenen eine ähnlich gute Bildtiefe wie einem LCD-Fernseher. Aufgrund des limitierten nativen Kontrastes von 1.500:1 zeigen sich aber in dunklen Filmszenen Schwächen im Schwarzwert, der eher dunkelgrau erscheint – davon betroffen ist der Sternenhimmel in „Star Wars“ genauso wie die bei vielen Filmen vorhandenen Cinemascope-Balken. Um diesen optischen Makel zu minimieren, wurde ein dynamisches Laserdimming integriert, das die Leuchtstärke in Echtzeit auf den Bildinhalt anpasst.

In dunklen Szenen wird die Helligkeit abgesenkt und so der Schwarzwert verbessert. Der Dynamikumfang wird nominell so auf 7.500:1 gesteigert, ohne störendes Bildpumpen zu provozieren. Kritikwürdig ist allerdings das Grundrauschen, das die Belüftung im hohen und adaptiven Lasermodus erzeugt, es kann empfindliche Ohren in ruhigen Filmszenen stören, von Fernsehern ist man dies nicht gewohnt.

HDR-Wiedergabe

Für eine akkurate UHD-Wiedergabe muss ein Projektor zwei zusätzliche Aufgaben erfüllen: Er muss zu der High-Dynamic-Range-Helligkeitsverteilung(Gamma) kompatibel sein und er sollte den originalen Kinofarbraum DCI-P3 zu mindestens 90 Prozent abdecken. Wie bei seinen Frontprojektoren verspricht BenQ eine solche Abdeckung, die beim V6000 ebenfalls durch einen zusätzlichen DCI-Filter erzielt wird, der sich in entsprechendem Bildmodus automatisch in den Lichtweg schiebt. Auch hier wurde nicht zu viel versprochen, als erster von uns getesteter LaserTV bietet der BenQ V6000 eine vollständige DCI-P3-Abdeckung und reproduziert alle Kinofarbtöne originalgetreu. Doch diese Präzision wird mit einem rund 50-prozentigen Lichtverlust erkauft, der durch die Filterung entsteht. Die verbliebenen Lichtreserven reichen aber weiterhin für eine Darstellung unter kontrollierten Lichtbedingungen aus, die bei der abendlichen Filmvorführung gegeben sind.

Alternativ kann man auf den internen DCI-Filter verzichten, denn auch ohne zusätzliche Filterung wird ein großer Farbraum aufgespannt (siehe Messdiagramme). In Sachen HDR gelingt eine glaubwürdige Bildkomposition, bei der sowohl im Dunkeln als auch Hellen keine Details verloren gehen. Aufgrund des nicht perfekten Schwarzwertes wird aber in Nachtszenen nicht dieselbe Authentizität erzielt wie bei einem Fernseher. Auch die Helligkeit der Spitzenlichter liegt nicht auf Referenzniveau, sorgt aber dennoch für eine ansprechende Leuchtkraft. Dies ist bauartbedingt typisch für Projektionssysteme und nicht dem BenQ im Speziellen anzulasten.

Schärfe und Videoverarbeitung

In Sachen Schärfe überzeugt der V6000 viel mehr, als seine eingangs erläuterte 4K-Shift-Projektion über Kurzdistanzobjektiv und Parabolspiegel vermuten lässt. Die Randschärfe ist gut und die überlagerten Pixel erzeugen einen Analog-Look, der gegenüber nativem 4K nur in Kleinstdetails abfällt. Auch bei Ausreizung der 120-Zoll-Bildgröße und verkürztem Sitzabstand wirkt alles klar und scharf. Wie es sich für einen guten TV gehört, ist auch eine 120-Hz-Zwischenbildberechnung an Bord, die die Schärfe in schnellen und mittelschnellen Bewegungen erhöht, Verwischeffekte werden wirksam reduziert.

Dank des integrierten DCI-Filters wird der Kinofarbraum vollständig abgedeckt, es geht jedoch Lichtleistung verloren. Auch ohne DCI-Filter wird eine sehr gute Farbraumabdeckung erzielt.

Bei Spielfilmen sind solche Zwischenbildberechnungen unter Filmfans stets umstritten, da sich durch die flüssigeren Bewegungsabläufe der berühmte Seifenoper-Look einstellt. Deaktiviert man die Zwischenbildberechnung, so schalten die meisten DLP-Projektoren in den 60-Hz-Modus, der wiederum starkes Bildruckeln provoziert. Nicht so beim BenQ V6000, er verfügt bei deaktivierter Zwischenbildberechnung über einen angepassten 48-Hz-Modus, der die originale Filmfrequenz beibehält und so allen Ansprüchen gerecht wird.

Ton

Im BenQ V6000 sind zwei Stereo-Chassis mit breitem Frequenzgang integriert. Über verschiedene Klangprogramme und einen optionalen Equalizer kann die Klangcharakteristik beeinflusst werden. Im Ergebnis zeigt sich eine ausgewogene Wiedergabe mit guter Sprachverständlichkeit, die bei Bedarf auch pegelfest ist. Insgesamt wird hier die Qualität einer durchschnittlichen Soundbar erreicht und diese somit überflüssig.

Der Testbericht BenQ V6000 (Gesamtwertung: 85, Preis/UVP: 4000 Euro) ist in audiovision Ausgabe 10-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

 

 

AV-Fazit

85 sehr gut

Durch die späte Markteinführung konnten die BenQ-Entwickler von der Ultrakurzdistanz-Konkurrenz lernen und bei ihrer Premiere V6000 die typischen LaserTV-Defizite vermindern. Zudem wurde das Chassis in praktischen Gesichtspunkten an Wohnzimmerbedürfnisse angepasst. In der Gesamtperformance ist der BenQ V6100 ein echtes Highlight unter den LaserTV-Modellen.
Ekki Schmitt

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