Extrem kompakte und trotzdem extrem pegelstarke Lautsprecher: Diesen Zielkonflikt löst Ascendo mit ausgefeilter Technik – und zudem richtig toller Klangqualität.
Schon das in Ausgabe 1-2022 getestete CCM-Lautsprecherset von Ascendo konnte uns, was Dynamik und Pegelfähigkeiten angeht, durchaus überzeugen. Vollends zufrieden waren Firmenchef Stefan Köpf und seine Entwicklermannschaft damit allerdings noch nicht. Denn ihrer Meinung nach ist gerade für Heimkino-Lautsprecher eine Eigenschaft besonders wichtig, nämlich ihre Dynamikfähigkeiten. Oder anders ausgedrückt, die Schallwandler sollten auch größte Pegel bewältigen können, ohne merklich zu komprimieren – und das über den gesamten hörbaren Frequenzbereich. Das ist beileibe keine bahnbrechende Anforderung, allerdings eine, die nur mit nicht trivialem Aufwand in reale Produkte umzusetzen ist.
Die Marschrichtung dahin gab Ascendo schon mit den kleineren CCM6-P und CCM8-P vor, nämlich Koaxiallautsprecher mit recht großem Wirkungsgrad, die in sehr kompakten Gehäusen untergebracht sind und ihre Aufgabe im Test schon erstaunlich gut zu erfüllen vermochten.
Hier konnte die Ascendo-Mannschaft nach eigenen Angaben mit dem neuen CCM10-P noch mal einen echten Schritt nach vorn machen. Maßgeblichen Anteil daran trägt das neue 10-Zoll-Koaxialchassis, dessen Entwicklung einiges an Zeit in Anspruch genommen hat. Basis war ein PA-Treiber englischer Provenienz. Diesen Koax überarbeitete Ascendo nochmals deutlich, um ihn an die eigenen Anforderungen anzupassen. Das alles gibt es freilich nicht zum Nulltarif, so schlägt die von uns getestete 5.2-Kombi mit gut 10.000 Euro zu Buche.
In einem symmetrischen Eingang werden nun die Signale beider Adern voneinander subtrahiert und die Störungen damit zuverlässig ausgelöscht. Damit das mit dem Nutzsignal nicht auch passiert, wird es entweder nur in die nicht invertierte Ader eingespeist (oft im Profi-Bereich) oder es wird zusätzlich zum eigentlichen Signal, das in die erste Ader geschickt wird, noch eine invertierte Version auf die zweite Ader gelegt.
Letztere Bauweise ist im Hifi- und Heimkinobereich häufiger zu fi nden. Der Effekt: Wenn der symmetrische Eingang das invertierte Signal vom nicht invertierten subtrahiert, löscht sich nichts aus, sondern das Ergebnis ist ein doppelt so großes Nutzsignal. Damit vergrößert sich der Abstand von den Störungen nochmals um 6 Dezibel. Dass Ascendo diese Technik beim SV-12 einsetzt, macht Sinn, denn bei Subwoofern kommen im Heimkino immer die längsten Signalkabel zum Einsatz. Auch hängt ihre Stromversorgung oft an einer anderen Netzspannungs-Phase als der Rest der Anlage, was die Gefahr von Masseschleifen deutlich erhöht.

Der Ascendo-Sub verfügt über einen symmetrischen Eingang, der Störungen im Kabel reduziert. Über einen parallelgeschalteten Ausgang kann er das Signal zudem an einen zweiten Subwoofer weiterreichen.

Mit „Schlüsselloch“-Befestigungsöffnungen und VESA 100-Vorbereitung sind die Lautsprecher perfekt für eine Befestigung an der Wand vorbereitet. Zum Anschluss dienen hochwertige, schraubbare Platinen-Steckverbinder.
Technik
Dazu gehörte zunächst einmal, die Parameter der Tiefton-Schwingeinheit so anzupassen, dass sie in dem sehr kompakten Gehäuse mit 50 mal 30 Zentimetern und knapp 15 Zentimetern Tiefe die volle Leistung bringen konnte. Natürlich opfern die Entwickler mit einem derart kleinen Gehäuse die untersten Oktaven des Wiedergabespektrums, die CCM10-P spielt nur bis 100 Hertz. Aber diesen Kompromiss geht Ascendo absichtlich ein, denn alles darunter kann problemlos von einem Subwoofer übernommen werden, insbesondere im Heimkino, und genau dafür ist das System ausgelegt. Fans von High-End-Stereo-Systemen werden sich hier mit Schaudern abwenden, das quittieren die Ansbacher aber nur mit einem wissenden Lächeln und empfehlen als Gegenmittel, sich über ihre Systeme einmal ein gut aufgenommenes Mehrkanal-Konzert zu gönnen. Da ist schon so manchem das Naserümpfen in ein genießerisches Grinsen umgeschlagen.
