Samsung HW-Q995GD (Test)

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Samsungs neues Soundbar-Flaggschiff HW-Q995GD hat sich optisch nicht verändert. Bei der Technik gab es jedoch spannende Optimierungen für Bild und Ton. Neu sind zudem Komfort-Funktionen und praktische Sound-Modi für den Alltag.

Neues Jahr, neues Glück. Das braucht Samsung bei seinen Soundbars aber nicht wirklich, denn die Klangriegel der Koreaner gehören bei Klang und Ausstattung schon lange zur Spitze am Markt – auch in unseren Tests fahren die Modelle regelmäßig Top-Bewertungen ein. Trotzdem gibt es Raum für Verbesserungen, was der Hersteller jährlich nutzt, um seine Tonbalken zu optimieren – mal mehr, mal weniger. In diesem Jahr etwas mehr.

Die neue Q995GD ersetzt das bisherige Spitzenmodell Q995GC, man muss also genau auf die Bezeichnung schauen, um nicht ein altes Modell zu erwischen, das derzeit übrigens bei vielen Händlern zum Schnäppchenpreis zu ergattern ist – statt ehemals 1.600 teils unter 1.000 Euro. Für die Neue verlangt Samsung hingegen 1.700 Euro und viel günstiger bekommt man den brandneuen Tonbalken (noch) nicht.

Optisch hat sich im Falle der Q995GD allerdings nichts verändert, die gut 1,23 Meter breite und 7 Zentimeter hohe Klangbar gleicht dem Vormodell wie ein Ei dem anderen – was man gut oder weniger gut finden kann. Design ist Geschmackssache und am kantig-technischen Aussehen des Samsung-Riegels können sich die Geister scheiden.

Nichts zu meckern haben wir an der Verarbeitungsqualität, die Materialanmutung fällt ebenfalls gut aus, denn ein Großteil der Soundbar besteht aus Aluminiumgittern, nur Rück- und Unterseite sind aus Kunststoff gefertigt. Für uns weniger gelungen ist das nach wie vor weit rechts sitzende Display, das zudem etwas klein ausfällt, nur 3 Buchstaben im Lauftext anzeigt und sich hinter dem Gitter schlecht ablesen lässt. Statt das Design zu ändern, hat sich Samsung etwas anderes einfallen lassen.

Die flache Fernbedienung punktet mit guter Übersicht und großen wie klaren Druckpunkten der Tasten. Das Gehäuse besteht aber aus Kunststoff.

Smarter und weiblicher
So bestätigt eine neue Sprachführung via Frauenstimme (ähnlich der Soundbar LG S95TR, Test auf Seite 60) getätigte Eingaben bzw. Einstellungen. Man kann auch zu Samsungs „Smart Things“-App greifen, für deren Nutzung man sich jedoch bei den Koreanern registrieren muss. Neu ist zudem die Integration von Google Chromecast, so dass Musik-Streaming jetzt vielfältiger erfolgen kann. Bluetooth, AirPlay und Samsungs Tap-Sound-Technik beherrschte bereits das Vormodell.

Eine weitere Neuerung ist die Kompatibilität bzw. die Option, seine Samsung-Bar in das Roon-Ökosystem einzupflegen. Verwundern sollte das nicht, denn die Samsung-Tochter Harman hat Roon Labs kürzlich übernommen.

Für mehr Praktikabilität im Alltag hat Samsung zudem zwei neue Sound-Modi integriert. Das „Sound Grouping“ macht die mitgelieferten Rear-Boxen zu vollwertig aufspielenden bzw. gleichberechtigten Lautsprechern, um Musik raumfüllender zu verteilen. Das klappte im Test sehr gut und entspricht klanglich in etwa dem „All Channel Stereo“-Modus in vielen AV-Receivern. Einmal aktiviert, ist es praktisch egal, wo man steht, sitzt oder tanzt – der Sound tönt ansprechend von überall. Die Raumklang-Programme lassen sich dann allerdings nicht mehr nutzen – alle vier Klangmodi klingen identisch.

