BenQ TK860i (Test)

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Für das HDR-Wohnzimmer-Erlebnis hat BenQ den TK860i neu im Portfolio. Der intelligente 4K-Projektor bietet hilfreiche Features und sieht obendrein schmuck aus.

Mit seiner abgerundeten kompakten Gehäuseform und dem anthrazit-weißen Finish lässt sich der 1.800 Euro teure TK860i gut in Wohnlandschaften integrieren. Aufgrund eines Gewichts von 4,2 Kilogramm können handelsübliche Deckenhalterungen verwendet werden. Das 1,3-fache Zoom-Objektiv ermöglicht eine Bildbreite von 2,5 Meter aus einer Distanz von 2,82 bis 3,68 Meter. Ein 10-prozentiger Lens-Shift ist zwar nicht gerade üppig, reicht aber aus, um das Bild final in vertikaler Richtung auf der Leinwand anzupassen.

Das „i“ am Ende der Produktbezeichnung ist die Abkürzung für Intelligenz und dürfte sich vor allem auf die Smartfunktionen beziehen. Der zum Lieferumfang gehörende QS02-TV-Stick wird unter dem Gehäusedeckel in den Beamer eingesetzt, was mit einem Schraubendreher schnell erledigt ist. Die Netzwerkverbindung gelingt mit dem Smartphone innerhalb von Sekunden über unser Google-Konto. Sofort stehen zahlreiche Apps auf der Android-TV-Oberfläche zur Verfügung, zu denen die beliebten Streamingdienste wie Netflix, Disney+, DAZN und YouTube gehören. Die Navigation durch das neue und übersichtlich gestaltete On-Screen-Menü gelingt zügig mit der Hauptfernbedienung.

Zur täglichen Nutzung bietet sich der Handsender von BenQ (links) mit beleuchteten Tasten an. Auf die vier Direktwahltasten für Apps muss allerdings verzichtet werden, welche die unbeleuchtete smarte Remote Control (rechts) bietet.

Ausstattung und Technik
Der BenQ TK860i ist ein Ein-Chip-DLP-Projektor mit 0,47-Zoll-DMD und nativer Full-HD-Auflösung. Dank XPR-Shift-Technologie werden Bildsignale aber bis zu 3.840 x 2.160 Pixel angenommen, verarbeitet und sequentiell projiziert. Eine 245 Watt starke UHP-Lampe soll 3.000 Lumen Lichtausbeute liefern. Die Lebensdauer beziffert BenQ im hohen Lichtmodus mit 4.000 Stunden und im Eco-Modus mit 10.000 Stunden.

HDR10+, HDR10 und HLG werden im Rahmen von High Dynamic Range unterstützt. Separate Bildmodi stehen dafür zur Verfügung, um individuelle Einstellungen vorzunehmen. Eine dreistufige Zwischenbildberechnung, ein Sechs-Achsen-Farbmanagement mit Farb-Equalizer, lokale Kontrastverbesserung (siehe Kasten), zwei 5-Watt-Lautsprecher, Auto-Keystone, AirPlay, Chromecast, Sprach-Assistent und die 3D-Wiedergabe komplettieren das prall volle Ausstattungspaket.

Alle drei HDMI-2.0-Schnittstellen unterstützen den Audio-Rückkanal eARC, um Dolby-Atmos-Ton zum AV-Receiver zu übertragen. Audio-Out für Kopfhörer, SPDIF für 5.1-Tonausgabe, zwei USB-Ports (von denen einer den angehängten Mediaplayer nutzt, um Filme und Fotos von Festplatte oder USB-Stick abzuspielen) sowie ein 12-Volt-Trigger komplettieren das Anschlussfeld.

Unter erweiterte Farbeinstellungen befindet sich das Menü „CinemaMaster“. Hier können unter anderem „Bewegungsverstärker 4K“ und „Lokale Kontrastverbesserung“ aktiviert werden.

Der Kontrastverstärker im BenQ TK860i unterteilt Bilder in mehr als 1.000 Zonen, ähnlich wie es das Local-Dimming bei einem Fernseher macht. Es wird also nicht das gesamte Bild abgedunkelt oder aufgehellt, sondern in jedem Segment analysiert der Prozessor die Helligkeit und passt darin das Gamma individuell an. Auf diese Weise wird die Definition dunkler und heller Details gleichzeitig verbessert. Dunkle Inhalte erhalten mehr Zeichnung, ohne dass helle Segmente überstrahlen oder verfärben.

Durch den Einsatz der Auto-Iris und der „Dynamic Black“-Technologie erhöht BenQ den Kontrast im Bild. Werden Auto-Blende mit ihrer globalen Helligkeitsregelung und „Lokale Kontrastverbesserung“ kombiniert, sind selbst kleinste Details in dunklen Bereichen noch zu erkennen.

Ist die „Lokale Kontrastverbesserung“ ausgeschaltet, sind kaum Details in den schwarzen Flächen auszumachen.

