Der RX-V6A stammt aus Yamahas „V“-Einsteigerreihe, kann aber mit vielen neuen Features und sogar neuem Aussehen aufwarten. Grund genug, uns den 720 Euro teuren Receiver ganz genau anzuschauen.
Das Aussehen von AV-Receivern ändert sich selten. Vorbei sind die Zeiten, in denen jedes Jahr neue Geräte mit neuem Design auf den Markt kamen. Beim V6A wurde allerdings massiv Hand angelegt: Dem markant-eckigen Auftreten von einst setzen die Japaner nun geschwungene Formen mit abgerundeten Seitenkanten entgegen (siehe Kasten rechte Seite). Leider bietet die neue Optik viel Plastik, die komplette Frontblende besteht daraus. Auch die Drehregler für Volume und Eingang sind aus Kunststoff, wurden aber mit einer Deckplatte aus Aluminium verziert. Das Lautstärkerad dreht übrigens sehr stramm und geschmeidig, machte bei unserem Test-Exemplar aber Geräusche, da der Regler an der Einfassung rieb. Auch das kleine und gerasterte „Select/Enter“-Rad macht nicht gerade den stabilsten Eindruck.
Eine willkommene Neuerung ist das hochauflösende LCD-Display, das eleganter wirkt als die Punktmatrix-Variante älterer Modelle. Es lässt sich dimmen oder abschalten. Ehemals physische Tasten am Gerät wichen in die Frontblende integrierten Soft-Touch-Tasten, deren Berührung mit einem gut vernehmbaren Piepton bestätigt wird. So wirkt die Front aufgeräumt und elegant. Der Power-Knopf ist nach wie vor eine haptische Taste, daneben sitzen ein USB-Port, der Messmikrofon-Eingang und die Kopfhörerbuchse. Die Lochung des Metalldeckels weist ein nettes Muster auf, die Haube gibt jedoch schon bei leichtem Druck nach.
8K-Video per Update
Auf der Rückseite findet man einen HDMI-Ausgang samt eARC sowie 7 HDMI-Eingänge; 3 davon sollen für HDMI 2.1 fi t gemacht werden. Eine entsprechende Beschriftung fehlt, wohl in weiser Voraussicht, dass der neue Standard noch Probleme bereiten könnte. Auch deshalb will Yamaha die Funktionalität von 4K/120Hz, 8K/60Hz, HDR10+ und Features wie VRR, ALLM, QMS und QFT erst mit einem noch ausstehenden Firmware-Update integrieren. Wann das kommt, steht noch nicht fest, wie man uns auf Nachfrage mitteilte. Doch selbst nach einem Update dürfte es zu Problemen bei der Weiterleitung von 4K-HDR-Signalen mit 120 Hz kommen, da Yamaha dieselben defekten Panasonic-Chips verbaut hat, die auch in aktuellen Modellen von Marantz und Denon ihren Dienst verrichten.
Auf Audioseite preist Yamaha den V6A als „High Slew Rate“-Verstärker an, damit soll er auf jede Änderung des Eingangspegels besonders schnell reagieren. Laut Yamaha verursachen Verstärker mit hoher Slew Rate häufi g eine instabile Signalübertragung, Yamahas neu konzipierte Schaltung soll trotz hoher Slew Rate eine stabile Signalübertragung gewährleisten und sich daher für hochauflösende Audiosignale besonders gut eignen.
Endstufen und Decoder
Laut den Japanern ist der RX-V6A kein Nachfolger des RX-V685, sondern ein Mix aus den Modellen RX-V585, RX-V685 und RX-A880; Letzteres ist ein Gerät der höheren „Aventage“-Baureihe. Der V6A bringt 7 Endstufen für Boxen-Konfi gurationen mit 7.2- bzw. 5.2.2-Kanälen mit. Mehr geht nicht, denn Vorverstärkerausgänge gibt es nur für die Frontboxen und zwei Subwoofer. Dank Yamahas „MusicCast Surround“-Technik kann man die Streaming-Lautsprecher MusicCast 20 und MusicCast 50 als rückwärtige Boxen kabellos in das System einbinden. Der Subwoofer MusicCast Sub100 lässt sich ebenfalls drahtlos integrieren. An passiven Lautsprechern darf man 9 Stück verkabeln. Nutzt man die beiden Höhenkanäle, die bei Yamaha „Front Präsenz“ heißen, bleiben die Back-Rear-Boxen stumm – und umgekehrt. Welche Schallwandler gerade aktiv sind, entscheidet der aktive Decoder oder das konfigurierte Lautsprecher-Setup. Höhenboxen lassen sich als vordere Height-Speaker, Decken-Boxen oder Dolby Enabled-Lautsprecher einstellen. Freie Endstufen können für die Beschallung eines Nebenraums und das Bi-Amping der Frontboxen verwendet werden.
Die Optik der neuen AV-Receiver hat sich gegenüber den
Vorgängern stark verändert. Was waren die Gründe für
das neue Design?
