Samsung HW-Q900T (Test)

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Samsungs zweitgrößte Soundbar HW-Q900T muss ohne die rückwärtigen Boxen des Topmodells HW-Q950T auskommen, kostet dafür aber auch weniger. Bietet der Klangriegel das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis?

Die HW-Q950T von Samsung bot als erste uns bekannte Soundbar 9.1.4-Kanäle dank integrierter Front-Wide-Speaker. Mit 1.500 Euro ist der gewaltige Klangriegel allerdings kein Schnäppchen. Die kleine Schwester belastet mit 1.050 Euro den Geldbeutel weniger und fällt dabei weitgehend baugleich aus, trotzdem hat sie weniger Features.

7.1.2 ohne Rears
Der offensichtlichste Knackpunkt liegt im Lieferumfang: Während das Topmodell mit zwei externen Surround-Boxen samt Up-Firing-Modulen (also insgesamt 4 Kanäle) auftrumpft, verzichtet die Q900T auf die beiden Trabanten. Rechnerisch schrumpft damit die Anzahl der verfügbaren Kanäle von 9.1.4 auf 7.1.2. In der Praxis hat das klangliche Auswirkungen, denn separate Rear-Boxen vergrößern das Klangfeld und ermöglichen zudem präzise Toninformation hinter dem Hörplatz. Die Q900T zieht klanglich somit ab Werk den Kürzeren.
Wer trotzdem die 1.500 Euro scheut, kann für 180 Euro separate Rücklautsprecher in Form des Wireless Rear Speaker Kit SWA-9000S erwerben, mit denen sich die Q900T aufrüsten lässt. Genannte Speaker verzichten jedoch auf die Up-Firing-Treiber für 3D-Sound.

Seitlich verfügt Samsungs Q900T über hintere Surround-Treiber (rechts) sowie vordere Front-Wide-Speaker.

Inklusive „Q-Symphony“
Die Soundbars Q900T und Q950T selbst sowie die mitgelieferten Subwoofer bieten keine offensicht­lichen Unterschiede bei ihren technischen Daten, der Ausstattung und im Design. So kann sich als Neuerung auch die Q900T dank „Q-Symphony“-Technik mit einem kompatiblen Samsung-Fernseher der Q-Serie koppeln und zusammen aufspielen.

Das Design hat sich im Vergleich zu früheren Modellen ebenfalls gewandelt. So umhüllt die Q900T eine dunkelgraue Stoffverkleidung des dänischen Textilherstellers Kvadrat. Zudem geriet das Gehäuse flacher als beim Vorgänger, mit knapp 7 Zentimetern dürfte die Q900T vor die meisten Fernseher passen, ohne ins Bild zu ragen. Klein ist die Soundbar mit ihren 123,2 Zentimetern Breite und 13,8 Zentimetern Tiefe aber trotzdem nicht. Wem die Größe zu aufdringlich ist, der kann den Klang­riegel dezent unter dem Fernseher an die Wand montieren, eine Halterung hierfür liegt bei.

Rückmeldung gibt die Bar über ein gut leser­liches Display, das jedoch auf der Oberseite liegt und das man vom Sitzplatz aus nicht sieht. Die Grundbedienung (Quelle, Volume, Mikrofon An/Aus) kann über die Knöpfe an der Gehäuseoberseite erfolgen, mehr Optio­nen bietet die handliche Fernbedienung.

Mehr ist besser, das gilt ganz besonders beim Thema Boxen und Surround-Sound. Warum also nicht die integrierten Speaker eines Fernsehers nutzen, um sie mit einer Soundbar zu koppeln und so das Klangerlebnis zu steigern? Diesen Ansatz verfolgt Samsung mit seiner neuen Q-Symphony-Technik, die „im Samsung Audio Lab in Kalifornien entwickelt, getestet und abgestimmt“ wurde, worauf der Konzern stolz hinweist. Voraussetzung hierfür ist, dass der Samsung-Fernseher und die Soundbar das Feature unterstützen. Im Einzelnen sind dies die Klangriegel HW-Q60T, HW-Q70T, HW-Q800T, HW-Q900T und HW-Q950T sowie alle QLED TVs 2020 ab der Modellreihe Q80T und höher.
Sind beide Kandidaten kompatibel, synchronisieren sich die Spielpartner und musizieren praktisch im Duo. Die Soundbar übernimmt dabei den Mammutanteil der Tonsignale und bedient die Links/Rechts, Center, Rears und Surround- bzw. Höhenkanäle.

Spielen im Duo: Während die Soundbar die klassischen Tonkanäle bedient, sorgt der via Q-Symphony gekoppelte Fernseher für mehr Raumgefühl.

Im Fernseher kommen nur die Up-Firing Speaker zum Einsatz, die den Sound nach oben hin in den Hörraum abgeben. Ziel ist eine Steigerung des Raumgefühls und eine „Anhebung“ des Sound-Geschehens auf die Höhe des Bildschirms.

Mit dem
optional erhältlichen „Wireless
Rear Speaker Kit“ SWA-9000S lässt sich Samsungs
Q900T-Soundbar um Rücklautsprecher erweitern.

Ausstattung & Praxis
Alle Anschlüsse befinden sich auf der Unterseite, Kabel werden durch Öffnungen gezogen. Es gibt zwei HDMI-Eingänge sowie einen HDMI-Ausgang samt eARC. Alle HDMI-Terminals arbeiten nach 2.1-Norm, schleifen 4K/60p-Signale durch und beherrschen HDR10 und HDR10+. Verzichten muss man wie bei den hauseigenen Fernsehern auf Dolby Vision. Ton kann auch via Toslinkkabel zugespielt werden, analoge Schnittstellen gibt es keine.