Gleiches gilt für den neuen „Private Rear“-Modus, in dem ebenfalls die Rear-Boxen eine zentrale Rolle einnehmen. Einmal aktiviert, spielen nämlich nur noch diese auf, Soundbar und Subwoofer bleiben stumm. Natürlich werden hierbei alle Tonsignale bzw. Tonkanäle umgeleitet, so dass keine Informationen verloren gehen. Die Idee dabei ist simpel: Rear-Boxen stehen meist deutlich näher am Hörplatz als die Soundbar, entsprechend kann man über diese auch leiser hören, worüber sich die Nachbarn freuen dürften. Im Test klappte das ausgezeichnet, klanglich geht man dabei jedoch einige Kompromisse ein.

3D-Ton aus 4 Speakern: Die Samsung HW-Q995GD bietet 11.1.4-Kanäle mit 22 Treibern für eindrucksvollen Rundum-Sound. Schwachpunkt ist wie bei allen Systemen mit Up-Firing-Chassis der Höhen-Sound per Deckenreflexion.

Die Samsung HW-Q995GD verfügt bereits über 7.0.2-Kanäle, doch erst in Kombination mit externen Surround-Boxen kommt vollwertiger Raumklang auf. In jedem der beiden mitgelieferten Speaker (PS-RQ990D) sorgen drei Treiber für aufgefächerten Surround- und Höhensound: Ein Chassis sitzt frontal, eines auf der Oberseite, ein Treiber befindet sich seitlich im Gehäuse. Während das vordere Chassis für Direktschall zum Ohr sorgt, strahlen die anderen ihren Schall zur Decke bzw. zur Seitenwand ab, von wo die Tonsignale via Reflexionen zum Hörplatz gelangen sollen.

Die beiden je ca. 13 x 20 x 14 Zentimeter großen und 3,4 kg schweren Rear-Lautsprecher kommunizieren per Funk mit der Soundbar, die Verbindung funktionierte im Test über rund 4 Meter fehlerfrei. Verstärker sind bereits in die Boxen, die ans Stromnetz angeschlossen werden müssen (kein Akku-Betrieb), integriert.

Die aktiven Rear-Boxen (13 x 20 x 14 cm) kommunizieren per Funk mit der Soundbar. Die Front-, Side- und Up-Firing-Chassis sorgen für realistischen Raumklang in Verbindung mit der Soundbar.

Getüftelt hat Samsung auch an der „Aktiven Sprachverstärkung“. Die Schaltung setzt jetzt auf KI, um störende Geräusche im Umfeld des Fernsehers zu erkennen und durch die Anhebung von Dialogen bzw. Stimmen eine verbesserte Sprachverständlichkeit zu erzielen.

Doch nicht nur beim Ton gibt es Neuerungen, auch auf Video-Seite hat sich Samsung ins Zeug gelegt und eine längst überfällige Anpassung vorgenommen. Statt HDMI 2.0 gibt es jetzt HDMI 2.1. Das bedeutet, die Q995GD kann 4K-Signale mit 120 Hertz inklusive einer variablen Bildwiederholrate (VRR) und mit verminderter Latenz (ALLM) durchschleifen – was besonders für Gamer spannend ist. Die Xbox und/oder eine PlayStation kann man so direkt an eine oder beide HDMI-Buchsen der Bar stöpseln. Auch HDR unterstützt der Samsung-Riegel in Form von HDR10 und HDR10+; das Konkurrenzformat Dolby Vision bleibt wie bei den hauseigenen Fernsehern auf der Strecke. Natürlich ist eARC integriert, um HD-Ton vom TV zur Bar zu leiten.