Das vorherige Design war etwa 10 Jahre am Markt und aufgrund
von Marktumfragen hat man entschieden, dass es für
die neue Ausrichtung unserer AV-Receiver Zeit wäre, mal etwas
Neues zu machen. Ich persönlich war vor Entwicklungs beginn
mit einem Designmuster eine Woche durch Deutschland unterwegs
und habe unsere größten Händler zu dem neuen Design befragt und über 90 Prozent hat das neue Design gefallen und deswegen haben wir nun dieses neue Design.
Wann kommt der Nachfolger des RX-A3080 auf den Markt und wie viele Endstufen
hat er an Bord?
Die größeren Geräte über dem RX-A2A werden im April vorgestellt, dann verraten wir
auch die Anzahl der in den Geräten verbauten Endstufen.
Wann wird die volle HDMI-2.1-Funktionalität beim RX-V6A per Firmware integriert
und wie viele HDMI-Eingänge werden die 2.1-Norm dann unterstützen?
Aufgrund der bekannten Chip-Probleme kann aktuell noch kein Termin genannt werden.
Nach dem Update werden drei HDMI-Eingänge am RX-V6A über die HDMI-2.1-
Funktionalität verfügen.
Wird es eine Lösung für die 4K-HDR/120p-Problematik in Verbindung mit der
Xbox Series X geben?
Ja, wird es. Wann, ist aber aktuell noch nicht bekannt.
Wann wird HDR10+ per Firmware integriert?
Zusammen mit dem HDMI-2.1-Update.
Inwiefern hat die „High Slew Rate“-Technik Auswirkungen auf den Klang?
Die neuen Verstärker haben ein schnelleres Ansprechverhalten, sie können präziser
dem Signal folgen und dies wirkt sich hörbar auf die Präzision und Aufl ösung aus.
Plant Yamaha die Unterstützung des 3D-Tonformats Auro?
Das werden wir bei der Vorstellung der größeren Geräte im April verraten.
Bei den Decodern gibt es Dolby Atmos und DTS:X sowie deren Upmixer Dolby Surround und DTS Neural:X. Zudem ist der DTS Neo:6 an Bord, den Yamaha als Grundlage für seine zahlreichen DSP-Klangprogramme nutzt. Das bei 3D-Ton-Fans beliebte Cross-Format-Upmixing funktioniert beim V6A im vollen Umfang, auch Dolby-HD-Streams (True HD, Dolby Digital+) kann man mit DTS Neural:X zu 7.1- oder 5.1.2.-Ton hochmischen. Positiv sehen wir die Ankündigung zur künftigen Unterstützung (per Firmware-Update) von Dolbys Atmos Height Virtualizer, mit dem man 3D-Sound auch ohne Höhenboxen generieren kann. Hier setzte Yamaha in der Vergangenheit ausschließlich auf eigene DSP-Klangprogramme. Besagtes DSP-Repertoire hat der V6A natürlich ebenfalls an Bord, 17 „Cinema DSP 3D“-Programme fanden Einzug. Yamahas „Surround AI“-Technik findet man aber erst in größeren Modellen.
Bei der Boxenkonfiguration lassen sich die Abstände zum Hörplatz nach wie vor nur in 5-Zentimeter-Schritten einstellen, 1-Zentimeter-Einheiten wären präziser. Auch kann man die beiden Subwoofer-Ausgänge nicht getrennt regeln. Die 0,5-Dezibel-Schritte bei der Pegel kalibrierung sind hingegen optimal. Der grafi sche Equalizer fällt simpler aus als der parametrische EQ der Aventage- Modelle: Im V6A justieren die Regler 7 vorgegebene Frequenzen zwischen 63 Hz und 16 Khz für jeden Kanal. Die Frequenz selbst und deren Bandbreite lassen sich nicht verändern. Der Subwoofer- Kanal bietet nur 2 Frequenzbänder (63 Hz, 160 Hz).
Mit dabei ist auch Yamahas proprietäre Einmess-Automatik YPAO, die den Frequenzgang der Boxen den Raumverhältnissen anpasst. Bis zu 8 Messpunkte unterstützt das System, was bisher nur den Aventage-Modellen vergönnt war. Die Ergebnisse der Einmessung darf man allerdings nicht mit dem Equalizer nachjustieren.
Video und Multimedia
Alle HDMI-Buchsen verarbeiten 4K/60Hz-Signale und akzeptieren die Metadaten von HDR10, Dolby Vision und HLG. Auf Wunsch rechnet die Videoelektronik eingehende Signale bis zu 4K-Aufl ösung hoch, jedoch verzichtet der Receiver auf einen Video-Equalizer. Für das Multimedia-Streaming bietet der V6A AirPlay 2, Blue tooth und USB, über WLAN und Ethernet kann er auf einen Media-Server zugreifen. Beim Hi-Res-Streaming werden unter anderem die Formate FLAC, WAV und AIFF unterstützt. Bei den Streaming-Apps stehen Spotify, Napster, Qobuz, Deezer, Amazon Music und Tidal zur Wahl, kostenlose Musik liefert das Web-Radio. Dank DAB+ kann man Digitalradio auch über die terrestrische Antenne empfangen. Selbstredend unterstützt der V6A auch Yamahas Multiroom- und Streaming-System „MusicCast“, mit dem sich kompatible Komponenten zu einem Multiroom-System vernetzen lassen. Die Sprachsteuerung gelingt mit Amazon Alexa und Google Assistant, wofür man jedoch einen kompatiblen Smartspeaker benötigt.
auch die beiden Höhenlautsprecher berücksichtigen. Als Besonderheit – und hier ist Yamaha den Konkurrenten
voraus – lassen sich sämtliche Halleffekte auch manuell nach persönlichen Vorlieben konfi gurieren: So kann man über Parameter wie Verzögerungszeiten und Pegel den DSP-Effekt und damit die virtuelle Raumgröße
bestimmen (Bild unten).
