Vor 25 Jahren, Ende 1998, kam in den USA der erste mp3-Player auf den Markt. In Deutschland folgte die Markteinführung Anfang 1999. Das Kompressionsverfahren mp3 hat nicht nur eine neue Medienkultur begründet, es hat auch neue Märkte geschaffen.
Anfänglich reichten die internen Speicherkapazitäten dieser Geräte mit 32 MByte nur für etwa 30 Minuten Musik oder rund zehn Stücke, ein Bruchteil der heutigen Möglichkeiten. Im Jahr 2003 begann der Boom der mp3-Player in Deutschland mit 870.000 verkauften Geräten. Die Verkaufserfolge gipfelten 2005 in mehr als acht Millionen Stück pro Jahr. Davon ist heute allerdings nichts mehr zu spüren. Im Jahr des 20-jährigen Jubiläums von mp3, 2018, wurden nur noch rund 500.000 portable Audioplayer verkauft, 2022 waren es nur noch rund 250.000 Stück.
Dieser Rückgang liegt vor allem darin begründet, dass das Abspielen von mp3-Dateien heute längst eine Selbstverständlichkeit geworden ist: Eine Vielzahl von Geräten – vom Smartphone über den Tablet-PC oder das Notebook, bis hin zu Autoradios – ist in der Lage, mp3-Dateien abzuspielen. Darüber hinaus hat auch das Streaming von Musik enorm an Bedeutung gewonnen: Nicht-lineare Angebote wie Podcasts, Musikstreaming-Plattformen und Audiotheken erfreuen sich steigender Beliebtheit. So hat die Online-Audio-Nutzung seit 2018 von 58,3 auf 69,0 Prozent im Jahr 2022 zugenommen, das sind 7,8 Millionen neue Online-Audio-Nutzer:innen*.
Die enorme Verbreitung der mp3-Wiedergabe in vielen Produktbereichen sorgt auch für eine erfolgreiche Entwicklung anderer Marktsegmente: So stieg beispielsweise der Absatz von Kopfhörern in den letzten Jahren kontinuierlich auf inzwischen mehr als 16 Millionen Stück im Jahr 2022. Für 2023 prognostiziert die gfu einen Absatz von 16,5 Millionen Stück (+ 1,8 %) und einen Umsatz von 1,4 Milliarden Euro (+ 6,8 %). Auch Bluetooth-Lautsprecher konnten über viele Jahre ein Wachstum verzeichnen. Dies hatte seinen Höhepunkt im Jahr 2019 mit mehr als fünf Millionen Stück. 2022 wurden immerhin noch knapp drei Millionen Stück (- 8,9 %) abgesetzt.
Dem Markterfolg von mp3 ging eine umfangreiche technologische und Grundlagenentwicklung voraus. Der Standard „MPEG-1 Audio Layer 3“ (kurz mp3) für Datenreduktion von digitalen Audiodaten wurde maßgeblich vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS in Erlangen entwickelt. 1994 stellten Wissenschaftler des Instituts einen ersten Prototyp eines mp3-Players vor. Dies war der erste Musikspieler weltweit ohne bewegliche Teile.
mp3 reduziert die Datenmenge einer Audiodatei, also von digitalen Musikstücken. Das Verfahren erkennt die für den Menschen hörbaren Signale und speichert diese bevorzugt. Dadurch wird die Datei ohne hörbare Qualitätseinbußen deutlich kleiner und umfasst nur noch rund ein Zehntel der ursprünglichen Größe. Dies ermöglicht zum einen eine äußerst kompakte Speicherung von Audiodaten. Zum anderen wurde mit mp3 die Basis für die Übertragung der Daten im Internet oder über digitalen Rundfunk gelegt – und damit maßgeblich die heutige Medienkultur (mit)geprägt.
Für das Fraunhofer IIS war der weltweite Siegeszug von mp3 ein sehr großer Erfolg. Erhebliche Einnahmen flossen in die Weiterentwicklung der Audiotechnologien und machten das Institut zum weltweit größten Forschungsteam mit heute über 500 Mitarbeitenden im Multimedia-Bereich, Professor Bernhard Grill, Institutsleiter am Fraunhofer IIS, berichtet stolz: „Wir bezeichnen mp3 heute als unsere erste Generation Audiocodecs, es folgten AAC und HE-AAC, die eine ebenso große Verbreitung wie mp3 gefunden haben. Mittlerweile haben wir die vierte Generation an Codierverfahren erfolgreich im Markt platziert: Beim Telefonieren im 5G-Netz über unseren Enhanced Voice Service (EVS) Codec genießt man glasklaren Klang. Mit dem Audiocodec xHE-AAC kann selbst bei schlechtesten Empfangsverhältnissen unterbrechungsfrei gestreamt werden, was z.B. Netflix, Facebook oder Apple schätzen. Für Bluetooth-Kopfhörer setzt unser LC3/LC3plus Codec neue Standards in Robustheit, Übertragungssicherheit und Audioqualität. Somit werden in jedem Smartphone weltweit mehrere Fraunhofer-Technologien genutzt.“