BenQ V5000i (Test)

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BenQ erweitert seine 4K-Ultrakurzdistanz-Serie mit dem V5000i, der sich vor allem im Wohnzimmer wohlfühlen soll. Besonders vielversprechend klingt die Farbdarstellung der RGB-Laserlichtquelle.

Das taiwanesische Unternehmen BenQ offeriert seinen neuen Laser-TV V5000i für 3.400 Euro. Das Gehäuse fällt mit einer Breite von 76 Zentimetern und einem Gewicht von 13 Kilo mächtig aus. Entsprechend wertig dimensioniert sind die Füße, die einen sicheren Stand auf dem Sideboard gewährleisten. Vor dem in der Front eingelassenen Soundsystem ist schwarzer Akustikstoff gespannt, auf dem ein goldener Punkt mit dem Firmenlogo prangt. Diese Applikation bietet einen schicken Kontrast zum dunklen Finish des Gerätes. Der Stromverbrauch beträgt laut Hersteller 150 Watt, in der Praxis fällt die Leistungsaufnahme mit 122 Watt etwas geringer aus. Für einen Projektor mit nominell 2.500 Lumen ist der V5000i somit sparsam.

Ausstattung und Technik
Der BenQ V5000i ist ein Ein-Chip-DLP-Projektor mit nativer Full-HD-Auflösung und XPR-Shift-Technologie, der Bildsignale bis 3.840 x 2.160 Pixel entgegennimmt, verarbeitet und sequenziell projiziert. Als Lichtquelle sind RGB-Laserdioden verbaut, die ein schmalbandiges Spektrum erzeugen. Die Lebensdauer beziffert BenQ mit 20.000 Stunden im Normal- und 30.000 Stunden im Eco-Modus, bis sich die Lichtausbeute halbiert. Wer den V5000i wie einen Fernseher vier Stunden täglich nutzt, erreicht diese Werte erst nach gut 13 Jahren, wenn die höchste Lichtleistung permanent verwendet wird oder nach 20 Jahren im Eco-Modus.

Neben einem vollständigen Sechs-Achsen-Farbmanagement, den üblichen RGB-Gain/Offset-Reglern und einem rudimentären Gamma-Preset ist ein RGB-Gamma-Equalizer implementiert. Hiermit lässt sich ein genauer Graustufenverlauf erzielen (siehe Kasten).

Gleich zwei Fernbedienungen sind im Lieferumfang enthalten. Während der kleinere Controller allein für Smartfunktionen nutzbar ist, können mit der größeren Hauptfernbedienung sämtliche Einstellungen am Beamer vorgenommen werden. Allenfalls auf Direktwahltasten für Netflix, YouTube, Prime Video und Disney+ muss verzichtet werden.

Gut versteckt: Der Android TV-Dongle QS02 von BenQ gehört zum Lieferumfang und wird im Gehäuse installiert. Eine Klappe verschließt den Schacht auf der Oberseite.

Um das beste Bildergebnis im Wohnzimmer zu erzielen, empfiehlt BenQ eine ALR-Leinwand für Ultrakurzdistanz-Projektoren. Hierbei handelt es sich um eine Rahmenleinwand mit grauer Grundfläche. Darauf sind mikroskopisch kleine Lamellen aufgetragen, welche das von unten kommende Licht des Projektors zum Zuschauer reflektieren.

Seitlich, von vorne oder von oben einfallendes Umgebungslicht wird wirkungsvoll abgelenkt. Somit kann im Wohnzimmer eine Stehlampe eingeschaltet sein, ohne dass das Bilderlebnis nennenswert geschmälert wird. Knalliges Sonnenlicht sollte allerdings nicht in die Stube fallen, denn dagegen kann sich der V5000i nicht durchsetzen – ebenso wenig wie ein Fernseher.

Die TV-Alternative: BenQ V5000i mit einer ALR-Leinwand.

Die statischen High-Dynamic-Range-Formate HDR10 und HLG werden ebenso unterstützt wie die dynamische Variante HDR10+. Auf Dolby Vision muss hingegen verzichtet werden. Für die unterschiedlichen Technologien bietet der Beamer die Möglichkeit, individuelle Einstellungen zu hinterlegen, die dieser dann selbstständig aufruft, sobald das korrespondierende Signal eingeht.

Der Projektor erkennt automatisch ALLM-Signale (Auto Low Latency), etwa von Spielekonsolen wie der Xbox, PS5 oder Switch. Darüber hinaus unterstützt er niedrige Latenzeinstellungen. Die Bildwiederholungsraten betragen bei Zuspielung von 4K@60 Hz gute 17,9 Millisekunden und bei 1080p@240 Hz sogar nur 8,7 Millisekunden. Filme, Sportübertragungen und Serien werden mit 24, 50, 60 Hz originalgetreu dargestellt. Eine Zwischenbildberechnung ist vorhanden. Diese nennt sich „Bewegungsschärfe 4K“ und ist etwas versteckt im erweiterten Bildmenü unter „Cinema Master“ zu finden. Ein Filmmaker-Modus und die Cinematic-Color-Technologie sollen für natürliche Farben sorgen, wie es sich die Regisseure vorgestellt haben. Den Ton steuern zwei 5-Watt-Hochtöner und zwei 15-Watt-Tieftöner bei, die in der Front des Gehäuses verbaut sind.

