Abalon Curtain Systems (Test)

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Abalon bringt mit der Curtain Serie ein elektrisches Vorhangsystem für 150 Euro in den Handel. Das Kit kann in unterschiedlicher Länge ins Heimkino integriert werden.

Die Eingangstür zum Kinosaal wird geschlossen und die Pausenmusik ausgeblendet. Während das Saallicht langsam erlischt, öffnet sich der Vorhang und der Film startet. Viele Kinos besitzen einen Vorhang vor der Leinwand, damit die Zuschauer in die wunderbare Filmwelt besser eintauchen können. Am Ende der Vorführung schließt sich der Vorhang wieder, das Licht fährt langsam hoch. Der Alltag hat einen wieder.

Genau diesen Effekt wünschen sich zahlreiche Heimkinofreunde auch in ihrem eigenen Lichtspielhaus. Die spanische Firma Abalon bietet mit der Curtain-Serie motorisierte Vorhangschienen mit Fernbedienung und Montagematerial in unterschiedlichen Längen an. Wir haben uns für die 150 Euro teure bzw. günstige Vier-Meter-Variante entschieden. Darüber hinaus hat der Hersteller Kits mit drei, sechs und acht Metern.

Der Keilriemen ist lang genug, um eine Vorhangschiene von bis zu vier Metern anzutreiben. Bei kürzerer Ausführung wird der Überschuss abgeschnitten.

Neben der reinen Nutzung als Leinwandvorhang bietet das System weitere clevere Anwendungen: beispielsweise die automatisierte Verdunkelung von Fensterfronten und Türen. Sogar um Ecken können die Vorhänge in Schienen laufen. Eine Smart-Steuerung via Alexa ist mit entsprechendem Zubehör ebenfalls möglich.

Ausstattung und Technik
Geliefert wird das Curtain Systems in einem hand­lichen Paket, in dem unterschiedlich lange Schienen, Zugschlitten, Transportrollen, Keilriemen, Deckenhalter, Fernbedienung, Motor und Montagematerial verstaut sind. Kurz: fast alles, was es für den Betrieb benötigt. Der Nutzer muss zusätzlich nur noch einen passenden Vorhang nähen (lassen).

An Zugschlitten und Laufrollen muss noch der Vorhang befestigt werden.

Die Abalon-Schienen sind zerlegt in 3 x 1 Meter, 1 x 0,5 Meter, 2 x 0,2 Meter, 1 x 0,1 Meter. Auf diese Weise lassen sich die Profile bis zu vier Metern in 10-Zentimeter-Schritten montieren. Da wir in unserem Screening-Room 3,80 Meter benötigen, lassen wir einfach das Element weg, das 20 Zentimeter lang ist. Die Schienen bestehen aus Aluminium und haben innen zwei Kanäle, um den Keilriemen zu führen. Der Motor besitzt einen Bajonettverschluss und 16 Empfangskanäle, falls mehrere Schienen gesteuert werden sollen – beispielsweise um eine Kaschierung für die Leinwand zu verwenden (siehe Kasten). Unten am Motor ist ein Stromkabel montiert, das nur noch in die Steckdose gestöpselt werden muss. Die handliche Fernbedienung wird inklusive Wandhalterung ausgeliefert. Es gibt drei Tasten für „Auf“, „Zu“, „Stopp“. Darüber hinaus kann ein Zwischenstopp programmiert werden. Zugschlitten und Transportrollen erscheinen vertrauenserweckend.

Möchte jemand den Vorhang um 90 Grad um eine Ecke führen, weil der Platzbedarf neben der Leinwand begrenzt ist, bietet der Hersteller optional passende 90-Grad-Schienen für 20 Euro Aufpreis als Zubehör an. Damit müssen dann für den Vorhang keine großen Abstriche bezüglich der Bildgröße gemacht werden. Dieser verschwindet im geöffneten Zustand einfach hinter der Leinwand.

Die zusammengebaute Alu-Profil-Schiene steckt sicher in der Halterung.

Montage und Bedienung
Zusammenbau und Installation gestalten sich angenehm einfach. Es müssen lediglich die Schienen auf Wunschlänge zusammengesteckt und mit den Verbindungsstücken verschraubt werden. Anschließend wird der Keilriemen durch den Kanal gezogen, der sich in der Vorhangschiene befindet, und am Zugschlitten befestigt. Jetzt noch die Transportrollen einstecken, und schon kann die fertig konfektionierte Vorhangschiene über der Leinwand montiert werden. Um den Bau möglichst einfach zu gestalten, bringen wir die Curtain-Schiene direkt an einem „Gardinenbrett“ über der Leinwand an. Dafür werden lediglich die Halterungen am Brett verschraubt. Hierbei handelt es sich um flache Clips aus Metall.