Mit „Lokale Kontrastverbesserung“ auf Hoch sind alle Stufen und Geländer in Schattenbereichen klar erkennbar.

Licht und Farbe
Die Maximalhelligkeit beträgt im Bildmodus „Hell“ 3.315 Lumen und übertrifft damit die Herstellerangabe sogar geringfügig. Allerdings ist die Farbtemperatur so hoch, dass wir diesem Modus keine weitere Beachtung schenken, da wir im Heimkino präzise Farben anstreben. Ausgeliefert wird der TK860i im „Kino“-Modus. Nach unserer Kalibrierung erzielen wir hier ordentliche 1.500 Lumen für HDTV-Inhalte. Im Bildmodus „HDR10“ können wir die Lichtausbeute auf hervorragende 2.140 Lumen steigern für UHD-Signale. Das reicht für Bildbreiten bis zu 3,90 Meter (HDTV) mit 16 Footlambert und 3,30 Meter (HDR) mit 32 Footlambert.

Der statische On/Off-Kontrast beträgt 620:1 und lässt sich dynamisch auf 1.892:1 steigern. In-Bild- (550:1) und ANSI-Kontrast (220:1) sind ebenfalls nicht rekordverdächtig, entsprechen aber den typischen DLP-Werten in diesem Preissegment. Wünschenswert wäre zudem ein besseres Schwarz, das mit 1,13 Lumen eher dunkelgrau anmutet. Der HDTV-Farbraum Rec.709 wird zu 100 Prozent abgedeckt. Der HDR-Farbraum DCI-P3 erzielt 91 Prozent, was für natürliche Farben sorgt. Der Graustufenverlauf lässt sich mit Hilfe des Farb-EQ innerhalb von wenigen Minuten mustergültig einstellen. Das Delta-E bescheinigt herausragende 0,5 Prozent Abweichung im Durchschnitt über alle Abstufungen.

Bei „Empfohlene Farbtemperatur“ handelt es sich um einen Farb-Equalizer. Hiermit können Gamma und Farbtemperatur individuell eingestellt werden.

Bildqualität
Sofort fällt uns die exzellente Schärfe des BenQ TK860i auf. Bis zum Rand wird das Bild auf unserer 3,20 Meter breiten Leinwand messerscharf abgebildet. Der Regenbogen-Effekt ist für uns einzig an kontrastreichen Kanten gelegentlich in Form von farbigen Blitzen auszumachen. Bildsignale mit 24, 50 und 60 Hz werden ordentlich wiedergegeben. Mittels der Zwischenbildberechnung auf „niedrig“ verschwindet das feine XPR-Shift-Ruckeln vollends, die Bewegungsschärfe legt sichtbar zu, ohne dass der typische Filmlook abhandenkommt. Fehler in der Signalverarbeitung können wir hier nicht ausmachen. Erst in der „hohen“ Stellung der Frame
Interpolation (FI) treten typische Artefakte auf, wie Grießeln um Haare herum.

Die Kombination aus Autoblende „hoch“ und „Lokale Kontrastverbesserung“ macht einen richtig guten Job. Sowohl SDR- als auch HDR-Signale profitieren davon. Dunkle Inhalte erhalten sichtbar mehr Zeichnung. Wenn Maria im Musical „West Side Story“ (2021) abends zur Arbeit geht, sind alle Fenster über dem Restaurant auf der gegenüberliegenden Straßenseite erkennbar. Gleichzeitig überstrahlen auf dem Asphalt keine Lichtspiegelungen, so dass dieser seine Zeichnung behält.

Trotz des verbesserungswürdigen Schwarzwertes liegt kein grauer Schleier auf dem Bild, weil helle Spitzlichter und die exzellente Durchzeichnung dem entgegenwirken. Das gelbe Kleid von Maria erscheint etwas zu ockerfarbig, während sie „America“ singt. Alle anderen Farben sehen natürlich aus, ohne messtechnische Perfektion zu erreichen. HDR-Bildsignale bis 1.000 Nits werden im Rahmen des Tone Mappings reproduziert. In „Sully“ überstrahlen Displays auf dem Times Square, weil deren Inhalte weit oberhalb von 1.000 Nits gemastert sind. Mit „Inferno“, „Top Gun: Maverick“ und „Elvis“ gibt sich der BenQ hingegen keine Blöße. Letztendlich kann sich der TK860i infolge der hohen Lichtausbeute im Wohnzimmer gut gegen Streulicht behaupten.

Der Testbericht BenQ TK860i (Gesamtwertung: 76, Preis/UVP: 1.800 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2023 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

76 Gut

Der BenQ TK860i ist ein messerscharfer 4K-Projektor mit Smartfunktionen und Apps, der mit lokaler Kontrastverbesserung und hoher Lichtausbeute überzeugt. Allenfalls das Schwarz kann mit dem von deutlich teureren Projektoren nicht mithalten.

Michael B. Rehders

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