AirPlay, Google Fast Pair, Bluetooth 5.0 für die kabellose Signalübertragung, alle relevanten Streamingdienste und 3D-Wiedergabe komplettieren das umfangreiche Ausstattungspaket. Lediglich auf einen Schacht für CI+ Module, Antennenanschlüsse und TV-Tuner muss verzichtet werden.

Installation und Bedienung
Mit Hilfe der implementierten Abstandshalter lässt sich der V5000i exakt positionieren, um die gewünschte Bildgröße zu erhalten. Aus einer Distanz von 62 Zentimetern wird eine Bildbreite von 2,5 Meter erzielt. Die 100-Zoll-Leinwand kann vollständig ausgeleuchtet werden, wenn die Rückseite des Beamers etwa 15 Zentimeter von der Wand entfernt ist. Soll die Bildgröße verändert werden, wird das Gerät nur ein paar Zentimeter vor oder zurückgeschoben. Die Schärfe lässt sich bequem mit der Fernbedienung via Motor-Fokus einstellen. Bilddiagonalen von 70 bis 160 Zoll sind so möglich.

HDR Helligkeit: Für die beste HDR-Performance sollte „2“ ausgewählt werden, da dieser Wert die höchste Helligkeit im Bild ermöglicht.

Alle relevanten Streamingdienste: YouTube und Google-Play bieten Zugriff auf tausende Filme, Serien und Videos; sogar Netflix ist vorhanden.

Der BenQ V5000i besitzt drei HDMI-Eingänge auf der Rückseite, von denen HDMI-2 e/ARC unterstützt. Ein Kopfhöreranschluss, 12 Volt Trigger für die Motorleinwandsteuerung, Composite für Videozuspielung sowie S/PDIF für die Tonübertragung sind vorhanden.

Für die optimale Farbpräzision bietet der BenQ V5000i eine exklusive RGB-Farbtemperatureinstellung. Üblicherweise wird der Graustufenverlauf bei 100 und 20 IRE angepasst. Das Ergebnis ist oftmals, dass die Werte dazwischen trotzdem nicht ganz passen. Mit dem RGB-Gamma-Equalizer lässt sich hingegen in 11 Stufen der Weißabgleich sensibel anpassen. Darüber hinaus können Rot, Grün und Blau an den Stützstellen perfekt eingestellt werden. Das Ergebnis ist neben einem optimal verlaufenden Gamma eine praktisch perfekte RGB Balance über alle Helligkeitsabstufungen. In der Praxis bedeutet das: farbneutrale Graustufen, wovon besonders Schwarz/Weiß-Filme und Schneelandschaften profitieren, da diese keinerlei Verfärbungen mehr aufweisen.

Tolles Tool: Die Farbtemperatur lässt sich an 11 Stützpunkten für Rot, Grün und Blau separat anpassen.

In der Werkseinstellung des Bildmodus „Cinema Rec709“ driften RGB bei zunehmender Helligkeit auseinander. Die Folge: Ein leichter Grünfarbstich. Nach der Kalibrierung an 11 Stützpunkten ist der Graustufenverlauf perfekt. Ein durchschnittliches DeltaE 0,4 zeugt von tadellosen Farben.

Die geometrische Ausrichtung erfolgt automatisch mittels 2D-Keystone-Funktion oder manuell mit der 8-Punkte-Eckenkorrektur. Wir raten von beiden Features ab, da diese zu Auflösungsverlusten führen, weil das Bild verkleinert wird. Besser finden wir die exakte Ausrichtung auf dem Sideboard mit Hilfe der höhenverstellbaren Füße. Für die Steuerung nutzen wir die Hauptfernbedienung, weil wir das Hantieren mit einem Controller angenehmer empfinden. Dafür verzichten wir gerne auf die vier Direktwahltasten für Netflix und Co., welche die zweite Remote-Control bietet. Die Navigation durch die Menüs gelingt zügig. Nachdem wir die Passwörter für Prime Video, Disney+ und Netflix eingegeben haben, öffnen sich diese Streamingdienste selbstständig. Der BenQ V5000i lässt sich somit wie ein Fernseher bedienen.

Licht und Farbe
Der Einsatzort des BenQ V5000i geht bereits aus der Werkseinstellung hervor, dem Bildmodus „Wohnzimmer“. Die Farbtemperatur fällt mit 7.200 Kelvin brauchbar aus, die Lichtausbeute beträgt ordentliche 2.010 Lumen. Im Modus „Hell“ wird die beworbene Maximalhelligkeit mit 2.508 Lumen sogar leicht übertroffen, allerdings mit zu kühler Farbdarstellung. Wir schalten daher für SDR-Inhalte auf das Preset „Cinema Rec709“ und für High Dynamic Range auf „HDR10“. Gamma und Graustufenverlauf trimmen wir zur Perfektion, die Farbräume Rec.709 und Rec.2020 werden vollständig abgedeckt.