Durch die Optimierung spielt der CCM10-P – den uns Ascendo für Front, Center und Surrounds geliefert hat – von 100 Hertz an mit einem Wirkungsgrad von knapp 94 Dezibel, was 6 bis 8 Dezibel mehr ist als bei üblichen Standlautsprechern. Regalboxen liegen hier sogar um teils mehr als 10 Dezibel hinten. Von besserer Klangqualität zeugt ein besserer Wirkungsgrad zunächst einmal nicht, aber immerhin davon, dass auch kleine Verstärkersignale bereitwillig in hörbaren Schall umgesetzt werden. Und zumindest die Chance besteht, bei gleicher anliegender Verstärkerleistung auch diese sechs bis acht Dezibel mehr Pegel zu bieten, was in
einem höheren Dynamikbereich resultiert.
Einen weiteren Vorteil verspricht der für den Hochtonbereich eingesetzte Druckkammer-Horntreiber: Diese Wandlertyp hat meist Wirkungs grade von 105 Dezibel aufwärts, mit teils erstaunlich niedrigen Verzerrungen auch bei hohen Pegeln. Um einen solchen Hochtöner auf den Pegel der Tiefmittelton-Abteilung zu bringen, muss die Frequenzweiche ihn mit Hilfe von Widerständen erheblich herunterdämpfen. Selbst bei hohen Heimkino-Pegeln um 100 Dezibel bekommt ein solcher Hochtöner also meist weniger als ein Watt Leistung ab und bewegt sich damit locker in seinem „Wohlfühlbereich“ mit geringsten Verzerrungen und nahezu ohne Leistungs-Kompression.
Den Subwoofer-Job bekam der bewährte SV-12 in doppelter Ausführung. Sein 30-Zentimeter-Chassis besitzt eine steife Sandwich-Membran mit Glasfaser-Anteil und einem linearen Hub von satten 40 Millimetern. Dank Schaltverstärker mit 500 Watt Leistung sollten auch hohe Tiefbass-Lautstärken kein Problem darstellen. Pegel, Trennfrequenz und Phase lassen sich beim SV-12 stufenlos justieren, Eingänge sind sowohl im Cinch-Format als auch symmetrisch als XLR vorhanden.
Seine 34-Millimeter-Membran ist invers geformt, also nach hinten gewölbt, und strahlt ihren Schall durch den durchbohrten Polkern des Tieftöners hindurch ab. In die Polkernbohrung ist der Beginn der Horn-Schallführung eingearbeitet. Die weitere Führung übernimmt dann die Tiefton-Membran mit ihrer auch darauf abgestimmten Formgebung. Allein an der Aufzählung der für die Wiedergabe verantwortlichen Elemente ist die Komplexität einer solchen Konstruktion abzulesen. Da wird die optimale Abstimmung der Bauteile, als da wären Hochtonmembran, Druckkammer, Phasenkorrektur-Element, Polkernbohrung und Membranform des Tieftöners, zur Sisyphusarbeit. Insbesondere der Übergang zwischen letzteren beiden bedarf hoher Aufmerksamkeit, weil hier auch nur kleine Unregelmäßigkeiten große Effekte im Abstrahlverhalten bewirken können.
Einen solchen Treiber ökonomisch sinnvoll zu entwickeln ist nur mit Hilfe von modernen Computer-Simulationsprogrammen möglich, deren Ergebnisse verlässlich mit der Realität übereinstimmen.

Tief- und Hochtöner nutzen beim Ascendo-Koax das gleiche Magnetsystem. Die Hochtonkalotte ist invers angeordnet und strahlt über das Phase Plug (ein Phasen-Korrekturelement) in das durch den Polkern hindurchreichende Horn.