Bewährtes und Bekanntes
An der Audio-Konstruktion hat sich hingegen nichts geändert. Verteilt über Soundbar, Subwoofer und die beiden Satelliten-Boxen erzeugen 22 Treiber ein 11.1.4-Kanalsystem für Sound mit Dolby Atmos und DTS:X. Bass und Höhen lassen sich bei Bedarf manuell justieren, auch die Pegel für Center und alle Kanalpaare darf man separat anpassen. Die automatische Sound-Kalibrierung „Space Fit Pro“ ist wieder mit an Bord. Sie optimiert nicht nur die Surround-Performance und Sprache, sondern auch die Bass-Wiedergabe. Die vier vorhandenen Sound-Surround-Modi nennen sich „Standard“, „Surround“, „Adaptive Sound“ und „Game Pro“, wobei „Standard“ das Tonsignal möglichst originalgetreu wiedergibt.

Sehr praktisch ist die Kopplung von TV und Soundbar via WLAN oder Bluetooth. Auch 3D-Ton lässt sich so ohne HDMI-Verbindung zum Fernseher streamen. Allerdings ist man hierfür auf kompatible Samsung-Modelle des Jahrgangs 2022 oder jünger angewiesen.

Die HDMI-Eingänge bzw. der HDMI-Ausgang samt eARC arbeiten nach dem 2.1-Standard, auch Signale mit 4K/120Hz, ALLM und VRR schleift die Bar durch.

Mehr ist besser, das gilt besonders beim Thema Lautsprecher und Surround-Sound. Warum also nicht die integrierten Speaker eines Fernsehers nutzen, um sie mit einer Soundbar zu koppeln und so das Klangerlebnis zu steigern?

Einen ähnlichen Ansatz wie Konkurrent LG mit dem „WOW“-Feature verfolgt Samsung mit der Q-Symphony-Technik. Voraussetzung hierfür ist, dass der Samsung-Fernseher und die Soundbar das Feature unterstützen, eine Liste all solcher Modelle findet man auf der Samsung-Webseite. Sind beide Kandidaten kompatibel, synchronisieren sich die Spielpartner und musizieren praktisch im Duo. Die Verbindung klappt mit neueren Geräten auch drahtlos über WLAN, klassisch geht es per HDMI eARC oder Toslink. Die Soundbar übernimmt dann den Löwenanteil der Tonsignale und bedient die vorhandenen Kanäle; bei der HW-Q995GD sind es bereits stolze 11.1.4. Die Lautsprecher im Fernseher werden hingegen gezielt zur Steigerung des Raumgefühls eingesetzt.

Über das Menü des Fernsehers kann man wählen, ob Bar und TV oder nur die Bar spielen sollen. Der Klang der Soundbar lässt sich zudem über einen 8-bandigen Equalizer am TV einstellen.

Spielen im Duo: Während die Soundbar die klassischen Tonkanäle bedient, sorgt der via Q-Symphony gekoppelte Fernseher für mehr Raumgefühl.

Praktisch finden wir die volle Integration von Amazon Alexa, das heißt zur Nutzung des Dienstes wird kein zusätzlicher Smartspeaker benötigt. Interessant ist in dieser Hinsicht auch die Einbindung von Samsungs „SmartThings“-Hub (inklusive „Matter“-Kompatibilität). Damit lassen sich kompatible Smart-Geräte im Haushalt über die Alexa-Sprachsteuerung der Q995GD bedienen.

Konnektivität
Alle Anschlüsse befinden sich wie gehabt an der Unterseite der Bar, Kabel werden durch ausreichend große Aussparungen geführt. Zu den beiden HDMI-Eingängen und dem HDMI-Ausgang samt eARC nach 2.1-Standard gesellt sich eine Toslink-Buchse, die naturgemäß jedoch keinen HD/3D-Ton entgegennehmen kann. Die USB-Buchse dient nur zu Service-Zwecken, einen Media-Player hat die Bar nicht integriert. Für das Audio-Streaming sind wie bereits erwähnt Bluetooth, AirPlay 2, Chromecast und die „Tap Sound“-Funktion dabei; Letzteres klappt aber nur mit kompatiblen Samsung-Smartphones.