Anschließend wird die Vorhangschiene in voller Länge darin befestigt. Das Einrasten wird von einem typischen „Klack“-Geräusch begleitet. Als Nächstes hängen wir den roten Vorhang an Zugschlitten und Laufrollen. Zuletzt wird der Motor links angeflanscht und mit Strom versorgt. Besonders gut gefällt uns, dass der Motor hinter dem Vorhang versteckt und mit bloßem Auge nicht zu sehen ist. Zu zweit benötigen wir für die vollständige Montage knapp zwei Stunden. Trotz eines deutschen Vertriebs (u.a. über Amazon) liegt die Bedienungsanleitung nur in Spanisch vor, zudem sind die Montage-Bilder nicht immer aussagekräftig. Angenehm finden wir hingegen, dass am Curtain-Set keine Start- und Endpunkte programmiert werden müssen, da der Motor eine automatische Endabschaltung besitzt. Dadurch kann das neue Vorhangsystem sofort eingesetzt werden.

Zwischen Leinwand und rotem Vorhang befindet sich die schalldurchlässige Kaschierung.

Abalon Curtain System mit Motor, Alu-Profil und Fernsteuerung.

Darüber hinaus ist es mit Hilfe der Fernbedienung möglich, einen Zwischenstopp zu programmieren. Sollte bei der Programmierung ein Fehler unterlaufen, wie es uns passiert ist, kann die falsche Programmierung des Abalon Curtain-Systems in vier Schritten wieder gelöscht werden:

1. Die Kappe von der Abalon-Fernbedienung abnehmen, sodass Batterien und „Programm“-Knopf freiliegen.
2. An der Unterseite des Motors dreimal den „Speicher“-Knopf drücken
3. Sofort danach den „Programm“-Knopf auf der Rückseite der geöffneten Fernbedienung drücken
4. Fertig – Der Motor ist wieder im Werkszustand.
Sollte der Strom mal ausfallen, ist das für das Curtain-System kein Problem. Etwaige Programmierungen bleiben gespeichert.

Wer eine schalldurchlässige Leinwand nutzt, hat meist Lautsprecher und Subwoofer dahinter installiert. Nun gibt es verschiedene Bildformate. Die bekanntesten Seitenverhältnisse sind 16:9 und 2,39:1. Um diese Filme adäquat zu projizieren, verwenden wir eine schalldurchlässige Leinwand im Cinemascope-Format.

Der Spielfilm „The New Mutants“ hat ein Seitenverhältnis von 1,85:1. Die unbeleuchteten mattweißen Leinwandbereiche werden links und rechts kaschiert.

Während der illuminierte Vorhang eher dekorativen Zwecken dient, erfüllt die Kaschierung dahinter zwei Aspekte: Erstens begrenzt sie das projizierte Bild sauber, sodass die nicht genutzten Bereiche der Bildwand verdeckt werden. Zweitens ist der dafür verwendete Akustikstoff schalldurchlässig. Der Ton erreicht fast ungehindert den Zuschauer.

„Sully“ liegt in 2,39:1 vor. Hierfür wird die Kaschierung komplett geöffnet, sodass der Film auf der gesamten Cinemascope-Leinwand abgebildet werden kann.

Um diese Effekte zu erzielen, haben wir eine zweite Abalon Curtain-Vorhangschiene mit Motor installiert. Diese befördert die Kaschierung an die jeweilige Position. Wir haben außerdem einen Zwischenstopp programmiert, damit neben 16:9 (zu) und 2,39:1 (auf) noch 1,85:1 angefahren werden kann. Für die Steuerung verwenden wir eine Multikanal-Fernbedienung und haben jedem System einen separaten Funkkanal zugewiesen. Mit dieser Fernbedienung können wir bequem zwischen Vorhang und Kaschierung wechseln, um die jeweils gewünschte Position anzufahren.

Vorhang auf – Film ab!
Jetzt kommt der schönste Teil, nachdem die handwerkliche Arbeit getan ist: der Praxistest. Via Knopfdruck öffnet sich der rote Vorhang nach links und rechts. Nichts vibriert. Die Rollen laufen angenehm leise. Vom Motor ist gar nichts zu hören. Das Licht erlischt, und der Film startet auf der Leinwand. Jetzt lehnen wir uns entspannt zurück und genießen den Film mit Popcorn und Coke. Am Ende des Films schließt der Vorhang auf Knopfdruck wieder. Langsam fährt das Licht hoch. Das ist pures Kinogefühl, das mit dem roten Vorhang aufkommt. Überdies kann bei eingeschaltetem Motor der Vorhang manuell bedient werden. Es reicht ein kurzer „Zug“ am Stoff, und der Vorhang öffnet und schließt selbstständig.

Der Testbericht Abalon Curtain Systems (Gesamtwertung: sehr gut, Preis/UVP: 150 Euro) ist in audiovision Ausgabe 8-2021 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

sehr gut

Das Abalon Curtain-System ist ein erschwingliches elektrisches Vorhangsystem, das in verschiedenen Längen montierbar ist. Es kann sofort nach der Installation eingesetzt werden und gefällt mit seiner Laufruhe und unkomplizierter Bedienung.

Michael B. Rehders

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