Die Lichtausbeute für HDTV und HDR ist fast gleich und beträgt rund 1.800 Lumen mit präziser Farbdarstellung. Das reicht für Bildbreiten bis 4,30 Meter (SDR) und 3,10 Meter (HDR). Der statische Kontrast ist für einen DLP-Projektor sehr gut mit 2.010:1 (On/Off). Dynamisch lässt sich der Wert auf 4.000:1 steigern. 1.920:1 (Inbild) und 280:1 (ANSI) sind ebenfalls ordentlich. Der Schwarzwert fällt mit 0,89 Lumen nur mittelmäßig aus, lässt sich aber via „Dynamic Black“-Technologie auf bis zu 0,44 Lumen verbessern. Die Ausleuchtung (Color Uniformity) überzeugt mit 90 Prozent, da weder Helligkeitsabfall noch Farbverschiebungen zu den Seiten sichtbar sind.

Basismenü: Direkt nach dem Einschalten steht ein übersichtliches Menü zur Verfügung. Tiefergehende Anpassungen sind über das „Erweiterte Menü“ möglich, das sich hinter dem „Menütyp“ befindet.

Komfortabel: Die Abstandshalter sind ins Gehäuse eingelassen. Sie lassen sich herausziehen, um die gewünschte Bildgröße zu erhalten.

Bildqualität
Derart prachtvolle Farben bekommen auch wir nicht alle Tage zu sehen. Im Remake des Musicals „West Side Story“ von Stephen Spielberg sieht der rote Schriftzug des Kaufhauses Gimbels so prachtvoll aus, dass wir innerlich vor Vergnügen mit der Zunge schnalzen. Die rosafarbenen Kittel der Reinigungskräfte stehen dem nicht nach. Überdies begeistern uns die satten Blaufarbtöne des Filmes von der UHD-Blu-ray sowie das gelbe Kleid von Maria, während sie mit ihren Freunden in den Straßen „America“ singt. In „Matrix“ erleben wir ein Grün, das schlicht und ergreifend umwerfend ist. Der erweiterte Farbraum nach Rec.2020 schöpft hier das derzeit mögliche Spektrum aus.

TV-Sendungen, Games und Spielfilme in HDTV werden ebenfalls mit standardisierten Industriefarben nach Rec.709 perfekt reproduziert. Farbverläufe sind fehlerfrei, feinste Nuancen nahe Schwarz und Weiß bestens differenziert. Die natürliche Bewegungsschärfe von Signalen mit 24, 50 und 60 Hz kann man via Zwischenbildberechnung optimieren, ohne dass ein Soapopera-Look auftritt. In Verbindung mit „Dynamic Black“ lässt sich der Kontrast im Bild steigern, so dass sich die Durchzeichnung in Nachtaufnahmen verbessert und das Schwarz dunkler reproduziert wird. Dadurch tritt kein Grauschleier auf. Darüber hinaus ist der V5000i mit 25 Dezibel im höchsten Lichtmodus im Wohnzimmer kaum zu hören.

Um die 3D-Performance zu nutzen, bedarf es einer zusätzlichen 3D-Brille (BenQ DGD5). Damit stellt sich ein fantastischer Tiefeneindruck ein, der ohne Crosstalk-Effekte auskommt. Bewegungen sind mit Zwischenbildberechnung auf „niedrig“ angenehm flüssig und spektakuläre Popouts stehen messerscharf direkt vor der Nase des Zuschauers.

Das 40 Watt starke Zweikanal-Soundsystem von TreVolo ersetzt günstige Soundbars. Stimmen tönen klar und deutlich. Als Maria und Tony in „West Side Story“ ihr „Tonight“ singen, klingen diese überaus natürlich. Fetzige Partymusik oder Klassik-Konzerte von YouTube stehen dem nicht nach. Diese überzeugen mit verhältnismäßig satten Bässen für einen Laser-TV und angenehmer Stereo-Front. „Here´s to You“ von Ennio Morricone, das mitreißend von Joan Baez gesungen wird, haben wir noch Stunden später im Ohr.

Der Testbericht BenQ V5000i (Gesamtwertung: 83, Preis/UVP: 3.400 Euro) ist in audiovision Ausgabe 5-2024 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

83 Sehr gut

Der BenQ V5000i ist ein 4K-fähiger Ultrakurzdistanz-Projektor mit langlebiger RGB-Laserlichtquelle, HDR10+, Smartfunktionen und allen relevanten Streamingdiensten, der mit einer fantastischen Farbdarstellung aufwartet.

Michael B. Rehders

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