Trotz HDMI-Ausgang gibt es kein Bildschirm-Menü. Die Basis-Bedienung (Quelle, Volume, Mikrofon An/Aus) kann über Knöpfe an der Soundbar erfolgen, mehr Optionen ermöglicht der mitgelieferte Geber, der zwar nur aus Kunststoff besteht, sich aber intuitiv und komfortabel bedienen lässt.

Tonqualität
Klanglich gibt es wenig Neues, was aber kein Beinbruch ist, denn im Hörtest musizierte bereits die HW-Q995GC recht ausgewogen, dynamisch und locker. Gleiches kann man von der Q995GD berichten, Bässe spielten zudem schön druckvoll, konturiert und ohne Dröhnen. Etwas Kritik muss sich der Riegel bei gehobenen Pegeln gefallen lasen, dann kippte der Sound schon mal ins Aggressive bis Spitze. Audiophiler Feingeist oder überbordende Klangfarben gehören nicht zu den Stärken der Bar. Die Verständlichkeit von Sprache gelang der Samsung hingegen sehr gut und änderte sich auch bei seitlichen Abhörwinkeln nicht.

Der Aktiv-Subwoofer PSWQ990D (22 x 41,3 x 41 cm) mit 8-Zoll-Chassis gehört zum Lieferumfang. Er wiegt knapp 12 Kilogramm und leistet 200 Watt. Auf der Rückseite befindet sich ein Bassreflex-Rohr.

Die Räumlichkeit des Klangs umhüllte unseren Hörplatz eindrucksvoll – besser geht es im Soundbar-Segment kaum. Mit Dolby-Atmos-Trailern gelang der Samsung-Bar ein sehr weites Sound-Feld, in dem Effekte ortbar platziert wurden bzw. herumflogen – und das dank der Surround-Speaker auch hinter oder seitlich unseres Sitzplatzes. Bei Höheneffekten muss man prinzipbedingt (Upfiring-Chassis mit Schall via Deckenreflexion) Abstriche machen, das schaffen Sound-Anlagen mit dedizierten Decken/Height-Speakern deutlich besser. Dennoch schaffte es die Q995GD, zumindest ein Gefühl von Höhe zu vermitteln, auch wenn Effekte nicht direkt über unseren Köpfen schwebten.

An Kraft und Tiefgang fehlte es dem Subwoofer nicht, selbst der „Powerful Bass“ im Dolby-Clip „Amaze“ rumpelte mächtig. Auch der Panzer im Finale von „Ghost in the Shell“ (Dolby Atmos) durfte mit angemessener Wucht in unserem Hörraum wüten. Apropos Wüten: Der Nachtmodus verrichtete seinen Dienst überzeugend und reduzierte das Feuerwerk des Panzers in Dynamik und Bass.

Stereo-Musik klang auf der Samsung-Bar klar und recht ausgewogen – bei lauten Pegeln schlich sich dann wieder die ein oder andere Härte ein. Federnde Bässe mit gutem Tiefgang, ansprechende Dynamik und sauber aufgelöste Höhen tragen zum Spaßfaktor bei. Im „Standard“-Modus reichte das Schallfeld kaum über die Maße der Bar hinaus, deutlich räumlicher klang es per Upmix mit den anderen Klangprogrammen, die ihren Job solide verrichteten, also ohne den Klang groß zu vermiesen.

Unterm Strich lieferte die HW-Q995GD eine vorzügliche Klang- bzw. Surround-Performance auf Soundbar-Spitzenniveau. Wer mehr möchte, muss zu einem klassischen 5.1-Boxenset greifen.

Der Testbericht Samsung HW-Q995GD (Gesamtwertung: 86, Preis/UVP: 1.700 Euro) ist in audiovision Ausgabe 7-2024 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

86 Sehr gut

Samsungs neues Soundbar-Flaggschiff HW-Q995GD liefert ausgezeichneten Surround-Klang. Die Ausstattung inklusive HDMI 2.1 und vielen Streaming-Optionen lässt ebenfalls keine Wünsche offen.

Andreas Oswald

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