Tonqualität
Bei maximaler Trennfrequenz fällt der Frequenzgang des Subs zu tiefen Frequenzen leicht ab. Das ist völlig in Ordnung, denn wir messen unter Freifeldbedingungen, im Raum auf dem Boden aufgestellt linearisiert sich das Wiedergabeverhalten. Die untere Grenzfrequenz liegt bei 30 Hertz, darunter setzt ein Subsonicfilter dem Ganzen ein Ende, um den Treiber vor zu großen Hüben zu bewahren. Es bleiben immerhin noch 32 Hertz an unterer Grenzfrequenz übrig. Eindrucksvoll sind die 116 Dezibel Maximalpegel, die die Subs in Kooperation zur Verfügung stellen.
Auf den ersten Blick wirkt der Frequenzgang der CCM10-P eher unruhig. Schaut man sich dazu parallel auch das Rundstrahlverhalten an – die Box fungiert hier ja auch als Center – wird klar, dass der Koax insgesamt sehr ausgeglichen abstrahlt: An den Stellen, bei denen Einbrüche zu erkennen sind, bietet er seitlich mehr Pegel, wo er auf Achse anhebt. Zum Beispiel über 10 Kilohertz, dort sinkt dann der seitliche Pegel.
Wie immer besonders gespannt waren die Tester auf das Hörerlebnis, das die Ascendos bieten. Und das hat es mal wieder in sich: So gut, wie das kleinere Passiv-Set aus CCM8-P und CCM6-P auch war, die neuen 10er lassen ihnen nicht den Hauch einer Chance. Das Set spielt unglaublich selbstverständlich, locker und dynamisch und geht wirklich jeden Wiedergabepegel mit. Da melden eher die Ohren der Zuhörer Protest in Form von Unwohlsein an, als dass irgendein Anzeichen von Verzerrungen das Klangbild trübt. Bei „Terminator – Die Erlösung“ spielt es unglaublich selbstverständlich und schüttelt auch härteste Impulse lässig aus dem
Ärmel. Am ehesten an seine Grenzen kommt hier tatsächlich das Subwoofer-Doppelpack, das irgendwann zu komprimieren beginnt. Das aber wohlgemerkt bei Lautstärken, die für zwei 30-Zentimeter- Subs absolut bewundernswürdig sind.
Faszinierend ist auch die Mühelosigkeit, mit der das Set die Räumlichkeit im Hörraum aufspannt, es sortiert die Instrumente bei Omar Hakims „Listen Up!“ selbstverständlich um die Hörer und lässt nicht den Hauch eines Zweifels, wo die Musiker positioniert sind. Auch „They Can´t Take That Away From Me“ mit Jane Monheit und John Pizarelli macht großen Spaß und offenbart, dass die Ascendos nicht nur laut können, sondern auch feine Details wie die Stimmtechnik von Monheit oder die Präsenzbetonung ihres Mikrofons problemlos reproduzieren. Bestens gelingt auch die Integration zwischen Subwoofern und Satelliten, bei einer am Heimkino-Prozessor eingestellten Trennfrequenz von 120 Hertz waren die Subs nie ortbar.
Tonqualität Stereo
Die Nicht-Ortbarkeit des bzw. der Subwoofer ist natürlich bei der Stereo-Wiedergabe noch wichtiger, da auch hier ein Betrieb der CCM10-P ohne die beiden Tieftonspezialisten keinen Sinn macht. Aber auch mit nur zwei Kanälen klappt das wunderbar, Bassdrum und E-Bass bei „Perfect Crime“ der norwegischen Band Lava stehen da, wo sie hingehören, nämlich in der Mitte zwischen den beiden Frontboxen. Schön, dass die Ascendos bei aller Detailauflösung stets angenehm bleiben. Auch weniger gute Aufnahmen lassen sich so über das Set ohne Einschränkungen genießen, dafür sorgt schon die mühelose und präzise Räumlichkeit und die explosive Impulswiedergabe. Auch beispielsweise „Hello“ von Adele bleibt so genießbar, obwohl Effekt- und Kompressionsartefakte deutlich hörbar bleiben.
Der Testbericht Ascendo CCM10-P-Set (Gesamtwertung: 92, Preis/UVP: 10.400 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2022 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Hochwertigste Treibertechnik kombiniert mit einem Heimkino-optimierten Gehäuse ergeben beim CCM-10-P-Set von Ascendo eine überragende Klangqualität. Dank Wandmontage wirkt das Ensemble zudem äußerst unscheinbar, was den Faszinationsaspekt zusätzlich erhöht.
Michael Nothnagel