Wie glaubwürdig das letztendlich klingt, hängt vom realen Hörraum und dem Lautsprecher-Aufbau ab:
Aus halligen Umgebungen kann auch fortschrittlichste DSP-Technik keinen klanglich perfekten Kinosaal zaubern
– der DSP-Nachhall und der des Hörraums addieren sich ungünstig auf. Das Ergebnis überzeugt umso
mehr, je trockener der Hörraum ist. Auch die Anzahl der Lautsprecher und der Abstand zu ihnen ist von Belang.
Mit mehr Schallquellen und kürzeren Distanzen kommt mehr Direktschall beim Hörer an, wodurch der Eigenklang
des Wiedergabe raums in den Hintergrund tritt.
Das scharfe Onscreen-Menü poppt links zu einem Drittel des Bildschirms auf. Es kommt schlicht und ohne Bilder daher, erfüllt aber seinen Zweck. Überarbeitet hat Yamaha das Web-Setup (Bild unten): War es bisher verschachtelt und optisch wenig ansprechend, präsentiert es sich nun übersichtlicher und hübscher. Aufgerufen wird es über die IPAdresse des Receivers, ins erweiterte Menü gelangt man mit dem Anhängsel „/setup“. Wie üblich lässt sich der Yamaha-Receiver auch über die MusicCast- App oder die Controller-App steuern.
Tonqualität
Bei der Leistungsmessung lieferte der V6A im 5.1-Betrieb (6 Ohm) nicht gerade üppige 44 Watt pro Kanal, im 7-Kanal-Modus waren es gar nur 22 Watt (6 Ohm). Im Stereo-Modus konnte er hingegen mit starken 179 (4 Ohm) bzw. 148 Watt (6 Ohm) punkten. Ganz überraschend kommt das nicht, konnten wir ein ähnliches Verhaltensmuster doch bereits bei den Tests des größeren RX-A780 und des kleineren RX-V585 feststellen. Der durchschnittliche Stromverbrauch des V6A betrug 290 Watt, im Eco-Modus fi el der Verbrauch auf 173 Watt.
In unserem Hörtest war die geringe Leistung des Yamaha aber selbst mit höheren Pegeln praktisch nicht hörbar. Bei Rockmusik musizierte der V6A ebenso klar und luftig wie dynamisch. Klassische Musik bot eine glaubhafte Räumlichkeit mit differenzierbaren Instrumenten. Bässe spielten sauber, wenn auch etwas unterrepräsentiert mit den Einstellungen der Einmessung. Apropos: Die YPAO-Automatik förderte plausible Ergebnisse bei den Boxen-Parametern zutage. Mit den Filtern der Einmessung („Natürlich“, „Linear“) spielte der Amp etwas dunkler, was je nach Aufnahme von Vor- oder Nachteil sein kann. Gerade bei fein aufgelösten Aufnahmen fehlte uns so etwas Brillanz.
Dolby-Atmos-Trailer wie „Amaze“ und „Audiosphere“ hievte der Yamaha recht eindrucksvoll in den Hörraum. 2D-Effekte tönten greifbar und präzise, Höheneffekte spielten aber etwas nach vorne versetzt, was angesichts von nur 2 vorderen Höhenboxen/Präsenz-Speakern nicht überraschen darf. Im 5.1.2-Betrieb fehlen zudem die Back-Rear-Boxen, was das Klangfeld ebenfalls schrumpfen lässt und kleine von großen AV-Receivern maßgeblich unterscheidet – auch das kostet Punkte.
„YPAO Volume“ bietet eine Kompression des Dynamikumfangs („Adaptive DRC“). Die Schaltung funktionierte allerdings nur bei 2D-Sound. Zudem dürfte die Reduktion von Dynamik und Bass stärker ausfallen. Mit Stereomusik spielte der Yamaha-Amp im „Pure Direct“-Modus klar, präzise, räumlich und mit konturiertem Bass.
Der Testbericht Yamaha RX-V6A (Gesamtwertung: 62, Preis/UVP: 720 Euro) ist in audiovision Ausgabe 3-2021 erschienen.
Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.
AV-Fazit
Bei der Anzahl der HDMI-2.1-Eingänge legt Yamaha vor, auch die flexible Streaming-Ausstattung und der gute Klang gefallen. Leider lässt der RX-V6A bei der Leistungsmessung viele Federn, so dass es letztendlich nur für ein „befriedigend“ reicht.
Andreas Oswald