Audio-Streaming funktioniert über Bluetooth, mit Samsungs „Smart Things“-App lässt sich die Q900T für die Heim-Automatisierung programmieren oder in ein Multiroom-System inte­grieren. Die „Tap Sound“-Funktion ermöglicht mit kompatiblen Samsung-Smartphones ebenso unkompliziertes Streaming; das Handy wird hierfür nur auf die Bar gelegt. Die Sprachsteuerung klappt mit Alexa.

Die Fernbedienung ist eine alte Bekannte: Sie liegt gut in der Hand und besitzt separate Volume-Tasten für Soundbar und Subwoofer.

16 Treiber für immersiven Ton
Die Q900T erzeugt ihren 3D-Sound über 7.1.2 diskret angesteuerte Kanäle. Zwei Chassis strahlen zur Decke (Up-Firing), zwei zu den Seiten (Rears), zwei halbschräg nach vorn (Front Wide) und 9 Treiber nach vorn (je 3 für Links, Center, Rechts). Treiber Nummer 16 schuftet im Subwoofer. Summa Summarum stehen laut Samsung 406 Watt an Verstärkerleistung zur Verfügung.

Bei den Decodern sind Dolby und DTS mit Dolby Atmos und DTS:X an Bord. An Klangschaltungen gibt es „Adaptive Sound“, „Surround“ und „Game Pro“, die alle einen 3D-Upmix durchführen. „Standard“ gibt den anliegenden Sound-Stream in seiner ursprünglichen Kanalkonfiguration wieder. Bei nativem 3D-Ton sperrt die Bar jegliche Klangmodi.

Für alle Kanäle darf man die Pegel separat anpassen, Bass und Höhen lassen sich über das Menü einstellen, ebenso das Lip-Sync, das Ton um bis zu 300 Milli­sekunden verzögert. Eine Dynamik-Kompression fürs Leise­hören fehlt hingegen.

Der 21 x 40,3 x 40,3 cm große Subwoofer mit seitlichem Chassis gehört zum Liefer­umfang. Er wiegt knapp 10 Kilo und leistet 160 Watt. Auf der Rückseite befindet sich ein Bassreflex-Rohr. Die Kommunikation mit der Soundbar erfolgt per Funk.

Tonqualität
Erwartungsgemäß spielte die Q900T im Stil ihrer großen Schwester. Die Klangprogramme „Standard“ und „Adaptive Sound“ musizierten dabei tonal am ausgewogensten, an die leichten Verfärbungen gewöhnt man sich schnell im Alltag. „Surround“ und „Game Pro“ klangen hingegen etwas hohl und nach digitaler Klangverarbeitung, was besonders bei Effekten auffiel, die auf die Rear-Kanäle gemischt wurden. Die Verständlichkeit von Sprache war bei frontaler Sitzposition bestens und nahm auf seitlichen Plätzen nur etwas ab.

In Sachen Bass und Dynamik konnte die Q900T mit der Q950T gleichziehen und ließ es bei Action­szenen kräftig donnern – auch bei gehobenen Pegeln, die ohne Verzerrungen schallten. Selbst der „Powerful Bass“ in Dolbys „Amaze“-Trailer hatte ausreichend Druck und Tiefgang.

Hörbare Unterschiede zwischen der Q900T und der Q950T ergaben sich in der Räumlichkeit des Klangfeldes, was naturgemäß an den fehlenden Rear-Boxen lag. Bot die Q950T auch hinter dem Hörplatz noch Toninformationen, so stieß die kleine Schwester hier an ihre Grenzen. Dennoch überraschte der Klangriegel mit einer Räumlichkeit, wie sie selten bei Soundbars ohne separate Surround-Boxen anzutreffen ist. So wirbelten Effekte nicht nur zwischen Bar und Hörplatz gut umrissen herum, sondern entfalteten sich auch neben dem Sitzplatz – die seitlichen Chassis zahlen sich offenbar aus.

Alle Anschlüsse sitzen auf der Unterseite: Neben zwei HDMI-Eingängen gibt es einen HDMI-Ausgang inklusive eARC sowie eine Toslink-Buchse.

Höhen-Effekte spielten in unserem Hörraum trotz der verbauten Up-Firing-Chassis von vorn und etwas über der Soundbar. In diesem Aspekt bekleckerte sich jedoch auch die große Q950T nicht mit Ruhm – trotz zusätzlicher Rück-Speaker mit inte­grierten Höhen-Chassis. Voll überzeugen konnte das Klangfeld der Q900T auf der Front, wo sich eine sehr breite Klangbühne öffnete, auf der die realistisch klingenden Effekte präzise ortbar wurden.
Stereo-Musik bereitete dank der großen und luftigen Wiedergabe viel Freude, hier machte sich die Breite der Bar abermals in der räumlichen Zuteilung von Instrumenten positiv bemerkbar. Der 3D-Ton-Upmix funktionierte mit Musik in unseren Ohren weniger gut als mit Filmton und führte zu hörbaren Verfärbungen, wobei das „Adaptive Sound“-Programm noch die beste Mischung aus Räumlichkeit und Klangfarben fand.

 

Der Testbericht Samsung HW-Q900T (Gesamtwertung: 80, Preis/UVP: 1050 Euro) ist in audiovision Ausgabe 12-2020 erschienen.

Der entsprechende Testbericht ist in unserem Shop als PDF-Dokument zum Download erhältlich.

AV-Fazit

80 Sehr gut

Wem die Q950T zu teuer ist oder wer keinen Platz für Rear-Speaker hat, für den ist Samsungs zweitgrößte Soundbar Q900T die erste Wahl. Sie punktet mit großem und kräftigem Klang, nur bei der Räumlichkeit muss man leichte Abstriche machen.

Andreas Oswald

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